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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
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Freitaz, 1l. se-tember 1963. Grstes BLertt. 43. UrZSW. — ^ 212,

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Die 3°/°ipen Konsols.

Werm von einer Untersuchung der Ursachen. des Rück-
Mnges u. des ungünstigen Standes der Kurse
AnsererZprozentigenReichs-undStaats-
Papiere dic Rede ist, so untcrliegt es wohl keinem
iZweifel, daß unter diesen Ursachen das nahezu gänzliche
Aufhören eines Marktes sür Zprozentige Reichs- und
iStaatspaPiere an der Börse eine gcwisse Ralle spielt.
Die Nachfrage nach Anlagewerten dieser Art ist schon sehr
eingeschränkt wovden, seit die regelmäßigen großen W-
-nshmer solcher Papiere ihren Bedarf nicht mehr durch
Wermittlung der Börse, sondern direkt bei den betreffen-
den Finanzverwaltungen decken. Arüher haben aber auch
Börsenkreise, wenn einem Verkaufsauftrage von Konsols
keine augenblickliche Nachfrage gegsnüberstand, diese Pa-
Piere, weil es häufig im Jnteresse des Gesamtmarktes lag,
kvohl selbst auf eigene Rechnung Mernommen, um sie dem-
nächst bei einer Wellenbelvegung des Kurses nach oben
wit einem, wenn auch geringen Vorteil wieder zu ver-
«ußern. Tas ist hente gänzlich ausgeschlossen. Der hohs
Stsmpel bei der Uebcrnahme nnd beim Verkauf schließt
k>n solches Verfahren absolnt ans, wie er ja jede speku-
kative oder kaufmännisckle Nnsnutzung geringer Kurs-
^chwankungen, wie sie bei Anlagepapieren von der Natur
^es Konsols und andercn 3prozentigen Staatspapieren
uberhaupt nur vorkommen, verhindert. Ferner haben
krüher dic Banken und Bankiecs, wenn tägliches Geld
sehr 'billig war, zur Erzielung einer besseren Verzinsung
ihrer verfügbaren Gelder Konsols aufgekauft, um sie dem-
Ucichst, wenn das Geld gebraucht wurde, wieder abzu-
stoßen. Das ist nunmehr gleichfalls unmöglich gewordeu.
Das Kursristko läßt sich durch kaufmännische Geschicklich-
Eeit wohl ausgleichen: aber der Ankaufs- und Verkaufs-
siempel ist jetzt so hoch, daß er die Zinsdifferenz für vor-
übergchende Anlagen in der Regel weit überwiegt und
demzufolge solche vorübergehenden Anlagen in Konsols
Und anderen 3prozentigen Staatspapieren nicht mehr
borteilhaft crscheinen läßt. So hat denn. auch diese Nach-
^rage nach Anlagewerten solcher Art gänzlich aufgehört,
Und es ist jetzt eine nur zu häufige Erscheinung, daß,
lvenn an der Börse auch nur verhältnismäßig kleine Sum-
wen solcher.PaPiere zum Verkauf angeboten werden, da-
burch sofort der.Kurs einen empfindlichen Druck erleidet.
Diese Schwäche des Marktes für Konsols und sonstige
^ Prozentige Staatspapiere ist eine überaus unerfreuliche
^rscheinung, unter der naturgemäß die Finanzen der klei-
veren Staaten noch in ungleich höherem Maße leiden.
^ls.diejenigen des Reiches und Preußens, und es liegt
^ a h e r d i e E rw ä g u n g n a h e , o b i m I n t e r e s s e
äer Finanzen der Bundesstaaten und ihres
^redits nicht wenigstens diejenigen U r-
!achen'der Schwäche des Marktes beseitigt
lverden könnten, deren Abstellung die Ge -
!etzgebung des Reiches in der Hand hat.

i Zum Streit zwischen Bebel und „Vorwärts"

s wird aus Leipzig berichtet: Die „Leipz. Volksztg."
i bläst dem „Vorwärts" wieder einmal den Marsch:

„Gcwiß, Bebcl ist kein Gott, er hat sich schon
, manches mal verhauen und wird von diesem unver-
s äußerlichen Menschenrechte möglicherweise auch künftig Ge-
i brauch machen, aber eine vierzigjährige Parteiarbeit, nament-
s lich wie sie Bebel vollüracht hat, ist am Ende doch kein Pappen-
s stiel, und wenn Bebel es für nötig hält, im Jnteresse der Par-
s tei sich üffentlich zu äußern, so sollte ihm dieses Parteiblatt,
i das er darum angeht, auch seinc Spalten öffnen. Wcnigstens

- werden wir stetS so verfahren, auch aus die Gefahr hin, daß
s Genosse Gcrisch uns nicht mehr für Männer, sondern nur noch
i für Eunuchen hält."

Jm übrigen meint die „Letpz. Volksztg.", die Erklä-
s ruug Bebels habe Klarheit geschaffen gegenüber deu Ver-
! tuschungsversuchen des „Vorwärts", der aus dem Dres-
! dener Parteitage ein Paradefest ü la Katholikentag machen
s wolle. Wenn das Zmtralorgan der Partet überhaupt
s eine wichtige Aufgabe zu ersüllen habe, so sei es die, eiu
l sicherer Jührer durch die Praktischen und prtnzipiellen
j Disferenzen zu sein, die in einer so großen Partei, wie
s die deutsche Sozialdemokratie, notwendig auftauchen müß-
> ten. Es sei in crster Linie seine Pflicht, die Probleme,
s über die gestritten wcrde, gründlich zu untersuchen, ihre
j Bedeutung mit allen Mitteln, über die ein von der Partei
! so reich ausgestattetes Blatt verfüge, den'Parteigenossen
! klar zu legen, kurzum eme Standarte der großen Partei-

- grundsätze zu sein, Es sei ihm daun möglich, die Mei-
! nuugsverschiedenheiteu in der Partei auf das deukbar
f geringste Maß zurückzuführen. Dieser wichtigen, um nicht
^ zu sagen wichtigsten Aufgabe eines sozialdemokratischen
s Zentralorgans sei der „Vorwärts" schon seit langer Zeit

- nicht mehr gewachseu.

Deutsches Reich.

— Ein deutsches Unrerseebot macht — wie
s aus Kisl berichtet wird — seit längerer Zeit in der
s Eckernförder Bucht Probefahrten. Wie man vernimmt,
handelt es sich um eiu in aller Aülle auf der Kieler Ger-
f mauiawerft erbautes Boot pon nicht beträchtlicher Größe.
i Die Marineverwaltung steht der Sache durchaus fern; sie
! hält au ihrem ablehnenden Standpuukte iu Bezug auf
s Uutersesboote fest. Die Werft hat das Fahrzeug wohl
; mehr als Versuchsboot für eigene Rechnung erbaut uird
s ausgerüstet, uin das Problem der Unterseefahrt prakiisch
? zu studieren. lteber die Größen'verhältnisse un'd die Bau-
^ art ist nichts Geuaues bekaunt, und die Leitung der Werft
s lehnt es aus leicht erklärlichen Gründsn auch ab, stch
j darüber zu äußern. Auch über dis Fahrtergebuisse find
; zuverlässige Augaben nicht zu erfahreu. Nor einigen
z Jahren wurde auf Howaldtswerken ebenfalls eiu Unter-
i seebot gebaut, in diesem Falle für Rechnung eines Kon-
! sortiums, an desseu Spitze ein früherer deutscher Torps-
dooffizier stmtd. Das Boot machte vtele Probefahrten im
s Kteler Hafen; aber,schon seit langer Zeit hat man nichts
! mehr davon gehört. So lange die Marineverwaltung

ihre nblehnende Haltung gegen Unterseeboote nicht aufgibt,
werden die deutschen Werften sich fvohl schwerlich entschlie-
ßen, für diesen Schiffstyp große Aufwendungen zu Ver-
suchszwecken zu machen.

— Das Gerücht von einem bevorstehenden Rücktritt
Ües Präsidenten des Reichsgerichts bestätigt sich nicht.

- — Zwanzig Seiten der „Neuen Zeit" umfaßt die
S t r a fp r e 'd i g t, in der Bsbel die „Vizepräsidenten-
frage und Verwandtes" behandelt.

— Jn der Prozeßsache gegen den Staatsanwalts-Se-
sekretär Bagauz in Berlin ist nunmehr Üas Hauptver-
fahreu eröffuet uud der Verhaudluugstermiu für Ende
September iu Aussicht genommen. Die Anklage richtet
sich gegen folgende acht Personen: Sekretär Baganz, dessen
Ehefrau, Administrator Hermann, Kommerzienrat Edu-
ard Sanden, den im Sanden-Prozeß mitangeklagt ge-
wesenen Direktor Puchmüller, Justizrat a. D. Rätzel, Di-
rektor Polzin und' Goldwarenhändler Aufrecht. Baganz
ist gestänldig, in fünf Fällen in schweüenden Strafprozessen
betsiligten Personen Mitteilungen gegen Entgelt gemacht
zu haben. Die übrigen Angeklagten haben sich wegen
Beihilfe resp. Bestechung zu verantworten.

— Xzn einem Aufsatz: Z ll r A l k o h o i sr age i m
Heere berichtet Generalarzt Dr. Leitenstorfer im Mili-
tär-Wochenblatt über Erfolge, welche das 14. bayrische
Jnfanterie-Regiruent in Nürnberg mit der Herstellung
von Lrmonade für die Mannschafieu gemacht hat. Es
hat eine eigene Anlacre zur Herstellung von künsüichein
kohlensaurem Wasser mit Zixsatz von Himbeer-, Zitronen-,
Orangm-, Erdbeer- usw. Saft geschaffen und vom 10.
Mai 1902 bis zum 10. Mai 1903 68 000 Flafchcn Limo-
nade verkauft, das Doppelte des früheren Verbrauchs an
känflich bezogener Limonade. Jm Iuni d'. I. wurden
8400 Flaschen mehr verkauft als im gleichen Zeitraum
des Vorjahres. Der Preis ist seit dcm 1. Mai, da die
Anschaffungskosten gedeckt sind, auf 3 und 6 Pfg. herab-
gesetzt wordeu. Die Kautiuenverwaltung erletdet aller-
dings einen Nachtetl durch den Rückgang des Bierver-
brauchs, äber der Dienst gewinnt.

Badcn.

Ettlingen, 10. Septbr. Gestern fand hier eine
Vertrauensmäunerversammlung von Zeutrumsleuten statt.
Die Verhandlungen drehten stch fast ausschließltch darum,
ob Bürgernieister Häfner als Kaudidat aufgestellt wer-
den sollte oder uicht, und nahm einen ziemlich stürmischen
Verlauf. Der größte Teil der Versammluug war ent-
schieden für eine Kandidatur Häfiier, andere Herren traten
wisder ebenso entschieden dagegen auf, indem sie betonten,
daß man Häfner jetzt erst zum Bürgermeistsr gemacht
häbe und daß es des Guteu zu viel set, eiuen Mann, der
erst sieben Jahre hier set, nun auch noch zum Landtags-
abgeordneten zu wählen. Eine endgiltige Entscheidung
wurde nicht getroffen, das soll erst in einer allgemeineu
Versammtung geschehen.

/X H e i d e l b e r g, 11. Sept. Jn einer stark besuch-
ten Mitgliederversanimlung des S o z i a l d e m o k r a ti-

Spinozas Berufuttg au die Universität"
Heideiberq.

Für die bedeutsame Stcllung dcr Heidelbergcr Hochschule
Ni dex Gcschichte dcr Dcnk- und Glaubcnsfreihcit ist eincs der
fuhmlichsten Zeugnisse die Bernfung Spinozas durch Kurfürst
^arl Ludwig, den Restaurator der Pfalz und der Universität
ssach d^n furchtbarcn Sliirmen dcs dreißigjährigcn Krieges.
^lährend die orthodoxcn Theologcn ihn wie eincn „Hund" be-
handelten und selbst so aufgeklürtc Geister wie Leibnitz und
-oayle ihm noch nach seincm Todc nicht gerccht zu werden ver-
jUochmn, hatte der Knrfürst von der Pfalz, aus cigenem Stu-
"'um von Spinozas Tarstellnng dcr Cartesianischen Lehre
'Principia philosophiae Cartesianac) und höchst wahrschcinlich
s'Uch seines (1670 crschiencnen) Theologisch-politischcn Trak-
jats, den Wert und dic philosophische Bedeutung dcs Amster-
oamer jüdischen Wcisen schon bci Lebzeiten crkannt und ge-
sUurdigt. Jm Theologisch-politischen Traktat verfocht Spinoza
Au — und nicht nur für jcne Zcit — revolutionären Grund-
'atz, daß die Bibel, wie jcde andcre geschichtliche Urkunde,
^piglich nach den Gesetzen dcr historischcn Kritik zu bcurteilen
1.0l, und erstrcbte er, darüber hinaus, den Nachweis, daß durch
?as Forschcn in der Bibcl und übcr sie die wahren Grundlagen
?or Religwn nicht nur nicht zerstört oder erschüttert, sondern

Gegenteil nur fester gegründet und von zeitlichen und
^dischen Schlacken gereinigt werden, und datz sonach die Frei-
«obung dieser Forschung und weitcr die Denk- nnd Gewisscns-
Vcheit überhaupt nicht Lloß vereinbar mit der Rnhe und
TTlcherheit des Staatcs, sondcrn für diese geradczn eine und
swar dch wichtigste Bedingung sei.

Jn einem „Epilog zum Universitäts-Jubiläum", den er
^Pinozas Beziehungcn zn Heidelberg" überschreibt, (Voss.
Zsitung Nr. 403) widmct dcr, durch seine Arbeit über die

Tpinozjstische Lehrc von der Selbsterhaltung vorteilhaft be
nnte Dr. R. Salinger der Berufungsangelegenheit eine er

neute Untersuchung. Jm Februar 1673 ließ ihm der Kurfürst
dnrch seinen Rat Johann Fabricius, Professor der Thcologie,
eine ordcntliche Professar der, Philosop'hie an der Universität
Heidelberg antragen. Das Berufungsschreiben Leweist — nach
Salinger —, daß Karl Ludwig dessen kühne Jdee kannte und
der Unabhängigkeit des Denkens und der Geistesfreiheit ihreS
Urhebers gerecht zu werden verstand. Dem Philosophen wird
völlig unbeschränkte Lehrfreiheit zugestanden und nur im all-
gemeinen die Erwartung daran geknüpft, daß er sich dieser
Freiheit nicht zu direkten Angriffen auf die positive Rcligion
bedienen werde. Das (lateinische) Schreiben hat sich ebenso
wie Spinozas Antwort unter den Briefen des letzteren erhal-
ten. Beide sind so charakteristisch und — beherzigenswert, daß
eine tcilweisc Wiedcrgabe des Wortlautes von mehr als histo-
rischcm Jntcrcsse sein dürfte. Fabricius schrcibt: „Seine
Durchlaucht der Kurfürst bon der Pfalz, mein gnädigster Herr,
hat mich beanstragt, Sie, der Sie mir bisher unbekanntFdem
durchlauchtigsten Fürstcn aber sehr empfohlen sind, zu fragen,
ob Sie geneigt wären, eine ordentliche Professur der Philoso-
phie an seiner Universität anzunehmen . . . Sie werden die
ausgedchntestc Frcihcit zn philosophicrcn habcn, wclchc Sic,
wie er glaubt, nicht zur Störung der von Staats Ivegcn be-
stehcndcn gieligion mißbrauchcn werdcn .. . Jch füge noch
hinzu, daß, wenn Sie hierher kommen, Sie auf ein eines
Philosophen würdiges Leben rechnen können." Spinozas Ant-
wort vom 30. März desselben Jahres lautet: „Wenn es je
mein Wunsch gewesen wäre, eine Universitäts-Professnr zu
übernehmcn, so hätte ich mir allein diese wünschen könncn,
Ivelche inir von dem durchlauchtigsten Kurfürstcn von der
Pfalz durch Jhre Vermittelung angeboten wird, Lesonders
wegen der Freiheit zu philosophieren, die mir der durchlauch-
tigste Kurfürst zusichert . . . Weil es aber nie meine Absicht
gewesen ist, ein öffentliches Lehramt zu bekleiden, so kann ich
mich nicht dazu entschließen, diefe vortreffliche Gelegenheit zu
crgreifen, obgleich ich die Sache lange bei mir überjegt habe,
denn ich bcdenke erstcns, daß ich von der Fortbildung der Phi-

losophie zurücktreten würde, wenn ich mich dem Unterricht der
Jugend widmen wollte. Zweitens aber bedenke ich, daß ich
nicht weiß, innerhalb welcher Grenzen sich aneine Freiheit des
Philosophicrcns bewcgen muß, um nicht den Anschcin zu er-
wecken, als wolle sie die von Staats wegen bestehende Religion
stören, da die Spaltungcn der Ansichten nicht sowohl aus
glühcndem Eifcr für dic Bcligion, als aus andcren, unendlich
inannigsaltigercn Lcidenschaftcn der Menschcn und aus dercn
Widcrspruchsgeist cntstehen, wonach man alles, obschon es deut-
lich und richtig gcsagt ist, vcrkchrt aufzufasscn und urteilsloZ
zn vcrdammen gewohnt ist. Und da ich dics schon in ineincm
zurückgczogencn Privatlcbcn habe crsahren müsscn, um wie viel
mehr würde es erst zu befürchten sein, wenn ich zu einer so
hohcn Würde cmporgestiegcn wäre."

Jm Jnteresse unserer Hochschule und dcs geistigen Lcbcns
in Dcntschland überhaupt, mag man dicse Ablchnung bc-
dauern. Für Charakter, Einsicht und Sclbsterkenntnis Spi-
nozas abcr ist sic ein hcrrlicher Bcwcis. Er sah cin, daß auch
ein aufgcklärter Fürst auf die Dauer nicht gegcn den Strom
der Zeit schwimmen, auch sein Machtwort die rabies theolo-
gorum nicht dämpfen könnc. Und andrerscits er selbst hatte
noch ein grotzes Werk zu vollbringen', seine Lebensarbeit als
Denker abzuschlietzen. Damals schrieb er sein Hauptbuch, die
(posthnm erschicnene) „Ethik". Noch vier Jahre nur hatte er
zu lcbcn. Wie im Vorgefühl des nahcn Todes — dcr ihn am
21. Februar 1677 creiltc — wollte cr sich durch akademischen
Lehrberuf und unvermeidliche Kämpfe die Kreise seines allein
aus sein System gerichteten abstrakten, leidenschaftlichen Den-
kens nicht stören lassen. H. H.

Wenn er hitzig wird. „Du, Frcund, wieviel Worte steno-
graphierst du in einer Minute?" — „Ach, so ca. 70—80, und
wenn ich hitzig werde, noch 10—15 mehr!"

Treffend. „Sie können also dem Automobilsport keinen
Geschmack abgewinnen?" — „Nein, Gnädigste, nur Geruch!"
 
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