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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 176 (1. Juli 1903 - 31. Juli 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0055

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Erschtint täglich, SonntagS auSgenommen. Prei» mit Familienblätter, monattich vv Pfg. tn'» Hau» gebracht, bei der Expedition «nd den Zweigstationen abgeholt »0 Pfg. Durch die Psft

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Papabili.

U Die Kandidaten für dcn Päpstlichrn Stuhl.

^ Ter ..Berlincr Localanzeiger" schreibt:

^ ^Oibgleich es verboten ist, daß die Kardinäle bor dem
<ode des Papstes einej gieuwahl befprechen, so erscheint es
^och menschlich und natürlich, daß sie alle Einflüsse abwä-
8en. welche znr Wahl des einen oder andern sühren könn-
auch schon ehe der heilige Vater gestorben ist. Aber
Zntrigen fangen doch erst an zu spielen, wenn das
^onklave syne Tätigkeit beginnt, weun der Ehrgeiz ein-
^elner alle Kräfte in sieberhafter Erregnng erhält, wenn
lhch Parteien bilden sür den einen oder andern. So war
^ immer, und denselben Charakter wird auch das künf-
llge Kvnk'lave Haben. Vor allem wird es sich darum han-
"eln, ob die nicht zur Kurie gehörigen Kardinäle und die
Mswärtigen 5tirchensürsten b,ereit sein werden, für den von
uer Kurie vorgeschlagenen Kandidaten zu stinimen. Bei dem
letzten- Konklave herrschte ein Ziemlich einmütiger Geist,
ubex sest 1878 hat sich die Situation so geändert, daß man
vn die Wahl des Nachfolgers Leos XIII. nnter Beobach-
"uig gcmz anderer Gesichtspunkte herantreten wird. Die
aiiswärtigen Kardinale werden beispielsweise mit einem
6unz festen Programni das Konklave betreten. llnter den
chUrien-Knrdinälen herrscht große Meinungsverschiedenheit.

einen wollen einen Papst, der das politische Erüe
'ddos XIII. hüten soll, — es sind dies natürlich alle die-
l^uigen, welche Leo XIII. den Kardinalshut verdanken:
^udere wollen einen Neformpapst, welcher die Kirche dem
^Nodernen Zeilgeist cntsprechend umgestaltm soll, dazn ge-
wren alle die „amerikanisch" angehauchten katholischen
^reise Dcutschlands, Frankreichs, Englands nnd vor allem
""Uw'ikas; eine dritte Partei endlich möchte einen Papst,
blcher auf ihre besonderen, besonders Jtalien betreffen-
holitischen Jdeen eingeht. Diese drei Prinzipe werden
?u künftigen Konkkave um den Vorrang streiten, es scheint
lbdoch ausgeschlossen, daß eines der letzten beidcn die Ober-
Mld gewimit, Sicher ist auch, daß die Meinnng der Ku-
leil-Kardmäle durchaus nicht von den auswärtlgen Kardi-
ulen geteilt werden wird. Und diese geben im Konklave
^u Ausschlag, da sie die Hälste der Stimmen besitzen,
schon genügen, um eine Wahl dnrchzusetzen. An
- lvsrd sjth daher das Netz der Wahlintrigen heran-
sUachcn. Einig ist man übrigens darnber, wieder einen
mlienischen Papst zu wählen. Doch denken natürlich nicht
Kardinäle einig, wenn es sich um Nennung eincs Na-
^chus handelt, und viele sind Feinde der Wahl eines
' Urien-Kardinals. Es sind zwölf italienische Kardinäle,
klchg tzer Kurie angehören, und zwar:

Prisco, Erzbischof von Neapel 66 Jahre alt,
Sarto, Patriarch von Venedig 67 Jahre alt,
Manara, Bischof von Ancona 73 Jahre alt,
Riboldi, Erzbischof von Ravenna 64 Hahre alt,
Portanova, Erzbischof von Reggio 58 Jahre alt,
Francica-Nava, Erzb. v. Eatania 67 iJahre alt,

Der Emsiedler im Waldhause.

^Utvrisierte Uebersehung des Romans don M. E. Braddo n.

(Fortsetzung.

^ Tobb würde noch weitcr crzählt haben, aber in diescm
^chgenhlick lenkte Dora seine Aufmerksamkeit auf sich; sie war
mrnächtig von ihrem Stuhl gesunken; man mußte cincn Wa-
holen, um sie nach dcm Schlosse zu bringcn, und schon am
siw^ri des folgcnden Tagcs, am Sonntag, brach cin hcftigcZ
^ eber bei ihr aus. Der sic behandelnde Arzt sagtc, eine tiefe
tzsrnerschütterung müsse die Ursache scin.
jc -en der liebedollsten Weise widmete Molly sich der Pflege
s^.Zofe und cinstigen Schulkamerädin.
r,:-oür dic Baronesse warcn sene stillen Tage, währcnd welcher
Ni, ? Hause sich rührte und sedcs Geräusch ängstlich ver-
stmi " tvurde, damit Holborns unruhiger Schlummer nicht gc-
^werde, fast unerträglich gewesen.
stn ^tzndenlang hatte sie allein in ihrem Zimmer gcsessen, von
so namenloscn Angst gefoltert, datz sie sich zu keiner Be-
szwügung aufraffcn konnte. Man batte ihr gcsag^, dotz es
q,-, Holborn kcine Hess.iung mehr gebc. Dcr Tod nahte ihm
vi^Tw'chen Schritten, unabwendbaren Schritten; ste zweifelte
Lxis^' bah der Sterbende von Georgs Hand niedcrgcstreckt wor-
8hve Befürchtungen hatten ihr die Lippcn geschlosscn
.^Zran verhindert, nähcre Erkundigungen übcr die Art
tzZ Weise einzuziehen, in welcher das Verbrcchen verübt wor-
" war.

rji-^ütte Molly gewutzt, dah dcr Schuh auf Holborn hintcr-
ühTtz,. abgefeuert worden war, so würde sie all ihrer Sorge
tz;,, wben aewesen scin. Unter keincrlei Umständcn würde sie
tzlgiN Eines MeuchclmrrdeS fü.r käbig gehaltcn babcn Sie
sp'sisi. ' die beidcn Männcr wärcn einand-'- Ar.gcsicht zu
b""ee.nT, uno es hätte eine Art Zweikampf zwischen
'tattgcfunden, in dem .dcr Schuldize gcsaL::: war. Da«
iEorreri ^ uieser Vorstcllung machte ihrc inncrstc Scclc cr-

s Richelmy, Erzbischof von Turin 53 Jahre alt,
-Dell'Olio, Erzbisch-of v. Benevent 56 Jahre alt,
Boschi, Erzbischof von Ferrara 66 Jahre alt,
Capecelatro, Erzbischof v. Capua 78 Jahre. alt,
Celesia, Erzbischof von Palermo 88 Jahre alt,
Baciliori, Bischof von Verona 61 Jahre alt,
Kardinäle der Kurie sind alle diejenigen Kardinälc,
welche ihren ständigen Wohnsitz in Rom haben nnd teil-
nehmen -an den Arbeiten der verschieÄenen Kongregatiönen
iind Kirchenänster; sie bilden die Regierimgsgewalt oder,
wenn man will, das Ministerium der Kjrche. Die Ku-
rienkardinäle beziehen vom heiligen Stuhle eine Sonder-
apanage von 20 000 Lire. Der Papst war daher immer
sehr sparsam mit ihrer Ernenniung und erst die Konsistorien
nach seiner Qperation im Jahre 1899 haben dem Kollegium
der Kurienk'ardinäle wieder frisches Blut zugeführt. Unter
den Kurienkardinälen befinden sich drei Ausländer, der
spanische Kapuziner Vives y Tuto, der französische Elsässer
Mathieu und der Bayer Steinhuber; wenn diese drei Emi-
nenzen als Kandidaten für den Stuhl Petri kaum in Be-
tracht koiiiinen, so werden sie doch als „Wahlmacher"
eiiien ganz Hervorragenden Einfluß auf den Gang der
Wahl ausüben. Wohin ihre Neigungen gehen, läßt sich na-
türlich jetzt noch nicht feststellen und wird von ihnen als
stefstes Geheimnis bewahrt. Die italienischen Kurienkardi-^

näle sinö folgende:


Fermta

66 Jahre alt.

Rampolla

60 Jahrc alt.

Satolli

64 Jahre alt,

Vinc. Vanutelli 64 'Jahre alt,

'Cotti

66 Iahre alt,

Zer. Banutelli 67 Iahre alt,

Segna

67 'Iähre alt,

Pierotti

1>7 Jahre alt,

Agliardi

70 Iähre alt.

Eretont

70 Iähre alt,

Machi

7t Iahre ält, . -

Oreglia

78 Iahre alt, '-..'ch!

di Pietro

75 Iahre alt, " ^

Mocenni

80 Jahre alt, ' u äu , -

della Volpa

69 Iahrs alt,

Geniiari

64 Jahre alt,

del Drago

66 Jahre alt,

Cassetta

63 Iähre aik.

Somnnniatelli

63 Iahre alt,

Criasca

68 Iähre alt,

Respighi

60 Jahre alt,

Martionelli

68 Iähre alt,

Tripepi

67 Jahre alt,

Cavagnis

62 Jahre alt,

Von diesen sind natürlich nicht alle papäbili teils
tvegen ihres hohen Alters, teils wegen schwächlicher Gesund-

heit oder aus anderen

Gründen.

Auch der Baron hatte seine Gemächer nicht verlassen, unö >
Frau von Harding, die das Unglück, das ihren Freund be- !
troffcn, schiver erschüttert zu haben schien, ging fast unaufhör- ;
lich händeringcnd in ihrcm Zimmer auf und ab. „O meiu ;
Gott!" sprach sie stöhncnd vor sich hin, „wie clend, wie ruchlos
bin ich! — Wic vicl Böses habe ich schon angerichtet! — Und
wie viele Jahre werde ich dieses unselige Leben noch hin-
schleppen müssen? — Und doch, wie graut mir vor dem Tode!"

Die Sorge um Dora lcnktc gcgenwärtig Mollhs Gedanken
cin wenig von dcm bis dahin cinzigen Gegenstand ihrer bangen
Befürchtungen ab; fast ununtcrbrochen satz sie am Bett dcr
Kranken. Es dunkelte bereits, als sie in ihrem Sessel in einen
Schlummcr vcrsank, der fast cbenso fieberhaft war, wie der der
Leidenden, die sich unruhig auf ihrem Kissen hin und her warf.

Schwere Träume schienen die Kranke zu quälen. „Nein,
ncin!" stöhnte sie, „er ist es nicht gewesen, — er kann es nicht
gcwcscn sein!"

Molly fuhr erschrocken auf.

„Die Banknoten!" rief Dora, „nein, nein, es ist nicht die-
selbe Banknote, — nicht dicsclbe Nummer, — uicht —"

Frau Brown ist inzwischen eingetreten, um der Baroncssc

„Jch fürchte, Dora ist sehr krank, Frau Brown", sagte
Molly; „sie phantasicrt bcständig."

Die Wirtschaftcrin bcugte sich über das Bctt der Krankcn,
die immer die gleichen Worte wiederholte. „Was spricht sie
nur immer von Banknoten und von Nummern?" flüsterte sie;
„ich glaube, sic zermartert sich ihren armcn Kopf mit den Ge-
dankcn an die Anschlagszcttcl, die der Londoner Detektiv neu-
lich drucken ließ.

„Was für Anschlagszeüel sind das?"

„Euie Berauiii-oecho.;-, ki. st'r di: E:.z::i;::::g dcs Mördcrs
eine Belohnung zusichcrt."

„Wer hat die Belohnung ausgcsctzt?"

„Der Herr Baron."

„Jch möchte den Anfrus reseu,' F'.'7'.> Brown."

„Jch werdc Jhnen gk.stch cincn holcn, gnädigcs F:ii:'.'.:ini

Aus Stadt und Land.

Schöffengcrichts Sitzung vom 6. Juli. Julius Lotz
von Neckargemünd, Josef Gallion von hier, Heinrich
Gallion von Mückenloch, sowie Friedrich Götz von Mückenloch
crhicltcn wegcn Körpervcrletzung je 3 Mk. Geldstrafc evtl. 1
Tag Gefängnis. — Peter Weyrauch von Handschuhsheim erhielt
wegcn Sachbcschädigung cinen Verwcis. — Wcgen Diebstahls
erhielt Valentin Oedel von hier ö Wochen Gefängnis. — Paula.
Heinrich von hier wurde von der Anklage wegen Verstrickungs-
bruchs frcigesprochen. — Wegcn Körperverletznng wnrde Franz'
Riedinger von Kuppenheim mit 30 Mk. Geldstrafe evtl. 10
Tagen Haft belegt. — Johann Schuhmacher, Johann Hiefner
und Nik. Hegc bon Eppelhcini wurden von der Anklage wegen
Bedrohung und Beleidigung freigesprochen. — Johann Friedr.
Döll von Handschuhsheim wurde wcgen Körpcrverletzung zu 14
Tagen Gefängnis u. 4 Tagen Haft verurteilt. — Wegen Sach-
beschädigung erhielt Anselm Hillenbrcmd von Nußloch 1 Woche
Gefängnis. — Jean Tuschner von hier wurde wegen Beleidi-
gung zu 50 Mk. Geldstrafc verurtcilt. — Jöhann Heinrich
Stephan von Eppelheim erhielt wegen Diebstahls 5 Tage Ge-
fängnis. — Wegcn Betrugs erhielt Franz ikaver Kunzmann
von Eppelhcim 10 Mk. Geldstrafc. Johann Wilhelni Wctzel
von Mannheim erhiclt wegcn Körpervcrletzung 6 Mk. Geld-
strafc.

Mamiheim, 6. Juli. (S ch w u r g e r icht.) Erster Fall.
Wcgen Körpcrverletzung mit nachgefolgtcm Todc angeklagt ist
dcr 25 Jahre alte Dienstknccht Könrad WiIlner aus Elters-
dorf. Es ist cinc mcrkwürdige Geschichte, dic zu den beliebtcn
an das Wörtchen „Wenn" anknüpfenden Erwägungen verleitcn
kann. Zu dem Gutspächter Glaser auf Trennhos bei Boxthal
kam am 15. März d. I: der Angeklagte, um Arbeit zu suchen.,
Glascr stellte den Knccht, dcr schon srüher cinmal bei ihm gc-
arbeitet hatte, auch ein, worüber Willner so erfreut war„ datz,
er seine lstzten 2 Mark in der gegenüberliegenden Wirtschaft
alsbald in Gerstigcs umsctzte. Ziemlich angesäusclt kehrte er
nbends in den Trennhof zurück und lcgte sich im Gesindezimmer
ins erste beste Bett. Als der Gutspächter später durchkam und
sah, daß Willner sich in das Bett dcs Knechts Steinricbter gelegt
hatte, machtc er diescn darauf aufmerksam. Steinrichter wollte
den Betrunkenen sofvrt aus dem Bctte werfen, doch wehrte ihm
Glaser und veranlaßtc sclbst den Willncr, aufzustehen. Kaum
war aber Glaser weg, als Steinrichter über Willner herfiel,
ihn zu Bodcn riß und ihm eine Sturnilaterne, die er gerade
in der Hand hielt, an den Kopf schlug. Darnach begab sich,
Steinrichter in dic Wirtschaft gegenübcr. Einige Zeit spätcr
kam auch Willner in das Lokal.: Kaum erblickte er Steinrichter,
als er ein Bierglas erwischte, auf ihn zueilte und ihin einem
Schlag auf den Kopf vcrsctztc. Darauf machtc cr sich aus dem
Staube. Steinrichter fand Aufnahms im Spital des nahen,
bayrischen Grenzstädtchens Stadtgazelten. Man konstatierte
eincn Bruch des außerordentlich dünnen Schädels. Die Hcilung
ging gut voran und Steinrichtcr wäre zweifellos bald als get
hcilt entlassen worden, wenn er nicht eine große Unvorstchtig-
keit sich hätte zu schuldcn kommen lassen. An einem kalten Tage
sah cr langc zum Kenstcr hinaus, zog sich eine Erkältnng zu
und die Wunde verschlimmerte sich Lermatzen, datz bald daraus
der Tod eintrat. Nach Willner wurde nun erst gefahndet
und in Erlangen erfolgte seine Verhaftung. Wie seine Straf-
liste aufweist, neigt er zu Gewalttätigkeiten. Er ist u. a. schon
wegcn Raubs mit 3 Jahrcn Zuchthaus bcstraft. Die Vertcidi-
gung plaidierte nuf Nichtschuldig. Sie vcrtrat in crstcr Linie
die Änschauung, daß Willner bis zur Besinnungslosigkeit be-
trunken gewescn sei, in zweitcr Linie cngagierte sie sich für
Notwehr. Dic Gcschworcncn erklärtcn Willner nur der er-
schwerten Körperverletzung, begangen unter mildernden Um-
ständcn, schuldig, nicht abcr verantwortlich für den tötlichen
Erfolg. Das Gericht verurteilte aüf Grund dieses Wahr-
spruchs den Angcklagten zu 7 Monaten Gefängnis unter An-

Die Wirtschafterin verschwand, um nach einigen Minuten
mit dem gewünschten Blatt zurückzukehren.

Jetzt crsuhr Molly zum crstcnmal, daß Arthur Holborn um
dreihnndcrt Pfund bcraubt worden war! Diese Entdcckung war
ihr dic überwältigcndste Freude, die sie je im Lcbcn empsunden
hatte; die Tatsache dicses Raubes war ein unwiderlcgbarcr Be-
weis für die Unschuld Georg von Desmonds. Als sie sich von
ihrer tiefcn Gemütsbewegung einigcrmatzcn crholt hatte, wagte
sie es cndlich, sich Nähercs über das im Walde verübte Ver-
brcchcn erzählcn zu lassen, und hörte auch, das Opfer sei in den
Rücken geschossen worden.

„Dem Himmcl sei Dank!" rief dic Baroncste, als sie wicder
allcin war; auf so heimtückische Art grisf Georg seinen Feind
nicht an; nur von Angesicht zu Angcsicht konnte cin Mann wie
er den Gegner zur Rechenschaft ziehen!"

Die Dämmerung sank immer ticfer hcrab, und der lctzto
Schcin dcr nntcrgchrndcn Sonue cntschicaud langsam übcr der
wcstlichcn Maucr.

„Nein, nein, Lina!" schric Dora plötzlich, „sci nicht so grau-
sam zu bchauptcn, er habe es gctan!"

Molly spranc» von ihrcm Scfsel aus. ..Gcii Im Himmcl!"
ries sie. „Das Mädchen wcitz erwas von dem Verbrechcn!"

Sie war durch diese Entdeckung wie versteinert vor Er-
staunen. War der Mörder vielleicht einer von Doras Ver-
wandten, Leutcn, dic wegcn ihrer lnngcn trcuen Dienste und-
ihrcr rauhen Ehrlichkeit allgemein gcschätzt nnd geachtct wur-
den? Die Krankheit dcs Mädchcns, dic in eincr heftigcn Ge-
mütscrschütterung dic Ursache habcn sollte, das Jrrercden, das
sich bcständig um dcn Jnhalt dcr Anschlagzettel drehte, uud
dcr bange Aufschrci: „Sci nicht so grausam zu beho-pcen, er
habc es gctan!" Alles deutete nuf dcn cincn Schlutz.

„Was soll ich tun?" dachtc, Molly. „D:.L, was das arme-
Mädchcn in ihrcr BLwubtlosigkeU ä^tzertc, zu verrateu,
zu grausa:-:. aber der Berdacht sich gegen einen Un-

schuldigen wcndete? Mcin Gott, gib dicscm Mädchen das klare
Bewuhisein wiedcr, und wenn die Arme das Geheimnis dicses
schnödcn Verbrechcns kennt, entsiegle ihre Lippcn!"

(Forisctzung folgi )
 
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