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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 202 (1. August 1903 - 31. August 1903)
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W»1che<«t tSrttch, Sonntag» anrgiKomme«. Preis mii Fsmtl'.r«b!ätter» monatlich 80 Vfg. in'r Haus gebracht, bei ser Exvedition «nd den Zweigstationen abgeholt M Pfg, Dnrch hch KkH

bezogen vierteljährlich 1.35 Mk. aurschiietzlich Zustellgebühr.

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„ r«stimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit ül irnommrn. — Anichlag der Jnierate auf dcn P!a kattafeln der Heidelberger Zeituug und dcn siLdtifchen Anschlagstellen. Fernsprechrr 83.



Die Centenarfeier der ilniversität.

* Hcidclbcrg, 6. Aug.

..Wer führt die Sonn' aus ihrem Zelt? Sie kommt und
leuchtet uud lacht uns von fcrne." Diese schöncn Wortc aus
Gellcrts herrlichem Licde: „Die Ehre Gottes aus der Natur"
das, von Beethoven kompaniert, eine Perle im dcutschcn Lieder-
schatz ist, und gcstcrn bei der Einwcihung dcr Festhalle bor-
getragen wurde, könncn wir unsercm Bcricht über dcn ersten
Festtag gestern varsetzen, denn in der Tat, sie war aus ihrem
Zelt wider Crwarten herausgetreten, und kam und leuchtere
und lachte von ferne. Und je näher die Zeit heranrückte, die
uns den hohen Besuch der Großherzoglichcn und dev Erbgroß-
herzoglichen Herrschaften bringen sollte, umsomehr zerstreuten
sich die Wolkcn, umso freundlicher und lieblichcr strahlte dcr
blaue Himmel.

Tic Ankunft dcr höchsten Herrschnftcn.

Pünktlich um 3.09 Uhr lief dcr Zug mit den Grotzherzog-
lichen und den Erbgroßherzoglichen Herrschaften in der Bahn-
hofshalle ein. Zum Empfang hatten sich dort eingefunden
Landeskommissär Pfisterer aus Mannheim, Geh. Reg.-Rat
Bccker, Oberüürgermcistcr Dr. Wilckens, Exzellenz Geh. Rat
Ezerny, Landgerichtsprüsidcnt Cadcnbach, Oberstleutnant
Schöngarth und Major Hildcbrand. Nachdcm die höchstcn
Herrschaftcn dcn Wagen verlassen hatten, wurden Jhren Kgl.
Hoheiten der Großherzogin und der Erügroßhcrzogin von dem
Pertrctcr dcr Stadt und dcmjenigcn der Universität pracht-
vclle Rosenbuketts überreicht. Jn liebenswürdiger Weise dank-
ten die Hcrrschaften für die Aufmerksamkeit. Mit den zum
Empfang anwesenden Herren unterhielten sich die höchsten
Herrschaften aufs sreundtichste und reichten eincm jeden die
Hand. Nach kurzem Verwcilcn auf dem Bahnhof fuhrcn die ho-
hcn Gäste unter dem Geläutc der Glockcn und dem Krachen dcr
Böller durch die festlich geschmückte Hauptftraße, die Reihen der
tücherschwenkenden Mcnge cntlang,, nach dem Großherzoglichen
Palais. Längs dcs ganzen Weges wurden sie von der
frcudig bewcgten Bevöl'kcrung mit lebhaften Hochrufcn anfs
herzlichste begrüßt. Jm Grotzherzoglichen Palais verwcilten
die allerhöchsten Herrschaftcn mir kurze Zeit und traten alsbald
dic Fahrt zur Stadthalle an.

^ Die Einweihung ber neucn Stabthaüc.

Einc ungcheure Menschcnmengc hatte die Zufahrtsstratzen
zum Jubiläumsplatz, wie diescn selbft besetzt. Freudiger Er-
wartung voll harrte dieselbe des Erschcinens der Großher-
zoglichen nnd Erbgroßherzolichen Herrschaftcn. Mit cinemmale
kam Bewegung in die Reihen und von Schritt zu Schritt
Pslanzte sich der frcudige Zuruf der Menge fort, aus der Ferns
das sichere Zeichcn gcbend, daß der Augenblick dcs Erscheinens
nahe war. An der Spitze dcr Wagenreihe ritten zwei Gen-
darmen, cs solgte ein Wagcn mit dcn Herrcn Landeskommissär
Pfisterer und Regicrungsrat Becker, dann ein Wagen, in wel-
chem Oberbürgermeister Dr. Wilckens saß; im dritten Wagen
hatten der Großherzog und dic Großherzogin Platz genommeu,
in cincm wcitcren der Erügrotzhcrzog und die Erbgroßherzogm,'
m dcn übrigen schloß sich das Gcsolge dcm Zuge, welcher von
zwei Gendarmcn geschlossen wurde, an. Ani Portal wurden
die Allerhöchsten Herrschaften von den Erbauern der Stadthalle,
den Architekten Henkenhaf und Ebert, empfangen. Jm Vesti-
bül hatten sich der Stadtrat, der Stadtverordnetenvorstand
»nd an ihrer Spitzc die Herren Bürgermeister Dr. Walz und
Wielandt aufgestellt. Jn leutseligster W-eise unterhielten
sich die Herrschaften längere Zeit mit jedem einzelnen der
Herren. Der Großhcrzogin wurde von Fran Oberbürgcr-
nicister Dr. Wilckcns cin prachtvoller roter Rosenstrnuß, der
Erbgroßherzogin von Frau Bürgermeister Wielandt ein präch-
tiger weißer Nelkenstrauß übcrreicht. Auch wurde der Bau-
führcr dcr Stadthallc, Bauführcr Wächtercr, von den Herrschas-
ten ins Gespräch gezogcn. Zum Empfange warcn ferner noch
der Prorektor und der Exprorektor der Universität erschienen.

P r o l o g. *)

So kehrt ihr wicdcr, lichtc Träume,

An alter, licbgcword'ncr Stelle! —

Nach siebzehn Jahren rauscht es mächtig
Aus der Erinnrung Zauberquelle.

Jns leichtgcfügtc Brcttcrhaus,

Gewciht vom Feierklang dcr Freude,

Lud ms.tsr damals ein —

Wclch cinc Wandlung schuf das Heutc!

Jetzt ragcn auf solide Säulcn
Und Wändc, reich mit Stuck umgrcnzt,

Was Künstlerlaune keck ersonnen
Jst da, und Gold ist, was uns glänzt.

' Die Pforten auf! Beglückte Augen,

Wohin ihr immer schwcifcnd träumt,

Schaut ihr der Heimat blauc Berge,

Tas Schloß, von Epheu grün umsäumt,

Ten Strom, der langsam silbern gleitct,

Ein Gürtel, dcr sie sanst umschlingt
Tie Ivundcrvolle Heidelberga,

Die liebezündend, allbezwingt. — ,

Schön wie cin Märchen mutcts an,

Was wir gesichert jetzt besitzen.

Voll Edelsteinen starrt ein Schrein,

Läßt Licht durch alle Spalten blitzen.

Bcgnadct Volk! das frci und sichcr
Kann friedlich solche Häuscr zimmern,

Dem durch des Werktags Einerlei
Dcr Kunst vielfält'ge Farbcn schimmcrn.

Nicht immer strahlte gütger Stern

*) Gedichtet von Dr. Karl Begcr, vorgetragen von Frl.
Brei s ch bci dcr Einwcihung dcr neuen Stadt -
hall c.

Unter Führung des Bauführers Wächtcr stiegcn dic hohen
Gäste darauf die Trcppe zur Loge hinauf. Bei ihrcni Er-
scheinen im Saal brachte Bürgermeister Dr. Walz ein drei-
faches Hoch auf Großherzog und Großherzogin aus, in das die
Versammlung begeistcrt einstimmte.

Ehe die Großherzoglichcn Herrschaften den Saal betraten,
hatte man Gelegenheit, den großen Raum und das ihn bis auf
den letzten Platz ausfüllende Publikum zu betrachten und zu
mustern. Da sah man erst, wie groß doch dieser Saal ist,
unb welche riesige Menschenmenge er faßt. Die Besorgnis, als
sei er für umsangrcichere Festlichkeitcn zu klein, dic man da
und dort aussprechen hört, wird bei jedem zerstreut worden
sein, der dcm gestrigcn Festakte beiwohntc. Tausende hatten
sich emgefunden und Tausende fanden begucm Platz. Die
Ventilation funktioniertc ausgezeichnet; man spürte nichts von
dem Dunst und der Schwüle, die in einer zahlreichen Versamm-
lung zu herrschen pflegen. Manchmal zog ein kühler, abcr
durchaus nicht unangenehmer Lufthauch dnrch den Saal, was
beionders ersrischend wirkte. Unter den Anwesenden bemerkten
wir u. a. von auswärts: die Minister, den Prälaten der Evang.
Kirche, Herrn Helbing, dcn altkatholischcn Bischof, Herrn Weber
u. a. m.

Eingcleitct wurde die Feier durch Bcethovcns „Die Weihe
des Hauses". Vom städtischen Orchestcr unter dcr Leitung des
Hcrrn Dircktor Radig vorzüglich vorgetragen, ließ gleich diescs
erste Orchcsterstück erkenncn, daß die Akustik in dcm Saale,
wenn er gefüllt ist, eine ganz ausgezeichnete ist. Es folgte cin
Prolog, den der von hier gebürtige Herr Dr. Karl Beger ge-
dichtct hat und den die Naive des Manheimer Hoftheaters,
Frl. Julchcn Brcisch, einc jungc, zierliche Erschcinung, mit
gutcm Berständnis vortrug. Obgleich die Stinime dcs Fräu-
leins nicht so stark ist, konnte man doch jedes Wort verstehen.
Auch dies sei als ein Zeichen für die gute Akustik des Saales an-
geführt. Den Wortlaut dcs Prologs findet dcr Leser im
Feuilleton unsercr heutigen Nummer.

Nun folgte Beethovens herrliche „Ehre Gottes aus der
Natur", untcr Orgelbcgleitung von 500 Sängern dcs Heidel-
berger Sängerverbandes, unter der Leitung des Herrn Musik-
dircktor Weidt vorgctragen. Die Orgel spielte Herr Direktor
Sahlendcr. Mächtig klangcn die ernsten Töne durch den Saal;
rciu und klar brachten die Sänger das Lied zum Vortrag und
so wurde cine müchtigc Wirkung erzicli, der sich jeder der An-
wcsenden gerne und willig hingab.

Als die letzten Töne der Orgel verklungen waren, bestieg
Herr Oberbürgermeistcr Dr. W i l ck e n s das Orchcsterpodium,
um die Festrede zu haltcn.

Jn seiner Ansprache bezeichnete der Herr Oberbürgermeister
diesen S. August 1903 als einen Tag doppelter Freude für die
Einwohncrschaft Heidelbergs, einnial wegen ihrer innigen An-
teilnahme an der heute beginnenden Zentenarfeier Ler Uni-
bersität und dany deshalb, weil an diesem Tage die neue
Stadthalle, deren Geschichte verhältnismäßig weit zurückreiche,
in Betrieb genommen werde. Der Redner ging dann auf die
Eeschichte des Festhallenbauxs näher ein. Zuerst, so führte er
aus, hatte nian namentlich die Bedürfnisse der Fremden, so-
wie der zahlreichen Wanderversammlungen, Kongrefse und
Veranstaltungen im Auge, die hier alljährlich abgehalten wer-
den. Dann legte man mehr Gewicht auf die eigenen Bedürs-
nisse. Als im Jahre 1886 zum 500jährigen Jubiläum dcr
Universität eme provisorische Festhalle errichtet wurde, erör-
terte man, ob dieselbe nicht irgendwie dauernd zu konservieren
sei, bezw. ob nicht gleich etwas Definitives geschaffen werden
könne. Man mußte indessen den Gedanken wieder aufgeben,
und die provisorische Festhalle wieder abtragcn. Jm Jahre
1894 wurdcn dcmn für eine etwaige Festhalle die Häuser Im
Osten des Jubiläumsplatzes erworben, der Platz war jedoch
verhältnismäßig klein und als sich im Jahre 1899 die Gelegen-
heit bot, die Museumsliegenschaft zu erwerben, griff der Bür-
gerausschuß zu. Man hatte auch ebcn eincn detaillierten Plan
zur Verwendung dieses Grundstückes für Festhallenzwecke
ausgearbeitct, als im Jahre 1901 dcr Staat den Wunsch zu

Der Stadt entwickluugsfröhcm Rcgcn.

Des Krieges ungcfüge Faust
Hat oft und schwer auf ihr gelegen.

Gchagelt hat es Terz' und Quart'

Jn unsrcs Schlosses stolze Micne.

Die Trümmer rauchten! Heute deckt
Den Hügcl strahlend die Ruinc.

Des Kriegs Gefolge stand am Tor:

Geldnot und Himger nllerorten!

Ein Stieskind in der Städte Kranz
War damals Heidclberg gcworden.

Dann kam die Geistesnot, die arge,

Die totenähnlich starre Ruh.

Die hohe Schule, längst berödet,

Neigt' ihrer letzten Stunde zu.

Der frei geborene Gcdcmke,

Geächtet schien er, war verkannt;

Selbst des Homcros Jliade
Verboten cmf deni Jndex stand.

Das Schicksal häuste Schlag auf Schlag.

Jn höchfter Not: des Zusalls Los!

Der Pfalz Juwcl einst: — Heidelberg —

Ficl Badens Fürsten in Len Schoß.

Carl Friedrich — wcnn beim gold'nen Klang
Des Namens wir in Ehrfurcht schweigen,

Rührt uns cin Hauch ocrgcmg'ner Zeit,

Aus der geliebte Bilder steigen.

Wie gut cs Gott mit uns gemcint,

Jn alter Chronik ist's zu lesen:

Vergleichen wir Carl Fricdrichs Zeit,

Mit dcr Epoche, die gewesen. —

Geschlccht stieg um Gcschlecht empor
Wie unter Baumcsschatten Kühle;

erkenncn gab, das Anwesen für Universitätszwecke zu erwerbcn,.
um eventucll darauf einen spütcren Neubau für.ein Kollegien-
gebäude zu crrichten. Die Stadt trat also das Grundstück dcni
Staat ab und man kam Ivicder auf die Lieblingsvorstellung zu-
rück, die Festhalle auf dem Jubiläumsplatz, abcr diesmal aus
der Mitte desselben, zu errichkcn. Verhandlungen mit der
Militürbehörde, die allerdings städtischerscits erhebliche Opfcr
erheischten, führtcn zu dem Ziele, daß die Militärbehördc die
Bcnützung des Platzes aufgab. So konnte die Stadtberwaltung
cine engere Konkurrenz für dic Herstellung der Hallc auf dem
JubiläumLplatz ausschrcibcn. Tas 'von den Architekten Hcn-
kcnhaf imd Ebcrt gcfcrtigte Projekt, das auch von Oberbau-
dircktor Dr. Durm cmpfohlen wurdc, ging auS derselbcn sicg-
rcich hervor. Am 26. Juli 1901 gcnehmigtc dcr Bürgcraus-
schuß dieses Projekt einstimmig und übertrug dic Ausführung
den gcnanntcn Architekte». Hcutc, nach cincr Bauzeit - von
nicht ganz zwei Jahren ist daS sür dic Verhältnisse unscrcr
Stadt großc Wcri vollendet. Ncdncr wics dann aus die hcrr-
liche Lage der Festhalle und auf ihre solide und geschmackvolle
Ausführung hin. Der durch den Bau erwachsene Aufwanö
bon etwas über eincr Million bcwegc sich noch in Grenzen,
welche es crmöglichen dürften, daß der Bctrieb des ganzcn
Untcrnchmens der Stadtgemeinde keine zu grotzen Opfer auf-
erlege. Eine gute Fügung sei cs, daß in dem Neubau als
erstes größeres Fest die Zentenarfcicr der Erneuerung dcr
Univcrsität durch Karl Friedrich von Badcn vegangen wcrde.
Es sei für die neue Halle cinc besondrre Auszeichnung, datz.
in ihr gerade ein Jubelfest des wichtigsten und bedeutsamsten
geistigen Faktors im Leben Heidelbergs, nämlich der auf mehr
als ein halbes Jahrtausend zurückblickendcn, abcr doch cwig
jungen Nupcrto-Carola den Anfang mache, cm Fest, das uns
zugleich all die Segnungen ins Gcdächtnis rufc, welchc die
rechtsrheinische Pfalz unsercm badischcn Fürstcnhaus zu ver-
dankcn habc. Jm Anschluß an dicse Ausführungen wendeie
Rcdncr sich direkt an den Großhcrzog und sprach demsclbcn,.
wie Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin, Sr. Kgl. Hoh.
dem Erbgroßherzog und I. Kgl. Hoh. der Erbgroßherzogin
von ganzeni Herzen dcn Dank der Einwohnerschaft Heidelbergs
dafür aus, daß Allerhöchstdicselbcn durch ihre Tcilnahme an
dcm Feste dcmselbcn die schönste Weihe geben. Es sei das ein
glückvcrhcißcndes Zeichcn sür die Zukunft des neuen Hauses.
Die Bürgerschaft dnnke heute abcr auch aufs Neue aus dem
Grund ihrcr Seele Sr. Kgl. Hoh. dem Grotzherzog für alles,
was dersclbe in mehr als SOjähriger, rastloser und unermüd-
licher Regierungsarbeit zu Nutz und Frommen unseres Bad-
nerlandes, wie unseres großen deutschen Vaterlandes vollbracht
habe. Se.° Kgl. Hoh. der Großherzog lebe hoch, hoch, hoch!

Bei den letzten Sätzen hatte sich das Publikum erhoben,
und ein brausendes dreifaches Hoch schallte durch den Saal,
als der Obcrbürgermeistcr seine Rcde beendet hatte, welche von
den höchstcn Herrschaften stchend nngchört wordcn war. An
das Hoch schloß sich das Absingcn der badischen Nationalhymne,
dann beugte sich Seine Königliche Hoheit der Großherzog
etwas vor und hielt cine Ansprachc an dic Versammelten in
den Saal hcrunter, die ungefähr solgcndermaßen lautete:

Jch danke Jhnen aufs allerherzlichste für die Begrüßung,
Hcrr Oberbürgermeiftcr, und dann dafür, daß Sic mir Gele-
genhcit gegeben haben, der Eröffnung dicscr Festhalle beizu-
wohnen. Jch wünschc, daß das herrliche Untcrnehmen der
Stadt zum Scgcn gereichcn werde und verbinde damit den
weiteren Wunsch und die Hoffnung, daß die Stadt Heidelberg
sich mehr und mehr heben und eine schöne Entwicklung nehmen
niöge. Jch wünschc, daß das Jubiläum dcr Universität ihr und
der Stadt reiche Früchte bringen und von gesegneter Wirkung
scin möge. Viele, die in diesem Saale anwesend sind, woh-
nen nicht in Heidclberg; ich möchte Sie auffordern, ein drei-
faches Hoch aus Heidelbcrg, den Sitz der Rupcrto Carola, aus-
gubringen. Heidelberg lebe hoch, hoch, hoch!

Ein freier, sroher, frischcr Zug
Turchdrang die fürchterlichc Schwüle.

Tes Wissens Fackel lohte hcll,

Es füllten wieder sich die Räume
Ter /clma in-iter; der Student
Verwirklichte die kühnstcn Träume.

Der Ahnherr schicd. Sein cdler Gcist,

Nicht mehr an Raum und Zeit gebundcn,

Wirtt fort; er hat dem Säkulum
Den unverwelkten Kranz gewundcn.

Hoch oben in dem stillcn Garten,

Der nnsrcs Schlosses Eingang zicrt,

Saß Wolfgang Goethc, traumverlorcn,

Von all dcr Herrlichkcit gerührt
Sang Lenaus schwcrmutsvolle Muse
Aus tiefzerrisseneni Gemüt
Auf Heidelberg, auf der Ruine
„Verstörtes Antlitz" scheu sein Lied.

Die Wciscstcn und Bestcn fandcn
Hier Hcimnt, Lcbcnsinhalt, Ziel.

Als Perlen an den Strand gcworfen,

Prcist sie der Zeitcn Wcllenspiel. '

Lo gaben Deutschlands größte Tcnker
Der neucn Aera Glanz und Licht.

Dic Erben, die Carl Friedrich folgten,

Erfüllten trcu die Fürstenpflicht.

Tas glänzend ausgereifte Werk

Ruht nun in nnsres Friedrichs Händen;

Tes Baumes Aeste wcitverzweigt, :

Sie grünen fort an allen Enden.

Bedcutcnd rage in die Stunde,

Dcr Jubiläumssonne scheint,

Tas Wort des Dankes unserm Fürsten,

Der mit das deutsche Reich yeeint,

Dcn allumfassend unsre Liebe
 
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