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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 177 - 202 (1. August 1903 - 31. August 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0219

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tLzttch, Sonntag« au»genom»ie». Prei» mit FsmiUeublättern moncttlich 56 Pfg. in'S Hau« gebracht. bei d-r Exvedition und den Zweigstationen abgeholt 46 Pfg. Dnrch G»A

Lezogen vierteljährlich l.35 M!. auSschließlich Zustellgebühr.

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«m destimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit ülmiommen. — Anschlag der Jnierate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und deu städtischen Auschlagstsllsn. Fernsprecher W.


Das Konklave.

Rom, 31. Iuli. Heute Vormittag 10 Uhr fand als
Cinleituug der mit dem Konklave im Zusammenhang
ftehenden Feierlichkeiten in der Paulinischeii Kapelle des
Vatikans eine von Kardinal Serafino Vannntelli zele-
brierte feierliche Messe statt, der 61 Kardinäle beiwohn-
len. Nach derselben verlas Msgr. Sardi eine lateinische
Ansprache, in der die Kardinäte ausgefordert werden,
eine „sromme, gelehrte und mrldtätige Persönlichkeit"
zum Papst zn wählen. Gegen 12 Ilhr war die Zeremonie
Zu Ende.

An dem Konklaoe nehmen 62 Kardinäle teil. Es feh-
len nnr zwei: der Erzbischof M o r a n von Sidney, dessen
Weg der weiteste ist, und der Erzbischof Celesia von
Neapel, der durch sein hohes Alter (er ist am 13. Januar
1814 geboren, ist also bald 90 Jahre alt, an der Reise nach
Nom gehindert wird. Von diesen 62 Kardinälen sind 39
vllalicner (mit dem Jesuiten Steinhuber) und 23 Aus-
länder, nämlich 7 Franzosen, 6 Spanier, 6 Oesterreicher
und Ungarn, 2 Deutsche und je ein Portngiese, Belgier,
Cngländer nnd Amerikaner.

8 Rom, 31. Juli. Sämtliche Kardinälc versammclten sich
»in 5 Uhr nachmittags in der Paulinischen Kapelle des Vati-
suns und bcgabcn sich mit ihren Konklavistcn in feicrlichcm
Zugc nach der Sixtinischcn 5lapcllc, in der das Konklave statt-
nndet. Dem Zugc wurdc cin Kruzifix vorangetragcn. Sän-
8er sangen die Hymnc „Venicreator spiritus!" Die Zeremo-
Uienmeistcr und Prälaten, denen die Ueberwachung des Kon-
tlave übertragen tst, begleiteten ihn. Jn der Sixtinischen Ka-
belle sind, jedcr von cinem Baldachin überragt, die Konklavc-
sitze dcr Kardinäle in dcr Reihenfolge ihrer Ernennung längs
der Wand aufgestellt. Der von Pius IX. ernannte Oreglia
hat einen grünen Sitz, die bon Leo XIII. ernannten Kardinäle
lämtlich biolette Sitze. Nachdem die Kardinäle ihre Sitze ein-
Kenommen hattem sprach der Unterdekan das Gebet „Deus,
8ui corda fidelium", hielt sodann cinc kurze Ansprachc, in der
me Kardinäle aufgefordert wuvden, ihre Stimme zum Besten
"(r Kirche abzugeben, und berlas mit lautcr Stimme die Kon-
stitutioncn des Konklave nnd dic über die Papstwnyl. Die
ftardinäle leisteten dann einer nach dem andern den Eid auf
Ne Konstitutionen. Darauf betrat, von Offizicrcn dcr Schwei-
Nrgardc, Konklavckapitnncn und andercn Würdcnträgern bc-
öleitct, der Konklavemarschall Fürst Chigi, die Kapelle, kniete
dor dem Altar nieder und verlas die Eidesformel, in der er
-(leue für das hl. Kollegium und Eifer in Bewachung des
llonklavc gclobte. Nach ihm schworcn dcr Gouvcrneur des
''llnklabe sowie die mit dcr Bewachung des Konklave betrau-

Patriarchen, Erzbischöfe und Prälaten, sowie schlietzlich
Ne Konklavisten, de h. die Personen, die mit den Kardinälen
Lngcschlossen werdcn. Nunmchr verlietzen auf die Auffor-
"crung des Zeremonienpräfekten: „Extra omnes!" alle Nicht-
öetciligten das Bereich des Konklave. Die Kardinäle begabcn
nch in ihre Wohnräumc innerhalb des Konklave. Jedem stnd
iniit seinen> Konklabisten) 3 Zimmer angewiesen. Bei An-
sN'uch pxx Dunkelheit nahm der Kardinalkämmerer in Beglei-
tung dcr drei Häupter der Kardinalsordnungen, von Schwei-
^rgarden und fackeltragenden Dienern begleitet, die über cine
^tunde währende Besichtigung des Konklave vor, bei der festi
llestellt wurde, datz kcin Nnbcfugter innerhalb des Bercichs
"cs Konklave verblicb und alle Vcrbindungcn mit der Autzcn-
ll'clt abgeschlossen waren. Hierauf erschien an dem Hauptein-
8nng des Konklave oben an der Treppe (die vom Marschallhof
sst die sala rcgia führt), von zahlreichcn Würdcnträgcrn,
^chweizergarden und Dienern mit Fackeln begleitet, der Kon-
llavemarschall. Er nahm vom Kardinalkämmerer eine Börse
Uiit dcn Schlüsscln dcr beidcn Haupttore dcs Konklavc cntge-
8en, trat mit seinem Gefolge aus dem Bereiche des Konklave
Araus, ließ die Flügel des Tores zumachen, verschloß eigen-
Mndig und legte dic Schlüsscl in die Börse, die er bci sich be-
welt. Glcichzeitig verschlotz der Kardinalkämmerer das in-
??re Tor, dessen Schlüssel er behielt. Unter gleicher Forma-
lltät wurde das zweite Tor vcrschlossen. Die Tore sind von
^chweizergarden und Palastgarden bewacht, die niemand her-
Unlasseu dürfen. Am 1. Tor ist ein kleines Fensterchen für
°cn Vcrkehr der Botschafter mit den Kardinälen angebracht,
ubcr den Verschlutz des Konklave nahm der Dekan des Apo-
nulischen Protonotare cine Urkunde auf. Hierauf überzeugte
nch der Gouverneur des Konklave durch einen äußeren Um-
stang von dem vollkommenen Abschlutz aller Ausgänge des
^cnklavc, wobci ihn Kommissare und der Baumeistcr sowie
^chwcizergardcn nnd Fackclträger beglcitetcn. Darauf nahm

den seicrlichezr Verschlutz der 4 Drehbretter (Ruote) vor,
°ie, von Patriarchen, Bischöfen und Prälaten bewacht, an vier
«tellen angebracht und sowohl vormittags als nachmittags

2 Stunden geöffnet sind, um für die Kardinäle bestimmte
degenstände einzulassen. Doch wird strenge Kontrolle geübt,
»atz hier nichts auf die Pnpstwahl bezügliches durchgeht. Nach
'infnahme einer Urkunde war 9 Uhr abends auch diese Zere-
wonic beendet. Patrouillcn päpstlicher Gendarmerie durch-
^chen zeitweise die vatikanischen Gärten. Es ist Regenwetter
cingetretcn.

? Rom, 81. Juli. Jn das Konklave smd 368 Personen
^ngetrcrcn, nämlich 62 Kardinäle und 62 Konklavisten, 62
ftoüelgarden, 62 Kammerdiener, 40 Erzbischöfe und die sür
°sn Sichcrheitsdienst. 14 Köche, 20 Lastträger und andere Be-
^icnstctc.

1> Rom, 31. Juli. Abeiids 5 Uhr. Seit 3 Uhr iiach-
'uittags zeigt sich in der Umgebuiig des Vatikans, in dem
^ns Uonklave heute Abend zusainmentritt, rcges Leben.
Tie Begleiter der am Konklave teilnehmenden Kardinäle
Ebafen zu Wagen mit den den letzteren gehörigen Gegen-
ichnden ein. Eine beträchtliche Menschenmenge hatte sich

bereits angesammelt. An allen Fenstern des Vatikans
sind die Läden geschlossen. Um 4 Uhr wnrde das in der.
Nähe des Vatikans aufgestellte Militär verstärkt. Eine
starke Abteilung 'berittener Karabinieri verteilte sich über
die Zugänge zu dem päpstlichen Palast. 'Der Konklave-
Mar'schall, Fürst Chigi, traf im Vatikan um 4 Uhr ein,
in dem auch die Kardinäle seit 4 Uhr nacheinander an-
kommen.

Rom, 31. Juli. Für die Segensspendung des neuen
Papstes von der äußeren oder inneren Loggia der Peters-
kirche sind bereits alle 'Vorkehrnngen getroffen. Die
„Agenzia Stefani" bestätigt die gestrige Meldung des
„Giornale d'Jtalia" über die von Leo XIII. hinterlassenen
Bestimmungen für das Konklave.

XRom, 31. Jnli. Nach Mittciliingen aus kirchlichen
Kreisen kommen für die Papstwahl am meisten in Be-
tracht: die Kardinäle de Pietro, Vannutelli, Rampolla,
Svampa, Gotti und Portanova. Jn vatikanischen Krei-
sen gkaubt man, daß das Konklave nicht über Mttwoch
hinaus zu'samnienbleiben werde. Allgeinein glaubt man,
daß -man alles aufbieten werde, um den neuen Papst schon
am Sonntag proklamieren zu können. Wie es heißt,
würde, wenn die Wahl des neuen Papstes am Abend
erfolgen sollte, die Wahl erst am andern Morgen bekannt
gegeben werden.

Das Alter der Kardmäle.

Sämtliche am Konklave teilnehmenden Kardinäle sind
nunme'hr in Rom versammelt. Ueber das Alter der ein-
zelnen 'Mtglieder dieser würdigen Versammlung bringt
das „Journal de Colmar" eine interessante Zusammen-
stelinng, der wir enlnehmcn, daß die Kardinäle im Durch-
schnitte 67 bis 68'Jahre alte'sind. Unter ihnen trifft maw
6 Achtzigjährige, nämlich die Kardinäle Celefia 89; Ri-
chard 84; Gruscha 83; Mocenni und Herrero 80 Jahre
alt. Dann folgen 18 Siebenziger, nämlich die Kardinäle
Langänieux und Capecelatro 79; Steinhuber 78; Nocella
und Cavicechiani 77; Goossens 76; Coullis 74; Moran
73; Lecot 72; Agliardi, Vaszari, Katschthaler, Macchi 71;
Cretoni 70 Jahre. Ferner 30 Sechzigjährige, nämlich
die Kardinäle 'SeraPhino Vannutelli, Sarto, Gotti, Gib-
bons, Casanas 69; Herrera 68; Vincenz Vannutelli,
Prisco, Segna, Pierotti, Tripepi 67; Casali del Drago
und Kopp 66; Boscchi, Taliani, Sancha y Hervas 65;
Satolli, Gennari, Mathieu 64; Sanminiatelli-Zaberalla,
Logue, Fischer 63; Casseta, Cavaguis, Netto, Labours 62;
Bacilieri, Puzyna de Kozielsko 61; Rampolla, Respighi
60 Iahre. 'Ihncn reihen sich 9 Fünfziger an, nämlich
die Kardinäle Della Volpe 69; Portanova 58; Nava di
Bontife 67; Ferrata 66; Aiuti 64; Ferrari, Richelmy,
Martinelli 63; Svampa 61 Iahre. Die zwei jüngsten
Mitglieder sind der Kardinal Vivss mit 49 Jahren und
der Kardinal Skrebensky, Erzbischof von Prag, der noch
nicht einmal den Vierziger vollendet hat.

Deutsches ReLch.

Badcn.

— 'Jn manchen Gemeinden, die unter dem Einfluß
einer raschen gewerblichen Entwicklung eine stark'e Ver-
mehrung der Bevölkerungszahl aufzuwei'sen haben, ift die
Zahl der Wohnnngen nicht in einer dem Znwachs der
Bevölkerung entsprechenden Weise vermehrt worden. Die
Folge ist, daß die kleinen Wohnungen vielfach überfüllt
sind, oder daß der Mietpreis solcher Wohnungen außer
Verhältnis hoch ist im Vergleich zu dem Verdienst der
Mieter. Zur BekämPsung so l ch er Wohnun gs-
mißstände können auch die Sparkassen beitra-
gen, indem sie Darkehen Zur Erbauung von Kleinwohnun-
gen gegen hypothekarische Sicherheit gewä'hren, wobei,
vorbehaltlich der Prüsung im einzelnen Fall, die staat-
liche Genehmigung zur Ueberschreitnng der satzungsge-
niäßen Beleihungsgrenzen bis zu 70 Prozent des amt-
lichen Taxwertes bei Tilgungsdarlehen in Aussicht ge-
stellt werden kann, oder indem sie die Sparkassenüberschüsse
zur Bewilligung von Bauprämien, zur Erwerbung von
Geschäftsanteilen bei Baugenossenschaften usw., den Ge-
meinden zur Verfügung stellen. Die Sparkassen sind
zum Teil schon in dieser Richtung tätig geworden, einzelne
in sehr anerkennenswerter Wei'se. Geeigneten Falls sollen
die Sparkassen auf diese Förderung der sozialen Fürsorge
auch von den Großh. Bezirksämtern ausmerksam gemacht
werden, wobei selbstverständlich der erste Zweck 'der Spar-
kasse, die tunlichst stchere Anlage der Spargelder, nicht
außer acht gelassen werden dars.

— Tie Großherzoglich Badische Gebäudever -

s i ch e r u n g s a n st a I t versichert die Gebäudeeigen-
tümer nur gegen solche Schäden, welche durch Feuer,
Blitz oder Löschmaßregeln entstanden sind; für Explo-
sionsschäden wird eine Entschädigung nur dann gewährt,
wenn die Explosion auf einen Verbrennungsprozeß zurück-
zuführen ist, n i ch t aber, wenn sie durch die Expan -
sion gespannter Gase und Dämpfe verursacht
worden ist, wie dies bei D a m p f k e s s e l e x p l o s i o -
n e n die Regel bildet. Die Bösitzer von Dampskesselan-
kagen werden hiernach gut daran tun, sich gegen die seitens
der Gebäudeversicherungsanstalt nicht zur Vergütung ge-
langenden Explosionsschäden bei einer Privatgesellschaft
zu versichern.

Aus der Karisr'utzer'

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Rechnungsrat a. D. Peter Singer in Karlsruhe das
Vdrdienstkreuz vom Zähringer Löwen verliehen.

— Gewerbelehrer Karl Hahn an der Gewerbeschule in
Buchen wurde in gleicher Eigenschaft an jene in Mannheim
versetzt.

Karsruhe, 31. Juli. Der Groß'herzog und die
Großherzogin werhen am Sonntag den 2. August, nach-
mittags, St. Moritz verlassen, um nach Thusis zu sahren,
dort zu übernachten und am folgenden Tage die Reise
nach Karlsruhe fortznsetzen, wo die Ankunst in der Nacht.
von Montag auf Dienstag erfolgen wird. J'hre König-
lichcn Hoheiten 'sind sehr befriedigt von dem diesjä'hrigen
Erholungsaufenthalt im Engadin, der für die Ge'sundheit
der Höchsten Herrschaften wieder von 'besonders günstiger
Wirkung war.

-Aus Stadt ur?d Land.

Heidelbs: g. 1. August.

-p Aus der Studcntcnschaft. Wie uns mit Bezichung-
auf unsere dem „Frankf. Gen.-Anz." entnommene Notiz „Aus
der Studentenschaft" aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt wird,
sind die in diesem Artikel gemachten Angaben durchaus unzu-
treffcnd. Die übcr nnwesentliche, das Jubiläum betreffcnde
Punkte zwischen Prorektor und Senat einerseits und dem
Ausschutz der Studentenschaft andererseits bestandenen Diffe-
renzen sind in jeder Hinsicht zufriedenstellend erledigt und cs
sind insbesondcre alle sich angeblich noch ergebenden Kon -
scqucnzen tn das Gcbiet müßigcr Erfindung
zu verwciscn.

(Leider kam die unrichtige Nachricht des „Frankf. Gen.-
Anz." so spät in unserc Hände, datz cs uns nicht mehr möglich
war, vorher Erkundigungen cinzuziehcn. Wir freuen uns,
im Jnteresse der Universität und ihres bevorstehenden Jubel-
festes, die heutige Berichtigung bringen zu können. D. Red.)

-p Stiftungsfest. Das Korps „G u e st p h a l i a" begeht
in den Tagen von heutc bis nächsten Dienstag sein 85. Stif-
tungsfest. Sonntag findet aus diesem Anlaß eine Schloß-
beleuchtung statt. Auf Montag Nachmittag halb 2 Uhr ist eine
Auffahrt durch die Stadt nach dem Speierershof angesetzt.

-p Konzert im Bremeneck. Jm Garten des Bremeneck
konzertiert morgen Vormittag und Abend das Trompeterkorps
der Bad. Futzartillerieregiments Nr. 14 aus Straßburg, wo-
rauf wir empfchkcnd hinwciscn.

-f- Selbstmord. Jn seiner Wöhnung in der Bergheimer-
straße erhängte sich gestern ein in eincr hicsigen Fabrik be-
schäftigter Taglöhner. Schwere Krankheit soll der Grund
zur Tat gewesen sein.

-j- Die Schlntzfcier dcs Gymnasiums hatte uns diesmal
auf den alten, prächtigen Spielplatz über dem Riesenstein ein-
geladen zu Jugendspielen, für die sich in heitzen Sommertagen
die Schüler wetteifernd vorbercitct haben, zu Schnellauf,
Stundenlauf und Staffettenlauf, zu Gersprung und Hoch-
sprung, zu Kugelstoßen und Lanzenwurf; indessen, die böse
Witterung störte mit ihrem Regen die schöne Absicht, zu der
sich trotz allem viele Knaben in der Lust am Preisturnier ein-
gefunden hatten. Nach den Ferien soll dann die Veranstaltung
nachgeholt werden und zum Beginn des Schuljahres den Be-
schlutz kräftigen, diese herrlichen Jugendsptele fortan zum
eiscrnen Bestand der Schultätigkeit zu machen. Jndessen zeigte
die Turnprüfung am Mittwoch Nachmittag, wie tapfer und
methodisch die Jugcnd zu Kraft und Gcsundhcit geschult ist,
und wie viele die natürliche Freude an diesen Leistungen haben-
Die öffentlichen PrüfuNgen völlzogen sich in der üblichen
Weise, ste erfreuen sich nicht eben der Tcilnahme des größeren-
Publikums, höchstcns die crsten gelehrtcn Sprünge der Klcincn
locken die Eltern oder mindcstens die Mütter zum Besuch.
Schade, daß diese cinzigc Gelegenheit, dcn L-chulbetrieb kcnnen
zu lernen, so wenig benutzt wird und dannt der oft geäußerte
Wunsch, dicse Examinn als nlten Zopf abzuschnciden, ncuc
Nahrung erhält. Vcrdiente Aufmerksamkeit fand übrizens
die Ausstellung im Zeichensaale, wo es viel zu schauen und zu-
lerncn gab und wo cinzclne Leistungen im Freihandzeichnen,
im Aquarellieren und Oelmalerei erfreuende Zeichen künst-
lcrischer Vcrtiefnng und Aufsassung botcn. — Der Freitag
Morgen versnmmcltc um 8 Uhr dic Schulgcmcinde zu ihrem
Schlutzakte, zu dem, wie immer, auch ein zahlreiches Publikum
sich eingefundcn hatte. Sehr tüchtig einstudiert und recht brav
zu Gehör gebracht wurde der Bakchoschor aus Sophokles An-
tigonc von Mcldelssohn, bei dcm das aus ctwa 20 Mitglicdern
bestehende Schülerorchester ganz vortrefflich mitgewirkt hat.
Man kann sich nur freuen, datz das Gymnasium für seine Feste-
auf eine solche Künstlergenossenschaft von Geigern und Cellisten.
rechnen kann. Jn den Vorträgen von Gedichten wurde u. a.
der glückliche Versuch gemacht, aus UHIands „Roland Schild-
träger" und Schillcrs „Siegesfest" das dramatische Element.
 
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