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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 150 - 176 (1. Juli 1903 - 31. Juli 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0065

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43. MrgllH. — ^ 138.

A»schet«t tSglich, Sonntagk ausgenoMmen. PreiS mlt FLMiltenblättcrn monatlich SO Pfg. in'» Haus gsbracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch dir WH

bezogen vierteljährlich t.3ü M!. ausschließlich Zustellgebühr.

^«teigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile odcr deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von AnzehM
«« bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anichlag der Jnserate auf den Plakattafeln der H-idelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher A.

^Mi-z, Ijj. W ,HZ.

Präsident Loubet in Enqland.

^ London, 9. Juli. Beim Minister des Aeußern,
^arquis of Lansdowne, fand gestern Abend zu
^ren des Ministers des Aeußern DeIcass 6 ein Fest-
ö^hl statt, an dem das diplomatische Korps und verschie-
^Ne Wstrdenträger teilnahmen.

^ London,9. Juli. Prästdent Loubet ist hsute
^"rrnittag 8 Uhr 38 Min. abgereist. Anf dem Bahn-
M hatten stch König Eduard, der Prinz von Wales,
^ Herzogin von Connaught, Prinz Christian von Schles-
^g-Holstein, der Minister des Aeußern Marquis of Lans-
°lvne, der Premierminister Arthur I. Balfour, Feldmar-
^chall Lord Roberts nnd andere hervorragende Persönlich-
Äen zum Abschied eingefunden. Der König schüttelte
Präsidenten Loubet und dem Minister des Aeußern

^^cass^ herzlich die Hände.
v London, 9. Juli. „Daily Telegraph" sagt in seincm
^utigen Leitartikel: „Das Ergebnis der Besuche
^öistg Eduards in Paris und des Präsidenten Loubet in
^vndon ist, daß eine Ä t m o s p h ar e des A u s g I e i ch s
Und hgZ gegenseitigen'Entgegenkommens
^ichaffen wurde. Jn pollem Ernst, ohne Reserpe und ohne
^bertreibung behaupten wir, daß zur Zeit keine Schwierig-
zwischen nns und Frankreich denkbar ist, die nicht auf
Avenpolle und 'befriedigen'de Weise geregelt werden
k°iiiste."

>. I- Londvn, 9. Fuli. Aus das Telegramm des P r ä-
! ^ öenten Loubet beim Verlassen E'nglands sandte
^ r König folgend e A n twort: Die gütigen
w°rte Ihrer Tepesche, welche ich soeben empfangen habe,
chE'en mich lobhaft gerllhrt. Wir sind alle entzückt, daß
^hr Besuch bei nns Jhnen gefallen hat. Es ist mein
^sßester Wunsch, daß die Annäherung zwischen nnseren
^d'en Ländern bon Dauer sein möge.

^ Calais, 9. Fnlst P r ä s i d e n t L o u b e t ist heute
^ci

tr

sttag lL'fst Uhr aus seiner Mückreise von England einge-
uffen.

An

Calais, 9. Juli. Jn Beantwortnng verschiedener

stPPrachen führte P r ä s i d en t L o ub e t aus: Seine
.vndoner Reise h-abe ihm Gelegenheit gegeben, wieder
^umal sestzustellen, daß man im Ausland Frankreich inehr
^rechtigkeit wiederfahren lasse als es sich selbst gerecht
erde. Er empfinde eine patriotische Freude, laut zu er-
. Pen, daß er aus England einen tiefen Eindruck mit-
FMge. Frant'reich möge Vertrauen zu sich haben und dnrch
Zusammenwirten der überaus zahlreichen, wohlge-
^önten Männer des schönen Frankreichs werde es immer
^eiter fortschreiten auf dem Wege der ZivilisatiomEr hoffe,
friedliche Einigung immer mehr an die Stelle von
tainpf und Gewalt treten wird znr größten Freude Frank-
^chs und der Menschheit. Kurz nach Mittag ist Präsident
sfOu'bet zum Besuche des Sanatoriums von SainUPaul
°n hier abgereist.

Paris, 9. 'Juli. P r ä s i d e n t L o u 'b e^t ist heute
'l-öend wieder hier eingetroffen nnd auf der Fahrt vom
Thhnhof nach dem Elys^e von der zahlreichen, in den

Kleme Zeitung.

L F- -Lwjhschulnachrichtcn. Der o. Professor dcr theologischen
Multät der Universität Jena, Geh. Kirchcnrat Dr. thcol.
n: Seherlcn, ist von der Verpflichtung zum Haltcn von Vor-
xchNngen aus der praktischen Theologie entüunden und dafür
ordentliche Ersaizprofessur für praktische Theologie
^stchtet worden. Diese wurde, wie war bereits
etllchteten, dem bisherigen autzerordentlichen Pro-
zstlP Lic. theol. W. Thümmel unter Ernennung zum ordcntl.
^stofessor übcrtragcn. — Jn Leipzig wurde am 9. d. M.
k h neues Univcrsitätsgebäude, das landwirtschaftliche Jnstitut,
' eingeweiht. Der mit allen modernen Errungenschaften

s?^.gestatteten Anstalt ist eine im Oberholz gelegene Versuchs-
fxUtron angegliedert. — An der technischen Hochschule in
E ^ eZden hat sich Dr. phil. K. Reuschel als Privatdozent für
^Utscho Sprache u. Litcratur habiliticrt. — Der Hilfsbibliothe-
L? un der Universitätsbibliothek in Grcifswald, Dr. phil.
d.ü^^"ze, ist zum Stadtbibliothekar in Stettin crnannt wor-
h": Tr. St. Weidcnfeld würde als Privatdozent für Der-

beÄ^?Sie und Syphilis in der medizinischcn Fakultät der Uni-
sZutät tn Wien und der Professor an der Landes-Oberreal-
in Graz, F. Hemmclmahr Edlcr v. Augustcnfeld, als
nstdatdo-zcnt für Chemie in der philosophischen Fakultät der
^dersität in Graz zugelassen.

-c Hanptpcrsammlung dcr PcnsionSnnstalt Dcutscher
^Urnalistcn nnd Schriftstellcr. M ü n ch en , 9. Juli.

Hauptoersammlung der Pensionsaustalt dsutscher
^Urncstisten und Schriftsteller wurde heute Bormittag
Urch einen Festakt zur Erinnerung an' das 10jährige
Hlehen der Pen'sionsanstalt -eingeleitet. Za-Hlreickje Mit-
. ledex sind von auswärts emgetroffen. Nachdem die bei-
^Dbmänner der Anstalt, Richard vonSchnädel und
eur Prager die glückliche Entwicklung der Pen-

Straßen angesammelten Volksmenge herzlich 'begrüßt
worden.

Deutsche Ofstziere im ehemaligen Vurenyeee.

Die Liste der srüher deutschen Offiziere, die nach einer
Angabe deutscher Blätter wührend des englisch-burischen
Krieges si-ch zeitweilig den Buren angeschlossen hatten, ist
noch zu vervollständigen. N-ach früherenBemerkungenwaren
folgende früher deutsche Offiziere im Dienste der Buren:
v. Braun, Graf Zepelin, v. Wrüsewitz, Lorenz, v. Göben,
Frhr. v. le Fort, v. Unruh, v. Albedyll, Graf Wrange'l,
Weiß, Finster, v. Gl-a'bisch, v. Trotha, v. Dewitz, Frhr. v.
Dalwigk, v. Wichmann, Graf Rothkirch, Ganz, v. Ouitzow,
'Frhr. v. Maltzan nnd v. Schierstädt. (Außerdem waren
kurze Zeit im Burenlager die auf Reisen befindlichen
aktiven deutschen Offiziere Major Fr-Hr. -v. Rertzenstem und
Leutnant Thiessen anwesend.) Es ist möglich, daß auch
diese Listc nicht ganz vollständig ist. An Ort und Stelle
gab es noch eine Rei'he von Leuten, die behaupteten, der
deutschen Armee -als Offiziere angehört zu haben, man
zog die Richtigkeit dieser Be'hanptiingen aber in Zweifel.
Von den öbengenmmten Qffizieren fie'Ien vor dem Feinde
in Natal Graf Zepelin nnd P. Brüsewitz; schwer verwundet
wurden Lorenz, v. Göben, Frhr. v. Dalwigk und Frhr.
v. M-altzan. Soviel der „Köln. Ztg." 'Lekannt, sind drei
der Mtkämpfer des Vurenkrieges wieder im deutschen
Heere angestellt worden.

Deutsches Reich.

— Der Kaiser hat seiner Teilnahme 'bei der schweren
Erkrankung des Papst-es bereits wied-erholt lebhaften
Ausdruck gegeben. Eine Korrespondenz, deren Ursprung
wir nicht kennen, die wir aber in 'der „Freis. Ztg." abge-
druckt finden, weiß dazu noch folgendes zu 'berichten:

Der Kaiscr hatte Befehl gegcben, datz ihm täglich über das
Befinden des Papstes telegraphisch Bericht erstattet werden
scllte. Als indesscn dieser Wunsch im Vatikan bekannt wurde,
enthob der päpstliche Staatssekretär Rampolla den deutschen
Botschafter in Rom. dieser Pflicht, indem er die Anordnung
traf, datz täglich je nach Umständcn zwei- bis dreimal aus sei-
ner Kanzlei über den Verlauf der Krankheit dem Kaiser tele-
graphisch Nachricht gegeben werden sollte. Auch bom Kaiser
sclbst wurde an den Papst ein Telegramm gesandt, worin der
Monarch zu Gott betet, datz er deni Papste neue Lebenskraft
verleihen und ihn noch lange Jahre seinem Volke erhalten
rnöge. Wegen der Erkrankung des Papstes hat übrigens der
Kaiser den Antritt seiner Nordlandsreise anf
unbestimmte Zeit v e r s ch o b e n. Sollte während der
Abwesenheit des Kaisers der Tod des Papstes erfolgen,
so wird der Monarchsofort dieseReise unter-
brechen und nach Kiel steuern, um sich von dort aus nach
Jtalien zu begeben und der Beisehnng der Leiche des katholi-
schen Oberhauptes persönlich beizuwohncn.

Wir geben diese Mitteilung so wie wir sis finden ohne
Garantie dafür, daß die letzteren Angallen zutreffend sind.
Die Werzögerung des Antritts der Nordlandreise des.Kai-
sers, die nach früheren Mitteililngen bereits am Montag
hätte erfolgen sollen, könnte der Mittcilnng einen Anschein
von Wahrscheinlichkeit geben.

sionsanstalt im ersten Jahrzehnt dargelegt hatten, gab der
M i n i st e r des J'nnern, v. Feilitzs ch , der bei der
Gründung dcn Ehrenvorsitz führte, seiner Freude darüber
Ausdruck, daß die Organisation d-er Pensionsanstalt sich
in tzollstem Umfange seit der Gründimg bewährt h-abe.
Bei dem mühevollen Berufe der Journalisten, der eine
frühere Mbspanrmng als andere Berufsarten her'beiführt,
sei solche Fürsorge für die Zukunft der Ernzelnen doppelt
freudig zn begrüßen. Der Mmister sprach- gleichfalls seine
Freude darüber ans, daß der Gedanke ausgetauscht sei,
im Lanfe des nächsten Jahrzehnts der Pensionsanstalt
eine Witwen- u. Waisenverstcherung anzuschließen. Rechts-
rat WölpeI überbrachte außer den Glückwünschen der
Stadt München ein-e Adresse der beiden Gemeindekollegien,
wonach die Stadt München der Pensionsanstalt anläßlrch
'des Jubilänms 2000 Mark ü'berreichte, als Zeichen der
Aneickennung für die mehrfachen Verdienste, welche die
deutschen Journalisten um die wirtschaftliche Hebung des
Vat-erlandes si-ch erworben haben. Redner knüpft daran
die Hoffnung, daß recht viele deutsche Ge -
meindewesen diesem Beispiele nachfol-
gen mögen. Direktor Waenzel - Berlin sprach den
Dank der auswärtigen Mitglieder der Pensionsanstalt
gegenüber dem Aufstchtsrat wie dem Vorstand-e in München
aus. Zum Schlnß 'brachts Dr. Georg Hirth ein Hoch auf
den Prmzregenten und Kaiser aus, das lebhaft anfgenom-
men wurde. — Der Prinzr-egent übermachte der
Pensionsanst alt deutscher I o n r n a l i st e n
und S ch r i f t st e l l e r anläßlich der hentigen Inbi-

— Jn den R eichsämte r n wirö jetzt an der A u f-
st etIung der Etats für das nächste Haushaltjahr ge-
arbeitet. Jn etwa 6 bis 8 Wochen sind die ersten Auf-
stellungen beim Neichsschatzamt einzurei-chen. D-er Heer-es-
und Flottenetat treffen ersahrun-gsgemäß später ein. Für
die Einberufung des neugewählten Reichstags ist ein Ter-
min noch nicht in Aussicht genommen. Es versteht sich aber
von selbst, daß die Dispo'sitionen der Leitung der Reichs-
geschäfte so getroffen sind, um, sofern es nötig sein sollte,
den Zusammentritt des Reichstags jederzeit herbeizuführen.

Badcn.

Karlsruhe, 8. Juli. Eine hier gehaltene Ver-
sammlung von S ch i s f a h r t s i n t e r e s se n t e n be-
schloß am 24. März, eine Einga'be an die Oberdirektion
des Wasfer- und Straßenbaues' mit der Bitte, um Ver-
besserung des Fahrwassers auf dem R h e i n
zwischen Mannheim und KarIsruhe zu richten.
Unterm 8. Juni kam der in der Fassnng sehr entgegen-
,k'ommende Vescheid, des Jnhalts, daß. die Behörde gerne
alles Mögliche zur Förderung der Schissahrt tue, und daß
man ihr nur mitteilen solle, wenn besondere Wünsche vor-
liegen. Eine gründliche Abhilfe sei jedoch nur von der Rs-
gulierung Zu erwarten (worüber die Verhandlungen öe-
kanntlich ins Stocken gekommen sind). Einstweilen müsss
man -sich mit Baggerungen an dM bösesten Stellen behelfen.
Der Bescheid setzt aussührlich die Gründe auseinander,
warum nichl Lei niederem Wasserstand eine größere Zahl
von Baggern in Tätigkeit gesetzt werden könne. Des weit
rascher als die Schöpfbagger arbertenden Kretzschen Spüt-
baggers ist mit keiner Silbe gedacht. Wie man hört, hat
Jngenieur Kretz neuerdings eine Eingabe an den Karls-
ruher St-adtrat gerichtet, worin ausgeführt wird, daß die
Oberdirektion selb'st versichere, für die nächsten 12 Jahre
nur ungenügende Abhilfe leisten zu können, trotz des besten
Willens. Kretz wiederholt darnach seinen Antrag, daß die
Stadt Karlsruhe einen Spülbagger anschaffe, und unter-
stüht dies durch die Beilegnng eines sehr günstigen 'Säch-
verftändigengutachtens.

Bayern.

M ii n ch e n, 9. Zuti. Nach den „Münch Neuesten
Nachrichten" soll die ungefähre Berechming für den Staats-
h-aushalt der nächsten Finanzperiode fünf Millionen Defi-
z i t pro Jahr ergcben.

Prcusicn.

Breslau, 6. Juli. Die „Bresl. Volkswacht" er-
zäh'lt folgenden Vorfall, der, wenn die Angaben zutresfen,
beweisen würde, in welchem Maße itt manchen juristi-
s ch e n 'Beamtenkreisen der >A n t i s e m i t i s m u s nach
anßcn hervorgekehrt wird. Der Söhn des hochangesehenen
Geh. Justizrats Freund in Breslan, 'Vorsitzenden der Bres-
laner Anwaltskammer nnd Vorstehers der Stadtverord-
netenversammtnng, kam kürzlich als Assessor nach dem
benachbarten Oels. Als er dort im Wirtshause ani „Jn-
ristentische" Platz nehmen wollte, bedeutete ihm ein höherer
Beamter des Gerichts, daß Fuden an diesem Tische

läumsversammlung mit einem Handschreiben an den Mini-
ster des Fnnern 6000 Ntark und ließ der Anstalt seine
beften Wünsche aüssprechen.

— Bcrlin, 9. Jnli. Ter „Voss. Ztg." zufolge ist der
frühere Reichsgerichtsrat Dr. Stenglein in Tegernsee
g e st -o rb e n. (Melchior Stenglein, geboren 4. Oktober
1828 zu Bayreuth, ist in der Juri-stenwelt namentlich 'be-
k-annt durch seine Kommentare zur deutschen Strafprozeß-
ordnung und zur Militärstrafgerichtsordnung, sein Werk
über die strafrechtlichen Nebengesetze des -denlschen Reiches
nnd sein Lexikon des dentschen Strafrechts. :Nit Prof. La-
band (Straß-burg) und Justizrat Staüb (Berlin) gab er
seit 1896 die „Deutsche Fnrist-enzeitnng" heraus.)

— Berlin, 9. Juli. Vor der nennten Strafkammer
des Landgerichts I fand der Prozeß gcgen den ehemaligen
Tresorverwalter der Darmstädter Bank Neßler wegen
llnterschlagung von 800 000 Mark durch Fülschung der
Depotbücher und Aufiiahmescheine statt. Der Angeklagte,
der sich schnldig bekannte, wurde zu fünf Jahren Gefängnis
und fünf Jahren Ehrperlust vernrteilt. Der Staatsan-
walt -hatte fünf Jahre Znchthaus beantragt.

Es sät der Mensch in die Tiefe dcr Scclc
Wissend, unwissend, täglich^ allstündlich
Der Gedanken bielfältige Saät.

Sic gärcn, sie kcimen, es rollen dic Jahre,
Und die Gcdankcn, böse wie gute,

Gchn dem Menschen als Taten aus.
 
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