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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1903 - 31. Oktober 1903)
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Iiristlig, 87. Mber ISV.

Wrftes BlRtt»

45. ZchWg. — L51.

Schulgeld und Wahlrecht.

Karlsruhe, 26. Okt. Mit Rücksicht auf die viel-
mche Erörteruug, welche die Frage des Wahlrechtsverlusts
^gen linterstützung mit Unterrichtsmitteln für den Volks-
ichuluntsrricht in der Presse aller Parteirichtungeir in
lungster Zeit gefuuden hat, dürfte ein eingehenderes
durückgreifen auf die Entstehungsgeschichte der auf jene
Mage bezüglichen jetzt geltenden Gesetzbestimmungen nicht
°hne Jnteresse sein.

Nachdem schou auf früheren Landtagen bei Verhand-
iUngen über Gesstzesvorlagcn aus dem Gebiete des Volks-
ichulwesens eine verschiedene Behandlung des Schulgeld-
^iasses einerseits und der Unterstützung mit Unterrichts-
chitteln andererseits Befürwortung gefunden, war in dem
^ Juni 1888 den Ständen vorgelegten Entwurf einer
ffovelle zum Elementarunterrichtsgesetz für den, von der
dahlung des Schulgeldes für Unvermögende handelnden,
^arnaligen Z 55 eine geänderte Fassung vorgeschlagen,
^olche im wessntlichen mit der Fassung,des jetzt geltenden
69 übereinsümmte. Eine Aenderung des die Veschaf-
lung der Unterrichtsmittel betreffeüden § 4 des E. U. G.
ch>n 1868 (jetzt Z 6) war dagegen nicht vorgesehen. Der
Entwurf wurde von der 2. Kammer der für das Be-
»wtengesetz bestellten Kommission Zur Norbereitung zuge-
sjschssn; lctztere bestand aus den Abgeordneten Bassermann,
üieser, Frank, Frech, Friedrich, Gönner, Hoffmann, Küfer,
^ögler, Krafft, Kriechle, Lauck, Leipf, von Neubronn,
^opp, Wilckens, Winterer. Der namcns der Kommisfion
^urch den Abgeordneten Fieser erstattete Bericht enthislt
§ 5 dss Entwurfes wörtlich das Folgende:

, „Der Paragraph enthält gegenüber der ärmeren Bolks-
aasss ein weitgehendes Zugeständnis, indem er die Bezahlung
Schulgeldes bei llnvermöglichen durch den Armenverband
^seitigt, den Ersatz der unbeibringlichen Beträge dem Schul-
»»pband auferlegt, den llnvermöglichen ein Recht auf die Bs-
ücinng des Schulgeldes und eine Beschwerde gegen die Ver-
AZung üieser Befreiung gewährt, damit die llnterstützung durch
^rzahlung des Schulgeldes in allen Fällen, in welchen dies
°on der Gcmeindebehörde verfügt wird, des Charalters der
-ürnenunterstützung entkleidet und den Betroffenen sonach das
chahlrscht in Gemeinde-, Staats- und Reichswahlen zurück-
stibt. Ferner war man in der Kommisston einstimmig darüber,
die Unterstützung des Unvermögenden durch Bestreitung
Lehrmittel, wenn auf Anfordern der Ersatz der Auslage
Bcht geleistet werden- kann, nicht auf gleiche Stufe mit der Be-
Üciung vom- Schulgelde gestellt werden könne. Jm letzteren
oäste hat die Gemeinde positive Barauslagen nicht zu bestrei-
ssch' Bei Bezählung der Lehrmittel und anderem Aufwany
fär die Schulkinder, z. B. durch Gewährung von Schuhen,
E, im Unvermügensfalle Uach wie vor der Armenverband
Psizukommen. Die Unterstützung der Unvermögenden ist in
??csem Falle Armenunterstützung und muß nach wie vor bezüg-
sich des Wahlrechts auch den Ausschluß überall da zur Folge
ssoben, wo nicht Stiftungcn, oder Gemeinden zum voraus die
'd'sstrcitung des Anfwandes aus Stiftungs- oder Gemeinde-
»»tteln zu leisten sich entschlossen haben."

Bei der Beratung des Gesetzvorschlags in dsr zweiten
Kawmer selbst ist Widerspruch gegen die im Kommissions-
^vicht niedergelegten Anschanungen von keinor Seitc sr-
llobsn worden, und der Regierungsvorschlag wurde von
oeiden Kammern unverändert angenommsn. Jn dem

Entwurf einer umfassenderen! Novelle zum Elementar-
nnterrichtsgesetz, welcher sodann im Dezember 1891 den
Ständen vorgelegt wurde, und aus welchem das noch
gegenwärtig gsltende Gesetz üüer den Elementarunterricht
vom 13. Mui 1892 hervorgegangen ist, war weder in An-
sehung des S-chulgelderlasses, noch der Unterstützung mit
llnterrichtsmitteln eine Aenderung vorgeschlagen. Nun
wird die Sache ohne Zweifel bei nächster Gelsgenheit in
einer der neuzeitlichen Auffassung entsprechenben Weise
geregelt werd-en.

Praktische SoZialpolitik.

Der Vorstand der Großh. badischen Fabrik-
insPektion hat an die Handelskammern im Großher-
zogtum ein Rundschreiben gerichtet, in welchem er den
Besuch der Ständigen Ausstellung für Ar-
beiterwohlfahrt in Charlottenburg durch Ar-
beiteralssehrwünschenswert bezeichnet. Dies
Ziel werde sich am wirksamsten nnd billigsten durch V e r-
anstaltung gemeinschaftlicher Reisen unter
sachkundiger Führung erreichen lassen. Bei -einem zwei-
tägigen Aufenthalt in Berlin nnd unter Jnanspru-chnahme
je eines Tages für Hin- und Rückweg würden sich bei
einer G e s e l l s ch a f t s r e i s e die Kosten für jeden sich
beteiligenden Arbeiter auf etwa 80 Mk. stellen. Die Fa-
brikinspektion erklärt sich bereit, demnächst eins erste der-
artige -Gesellschaftsreife zu v-eranstalten. und zu leiten.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat, wie
die „Südd. Reichskorresp." erfährt, zur Ermöglichüng des
Besuches der UussteÜung durch Arbeiter eine Summe
von 1500 Mk. bewilligt. Weitere 1500 Mk. sind von der
G r oßh. N egieruug zur Verfügung gostellt wordell.
Der Vorstaud der Favrikinspektivli ersucht die Haudels-
kammern, das geplante Unlernehmen unterstützen zu
wollen. Dies könnte in doppelter Weise geschehen:

1. Jndem die Handelskammer eine bestimmte Summe
bewilligt und dem Vorstand der Fabrikinspektion zur Vev-
fügung stelltj zugleich auch diejenigen Personen aus dem
Arbeiterstande des Handelskammerbezirks nainhast macht,
die sie für die Beteiligung an der Reise aus den schon zur
Verfügung stehenden oder aus den von der Handelskammer
etwa zu bewilligenden Mittekn in Vors-chlag bringt.

2. Jndem die Handelskammer Jndustrielle des Bezirks
dafür gewinnt, aus eigenen Mitteln Arbeiter ihres Be-
triebes zu der gemeinschastlichen Reise zu entsenden.

Es empfiehlt sich, in allen Fällen sowohl gslernte als
ungelernte Arbeiter, Maschinisten, Handw-erker usw. mit
der Maßgabe in Vorschlag zu bringsn, daß verschiedene
Betrlebsarten vertreten sind, damit die in dcr Ausstellung
zu gewinnenden Anschaunngen eine möglichst allgemeine
Verbreitung in den Arbeitsrkreisen des Landes finden.
Bei der Auswahl würde lediglich die Tüchtigkeit in Be-
tracht zu ziehen sein ohne jsgliche Rücksicht auf die poli-
tische Parteistellung der Arbciter.

So'bald sich das Maß der Beteiligung an der —' etwa
für Mitte Novbr. d. Z. in Aussicht genommenen — Reise

Heidelberger Musikrest.

Heidelberg, 26. Okt.

,. Jn mächU'ger Steigerung der Darbietungcn ging das Mu-
'.Best mit dcm heutigen vierten Konzert zu Ende. Er-
Afnct wurde das Konzert bei feierlichcr Hcllc mit dcr Fest-
W>sik zur Zcntenarfeier der Universität Heidelüerg (1903):
Auszug der Fakultäten und anschließender Huldigungsgesang
>»» Orch-ester, Orgel, eine Baritonstimme und Männerchor,
A'- 32, von Dr. Ph. W o l f r u m. Da das bcdcutende Ton-
7>crk bereits gelegentlich der Erstaufführung gewürdigt wurde,
?ȧerdcm das Programmbuch eine sehr lesenswerte Abhand-
ü>»g über dasselbe von Fritz Stein enthält, so können weitere
j>»slassun-gen füglich- unterbleibcn. Die Ausführung — einc
Esirere Zusammenwirknng der Jnstrumente mit dcr Orgcl
§»re wünschenswert gcwesen — rief jubelnden Beifall hervor.
A>cr Vortraz der 9. Symphonie von A. Bruckner unter der
d^'tung von Dr. Strauß -bei versenktem Orchester und bei
»arktz;. Verdunkelung des Konzertraumes war für den em-
w»Nglichen Hörer ein Hochgenuß. Die „himmlischen Längcn"
Acllten freilich nicht allcn Hörern zusagen. Mcin freundlicher
Achbar meinte in dieser Hin-sicht: Bruckner hat diese Sympho-
»>^ deni lieb-en Gott gewidmet, der ihn aber bald zu sich rief,
es war gut, dcnn sonst hätte er nach einen vierten Satz
Z^lchrieben. Nach dcr halbstündigcn Pause spielte Profcssor
1 e t r i - Dresdcn in vollendctcr Weise Mozarts Violinkonzert
.» A, und Kammcrsänger R. v. Milde sang dic „Waldesnacht"
»n Schubcrt und den „Rattcnfänger" von H. Wolf, ersteres
»st Mottl, letzteres von Kähler instrum-entiert. Leider war
»>cin Pwh sür diese Piece — Ostscite des Balkons — etwas
»Ngünstig, so daß ich nur ungenügcnd dcm Gesange folgen
A»nte. Waruni der Künstler nicht densclbcn Platz wie der
Hcsger cinnahm, wodurch er besscr verständlich gew-csen wäre,
n,clß sch nicht. Tas Hauptinteresse könzentrierte sich auf dio
^llllade „Taillefer" für Chor, Soli und Orchcstcr von
»Uch. Strautz, op. 52; die Widmung und Uraufführung dahier

sind die Dankesguittung des Tondichters für die Yon der Uni-
versität empfangene Auszeichnung als Or. b. c. Das Werk
z-eigt echten Balladenton, der durch das volkstümliche Element
dartn -wesentlich erhöht wird und die Hörerschaft für die be-
deutende Tondichtun-g schon zu Beginn gefangen nimmt. Aus
fünf Hauptgedanken, derLn vornehmste das Tailleferthema und
das Rolandslied sind, baut Str-auh einen Tonsatz auf von
packender Realistik und blen-dendem Glanze. Der Chor ist
zumeist homophon geschrieben, ohne außergewöhnliche Schwie-
rigkeiten für die Sänger, während die Polophonie des Orche-
sters und die farbenprächtige Jnstrumentation höchste Bewun-
derung hervorrufen, aber auch in technischer Hinsicht nicht ge-
ringe Anforderungen stellen. Die Aufführung unter der tem-
peramentvollen Leitung des Komponisten — die Soli sangen
Frau HiIler - Rückbeil und die Herren R. v. Milde und
Emil Pinks — war glanzvoll, der Erfolgein durch-
s ch l a g e n d e r.

Als Zusatz zu mein-cm gestrigen Artikel habe ich noch zu
konstatieren, daß die Bemerkung über die -Begleitung in den
Rezitativen in Hayds „Schöpfung" durchaus kein Vorwurf
für dcn Spicler sein sölltc. Mir schien nur die Jmitation des
alten C-embalo-Jnstrumentes durch das mangelhafte T-afel-
klavier nicht ganz'genügend und in den Rahmen Ler Aufiüü-
rung passend.

Das Musikfest mit seinen vier hochwichtigen Reformkonzer-
ten ist vorüber. Mögen die Anregungen, die es in Fülle gege-
bcn, reiche Früchte tragen im Jntercsse der hehrsten der
Künstc!

Karl A u g. K r a u ß.

Stadttheater.

„A lt - Heidelber g",
hclm Meyer-Förster.

Gleich- zum Bcginn dcs Scmesters

Heidelberg, 27. Okt.
chauspicl in 5 Akten von Wil-

ist den Heidelbergern

übersshen läßt, wird der nähere Plan entworfen und be-
kannt gegebm werden.

Der Vorstand- der Fabrikinspektion erklärt si-ch bereit,
in den Fällen, in welchen der Arbeitgeber die Weiterzah-
lnng des Lohnes während d-er vier Reisetage nicht zu über-
nehmen bereit ist, die Zahlung aus den der Fabrikinspek-
tion zur Verfügung stshenden Mitteln zu leisten.

DeuLsches Reich.

— Franz Mehring zieht in seiner Rechtfertigungs-
Broschüre mit denen um Braun scharf ins Gericht. AuA
dem reichen Arsenal seiner mündli-chen und schriftlichen
Erinnerungen packt er allerlei Jndiskretionen aus, die im
Bebelschen Lager von neuem einen Sturm der Entrüstung
entsesseln werden. Selbst den zwischen Revisionisten und
Marxisten hülflos umherirrenden, vom rein menschlichen
Stand-Punkt aus bedauernswerten Hans Leuß zitiert Meh-
ring, um mit der von diesem angeblich in revisionistischen
Kreisen gehörten Aeußerung: „Jst Bebel einmal tot, so
schmeißen wir die ganze RasseIbande aus der Partes
hinaus" Lie Revisionisten ans Messer der Zub-eil, Stadt-
hagen usw. zu liesern. Mehring schließt seins Auseiw-
andersetzungen mit den drohSnden Worten: „Damit schließt
der Handel für meine Person, aber öamit beginnt er auch
für d-ie Partei: Jhr kann es sehr gleichgültig sein, ob den
moralische Meu ch elmord in Dresden an einem
beliebigen T oder I) versucht wurde, aber nicht gleichgültig!
darf ihr die Frage sein, ob si-ch auf ihren Parteitagen
hinterlistige Ueberfälle abspielm dürfen, von denen ich
wiederhole, daß ste an feiger und schmutziger Per -
fidiein der Geschichte 'd-er ve r f a u l t e st e n Ges -e11 -
s ch a f t s k I a s s en ihresgleichen suchen. Darüber mutz
sich dis Partei entscheiden, nicht um meinet-, sondern um
ihretwillen."

— Der s o z i a l d e m o k r a t i s ch e Parteitag in
Dresden hat ein weiteres Opfer gefordert. Eine
öffentliche Parteiversammlung der sozialdemokratischen
Partei in Schwelm hat kürzlich erklärt, datz nach dem
Auftreten dss Genossen Timm auf dem P-arteitag in
Dresden eine Kandidatur des Genossen Timm im Wahl-
kreise H a g e n - S ch w e l m n n m ö g l i ch geworden
ist. Sie fordert 'deshalb die maßgebenden Stellen des
Wahlkreises auf, nnverzüglich geeignete Schritte zur Aus-
stellung eines andern Kandidaten zu unLernehmen. Timm
antwortet d-arauf jetzt mit folgender Erklärung, die wieder
einmal ein Licht darauf wirft, wie es mit der freien Mei-
nungsäußerung bei den Sozialdemokraten bestellt ist:

Also unwürdig, ein Vertrauensamt nuszuüben, bin ich nach
dem Urteil der Parteiversammlung tn Schwelm deshalb,^ weil
ich auf dem Dresdcner Parteitag von dem Rechte der frcien
Meinun-gsäuherung Gebrauch gemacht habe. Nach der demokra-
tischen Auffassung der Parteiversammlung scheint die freis
Meinnngsäußerung nur noch ein Reservatrecht für einzelne Per-
sonen zn sein. Jn logischer Konsequenz dieser Anschauung wird
es nicht mehr für nötig gehalten, nach dem sonst noch in unserer
Partei üblichen demokratischen Brauch einem Genossen, bevor
man- ihn für unwürdig erklärt, cin Vcrtrauensamt fcrner zn
bekleiden, Gelegenheit zu geben-, sich zu rechtfertigen. Wenn

das Heidelberger Studcntenleben in dramatischcr Verklä-
rung vorgcführt worden. Sie Haben es auch am nütigsten.

Der Philistcr hicr gewöhnt sich mit der Z-eit daran, die
Vorgän-ge, die sich Jahr für Jahr vor seinen Augen abspielen,
kritisch und sehr nüchtern zu betrachten, wo dann die Schatten-
seiten sich manchmal stärker bemerkbar machen, als die hellen.
Da ist es gut, wenn zu Beginn der Campagne der Dichter
kommt und sagt: So müßt ihr das studentische Leben und
Treiben anschauen, fühlt mit der Jugend, denkt an Eure eigene
Jugend.

Man erwartet, daß in Heidelberg „A I t - Heid -eIber g"
besonders „lebenswahr" und- „naturgetreu" vorgeführt werde
und zwar sowohl nach- der äußeren wie nach der inneren
Seite 'hin. Schon die früheren Jahre haöen diese Erwartung
gerechtsertigt und auch- gest-ernchat sie im Großen und Ganzen
n-icht getrogen. Die Besetzung einiger Hauptrollen ist die
gleiche geblieben. Jnsbesondere erscheint in diesem Fahre
wieder der trefflichste Menschendarsteller unserer Bühne, Di-
rektor Heinrich, auf dem Plan. Sein Dr. Jüttn-er ist als
Meisterstück bekannt. Je öfter man d-iescn Prinzenerzieher
von Direktor Heinrich dargestellt sieht, desto mehr fcsselt er
das Jntcresse des Kopfes und dcs Herzens. Herr E ck h o f ist
als Karl Heinz, Herr Sigl, der gestern etwas indisponiert
war, als Staatsminister wiedergekommen. Herr Eckhof ist noch
nicht ganz der Gleiche, der er in dieser seiner Glanzrolle im
vorigen Jahre war. Die H-eidelberger Lokaltypen, der Wirt,
Herr Becker, der Musiker, Herr Stumpf, zogcn in un-
verfälschter Gchtheit an uns vorüber. Neu besetzt w-ar die Rolle
des Kammerdieners Lutz mit Herrn Steinmann, eine
tüchtige, gewandte Leistung. Frühere Darsteller haben die
aufgeblasene Selbstgefülligkeit und die Selbstsucht dieses not-
wendi-gen höfischen Möbels etwas schärfer betont und, wie uns
scheint, nicht zum Nach-teil der Rollen. Herr Schneider
hat gleich scinen Vorgängern sür die Figur des Kellcrmann,
ein bekanntes Muster, mit Glück bcnutzt. Die Käthie war
Frl. v. Bukovics anvertraut. Die gcwandte, tempera-
 
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