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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 202 (1. August 1903 - 31. August 1903)
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8M, ?. AWssl IVZ.


43. Zchrgang. — 182.


V»schei«r tLrltch, KonmagS au»smo«me«. Vreik mit Fa«ilienb!ättcrN W0NüL!ich 5L Pfg. in'K HauA gebracht, bei dcr Expedition und den Zweigstatione« abgebolt 40 Pfg. Dnrch R» ßW

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Die Centerlarfeier der Universität.

^ Herdclberg, 7. August.

Der Festakt in der Aula.

Wir fahrcn ntlnmehr in unserem Bericht über den Fest-
akt in bcr Aula der Universität fort. Den Anfang desselben
haben wir gestern schon geschildert und insbesondere die An-
sprachen des Großherzogs und des Prorektors 'Geh. Rat
Czerny Exzellenz im Wortlaut bereits wiedergegeben.

Lr. v

Dusch.

allergnädigstcr

Rtt-

Rede des Unterrichtsministcrs

Durchlauchtigstcr Grotzherzog,
tor Magnifizcntissimus!

Durchlauchtigste Großherzogin!

^HüchartjehlUMie Mestverswmmlung!

>d mir die Krcude zuteih namens der Grotzh. biegie-
Larola bei ihrem hundertjährigen Erneue-
en zu dürfen. In der mehr als SOOjährigcn
.',e.d.l das -F«h-c 18tz3 ein denkwürdigcs Jahr.
eu vier Jahrhunderte ciner schicksalsrcichen
«MZeit, baber Blüte, aber auch eine Zeit dcs
Niederganges und des Verfalls. Mehr als einmal haben die
Furien des Krieges Heidelberz . zum Opfer erkoren. Aber
ui u blotz äutzere Feindc, auch innere Kümpfe und dic finstern
Mächte der Unduldsamkeit haben schwere Verhängnisse über
sie gebracht. Jm Gcgcnsatz zu dicser Geschichte bietet das ber-
slcssenc Jahrhundcrt ein ungetriMcs Bild friedlichcn Wachs-
tums zu der stolzen Stellung, die sie heute unter den deutschen
Hochschulcn cinnimmt. Keinc üutzcren Ereignissc, selbst nicht
die Eingriffe zur Zcit der gewaltigcn Kricge, dic am , Anfang
dcs Jahrhunderts stattgefunden und welche später die heiher-
scbme Einigung brachten, habcu dieses Wachstum aushaltcn
lönnen. Es blicbcn dic Hörsälc scitdcm immer offen. So ist
cin Jahrhundert in voller Freihcit d^s wissenschaftlichen Lebens
vollcndct, dcssen Segnungen Gencrationen erfahren habcn,
dessen Wirkungcn dcm Volk zustatten gekominen sind. Eincm
üerufenercn Mannc mutz es vorbehaltcn bleiben, uns die Ge-
fchichtc der Entwicklung der einzelncn Zwcige der Wissenschaft,
die auf das öffentliche Leben ciugewirkt haben, zu schildcrn,
uns die Forscher und Gclehrtcn aufzuführen, die allc auf dcr
Ehrentafel der Universität stehen. Neue Bande für die Wis-
senschaft cröffnet zu haben, ist das Verdienst dercr, die in
schwerer Zeit die Hochschule wiederhergestellt haben, im neueu
Geist, in neuer, wahrer Toleranz und Nchtung vor dcr Wissen-
schaft und Freiheit. „Rektor der Univcrsität, dic wir ncu
gcgründet haben, wollen wir sclber sein und diese Würde un-
sercn Nachfolgern übcrlassen", so lautet die denkwürdige Be-
stimmung des Neubegrüuders. Die Fürsorge, die aus diesen
Worten hervorleuchtct, hat sich auf die Nachfolger vererbt. Sie
sind lcbendig in unscrcm erhabenen Landcsherrn, dcr seit mehr
als 50 Jähren als Rektor Magnifizentissimus über ihr waltet,
dessen Erscheinen dem Fefte die schönste Weihe verleiht.

Groß sind die materiellen Opfer, die das Land Baden für
die Hochschule gebracht hat; aber nie habeü die Stände gelargt,
wcnn es galt, Wissenschaft und Kunst zu fördern, und dic
Regierung war der Unterstützung der Stände immer sicher.
Cine Gabe habe ich heute im Namen des Ministeriums nicht
darzubringen, aber cin Gelöbnis darf ich ablegen, datz die Re-
gierung gctrcu, wie seit hundert Jahrcn, cs immer als vor-
uchmste Aufgabe bctrachtcn lvird, die Hochschule Heidclbcrg zu
fördern und die Freiheit der Forschung aller Wissenschaft zu
achten und zu schirmen. So möge die Hochschule Heidclberg
noch in fcrncn Jahrhunderten blühen als glückliche Stätte
zum Segen der badischen Heimat und zum Segen des ganzen
Vaterlandcs.

Rede des Oberbürgermeisters Gönner, alS Vertreter der
badischen Landstände.

Durchlauchtigster, gnädigster Fürst!

Durchlauchtigste Großherzogin!

Durchlauchtigste hohe Herrschaften!

Hochanschnlichc Festversammlung!

Namcns der landständischen Vertretung des badischen Vol-
kcs habe ich die Ehre, der Hochschule Ruperto Carola zum
heutigcn Jubelfcst dic aufrichtigstcn und hcrzlichstcn Glück-
wünsche darzubringen. Dic hochbedeutenden Klänge der Feicr
erwecken cinen lebhaften Widerhall nicht blotz in Baden und
im Deutschen Reiche, sondern weit über die Grenzen desselben
hinaus, in allen Kulturländcrn, wo die Stadt Hcidelberg und
ihre Lchrcmstalt genannt wcrden. Das badische Volk darf
mit Stolz sich glücklich schätzen, eine Lehranstalt von allgemein
ancrkannten Weltruf, wclche auf eine mchr als halbtausendjäh-
rige Gcschichte zurückblickcn kann, sein cigen ncnnen zu dürfcn.
Cs gcwährt uns Befriedigung, zu wissen, daß wir in ihr einc
Hochburg der Wissenschaft besitzen, wclchc auf allen Gebietcn deZ
mcnschlichen Wissens als ftrahlcndcr Lichtstern uns leuchtet
Cs erfüllt uns mit freudiger Genugtuung, datz sie seit Jähr-
hundertcn cinc Zentralstelle bildet, für die Gröhen aller Fa-
kultätcn und eincn Ansammlungspunkt für Lehrer und Lcr-
ncnde. Daß das badische Volk autzcr dieser ältcsten der
deutschen Hochschulen noch zwei weitere derartige Anstalten
aufzuweisen hat, welchen auch eine weitgehende Bedeutung zu-
lommt, ist schon wiederholt als cinzigartige Eigenschaft und
als besondcrer Vorzug dieses Landcs gerühmt worden, welches
von der Mutter Natur so reich gescgnet ist. Wohl ist richtig,
datz durch die Erhaltung dieser 3 Hochschulen auf der Höhe der
Leistungsfähigkeit das kleine Land in erheblichcm Mahe, in
außergewöhnlicher Weise in Anspruch genommen wird. Es
soll auch nicht in Abrcde zestcllt wcrden, datz dic Ncgicrung eS
nicht geradc leicht hat, bei dcr Aufstellung des Staatshaus-
halles eincn Ausgleich herbeizuführen, wic cs auch den Kam-
mern nicht leichtfällt, so beträchtliche Summen zu gcnehmigen.
Dcsscn ungcachtet war cs der Wille dcr Gr. Regicrung unter
der Aegide der Landcsfürsten und unter der Mitwirkung dcr
libcral handclndcn Ständcvertretung, jedcrzeit rückhaltlos die
namhaften Summen zur Verfügung zu stellen, welche erfor-
dciüsth warcn. So soll cs auch lünftig bleiben, und es wird
wahrschcinlich auch so blcibcn, datz dic Rnperto Carola auch
in dcr Zukunft dcr zivilisierten Wclt der unerschöpfliche Born

humaner Gesinnung bildcn wird, so datz Alt-Heidelberg in
allen künftigen Zeiten seine Anziehungslraft ausüben wird,
um unzählige Menschen herzuführen zu gemeinsamem Tun
und Treiben, zu gegenseitiger Achtung und Wertschätzung.

Jch schließe mit dem Ausdruck der Hoffnung, datz die guten
Wünsche der Landstände in Erfüllung gehen zum dauernden
Blühen und Gedeihen der Ruperto Carola!

Erwidermrg des Prorektors auf die Ansprache dcs Kultus-
uiinisters und dcs Verkretcrs der Ständc.

Ew. Exzellenz! Hochverehrter Herr Präsident!

Seit dem berühmten 13. Organisationsedikt, welches der
hochselige Grotzherzog Karl Friedrich durch feinen Staatsmini-
stcr von Reitzenstein erlassen hat und in welchem den Schu-
len unseres Landes — und vor allem unserer Heidelberger
Universttät — neues Leben, Ziel und Richtung verliehen wor-
dcn ist, bis auf den mit allen Fasern seines Herzens an unse-
rer Hochschule hängenden Staatsminister Nokl, dessen schmerz-
lichcn Verlust wir erst vor Jahresfrist beweincn mußten, hatte
unsere Ruperto Karola sich fast stets der wohlwollenden und
weiscn Fürsorge unscrer Regierung zu erfrcucn.

Ebenso haben die hohen Stände mit ihrer Gunst nicht ge-
spart, und die trüben Zeiten, welche die Mitglieder unseres
Lehrkröpers um dic Zeit der napolconischcn Gewaltherr-
schaft mcwchmal zwangen, zum Wanderstabe zu greifen, und
die ihnen oft kaum das tägliche Brot zum Dasein übrig lietzen,
stnd glücklich vörüber. Ein weises Matz persönlicher Freiheit
und ein genügendes Auskommen sind oft im Stande gewesen,
hervorragende Mitglicder unsercr Hochschule au dcm herr-
lichen Flecken Crde, welchen wir unsere Heimat nennen, fest-
zuhalten. Wenn wir auch manche hervorragende Kraft im
Austnusch an größcrc Wirkungskreise abzugeben genötigt wa-
ren, so ist es doch fast immer gelungen, durch jungen Ersatz
unscrcni Organismus frischcs Blut zuzuführcn und dadurch
zur Verjüngung unserer Hochschulc und zu ihrer nie versicgen-
dcn jugendlichcn Schönhcit beizutragen.

Jch lann nicht alles ciuszählen, was die Großherzogliche
Negierung und dic hohcn Stände des Landes für unsere lini-
versität in diesem Jahrhundert geleistet haben. Alles, was
ivir sind und habcn, vcrdanken wir der gemeinschaftlich und
ziclbewußtcn Arbeit dieser Faltoren mit den geistigen Kräften,
welche unsere Lchrstühle zieren und geziert haben.

Äbcr die zwei jüngsten Errungenschaftcn in grotzem Stile,
welche allen Falultätcn glcichmätzig zu Gutc kommcn, möchte
ich doch hervorheben:: Der Palastbau, welcher sich gegenüber
der Peterskirche erhebt und welcher dem alten Schatze der Bi-
bliotheka pnlatina ncue glauzvolle Unterkunft gewähren soll,
crivcckt in uns die Hoffnung, daß das kommende Jahrhundert,
welches den Fricdcn dcr zivilisierten Nationen untereinander
auf sein Panier geschrieben hat, im stande sein wird, das Un-
recht, das die Kriegsfurie des 17. Jahrhunderts unserer Stadt
und Universität zuzetan hat, wieder gutzumachen. Die dan-
lenswertc Scndung, wclchc Seine Heiliglcit Papst Lco XIII.
uns zu unserem 500jährigen Jubelfcste gcschickt hat, crscheint
mir ein glückverheitzender Strahl der Morgenröte, welcher die
geraubten Codices palatini wieder auf ihren alten historischcn
Boden zurückbringen und der fruchtbaren deutschen Gelehrsam-
keit eröffncn möge.

Unsere Vertreter der Geisteswissenschaften im engeren
Sinne werden durch dcn Umbau des Museumsgebäudes, das
durch frcundliches Entgegenkommen der staatlichen. städtischen
Bchörden und der Muscumsgesellschaft in den Besitz der Uni-
versität übergegangen ist, eine längst notwcndigc Vermehrung
und Verbesserung der Kollegien- und Seminarräume erhalten
und dadurch den Vertrctern dcr medizinischen und naturwis-
senschaftlichen Fächern, die in jeder Budgetperiode den moder-
ncn Bedürfnisscn cntsprcchcndcn Zuwachs crhaltcn haben,
glcichgestellt werdcn.

So sehen wir, daß selbst in Zeiten wirtschaftlichen Tief-
standes das badische Land den Wert seiner Hochschulen voll
ancrkennt und weiß, daß gerade in trüben Zeiten durch dic
Fördcrung des Untcrrichts die Keime gelegt werden müssen
für lünftigen Aufschwung in gcistiger und matcrieller Be-
ziehung, eine Tatsache, die nirgends glanzvoller bewiesen wor-
den ist, als durch die Gründung der grötzten Universität des
dcutschcn Rciches.

Anf datz die matzgcbendcn Behördcn unscrcs Landes, die
hohen Ständc und die Grotzhcrzogliche Ncgicrung, uns in un-
scrcn Bcstrebungen, wie bishcr, kräftig untcrstützen mögen, in
diese Bitte möchte ich meinen tiefempfundenen und warmen
Dcmk kleiden, für die wöhlwollende Begrützung, welche Sie un-
serer Hochschule gcwidmet haben.

Rcde des Rcktor Magnificenz Gierkc nus Bcrlin, Vcrtretcr
der deutschen Uiiiversitäten.

Königliche Hoheitcn!

Hochanschnliche Festvcrsammlung!

Mir ist der chrenvolle Auftrag zuteil geworden, dic Uni-
versität Hcidclberg am hcutigen Tage namcns der übrigen
Universitäten des deutschen Reiches zu begrützen. Mir ist
dieser Auftrag zuteil geworden, weil ich zur Zeit Reltor der
Universität der Reichshauptstadt bin; aber ich habe den Auf-
trag gern übernommen, auch aus pcrsönlichen Gründen; denn
ich habe doch auch an dieser Universität cin Heimatsrecht, das
keiner Erklärung untcrlicgt. Jn goldner Jugendzcit habe ich
hier drei Semester lang das HeidelbergLv Studentenleben ge-
kastet. Und dann habc ich, leider auch nur gerade die doppelte
Zeit, diescr Universitat als Mitglicd des Lehrlörpers angehört.
Es fiel dies in die Zeit, in der hier das große Jubiläum ge-
fciert wurde. Jch habe damals als Mitglied dieses Lehr-
körpers die 600jährige Jubelfeier der Ruperto Carola mitbe-
gangen. Hcutc feicrn wir in engercm Kreise die 100jährige
Jubclseier der Erncucrung dcr Rupcrto Carola. Aber nicht
wie damals schweifen unsere Blicke zurück in das ferne Mittel-
alter, sic bleiben hängen an einem nähercn Zeitpunlt, am
Jahr 1808, an einer Zeit, mit der uns noch ein umnittelbarer
Faden vcrbindct. Ta wiffen wir ja, wie Jhre Kgl. Hoheit
sagic, datz auch trübc und schwere Erinnerungen mit dem
Gedächtnis an jene Zeit verknüpft sind. War doch das Jahr
1803 das Jahr des Beichsdeputationshauptschluffes, der noch

einmal den schwachen Versuch machte, auf neuer Grundlage
das heilige römische Reich deutschcr Nation zu crbaucn, der in
Wahrheit nur sein endgiltiges Grab grub, so datz das alte
tauscndjährige Rcich zusammcnbrach. War doch damals un-
ser Vaterland berstümmelt, das linksrheinische Ufer vom Nach-
bar abgetrennt und unser Volk zerrissen! Nur schwach rcgte
sich dcr Flügelschlag des nationalcn Gedankens. Aber doch
war es eine große Zeit. Damals zucrst wurden die Anfänge
gcmacht, zu dem Neubau des deutschen öffentlichcn Lebens
von den einzelnen Staaten aüs, aus denen die Frucht ent-
sprang, dic wir heutc genießen. So war dic Neugründung
dicser Universität, die wir hcute feiern, cine wahrhaft frucht-
bare, zukunftsreiche, deutsche Tat. Freilich, lange noch daucrte
cs, bis die deutschen Hoffnungcn erfüllt wurdcn; aber dennoch,.
die Tage der Erfüllung nahten. Die frcmde Herrschaft wurde
abgeschüttelt, ein mächtizer Flügelschlag nach einem langen
Jnterregnum, länger als wir es im Mittelalter gchabt haben,
gab uns wiederum Kaiser und Reich. Wir gedenken dankbar
der großen Männer, welche diese Erfüllung aller Hcfffnungen
herbeigeführt haben. Es erlosch niemals das deutsche Volks-
tum, weil die geistige Gemeinschaft der Deutschen immer neues
Leben entfnchte, und Träger dieser gcistigen Gemeinschaft sind
doch nicht zum kleinsten Teil unscre dcutschen Uuiversitätcn
immcr gcwcsen. Diese geistige Gemcinschaft, die dic dcutschcn
Univcrsitäten pflcgen, diese Gemcinschaft dcr Wissenschaft, abcr
auch des Denkens und Fühlcns, sind und waren eincr dcr
Hauptstützen, der wieder aufivärts strcbenden nationalcn Be-
wegung. Kein kleiner Anteil gebührt doch auch uns deutschen
Universitätcn an der neuen Verkörperung unscrcr geistigen
Einheit, an der Aufrichtung des deutschen Reiches. Dis
dcutsche Gemeinschaft der deutschcn Universitäten reicht hinaus
über dcn Staat, über die Grenzcn dcs dcutschen Reiches. Wir
haben heute nicht den Erdtreis versammelt wie damals bei dem
500jährigen Jubelfest, aber cs ist doch die gnnze deutsche Ge-
mcinschaft. Die Gliedcr unsercr Gemcinschaft, die autzcr-
halb der schwarz-weiß-roten Pfähle wohnen, wollen für sich-
das Wort hier nchmen und ich spreche nur im Namen der
Univcrsitäten in dcn Grenzcn des deutschen Rciches. Wir
treten heran mit warmem Herzen zu der ältesten unserso
Schwestern, wir reichen ihr deutschen Hcmdschlag und wünschen
ihr eiuc gcsegncte Zukunft. Wir wünschen ihr, datz sie sich noch
langc untcr dem Schutz ihres crhabenen dcrzeitigen Rektor
Magnifizentiffimus bcfindcn und untcr diesem Schutz wachsen
und gedcihen möge. Wir wünschen auch, datz Jahrhundert um
Jahrhundert der Blüte sich an die Jetztzeit reihcn möge uns
datz eine Erneucrung nicht mehr crfordcrlich sein möge.

Rede des Geh. Hofrat Dr. Richard Schmitt, Nektor der
Universitlit Freiburg.

Königlichc Hoheiten! Hochansehnliche Festversammlung!

Die Freiburger Univcrsität hat als das Geschwisterliche
Glied eines engeren alademischen Familienverbandes sich das
Vorrecht erbeten, der Schwesterhochschule noch besondere Grütze
zu sagen. Sic hat das Bedürfnis, zu diescm frcundnachbar-
lichcn Handschlag schon deshalb, weil auch dic Albert Ludwig-
Universität sich heute der neuen Blüte erfreut, die sie wie Hel-
dclberg untcr dcm Segen spcndenden Szepter des Zähringcr
Hauses crlcbcn durftc. Jch habe aber das Bedürfnis nuch
deshalb, wcil mit dem heutigen Ercignis auch dic Schicksaic
der Freiburger Universität gänz besondcrs eng verschlung»n
sind. Unwillkürlich schwcift im Rückblick auf das Jahr 1803
ddr'Blick der Freiburger nuf die lurze Zeitspanne von 3 Jah-
ren Ivcitcr zurück, wo der Breisgau dem Grotzhcrzogtum ein-
verleibt wurde. Damals wurde baufälliges Material niedcr-
geriffcn, um cine ncue Stätte zu gründcu. Eincr dcr grotzcn
Historiker hat es uns gelehrt, wie damit erst die Grundlagc
geschaffen wurdc, auf der der gesamte Bau unseres neuen Ba-
terlandcs crmöglicht wurde, und wenn wir z. V. heutc an,
allc diesc Daseinsbcdingungen auch für das akademische Leben
denlen und denlen, dah im Rahmen des Vaterlandes alle deut-
schcn Univcrsitätcn an Kraft, Einigleit und Geschlossenheit des
gcmcinsamcn Erfüllens ihrcr Aufgabe gewounen habcn, ohne
an ihrer individuellen Eigcnart und Freiheit und ohne an dcr
Kraft des Wetteifers einzubüßen, so würde es den Freiburgern
nahe liegen, daß dieses Wechsclverhältnis, das teils kräftigend
teils erziehend zwischen Heidelberg und Freiburg zuerst er-
standen ist, alle dcutschen Hochschulcn verbindet.

Gestatten Eure Magnisiccnz, datz wir die Hofsnung aus-
sprcchen, datz dieses' Verhältnis des Wetteifcrs freundnach-
barlich fortdauern möge.

Rede des Prorektors der Universität Wien, Hofrat Dr. Schip-
pcr, des Vertrctcrs der deutsch-österreichischcn Nniversitäten.

Königliche Hoheiten! Eure Magnificenz! HochansehnlichL
Festvcrsammlung! Von dcn hicr crschicncncn Bcrtretern der
deutsch-österrcichischen Univcrsitätcn ist mir der chrcnvolle
Auftrag zu teil gcwordcn, in dercn Namcn zugleich auch im
Namcn der Universitüt Wien der Univcrsität Heidelberg die
herzlichsten und innigsten Glückwünsche anlählich dcr Centenar-
feier ihrcr Erneuerung darzubringcn. Untcr dcnjenigen Uni-
versitäten, die wir zu vertreten die Ehre haben, und zugleich
unter allcn deutschen Universitäten sind Prag und Wien die-
jcnigcn, die zuerst als Pflcgestättcn eincr höhercn wisscnschaft-
lichcn Ausbildung im alicn deutschcn Rcich entstandcn sind.
die seitdem in schwcren Zeiträumen fördernd auf das geistige
Lebcn der Nation cingcwirkt haben, die zumal währcnd dev
erstcn Zeitcn ihrcs Bcstandes andere Zentrcn geiftiger Ausbil-
dung ins Dascin gerufen habcn. Dcr Lohn dasür ist nicht
ausgeblieben. Von allen Seiten sind dcn österreichischen Uni-
versttäten im Laufe der Jahrhunderte reiche Ströme deutschev
Wissenschaft, deutschen Geisteslebens zugeflosscn. Auch die po-
litischc Tremiung hat das gemeinsame geistige Band, melches
Deutschland und Oestcrreich umschlingc, nicht gelöst uud nicht
gelockert. Seitdcm aber cin inniges politisches Bündnis die
beiden grotzen Reiche wieder vereinigt, ist es hoffentlich für alle
Zcitcn doppelt bcfcstigt. Die äutzeren Anlässe liegen sehr
nahe. Jn Eurcr Magnificenz begrühen wir Vcrtretcr der
österreichischcn Universiiäten den Mann, der gegcnwärtig die
hohe Auszeichnung genietzt, an der Spitze dieser altehrwürdigen
Hochschule zu stchcn, dcn lvir aber zugleich auch noch sciner
 
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