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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 281 - 305 (1. Dezember 1903 - 31. Dezember 1903)
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Dosilttstsg, 16. Dezembtt 1VZ. Wzstes Matt. 4s. AshrgW. — .M 289.

GrsHeist tSzllch, Sosntag« «»»genomurrn. Prei« mit FkmilienSlStter« «onatllch 80 Bfg. in'S Hau« gebracht, Lei ber Ervedilio» und de« ZweigKationen «rbsehoü 40 Pfg. Dnrch U. V»A

bezogen vierteljährlich 1.38 Mk. aursÄließltch Zustellgebühr.

U»»eti«>pr»i«: 20 Pf«. für die Ispaltige Perttzeile oder drren Naum. Reklamezeile 40 Psg. Für hicfige Gefchäft«. md Prtvatanzei-ro ermähigt. — Für di« Luinahme ven
a» bestimmten Lagen wtrd keine Nerantwortlichkeil üdernommen. — Anschlag der Jnserat auf den Pla katrafeln der Heidelberger Zeitung mü> den städtischen Anfchlagstellen. Fernsprecher M.

Deutscher Reichstag.

BerIin, 9. Dezember. E t a t s b e r a t u n g.
Reichsschatzsckretär Freiherr v. Stengel bedauert, dasz
ihm auferlegt sei, mit eineni unerfreulichen Etat
debütieren. Der Fehlbetrag für 1902 belaufe sich auf
^0 723 000 Mark; er habe seinen Grund mehr in den Rück-
rHlag der Einnahmen als in dem Mehrbedarf der Ausgaben.
^ie Mehrausgaben betragen 8U Millionen. Der Einnahme-
^usfall stellt sich auf 22 Millionen. Das Fahr 1903 werde
Uiit einem Fehlbetrag von über 20 Millionen abschlieszen. We-
ftntlich günstiger werde sich das Rechnungsjähr 1908 bei den
^berweisungssteuern stellen; es werde auf ein Mehr von 34
^iillionen gerechnet. Dieser Ueberschuß müsse zur Verminde-
^urig einer Zuschnßanleihe für 1908 verwendet werden. Der
^tat sei in dcn Ausgabeii mit äußerster Sparsamkeit
?ufgestellt worden. Die'Einzelstaaten seien mit Rücksicht auf
Are Finanzlaze nicht stark herangezogen. Der Anleihebetrag
fUr 1904 beträgt 214A. Millionen. Der Gesetzentwurf betr.

A

enderung des FinanzwesensdesReichs wurde

^ktiert durch die Sorge sür die Zukunst. Nach Ueberwindung
^er wirtschaftlichen' Krisis und nach dem 'Jntrafttreten des
Ueuen Zolltarifs würden die Einnahmen wieder reicher flie-
Dn. Dcr Schwerpuntt dcr Lage liege in der E inschrän -
sung der Frankensteinschen Klausel und in
?^r Aendernng des Artikels 70 der Reichsverfas-
lUug. Wenn die Regierungen einmütig beschlossen haben,
Uiit der Einschränkung der Frankensteinschen Klausel den An-
u>Ug in der Reform der Finanzwirtschaft des Reichcs zn ma-
Zen unter vollkommener Wahrunz des Budgetrechts datz
jufichstages, so ist kein Grunid znr Beunruhigung vorhanden.
Ae beste Rezelung der Frankensteinschen Klausel sei ihre Ein-
ichränkung. Die Finanzvorlage solle dic bestchende Verwor-
^nheit bcseitigen nnd einer Erhöhung der Martrikularbeiträge
^urbeugen. Hosfentlich tverde man über die Vorlage mit dcr
'iuehrheit de/ Rcichstages zu einer Verständigung kommen.
l^eifall rechtsj.

Abg. Dr. Schädler (Ztr.): Es sei verwun-derlich, daß
Le Vertreter der Einzelstaaten so glatt auf die Finanzvorlage
?Ugegangcn seien. Trotz schwerer Bedenken gegen sie bean-
Isuge er Ucberweisung an die Budgetkommission. Beim Mili-
?>vetat kommt Redner auf den Prozeß Bilse zu sprechen, der
Mrke Dtißbräuche im preußischen Offizierkorps bloßgclegt
?ube. Man solle vor diesen Schäden die Augen nicht verschlie-
?^u. Redner kommt auf die Viißhandlungen zu sprechcn und
t^Un auf wirtschaftliche Fragen, die Bauern- und die Han-
?bisdertragspolitit in ihrem Zusammenhange, die Han-dlverker-
Ivage in Verbinbung mit dem Genossenschaftswesen. Redner
^Eschäftigt sich noch mit einer Reihe Einzelfragen, darunter
?Uch Kmjlecki-Prozeß und der Haltung des Staatsanwalts
.^bch, Er schließt erst nach 6 Uhr, woraus die Weiterberatung

morgen vertagt wird.

Deutsches Reich.

. — Zuni Beschluß des geschäftsführenden Ausschusses

dr Freisinnigen Vereinigung, welcher die
^UK Reihen d-er eigenen Partei hervorgegangenen An-
/ ^SUngen, sich den Nationalliberalen anzunähern, kurz
^wückmeift, schreibt die „Köln. Ztg.": Man würde die Be-
5dutung der liberalenRefornrbewegung ver-
^Unen, wenn man sie durch diesen Beschluß von neun
^ännern fiir erledigt oder auch nnr irgendwie auf-
?dhalten ansehen wollte. Wir möchten sagen, die ganze
^esse hallf heute von den Erörterungen über diese Be-
f^gung wider, und der Vokschlag, der in diesen Blättern
^ftgst von linksliberaler Seite gemacht worden ist, 'Le-

deutet nur einen von den vielen Veksuchen, welche
der neuerwachende Liberalismus im Lande heute macht,
den ihm gebührenden politischen Einsluß zurückzugewin-
nen. Von dem zuerst vorgeschlagenen Mittel, in nähere
Fühlung niit dec S o z i a I d e m o k r a t i e zu treten, ist
es jetzt ziemlich st i I l geworden, was wir schon für ein
z Zeichen fortschreitender Reife in dieser Bewegung an-
^ sehen möchten. Denn der Liberalismus wird nicht
, stärker, wenn er von einer Seite auf die andere fällt; er
würde nur zerfließen, wollte er die große Scheide-
i mauer, die ihn von der Sozialdemokratie trennt, nicht in
^ ihrer ganzen nüchternenWirklichkeit sehen und ^
respektieren. Heute heißt es den Liberalismus abgrenzen,
so gut nach links wie nach rechts, damit er als in sich g e -
s ch I o s s e n -e W e 'l t a n s ch a u u n g dem dentschen Volke
wieder greisbar wird un-d neue Werbekraft entfalten kann.
z« Das kann nnr geschehen, wenn man die trennenden Frä-
/ gen der zufälligen Tagespolitik zurückstellt hinter die
großen, gemeinsamen Grundideen, werm man also den
entgegengesetzten Standpunkt einnimmt, auf den sich die
parlamentarischen Vertreter 'des Liberalismus notwendig
? stellen müssen. Die Vorschläge, die von solcher höhern
i Warte aus gemacht werden, mögen heute immerhin noch
^ nnausführbar sein, das nimmt ihnen nichts von ihrem
^ zeitgeschichtlichm Wert. Uns beweisen sie, daß der Libe-
l ralismus auf öem Marsche ist, daß eine neue Gene -
l r a t i o n i m d e u t s ch e n B ü r g e r t u m heraufiommt,
die ihr Jnteresse nnd ihre Liebe den politischen Fragen
wieder zuwendet, nnd wir meinen, es müßte wunderbar
zugehen, wenn sich aus dem hente schäumenden Most nicht s
ein trinkbarer Wein entwickeln würde.

— Unter den Jnitiativanträgen, die die soziaI -
d e m okrati s ch e Fraktion im neuen Reichstag einge-
^ bracht hat, befindet sich auch einer, der die Einführung des
allgemeinen, gleichen Wahlrechts siir b e i d e G e s ch l e ch-
ter zu allen deutschen Parlamenten bezweckt. So hat
? Frau Zetkin auf dem Dresdener Parteitag die Genossen
z nicht vergeblich an diesen ganz in den Hintergrund getre-
^ tenen Punkt des sozialdemokratischen Parteiprogramms !
8 erinnert.

^ Bade«.

« — Zu den im Landtag eingebrachten Jnterpellationen

^ schretbt der Karlsruher Korresp. des „Schw. Merk.": Po-
? litische Tragweite hat einzig Äie Zentrumsinterpellation
- Wegen der K l o st e r z u l a s s u n g. Auf liberaler Seite
i Wünscht man, die Regierung möge eine verneinende Ant-
: wort erteilen. Wird dies geschehen? Das Publikum hält
l 'sich an das unverbürgte Worh: „Solange ich lebe nicht!"
r vergißt abcr dabei, daß schon im Frühling dieses
j Jahres das Staatsministerium beim Großherzog den A n-
! trag auf ZuIassung von Männerklöstern gestellt z
i hat. Zu wiederholten Malen ist dies im „Merkur" betont z
j und nie ist es von amtlicher oder halbamtlicher Seite be- i
E stritten worden. llnter diesen Umstanden wird man sich !

an die Tatsache halten müssen, daß Staatsminister von !

^ Brauer und Kultusminister Freiherr v. Dusch noch im

Amte sind, während sie hätten zurücktreten müssen, wenn
ihr Antrag an allerhöchster Stelle bereits abgelehnt wor-
den wäre. Daß die Antwort der Regierung auf die Zen-
trumsinterpellafion verneinend ausfallen werde, steht
daher keineswegs so s e st, wie man vielfach an-
nimmt. Das Zentrum sucht osfenbar einen Druck auszu-
üben, indeni es die Regierung nötigen will, jetzt schon
Stellung zu nehmen. Es wirb sich zeigen, wie lange eine
hinausziehende Haltung der Regierung bei versammeltem
Landtag durchssihrbar ist.

— Für E i s e n b a h n st a t i o n e n sind ini Budget
27 Mill. vorgesehen. Darunter besinden sich 6^ Mill. als
4. Rate sür den Mannheimer Rangierbahn -
h o f, dessen Gesamtkosten auf 17 980 000 M. geschätzt sind.
Dann werden sür den neuen Güterbahnhos in
Freiburg als vierte und letzte Rate 4060000 Mk.
gesordert; seine Gesamtkosten belaufen sich aus 11 946 000
Mark. Als zweite Rate sür den Neuban des Heidel-
berger Bahnhofes sind, wie schon gemeldet, 3
Millionen verlangt. Für den Basler Bahnhos-
Umbau ist eine siebente Rate mit 2 Millionen gefordert.
Die dritte Rate für die Verlegung des Karlsruher
P e r s o n e n b a h n h o f s beträgt 1s/2 Millionen; srü-
her sind bereits 9 Millionen bewilligt. Eine 4. Rate mit

I Million ist auch für den OffenburgerB a h n h o s-

II m b a u vorgesehen, für den srüher schon 3 800 000
Mark bewilligt waren. Für B a h n h o s e r w e i t e -
rungen werden überdies verlangt: Meckesheim
140 000 Mark. Tauberbischossheiin 100 000 Mark, Wies-
loch 280 000 Mark und Pforzheim 600 000 Mark. Für
B a h n h o f -11 m b a n t e n sind außerdem angesordert
für: Durlach 300 000 Mk., Grötzingen 61 400 Mk., Nie-
derschopfheim 160 000 Mk., Lörrach 750 000 Mk., Ra-
dolsszell 800 000 Mk. Die Gleis-Erweiterungen sollen
kosten in Eutingen 140 000 Mk., auf der Strecke Graben-
Neudorf 300 000 Mk., in Wilferdingen 327 000 Mk. nnd
im Mühlacker 8000 Mark. Auf dem Mannheimer Zen-
tralgüterbahnhos sollen Zwei weitere Wohnhäuser
mit je 12 Wohnungen in der Nähe 'der Neckarspitze er-
richtet werden. Die Kosten sind auf 126 500 Mk. ver-
anschlagt.

K a rlsr u h e , 9. Dez. Der L a n d w i r t s ch a f t s-
r a t begann heute Morgen unter dem Vorsitz des Präsi-
denten Klein in Gegenwart des Ministers des Jnnern
Schenkel seine diesjährigen Beratungen, die sich auf zwei
Tage erstrecken. Zur Frage des Tabakbaues lag
eine Denkschrift der Regierung vor, über die Geh. Kom-
merzienrat Reiß und Bürgermeister Herbe Bericht er-
statteten. Nach längerer Debatte wurde zum Zwecke der
Hebung des Tabakbaues folgender Vorschlag angenommen:

1. Gründung von weiteren Tabakbauvereinen nach den
vom Ministerium des Fnnern schon benutzten Mustern;

2. staatliche Unterstützung des Konsumverelnverbandes
zum Zwecke der Hebung und llnterstützung der Tabakbau-
vereine, insbesondcre Mitwirkung im Verkaus und im
gegebenen Falle in der Selbstfermentation; 3. staatliche
llnterstützung zur Anlage von Tabaksbauversuchsseldern,

Liederkranz-Konzert.

Heidelberg, 10. Dez

^ Wenn dcr „Liederkranz" auf dem Konzertpodiuin erschemt,
lauscht man gerne den Klängen dcs deutschen Licdes, das
s^^olkslied, wie als Kunstgesang in diesem Verein eine gleich
yP^volle Pflegestätte gesun'den hat. Es ist daher auch kein
^Under, daß bei Veranftaltungen' des Veveins, trotz der hier
herrschenden Konzertüberschivemmung, Ler große
der hiesigen Ssadthalle bis auf das letzte -Plätzchen be-
^ ist, wie es gestern Abend der Fall war.

yh Ter „Liederkr-anz" rechtfertigte mit seinem gestern Abend
^llehalwnen Winter-Konzert vollkommen seincn alten guten
und bot unter der umstchtigen und tädellosen Leitung
G? Herrn C. Weidt wiederum Leistungen, die ihm zur Ehre
^/eichen. -Schon gleich bei dem 'das Konzert einleitenden
tj^^iverk „Die Allmacht" von F. Schubert-Liszt, einer mäch-
schönen Komposition für Chor, Sopransolo und Or-
idj Ev- zeigte der Vercin, was er zn leisten im Stande ist.

nächste Darbietung war einc neue, dern Liederkranz ge-
^.vrnete Komposition des bekannten Wiener Schnbertbund-
H^aitzenten Ad. Kirchl „Der letzte Pfalzgraf". Der Chor, eine
Hfisjrielle Komposition, zählt wohl zu den besten Arbeiten
und kam' durch die prächtige Wiedergabe des konzert-
sch^vden Vereins zur vollen Geltung; der darauf folgende
r^sviische Beifall war wohlverdient. Nicht m-inderen Erfolg
„AEe Verein durch den Vortrag von I. Rheinberger's
an die Tonkunst", einem majestätisch angelegten
Z sür Chor nnd Orchester, doch seine Glanzleistung bildeten
^ ^lzückend schön gesungcne Volkslieder von Jüngst und An-
Hicr zeigte der „Liederkranz" seine alte und nnr anzu-
st^^suenide Liebe für das Volkslied. Ein währer Beifalls-
war der Lohn sür diese prächtigen Leistungen, welcher
tzg Weidt mit seinen Getreuen durch Wiederholung

ley ^izenden C'hores von Angever: „Wenn's nach zweier Wil-
Singe" dankend gnittierte. Eine recht schwere Aufgabe

löstc 'dcr Verein -urch die Aufführung der überaus schwierigen
Komposition von H. Götz: „Es liegt so abendstill der See" für
achtstimmigen Chor, Sopransolo und Orchester. Trotz aller
Schwierigkeitcn wurde er schön gesungen, nnd kleinere Feh-
ler, die selbst bci den besten MännergesaN'Zvereinen nicht zu
vermeiden sind, können dem guten Eindruck, welchen die sonst
so vortreffliche Wie'dergabe dieses WerkeZ auf die Zuhörcr
ausübte, nicht viel anhaben.

Als Solistin war für diesen Abend die k. k. Hofopernsän-
gerin Frau Lucie Wcidt aus Wicn gewonn-en. Die
Künstlerin, welche Pcrsönlichkeit, Stimme und Vortragsweiss
so harmonisch vereinigt, war uns keine Fremde mehr, sie ent-
zückte im Vorjahre durch Mitwirkung im Frühjahrskonzert
des „Liederkranzes" das Heidelberger Publikum. Als Vertre-
terin der Solo-Parts in dcn beiden Chorwerken für Sopran-
solo und Orchester, sowic als Lieder-Sängerin bereichcrte sie
die gestrige Konzertaufsührung. Jhre Stimme ist seit ihrem
I-etztein hiesigen Auftreten noch, gröher geword-en. Hohe Kunst-
begabung u. küustl. Zartgesühl zeichnen die Sängerin aus. D-.'
Vortrag der Äieder von Brahms, Strauß, H. Wols, Rubin-
stein, R, Wagner und Grieg war gleichmäßig wertvoll. Gro-
ßen Beifall erweckte sie mit Grieg's, „Dein Rat ist wohl gut",
R. Wagner's „Schmerzen" und H. Wolfs „Er ist's". Stür-
misch applaudicrt ersreute Frau Weidt durch -ine Zugabe.

Eine recht brave Begleiterin am Klavier hatte die Solistin
bei ihren Liedervorträgen an Fränlein Clara von Kö-
n i tz.

An selbständigen Orchestervorträgen hörten wir gestern
cine für Heidelberg noch neue Komposition R. Fuchs' „Serc-
nade in D-dur" für Streichorchester. Dieses in 5 Sätzen g--
teilte Werk des ehemaligen Wiener Hofopern-Dirizenten ist
bon der 1. bis zur letzten Note vom wärmsten musikalischen
Einpfinden getragen. Jeder Satz ist ein Kabinettstück für sich.
doch wirkte das „Adagio" besonders gut. Brillant rauscht der
letzte Satz dahin und führt das schöne Werk zum prächtigsten
Abschluß, Bom hiesigen städiischen Orchester, welches auch bci

Begleitung der Chorwerke Tadelloses leistete, wurde das Stück
veizend gespielt und dürfte in kurzem hier ebenso beliebt sein,
als überall dort, wo es zur Ausführung gelangte,

Hätten wir am Schlusse nöch etwas zu loben, so wäre es
die schöne Zusammenstellung des Programmes, tvelches durch
die Auswahl und Verschiedenheit des Gebotenen das Jn-
teresse der Zuhörer trotz zweistündiger Dauer nicht erlahmen
lietz, — Mit Stolz kann daher der „Liederkranz" auf diese
seine Veranstaltunz zurückblicken. F.

Theater- uud Kunstnachrichtcn.

Heidclberg, 10, Dez, (S t a d tt h e at e r.) Alorgen Frei-
tag gelangt die Operettennovität „Bruder Straubinger" wie-
der'holt in der bereits bekannten Besetzung der Hauptrollen zur
Aussührung.

HeideLberger VereinsaNgelegLNheiterr.

Vortrag im Kaufmännischen Vereiu. Jm genannten
Verein hielt gestern Abend Privatdozent Dr. Th. Elsen-
hans einen interessanten Vortrag über das Gedächnis.. Nach
einer Cinleitung über die Bedeutung des Gedächtnisses für die
Persönlichkeit des Menschen, seine 'Lebenserfahrung und seinen
Beruf schilderte der Vortragcnde zuerst das Wesen des Ge-
'dächtnisses, zeigte dann, was wir unter Erinnerung zu verstehen
haben und zeichnetc untcr Anführu'iig einzelner Beispicle die
allgemeinen Eigenschaften eines guten Gedächtnisses. Von be-
sonderer Bedeut-ung ist aber die Frage, von welchen Bedingungen
die Gedächtnisleistnngen abhängig sind. Sie liegen tcils im
Menschen selbst, in dessen Anlagen, Enttvicklung und augenblick-
lichem Zustand, Stimmung, Unsmerkscnnkeit, Jntercsse, teils
in den empfangenen Cindrücken, deren Stärke, Dauer, Zusam-
menhang usw. Ausführungen über die Mnemotechnik und über
die natürliche PflegeFies Gedücktnisses fchlossen dss RednerS
Bortrag.
 
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