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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 202 (1. August 1903 - 31. August 1903)
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4S. ZchWz. — ISS.

D»1chri»t tLiltch, Sountag» «urgenourmr«. Preis «it Fauriiirnblättern monatlich Lv Psg. in'» HauS gebracht, bei der Expedition und dcu Zweigstationc« abgeholt 40 Pfg. Dmch die DH

bezogcn vierteljährlich l.W Mk. auTjchliitzLich Zustellgebühr.

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»» bestimmten Tagen wird keine Berantwsrtlichkeit ülrrnommen. — Anichlag »er Jnierate auf den Pla rattafeln der Heidelbergec Zeitung und den itädttschrn Anschlagstellen. Fcrnsprecher W.

«K

Die Nevision des Prozeffes Hüffener.

Berlin, 26. August. Jn der heutigen Verhaudlung
des Hüsseuer-Prozesses in der Revisionsinstanz wies der
Obernlilitäramvalt znnächst den Einwand der Reoisions-
begründung, daß das Oberkriegsgericht den Begrisf der
äußersten Not und dringendsten Gefahr, woraus die An-
nahme eines minder schweren Falles hervorgehe, verkannt
habe, als nnbegriindct zuriick. Ebenso unbegründet sei
die Ansicht des Gerichtsherrn, haß die Entscheidung des
Gerichts über die Frage des tätlichen Angriffs seitens
Hartmanns unschlüssig sei. Ue'brigens sei in diesem Punkte
zu Ungunsten des Angeklagten entschieden wordsn, so daß
keinessalls der Gerichtsherr dadurch stch beschwert er-
achten könne. Als begründet erachtete der Ober-
rnilitäranwalt aber die Ansicht des Gerichtsherrn, die sich
auf 'das Vorliegm des dolus eventualis und die
Frage dcr Anwendung des Paragraphen 212 des R.-Str.-
G.-B. (Totschlag) bezieht. Das Oberkriegsgericht hat
al- festgestellt erachtet, daß Hüssener den Hartmann le-
diglich leicht verletzen wollte, um ihn zum Stehen zu
bcingen, andererseits aber sei im Urteil ausgesprochen,
Hüssener habe das Bewußtsein gehabt, daß er diesen Zweck
auch durch bloßes Zugreifen mit der Hand hätte zu er-
reichen versuchen können, nnd daß er nur die Waffe ge-
braucht habe, weil er sie gerade zur Hand hatte, unbeküm-
mert darum, welche Folgen daraus entstehen würden.
Tarin tiege ein Widerspruch. Das Urteil sei des-
halb nicht haltbar. Ter Oberstaatsanwalt beantragt da-
hcr, das Urtcil auszuheben und die Sache znr weiteren
Verhandlung an die Berusungsinstanz zurückzuverweisen.
Ter Verteidiger schließt sich bezüglich der erstgcnannten
Punklc dem -Obermilitäranwalt an. Er beantragt, die
Revision 'zu vcrwerfem Der Senat des Reichsmilitär-
gerichts bcschloß, das llrtcil des Oberkriegsgerichts werde,
soweit der Angeklagte wegen vorsätzticher Körperverletzung
nüt nachfolgcndem Tode in idealer Konknrrenz mit rechts-
widrigem Waffengebrauch verurteilt ist, nebst den darauf
bezüglichen tatsächlichen Feststellungen a u f gie h oLen
und an das Berufungsgericht zurückver-
wiesen. Jn der Begründung dieses Beschlusses schließt
sich der Senat den Ausführungsn des Ohermilitäranwalts
an und betont, daß es ohne daß das Verufungsgericht stch
dcuili-ch darüber ausspricht, was denn eigentlich die Wil-
lensrichtung des Angeklagten bei der Verü'bung der Tat
gewesen sci, der Revisionsinstanz nicht möglich sei, zu.
beurteilen, ob die getroffene Gesetzanwendung zutreffend
sei oder nicht. Die Möglichksit einer unrichtigen Gesetz-
anwendung sei nicht von dcr Hand zu weisen. Soweit
das llrteil die Vorschriften der Behandlung llnterge'bener
betreffe, werde die Revision verworfsn.

Die bisherig-en Städicn des Prozesses Hüsfener sind
folgende: Jm Mai hat das Marinekriegsgericht in Kiel
den Fähnrich zur See Hüssener zu 4 Jahr 1 Monat Ge-
sängniS verurteilt wegen lingehorsams gegen den Dienst-
befehl bctreffend die Bshandlung betvunkcner llnter-
gebener und wegen Körperverletzung mit tötlichem Aus-

Ans dev Frauenwelt. D

Jm Fruhsommcr 1804 soll m Berlin die Tagung des
„internationalen Frauenbundes" — Jntcrnational Council of
Women"' — stattfinden. Da selbst in den beteiligten Frauen-
treisen noch über diese großartige Organisation Unkenntnis
herrscht, giebt Frau Niarie Stritt im Centralblatt d. B. d. F.
einige Aufklärungcn übcr sie, die wi'r hier zum Teil wicdcr-
holen:

Was zunächst die äußere Organisation betrifft, so setzt sich
der internationale Frauenbund lediglich aus körperschaftlichen
Mitgliedern u. zwar aus einzelnen Nationalverbänden zusam-
men, die in den verschiedenen Kulturländern von Frauen-
vereinen aller Richtungen, die eine Hebung des weiblichen
Geschlechtes und die Förderung des Gemeinwohles anstreben,
gebildet wurden — in Erkenntnis der -Einheitlichkeit dieser Be-
strebungen, zum besserew gegenseitigen Verständnis und zu
gemcinsamer Verfolgnng ihrer Ziele.

Das idcale Prinzip, auf welches sich die Vereinigung die-ser
Nationalverbände gründet, ist in dcm kurzen Leitwort zu den
Satzungen des Jnternationalen Frauenbundes bezeichnet: „Wir
Fraucn aller Nationen, die wir der Ucberzeugung sind, datz
dem Wohle der Menschheit nur durch eine grötzere Einigkeit
in -Gedanken, Sympathien und Zielen gedient werden kann,
und datz cine org-anlsierte Frauenbewegnng diesem Wohle aller
in Familie und Staat am bxsten dienen wird, schlietzen uns
hiermit zu-ernem Bund von Arbeitern zusammen, um die An-
wendnng der Gold'enen Regel in der Gesellschaft, in Sitte und
Gesetz zu fördern." (Die Goldene Regel heitzt: Handle an
anderen, wie Du willst, datz sie au Dir handelu.) Als prak-
tischc Zwecke des I. C. D. wurden vor allem ins Äuge gefatzt:

1. Die Herstellung einer Verbindung und eines regelmützigen
Vcrkehrs zwischen den Frauenorganifationen aller Läu-der;

2. b'ie Schaffung von Gelegenheiten zu Zusammenkünften von
Frauen aus allen Tcilen dcr Mlt zum gegcnscitigen Ge-

gcmg. Das Oberkriegsgericht in Kiel hat im Juli dieses
Urteil aufgehoben und den Angeklagten zu 2 Jahren 7
Tagen Festung verurteilt.

Das Oberkriegsgericht wird nun über den
Fall Hüssmer in ein.e vollkommen neue Verhandlung ein-
zutret-en haben, 'bei der nur -die Frage der „vorschrifts-
widrigen Behandlung eines Untergebenen" ausges-chieden
wird, wegen der Hüsssner zu 14 Tagen Arrest verurteilt
ist. Jn diesem Punkt Llei'bt d-as Urteil der zweiten Jn-
stanz ausrechterhalten.

Deutsches Neich.

— Dr. Barth wird nun wahrscheinlich auch sein
Kteler Landtagsmandat verlisren. Das dor-
tige Organ der Freisinnigen sührt nämlich aus, dasz die
Kieler Freisinnigen den Anschluß an die Sozialdemokratie
nicht mitmachen wcrden. Herr Lr. Barth, heißt es,
soll unter solchen Umständen überhaupt nicht mehr in
Kiel kandidieren wollen.

— Für die Infanterie ist eine neue R ucksa ck-
ansrststung geplant, die der Kaiser üuf dem
Uebungsplatz Altengrabow besichtigte.

Baden.

— Eine Spitze gegcn den Großherzo g von
Baden konnte sich der demagogischste Redner des KöI-
ner Katholikentages, Dr. Schädler, ni-cht
versagen. Jn seiner Rede äußerte er: „Dankbar blicken
wir ans zu Wilhelm H., der das Kreuz hochhält und seinen
katholischen Untertanen ein Vater sein will (LebhafteZ
Bravo), vertrauend zu anderen deutschen Fürstcn, die
unstreu berechtigten Wünschen gegenüber nicht sagen:
„So lange ich,Iebe, nimmer!" Aber in gewissen Minister-
hotelS und Geheimratsüureaus geht immer noch ein böser
Geist um, genährt vun katholi-kcnfcindlichen Einflüssen.
Tie Gespenster beschwört man, indem man sie anruft,
un'd deshalb werden wir stets gegenüber diesem bösen
Geist aussprechen: was uns bedrückt, was wir entbehren."
Und dieser sattsam bekannte Hetzer sagte kurz vorher:
Die Autorität aber halten wir hoch und sagen nichts,
was grenzt an die „Revision der monarchischen Ge-
sinnung". Dazu verzei-chnet der Bericht der „Köln. Volks-
zeitungSt ür m is ch e Heijte rkei-t, B-ravo lund
Klatschcn! Nun, die „stürmische Heiterkeit" läßt ja ties
blicken!

Lörrach, 26. August. Landtagsäbgeordneter Mar-
kus Pflüger soll beabsichtigen, sein Mandat nieder-
zulegen. Herr Pflüger ist 80 Jahre alt. Jn der letzten
S-ession mußte er wegen -Krankheit längere Zeit den Ver-
handlungen des Landtags fern bleiben.

— Den Offenburge r Geno s sen, die stark im
unentwegten Radikalismus stnd und den „Volks-
f r e u nd". als Revisionistenblatt augreifen, liest die
„V o lkssti m me" energisch den Text. Es falleu dabei
interessante Streifli-chter auf die innerhalb der sozialdemo-
kratischen Partei bestehenden Gegmsätze, sodaß wir das

danken- nnd Erfahrnngsaustausch und zur gemeinsamcn Be-
hcmdlung wichtiger Fragen für das Familten- und Bolkswohl.

Die Gründung des internationalen Frauenbundes ist auf
die Jnitiative einer Gruppe hervorragender Vertreterinnen
dcr nordamerikanischen Fraucnbewegung, üezw. auf die An-
rcgung von Mrs. Mcch Wright Sewall (der jctzigen, 1899 in
London gewählten Präsldentin) zurückzuführen, die im Jahre
1888 nach Berständigung mit Gesinnungsgenossinnen in Eng-
land und Frankreich Einladungen an einzelne Lelcmnte Per-
sönlichkciten auch in anderen Ländern zur konstituiercnden Ver-
sammlung in Washington richteten, auf der sowohl die Organi-
sation des internationalen wie der einzelnen nationalen Frauen-
bunde beraten wurde. Die Anregung zur Gründung von letz-
teren, nahmen zwar die Delegierten von Frankreich, Englcmd,
Finnland u. a. von dieser- Versammlung mit, doch stellten sich
der Realisierung ihrer Pläne vorerst überall noch grotze. Schwie-
rigkeiten — unter denen die größte die Berständnislosigkeit
der Fraucn für die Bmidcsidce — in den Wcg. So kam cs,
daß in dcm crsten Quingiiennium autzer dem gleichzeitig mit
dem internationalen Bund gegründeten Bund nordamerikani-
scher Frauenvereine (unter Vorsitz von Frances Willard) kein
andsrer Nationalverband dcm I. C. W. beitreten konnte, dieser
also eigentlich, trotzdem ausgezeichnete. Frauen an der Spitze
standen (Mrs. Fawkett, die bekannte engkische StimmrechtZ-
führerin, als erste, Elara Barton, die Vorsitzende der amerika-
nischen Vereine vom Roten Kreuz, als zweite Vo-rsitzende usw,),
nur auf dem Papier existierte und von einer. fortschrittlichen
Entwicklung der Org-anisation bis zum Jahre 1893 keine Rede
war. Dieses Jahr aber bezeichnet den entscheidenden Wende-
punkt für den I. C. W. Einer Cinladung des Frauenkomitees
der Weltausstellung folgend, hielt er seine erste Generalver-
sammlung, verbunden mit eincm internationalen Frauenkon-
gretz, in Chicago ab. Der Bund nordamerikauischer Frauen-
vereine bewies den Delegierten aus allen Teilen der Welt bei !
dieser Gelegenheit eine . grotzartige Gastfreundsckiaft si'ir die !
ganze Dauer des Kongresses, der seinen Zweck nach allen Rich- i

Nachfolgende aus der Straspredigt der „Volksstimme"
hier wiederge'ben wollen:

Welche Stellung im Meinungsstreit zwischen „Radikalen"
und „Opportunisten" die Ofsenburger Konsercnz cinnahm, geht,
abgesehen von der Vizepräsidentenfrage, aus dem Wortlaut
der nicht gerade durch Klarheit des Ausdrucks und des Ge-
dankenganges ausgezeichneten Resolutionen nicht hervor. Wenn
unsere Offenburger Parteigcnossen aüer etwa sagen wollcn,
daß sie mit der „Schwäb. Tagw." der Änsicht seien, das „lang-
same Fortschrciten iinserer badischen Parteibewegung" sci dcr
Haltung des „Volksfreund" zuzuschreiben, so dürfte ein Blick
auf die Stadt Offenburg und den 7. bad. Reichstagswahlkreis
sie ohne Zwcifcl eines Besseren bclehren. Der Offeri-
burger „Radikalismus" vermochte unserer Partei bei den
Landtagswahtcn von 19'01 nicht die bcdenkliche Blamage zu
ersparen, datz er sich unfähig fühlte, eine selbständige Aktion
einzuleiten zur Eroberung des städtischen Landtagsmandats,
das vier Jahre vorher unser klerikal-demokratischer Gegner
mit iiur 2 Stimmen Mehrhcit nochmats eingehcimst hatte,
Der Osfenbiirger „Radikalismus" hatte auch bei den Gemeinde-
wahlen mannigsache Mitzerfolge einstecken müffen und war der
erste, der im vorigen Jahre zu ei«r taktischen Abmachung mit
Demokraten und Nationalliberalen griff, nm sich auf dcm Rat-
haus enblich gröheren Einfluh zu verschasfen.

Eüenso zeigen aber auch die Stimmeuzahlen im 7. üadischcn
Reichstagswahlkreis, deffen Hauptort Offcnburg ist, dah da
manches nicht so bestellt ist, wie es sein könnte. Noch im Jahre
1890 stand der Kreis seincr Stimmcnzahl nach in Baden an
5. Stelle, heute ist er von Heidelberg, Säckingen und Baden»
Rastatt überholt, also an die 8. Stelle gedrängt.

Die Offenburger würden also sehr unrecht tun, wollten sis„
in das Horn des Stuttgarter Kapitolswächters stohend, an-
dcrn Lcuten die Schuld an dem angcblich unbcfriedigendcir
Fortschritt ihrer Parteibewegung zuschreiben. Sie mögen,
anstatt den „Revisionismus" des „Volksfreund" hierfür ver-
antwortlich zu machen, zuerst bei sich selbst einmal Umschau
haltow. Wo die Parteiverhältnisse verfahren sind, wo insbe-
sondere durch persönliche, rein privaten Angelegenhciten ent-
springende Verstimmungen der Werbeeifer für unsere Partei-
presse gelähmt i'st, da vermng auch der saftigstc „Radikalismus"
die Partei nicht vorwärts zu bringen. Jn Offenburg ist dies
nöer der Fall; weshalb man dort beffer tatc, vor der eigencn
Türe zu kchreii, anstatt sich übcr dic Unsauberkcit bci Ändcrn
aufzurcgcn.

— Jn Geldsachen hört auch bei der saziaIdemo -
kratischen Partei die Gemüttichkeit auf; ja die Unge-
mütlichkeit tritt dort schärfer zutage, wie bei anderen
Parteien. So veröffentlicht die „Volksstimme" folgcnden
Ukas:

Trotz wiederholter Mahnung stnd immer noch eine An-zähl
Wahlkreise mit den Abrechnungen über die letzte Reichstagswahl
im Rückstand.

Bezugnehmend auf ein vom Parteivorstand in Berlin zu-
gesandtes Zirkulnr, betreffend die Einsendung dcr 'Gesamt-
abrechnung über die Wahlen in Baden, fordern wir die Ge-
nossen bezw. Reichstagswahlkomitces nochmals auf, die Säu-
migen an ihre Pflicht zu erinnern und dafür zu sorgen, datz
spaiestens bis zum 80. d. M. sämtliche Abrechnungcn in un-
seren Händen sind. Die Namen D c r j e n i g c n, die
bis z u m obigen Termin die A b r e ch n u n ge n
>n, icht eingesandt haben, werden in der P. resse
v c r ö f f e n t l i ch t.

Auch die Organisationen, welche die Abrechnungen vom 2.
Qnartal noch nicht eingesandt haben, werden aufgefordert, das
Versäumte umgehend nachzuholcn.

Mannhcim, dcn 26. August 1903.

Für den L a ii d e s v o r st a i> d:

Karl Hahn, 1 2, ISa, III.

tungen, vor allem aber darin glänzend erfüllte, daß die an-
wesendon Vertreterinnen der Frauenbeweaung aus 30 ver-
schiedenen Ländern einen Cinblick in den Organisationsplan
des I. C. W. erhielten nnd viele untcr ihnen nicht nnr mit
dem Borsatz, sondern mit einer festen Verpflichtung nach Hause
zurückkehrten, in ihrem Lande nationale Organisationen im
Sinne des Jnternationalen Bundcs ins Leben zu rufen, die dem
letzteren früher oder später angegliedert werden sollten.

Die Aufgabe war, Dank den grohcn Fortschritten der Fraucn-
bewegung in dieser Zeit, inzwischen eine bedeutend leichtere ge-
worden. Der Bund deutscher Frauenvereine verdankt der An-
regung der in Chicago anwesenden deutschcn Frauen: Amia
Simson-Breslau, Han-na Bieber-Böhm-Berlin, Auguste Förster-
Cassel, Dr. Käthe Schirmacher seine Entstehimg. Er wurde
bekanntlich im März 1894 mit Auguste Schmidt als Vorsitzender
gegründet. Auherdem konstituierten sich während der folgenden
siinfjährigen Geschäftsperiode des I. C. W. die Nationalver-
bände: von Kanada, unter dem Vorsitz von> Lady Aberdecn,
die in Chicago auch zur Präsidentin des I. C. W. gcwählt
worden war; von Schweden, bon Grotzbritannien und Jrland,
bon Däncmark, von Neu-Süd-Wales, von Holland, von Neu-
Seeland nnd Tasmanicn. Die zweite Generalversammlung
fand 1899 in London statt.

Entsprechenld diesem enormcn äußern Wachstum brachie die
Londoner Tagung auch grotze innere Fortschritte und einen
weiteren Ausbau der Orgcmisation. Es wurden drei ständige
internationale Kommissionen zur Bearbeitung einzelner Ge-
biete gebildet, für welche jeder Nationalverband ern Mitglied
zu ernennen hatte: 1. zur Förderung der internationalen Frie-
densbestrebungen in allen Kulturländern, 2. (auf Antrag des
Bundes deutscher Frauenvereine) zu einer vergleichenden Un-
tersuchung der rechtlichen Stellung der Frau als Gattin, und
Mutter, 8. eine Pressekommission, um durch dies wichtige Pro-
pagandamittel das allgemeine Verständnis imd Jnteresse für
den Jnternationalen Frauenbund zu wecken und zu fördern.
Jn diesen wurde später vom Vorstcmd noch eine besondere
 
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