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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 280 (2. November 1903 - 30. November 1903)
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EDrstes Blsrtt.



IMllg, 14. November 1M.


48. Zchrgilvg. — 267.

^ksch,i>t tSgltch, Sonntag» «uSgenommen. Prei» mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'» HauS gebracht, bei ber Exvcditio« «nd den Zweigstationen abgeholt «0 Pfg. Durch di« Dost

bezogen vierteljährlich 1.35 Mk. auSichlicßtlch Zustellgebühr.

^»teigenprei»: 20 Psg. für dte Ifpaltig« Petitzetle oder deren Raum. Reklamezcile 40 Pfg. Für hiesige Geschäft». und Privatanzeigen ermähtgt. — Für dir Ausnahme v»n Anzeigea
E* destimmten Tagen wird keine Berantwortlichkett übcrnommen. — Anschlag der Jnierat aus den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprechcr W.

Handelspolitisches.

Berlin, 13. Novbr.

Wien ist berichtet worden, die Aufnahme von
^d^^elsvertrags-Verhandlungen zwischen
schIand nnd Italien stehe unmittelbar bevor.
^zember werde ein Notenwechsel stattfinden> dem im
mündliche Verhandlungen folgen würden. Diese
besagt teils zu wenig, teils zu viel. Zu wenig,
Eatsächlich sind die Verhandlungen mit Jtalien be°
h^fsaufgenommen, auch ein erster Schriftwechsel
^^on stattgefunden. Zu viel, denn das weitere
G.^Po der Verhandlungen könnte vielleicht von der
sv >.^?ung der ntinisteriellen Lags in Jtalien abhängen,
sich heute noch nicht angeben läßt, was zwischen
i^^ichland und Jtalien aus handelspolitischem Gebiete
tzgr^Mmber und Januar geschehen kann. Sicher ist nur,
stg beiden Seiten für den Abschluß eines neuen Vek-
svv^ günstige D i s p o s i t i o nen herrschen und be-
Schwierigkeiten nach dem Ergebnis der ersten
^ugnahme nicht erwartet werden. Die mündlichen
h>is?lerungen der einstweilen noch nicht ernannten Kom-
nare würden wohl in Rom stattfinden.

DeuLfches Neich.

Der „Allg. Ztg." wird aus Berlin über das neue
^ .itärpensionsgesetz geschrieben: Wenn die
Meldungen richtig sind, soll sich die rückwir-
H ^ oe Kraft auf Kriegsteilnehmer und Frie -
6 invaIiden erstrecksn. Hiernach würde also die
^s>ltat der Pensionserhöhung allen denen zuteil werden,
j^.^en Feldzug mitgemacht haben, nächstdem aber auch
sj„ s^igen, die auf Grund einer Dienstbeschädigung pen-
g^^^t worden sind, selbst wenn sie ksinen Feldzug mit-
haben. Ausgeschlossen und im Bezug der bis-
Pension würden nur diejenigen bleiben, die keinen
sj^, äUg mitgemacht haben und nur pensioniert worden
chÄl sie „zur Fortsetzung des aktiven Militärdienstes
^gsg" geworden sind.

Baden.

lscht ^ ^ ^ sruhe, 13. Nov. Die „Bad. Post" veröffent-
^ lolgendes Schreiben des Herrn Dekan Mayer:

Dank und Erkläruny!

Männern, die bei der Landtagswahl am 11. ds. Mts.
Stimme gaben, spreche ich hiermit für das erwiesene
^ster weinen aufrichtigen Dank aus. War auch in
^fnie die Absicht diese, den Wahlkreis gegen den Ansturm
lq>is^°zialdemokratie zu halten, so war doch, wie sich im Ver-
Ejü "es Wahlkampfes erwies, nicht sie der schlimmste Feind.

wir, wie 'jedcrmann weiß, der Verbrüderung
Nqz, aolitischer Zweidcutigkeit mit politischer Rüpelhaftigkeit
Unreife. Der Ausfall der Wahl in Karlsruhe-Land machi
^»rt.^wschnitt in die Geschichte der badischen konservativen
Sie steht jeht vor der Fraze, ob sie die politische Tä-
^ieie Pufgeben °l>cr ganz ncu aufnehmen will. Mit mir sind
feq^ Uadjsche Männer der Ucberzeugung, daß in unserm öf-


Leben das konservatibe Programm vertreten sein

siir I Darum sind wir cntschlossen, auch tveiterhin underzagt
konservative Progrmnm einzutreten. Wir wollen die

KLeine Zeitung.

Ein Prozeß gegen den Prinzen Max von Badcn

dieser Tage vor dem Zivil-Landesgericht inWieu
^ltdelt. Priuz Max hatte von der Pferdehändlerin
^ "Na in Wien das Reitpferd „Alright" erworben, es
üaid darauf mit der Behauptung zurückgefchickt, daß
sihl stützig sei. Nach Vcrnehmung des srüheren Be-
^rjs^ Pferdes, des RennstaMesitzers Grafen Paul
und zweier geladener Sachverständtgen wurde
^ost ^ ^Nax von Baden nnter Auferlegung der gerlchtlicher!

3ur Zahlung von 4475 Kronen ver-

e i l t.

sF Wicsbadcn, 13. Nov. Heute Vormittag kurz vor
"hr stürzte unter donnerähnlichem Krachen drs
a Marktstraße 25 in stch z u s a m m e n. Das Filn-
v ^'-ü vesselbcn wurde einem Neubau unterzogen, mobei
s^^. hialise die Stütze entzogen wurde. Die darin be-
Px?"6lln Arbeiter konnten sich, durch laute, schußähnliche
stz .^^tionen aufmerksam gemacht, rechtzeitig retten. Eben-
1tz,^llde das Publikum auf der äußerst stark frequentier-
h,, ^traße gewarnt und flüchtete davon. Eine Frau wurde
ügstLustdruck zu Boden geschleudert, erlitt aber nur
^hebljche Hautabschürfungen.

dliünchen, 12. Nov. Am 17. November begeht die
bgtz?5nieine Zeitung" ihr hundertjähriges Jubiläum als
Zeitung. Vor hundert Jahren siedelte sie, nach-
111 in Württemberg verboten worden war, unter dem
^lltze des damaltgen Kurfürsten, späteren Köntgs Max

ebangelische Volkspartei sein. Dabei kommt es zunächst gar ,
nicht darauf an, daß wir aus allerlei zweifelhaften Stühen in s
die Volksvertretung einzieheu, sondern daß wir stark stnd durch !
die gesunden Grundsätze, die wir vertreten, Len besonnenen '
Fortschritt, den wir fordern, und die zuverlässige Taktik, die -
wir betätigen. Die erste, unverzüglich zu erledigende Aus- ?
gabe wird sein, daß die Partei sich los macht von j
allen demagogis chen und zweideutigen Elemen- :
ten, mit dencn sie bisher noch Beziehungen unterhalten hat.
Ein Blick auf den Wahlbezirk Karlsruhe-Land zeigt, datz De- j
magogie und ZweiLeutigkeit keiner Partei so gesährlich werden j
wie der konservativen. Und mit Recht; derm sie hat die Auf- -
gabe, für die nationale — geistige, sittliche und wirtschaftliche :
.— Wohlfahrt des Volkes zu arbeiten auf dem Bodeu und mit !
den Mitteln des evangelischen Christentums. j

Karlsruhe, 13. Novbr. Der jungIrberale
Verein hielt gestern eme Vereinsversammlung ab, in
welcher der Vorsitzende mitteilen konnte, daß der Verein
nunmehr 700 Mitglieder besitzt. Bezüglich der Alters-
grenze wurds einstimmig beschlossen, auf dem Delegierten-
tag i'n Offenburg jede Altersgrenze äbzulehnen und diesen
Beschluß allen übrigen jungliberalen Vereinen mitzu-
teilen.

Karlsruhe, 13. Nov. Die Abgeordüetenwahlen
sind Herrn Wacker schwer auf die Nerven geschlagen. f
Der Zentrumswahlstratege schimpft in seinem Leiborgan, ^
dem „Kath. Volksbl.", wie ein Rohrspatz aus seine ehe- i
maligen Verbündeten, die Sozialdemokraten, weil sie >
seinen Schützling Eder durchfallen ließen:

So können nur Leute handeln, bei dcnen politisches Ver- Z
ständnis und sachliche Erwägung keine Rolle spielt, souderu i
nur Unberstand, Leidenschaft und blinder Haß. Solchc So- !
zialdemokraten gehören mit unseren kulturkämpferischen Na- i
tionalliberalen zusammen, wie die Kinder eines gemeinsamen
Vaters.

Jn gleichem Atemzug mutet Wacker den demokratischen
und sreisinnigen Wahlmännern im Bezirk Eberbach zu,
ihre Stimme dem Kandidaten des Bundes der Landwirte
zu ge'ben, dabei nennt er die Einwirkung auf die betreffen-
den Wahlmänner zu Gunsten des nationalliberalen Kan-
didaten eine „Verleitung zur politischen Untreue. Solche
politische Moralpredigten hören sich schön an von einem
Manne, den Fieser seiner Zeit vor Gericht einen „skrupel-
losen Politiker" Knannt hat.

KarIsruhe, 13. Nov. Wie die „Neue Bad. Lan-
desztg" hört, bei der der Wunsch wieder einmal der Vater
des Gedankens zu sein scheint, wird die Schwetzinger
Ab g e o r d n e t e n w a h l „wegen verschiedener Unregel-
mäßigkciten" angefochten werden. Die „Unregel-
mäßigkeit" besteht nach Ansicht des sreis. Blattes offenbar
darin, daß die Demokraten dis früher regelmäßig gs-
wohnte Unterstützung der Sozialdemokratie diesmal nicht
erhalten haben. Oh diese „Unregelmäßigkeit" aber ein
Grund zur Kassisrung der Wahl ist, dürfte doch zn be-
zweissln sein.

— Konsnl Reiß in Mannheim ist vom Groß-
herzog znm Mitglied der Ersten Kammer ernannt
worden.

Aus der Karlsruher Zeitnng.

.—^ Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben

den Reallehrer Karl Mathesan der Höheren Mädchenschule
in HeidelLerg landesherrlich angestellt.

— Zweite juristische Staatsprüfung. Auf Grund der im
Spätjahr ds. Js. abgehaltenen zweiten juristischen Staatsprü-
füng sind folgende Rechtspraktikanten zü Referendären
ernannt worden: Hermann Bartning aus Chemnitz, Fried-
rich Bauer aus Frankfurt a. M., Heinrich Bernheim
aus Thiengen, Dr. Hermann Drinneberg aus Offenburg,
Dr. Josef Ehrler aus Heitersheim, Erwin Einwächter
aus Hüffenhardt, Dr. Julius Ellenbogen aus Bruchsal,
Hans F u ch s aus Breslau, Karl Geiler aus Schönau, Hn-
go Geitzler aus Bretten, Arthur Gugel aus Wehr, Dr.
Karl Hasner aus Engen, Dr. Alfred Hagenunger
aus Triberg, Edwin Haunß aus Neuenburg, Dr. Wilhelm
Herth aus Buchen, Rudolf Hertle aus Kärlsruhe, Ale-
xander Hirsch aus Heidelberg, Albert Hottinger aus
Schwetzingen, August Kapferer aus Mosbach, Arthur
Levis aus Karlsruhe, Hermann Loss aus Oberötvisheim,
Dr. Karl Lorenz aus Karlsruhe, Dr. Adolf Marx aus
Heidelsheim, Karl Mörder ans Freiburg, Hellmut Mül -
ler aus Konstanz, Dr. Otto Müller aus Konstanz, Moritz
Neter aus Gernsbach, Eugen Neumann aus Randegg,
Otto Pfeiffenberger aus Mannheim, Hermann Rö-
diger aus Kaiserslautern, Otto Schäfer aus Buchen, Karl
Schmitt aus Sinsheim, Hugo Scholl aus Königheim,
Adolf Schumacher aus Pforzheim, Dr. Karl Schwei-
ckert aus Bruchsal, Otto Steurcr aus Donaueschingen,
Richard Streng aus Nürnberg, Friedrich Thoma aus
Neustadt, Dr. Karl Trautwein ans Pforzheim, August
IIIlrich aus Ebenheid, Tbcodor Weißer aus Allmends-
hofen, Friedrich Woll aus Philippsburg, Dr. Emil Zieg -
ler aus Hardheim.

ÄAsLand.

Belgien.

Brüssel, 13. Nov. Beim Empsang einer Depu-
tation der Kammer, welche ihm zur Geburt seine's Groß-
neffen Gluck wünschte, äußerte stch Leopold II. heute in
dem Sinue, daß BeIgiens Zukunft auf dem
Wasser liege. Mit Ausdauer und Tätigkeit könne
das Land, so klein es sei, sich eine große Stellung erobern.

England.

L o n d o n, 13. Nov. „Daily Telegraph" hört, Lord
R o b erts sei an Lungenentzündung erkranki.

Asien.

— Me in Kingstown erscheinende „Deutsch-asiatische
Warte" berichtet in ihrer neuesten Nummer öom 7. Okt.:
im Kreiss Kaumi, im Hinterlande von Kiautschou,
wurden in den letzten Tagen von diebischen Händen auf
etwa 80 Meter die Schrauben von den Schienen der
Eisenbahn entfernt, wodurch das größte Unglück hätte
entstehen können. Zum Glück wurde der in der Tat daher-
fahreüde Zug noch im letzten Augenhlick zum Stehen ge-
bracht. Jn Anbetracht, daß derartigs Untaten mit der
schwersten Gefahr für die Sicherheit des Eisenbahnverkehrs
verbunden sind, hat Hauptmann Manve energische Maß-
nahmen zur Festnahme der Disbe ergriffen. Alle Gebäude
in der Stadt Kaumi wurden militärisch besetzt und ein
Detachement nach Tselantschuang entsendet. Die Diebe
wurdsn barauf von den chinesischen Ortsbehörden ver -
hoftet. Ein Telegramm des Gouverneurs Cbou Fu,
an den inzwischen Bericht erstattet worden war, ordnete

Josef, von Stuttgart nach UIm Mer, worauf sie einige
Jahre später, als Ulm württembergisch wurde, ihren Sitz
nach Augsburg und dann nach München verlegte. Als
die „Allg. Ztg." aus Württemberg auswanderte, ließ Karl
Friedrich von Baden sis aufsordern, ihren Sitz in Hei -
delberg zu nehmen. Die bädtsche Aufforderung war
durch Posselt veranlaßt und durch den bekannten Bau-
direktor Weinbrenner vermittelt worden. Der Markgraf
oder vielmehr neu erhobene Kurfürst, spätere Großherzog
Karl Friedrich, ging mit vielem Wohlwollen und Eifer
auf den Vortrag Weinbrenners ein, der alten Hochschule
zu Heidelberg, deren Wiederbelebung aus ihrem Versall
in der letzten kurpfälzischen Zeit damals die liebsten Ge-
danken des edlen Fürsten gehörten, durch das dortrge Er-
scheinen der berühmten Cottaschen Zeitung ein weiteres
Ansehen und ein höchst einflußreiches literarrsches und pu--
blizistisches Jnstrument zur „Emporbringung" zu ver,
leihen. „Der brave Weinbrenner sprach von Jhnen mit
Begeisterung wie von einem antiken Kunstwerke", fügt
Posselt seinem Bericht an Cotta hrnzu. Aber von >dem
Kurfürsten kam dre Angelegenheit in den Geheimen Rat,
wo zwar keine eigentlrchen Schwierrgkeitsn gemacht wur-
den, indessen die Freudtgkeit der Sache im Aktenstil un-
tergrng.

— Münster, 13. Nov. Jn der Rockfellerchaussee fand
man, wie die „Frankf. Ztg." nreldet, die Leiche einer
erwürgten unbekannten Frau. Ernzelheiten sprechen für
einen Lustmord.

— Chcmnitz, 10. Novbr. Der Unteroffizier

Schuster wurde vom hiesigen Militärgericht zu zwei
Monaten und eine Woche Gefängnis und der Unterossizier
Mettin zu zwer Wochen gelinden Arrest verurteilt.
Veide haben einen geistig und körperlich minderwertrgen
Rekruten geohrfeigt; namentlich hat das Schuster wieder-
holt getan, der den nur mrt dem Hemd bskleideten Re-
kruten auf etwa 20 Minuten im Freien rn bitterer Kälte
stehen ließ, bis er von alten Leuten hereingeholt wurde.
Der Unteroffizier hat dem Rekruten gsdroht, er werde den
„Schaft bekommen", wenn er etwas sage. Der Mißhan-
delte ist schlreßlich zu seiner Mutter nach Glauchau davon-
gelaufen, von der die Unteroffrzrere zur Anzeige gebracht
wurden.

— Benthen, 13. Nov. Amtlich wird gemeldet: Güter-
zug 396 fuhr in der zwischen Brezezinkä und Jmielin
lregenden Kreuzstatron rüsolge falscher Wbichenstellung
auf einen auf dem Uebsrholungsgeleise stehenden Gnte r-
zug auf. Ein Reisender und ein Beamter wurden ver-
letzt. 2 Lokomotiven und 1 Güterwagen wurden be>-
schädigt.

— Montreux, 13. Nov. Am vergangenen Sonntag
unternahmen zwer jugendlichePensionäre auf
Schloß Lusens im Kanton Waaüt eine Bestergüng
Ler MayefeI sen. Wegen Nsuschnees waren die Wege
so schwierig, daß der jüngere der beiden Tourrsten bei
Einbruch der Nacht umkchrte, während der 21jährige Ru-
dolf Weill aus Kassel weiterging. Alle Nachsorschun-
gen nach den seither Vernrrßten, die unter Leitung von

Die heutige Nummer umfaßt vier Vlätter, zusammen 16 Seiten.
 
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