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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (1. Dezember 1903 - 31. Dezember 1903)
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Vrrichtung vou SameirgewinnungÄstärlen mrd Prämi-
rerung gut gebauter Tabaket 4. ^taatlichb' Unterstützung
zur Erbauung von Tabak- und Trockenschnrven in Form
von unverzinslichen Darlehen mit Teilrückzahlungen in
knrzeren Fristen an nnttelere und kleinere Landwirte.
Weiter wurden Anträge angenommen für die Förderung
der landwirtschaftlichenBuchführung und
über die Maßnahmen für die Verbreitung der freiwiI-
ligen Alters- u. Invalidenversicherung
in den kleinbäuerlichen Kreisen.

Vadischer Landtag.

3. Sitzung de r Zweiten Kamm e r.
Karlsruhe, 9. Dez. Am Regierungstisch: Mi-
nister Schenkel, Geh. Oberreg.-Rat Straub. Prä-
sident Dr. Gönner eröffnet die Sitzung um 4s4 Uhr.
Eingegangen: Eine Petition der Gemeinde Tauberbischofs-
heim um einen Staatsbeitrag zu einem Schulhausneubau,
ferner die Gesetzentwürfe betr. Aenderung der Verfassung
(Wahlrechtsvorlage) und Erhöhung der Kapitalrenten-
und Einkommensteuer.

Zur Beratung stehen die Fnterpellationcn
betr. die S ch i f f a h r t s a b g a b e n.

^ Abg. Lehmann (Soz.) begründet die Jnterpellation
der fozratdemotratischen Fraktion. Als die Nachricht auf-
tauchte, daß Schiffahrtsabgaben auf den freien Strömen er-
hoben werden sollen, war die Handelswelt ntcht wenig be'stürzt.
Wrr haben ausdrucklich, im Gegensatz zu den Nationallibera-
len, nicht davon gesprochen, daß die preutzifche Regierung der-
artige Bestredungen hegt, weil wir von vornherein wußten,
datz ein offizrelles Dementi folgen würde. Tatsächlich hat be-
reits der Ausschuß des Deutschen Handelstages eine ent-
sprechende Erklärung bekomnren, welche aber mit Mißtrauen
aufgenommen wurde. Man weiß eben, daß in Preutzen die
Agrarrer Herr dcr Lage sind. Dic preutzische Regierung mutzte
eben abläugnen, weil die Einsührung von Abgaben den Bruch
internationaler Verträge und des 1866er Friedensschlusses
mit den süddeutschen Staaten sowie einen Verstotz gegen öie
Reichsverfassung bedeuten würde. Mit dem gleichen Recht
könnte man auch die Schlagbäume auf den Chausseen wieder
einführen. Jmi Reichstage dürfte sich nicht so leicht eine Mehr-
hert dafür finden, wic bei der Zollvorlage. Die Agrarier han-
Leln nur kousequent, wenn sie den Berkehr erschweren wollen.
Sre haben ja auch bisher die Erstellung des Mittellandkanals
verhindert. Die Badische Regierung hat um so mehr Jnteresse
daran, datz der Verkehr auf dem Nhein nicht erschwert wird,
weil viele Millionen in den Häfen am Rhein investiert sind
und dcr ManNheimer Verkehr lahm gelegt würde. Redner
weist mit statistischem Material auf die Bedeutung des Mann-
heimep Hafens hin, der durch die Einführung von Abgaben ge-
schädiK würde. Die preußische Regierung ist lediglich auf die
Stärkung ihrer Seehäfen an der Nord- ,und Ostsee bedacht;
nach dem Süden frägt sie nichts, wie ihre Eisenbahnpolitik zur
Genüge zeigt. Man kann es uns Arbeitern nicht verdenken,
wenn wir zu der Badischen Regierung nach ihrer Stellung-
nahme zum Zucht'hausgesetz und zum Zolltarif kein -besonde-
res Vertrauen haben, sondern der Sachlage sehr fleptisch gegen-
überstehcn. Die Arbeiter würden durch die Einführunq von
Schiffahrtsabgaben am meisten in Mitleidenschaft gezogen,
wcil dadurch eine Verteuerung der Lebensmitteln e'intreten
würde. Redner ergeht sich rn Abschweifungen und wirü vom
Präsidenten ermahnt, bei der Tagesordnnng zu bleiben.

Abg. W i t t u rn snatl.) Legründet die Jnterpellatron der
nationalliberalen Fraktion. Das amtlichc Dementi hat uns
rricht überrascht. Wir wußten schon vorher, daß von einer Ge-
setzesvorlage keine Rede ist. Allein es sind Bestrebungen vor-
handen, welche zweifellos auf Einführung von Schtffahrts-
abgaben hinzielcn, wenn auch noch keine bestinrmken Vorschläge
gemacht sind. Bisher scheint von Prcußen noch nicht cimnal
eine Anregnng ergangen zu sein. Wenn wir gleichwohl eine
Jnterpellation eingebracht haben, so gefchah dies deswegen,
wcil bisher einc deutliche Antwort noch nicht vorliegt, anderer-
feits aber der Handel ein grotzes Jnteresse an der Frage hat.
Wir wünschen, datz sede derartige Bestrebung gletch inr Keime
erstickt wird. Die Beunrnhigung des Handelsstandes beruht
darin, datz eine Reihe von Aeußerungen hoher preutzischer
Beamter bekannt wurde, Ivelche „tief blicken lassen". Redner
wirft einen Rückblick auf die Geschichte der Stromabgaben.
Die Rheinlinie nimmt unter den mitteleuropäischen Verkehrs-
adern dcn ersten Rang ein; sic wird aber bereits gefährdet
durch dic Verkehrsablenkungen der französischen Regierung.
Redner gibt der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, datz die
Großh. Regierung allen jetzigen und künftigen Bestrebungen,
die Abgabcfreiheit anf unfern natürlichen Wasserstratzen wic-
der aufzuheben, mit aller Energic entgegentreten werde.
(Bravo).

Minister Schenkel gibt folgende Erklärung ab:

Dic Großh. Regierung hat keine amtliche Kenntnis
darüber erhalten, datz seitens einer Zentralbehörde des Rei-
chcs oder eines Bundesstaatcs beabsichtigt wird, die Er-
lassung von Vorschristen über die Erhebung von Schiffährts-
abgaben für Befahrung von natürlichen Wasserstratzen, ins-
besondere dcs Rheirrs, herbeizuführen, Sie hatte daher kei-
nen Anlaß, zu derartigen Bestrebungen Stellung zu neh-
men. Nach Arttkel 4 der Reichsverfassung ist die Erhebung
von Schisfahrtsabgaben anf natürlichen Wasserstraßen ver-
fassungsrechtlrch ausgeschlossen, Auch nach Arkikel 3 der
Rheinschrsfahrtsakte dürfen auf dem Rheinstrom weder vom
Schiff noch von dcr Ladung Abgaben evhoben werden, Jm
Hinblick auf diese Rechtsluge köirnten Abgaben nur
erhoben werden, nach Abänderung dieser Be-
stimmungen. Eine derartige Matznahme würde
aber Ivescntlichen und grnndsätzlichen Bedenken
nnterlicgen. Die Grotzh, Regicrung hat keinen Änlatz, eine
derarkige Matzregel zu ergreifen, da der badische Staat für
-die Rheinhäfen schon grotze Opfer zebracht hat und für den
Berkehr auf dem Wasser der gleiche Gruudsatz gilt, wie für
die Stratzcn, auf denen keine Abgaben erhobcn werden. An
diesem Grundsatz gedenkt die Grotzh. Regierung auch in Zu-
kunst fcstzuhalten. (Bravo).

Das Haus üeschließt Bespvechung der Jnterpellation.

Abg. Haütz (natl.) fragt an, was in der Rheinregulie-
ruugsfrage geschehen ist, an der die Kehler Gegend sehr in-
tercssiert ist.

Abg. Dr. Weitz (natl.) betont, daß durch die Einiführung
von Schiffahrtsabgaben auch die Neckarschiffahrt schwer betrof-
ffen würde. Jnsbeson-dere der Salzverkehr, der ohnehin unter
der Staßfurter Konkurrenz zu kciden hat, würde durch die
Einführung von Abgaben unmöglich genracht. Es muß deut-
Nch ausgesprochen werden, datz man gegen derartige Matzregeln
energisch Front machen will.

Abg. Neuhaus (Ztr.) ist erfreut über die energische
Erklärung der Regiernng. Auf denr Rhein arbeitet zur Zeit
ein Kapital von 175 Millionen Märk und find über 30 000
Arbeiter beschäftigt. Diese Zahlen zeigen, was auf dem Spiele
steht. Auch das Schicksal Mannheims wäre besiegelt, wenn
Äbgaben eingeführt würden. Unsere Landwirtschast hat in
diesem Fall gar kein Jnteresse daran, den ostclbischen Agra-
riern entgegenzukommen.

Abg. Muser (Dem.) spricht im Ramen der Demokraten
ünd Freisinnigen die volle Zustimmnng zu dcn Ausführungen
der Jnterpellanten und zu der Erklärung der Regierung aus.

Minister Schenkel freut sich über die Uebereinstinrmung,
die zwischen dem hohen Hause und der Grotzh. Regierung be-
steht. Die Behauptung des Abg. Lehmann, daß -die Bad. Re-
gierung von der preutzffchen rücksichtslos behandelt wird, ist
unrichtig. Für jeden Artikel der „Karlsr. Ztg." kann die Re-
gierung nicht eirfftehen. 'Jch bin ein zu zrotzer Kreund dcr
Prehfreihert, als daßZch der „Karlsr. Ztg." keine Bewegungs-
fvechett gönn-en würde; im Gegenteil, ich fveue mich, wenn
einmal etwas in der „Karlsr, Ztg." steht, was die Regierung
nicht durchweg billigt (Heiterkeit). Wir denken nichk daran,
die Kösten der Rheinregulterunz durch Abgaben aufzubringen.
Bezüglich der letzteren schweben Vecbandlungen, über die ich
aber nichts mitteilen kanu Jch hoffe, datz dre Vercinbarunz
u.lier Bsachtung der vom L-'iibtag gem.ichten Bedingungen zu-
stondc kommt. Wenn dies nicht mögliw fft, »ird der Landtag
Gelegenheit bekommen, sth erneut in diescr Frage zu äutzern.

ALg. Dr. Binz (natl.) weift aur die Entwicklung des
Korlsrüher Rheinhafens hin, der :n diesem Jahre einen llm-
satz von 500 000 Tonnen erreichte. Eine Unterscheidung zwi-
schen natürlichen und künstlichen Wasserlänscn ist heute, wo
Millionen auf die Korrektion der natürlichen Gewäffer ver-
wendet werden, nicht mehr angängig. Redner polemisiert ge-
gen Lehmann, ffer unirötigerweise polffffche Gesichtspunkte
hereingeworfen habe und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die
Rheinregulierungsfrage noch aus diesem Landtag einer befric-
digenden Lösung entgegengesührt wir-d.

Abg. Süßkrnd (Soz.) bedauert, daß man an dre Neckar-
regulierung nrcht herantritt. Die idyllische Schönheit Heidel-
bergs würde dadurch nicht notleiden. Ein größerer Schneid
gegenüber Preutzerr wäre in der Fraze der Marn-Neckarbahn
am Platz geweserr.

Abg. Birkenmayer (Ztr.) ist von der Erklärung dcs
Minffters sehr befrredigt. Jm Oberland hegt man die Hosf-
nung, datz die Rheinregulierung über Kehl hinarrs werter ge-
führt wird.

Abg, Rohrhurst (natl.) will bei der Budgetberatung
auf die Bemerkungen Süßkin-d's erwidern.

Damrt schlieht die Debatte um 7 Uhr. Nächste Sitzung:
Samstag halb 10 Uhr.

Tagesordnung: Bericht der Brrdzetkomnrrssiorr über die
Rcchnungsnachweise.

Marrnheim, 9, 'Dez. Zum Schwehingr'L
W a h l p r o t e st erfährt der „Mannh, Gen.-Anz. ', daß
Ratschreiber'Reichert das Wahllokal erst kurz vor Beendi-
gung des 3. Wahlganges betreten hat, in der Meinung,
dre Wahl sei schon zu Ende. Von esner Agitation des
Herrn Reichert kann keine Rede seip. Auch sei eo absolnt
unmöglich gewosen, errren Wahlmann im ^solierrauur
während der Kuvertierung des 3ÄahlzetteIs zu'beobachten.

Karlsruh'e, 9. Dez. Der vom Finanzministerurm
eingebrachte Gesetzcntwurf bestimmt: Für die Budget-
periöde 1904—05 wird der Steuerfutz für die Ka-
pitalrenteu pro 100 Mk. auf 12 Pfg., für Einkommen
auf 3 Mk. sestgesetzt. Der Mehrertrag wird auf 369 335
bezw. 1 942 437 M., die Kosten auf 1048 bezw. 144 826
Mk. veranschlagt.

K a rIsr u h e, 9. Dez. Dre Budgetkommissron hat
Mit dem Herrn Regierungsvertreter die ersten Titel des
Justizbudgets beraten', die Neuanforderungen ernes Kolle-
gialmitglieds des Ministerinms, zweler Stellen im Ober-
landesgericht, 6 Landgerichtsstellen, nämlich 3 für Mann-
heinr, 2 für Karlsruhe und 1 für Heidelberg, sowie je
erner Amtsrichterstelle in Karlsruhe, Lörrach und Mann-
heim wurdm genehmigt.

Aus der Karlsruher Zeitnng.

— Seine Könrgliche Höheit der Großherzog haben
derr Oberamisrichter Dr. Otko Bielefel.d, zuleht in Kehl,
auf sein Ansuchen mrt sofortiger Wrrkung aus denr ftaatlichen
Dienste entlaffen.

Die Abänderung der Verfassung.

Der Zweiten Kammec ist gestern die Negierungs-
vorlage betr. die Abändernng der Verfassung zugegangen.
Jhr Wortlaut wird bereits in der neuesten Nummer der
Karlsrüher Zeitung veröffentlicht.

Die Vorlage bringt zu dem allgemeinen, gleichen und
geheimen auch das direkte Wahlrecht und erfüllt in
dieser Hinsicht also den Wnnsch des Landes.

Aus den sonstigen Bestimmungen heben wir hervor:
Dre E r ste K a m mer wird sieben gewählte Mrtglieder
mehr erhalten: einen Vertreter der Technischen Hochschule,
drei Abgeorduete der Handelskammern, zwei der Land-
wirffchastskammer, einen der Haüdwerkskammer. Ilnter
den vom Landesherrn zu ernennenden (jetzt 10) Mitglie-
dern sollen sich vier aus den Oberbürgermeistern und Bür-
germeistern oder den Vorsitzenden der elf Lkreisausschüsse
befinden.

Die Zahl der Mrtglieder der Zweiten K anr nr e r
wisid auf 70 erhöht, die in 70 eipzeln für sich bestehenden
Wahlkreisen gewählt werden, Mannheim erhält 6, Karls-
ruhe 4, Freiburg 3 und Heidelberg nnd Pforzheim je 2
Wgeordnete. Dre Stichwahlen hören unter Änerkennung
der relativen Mehrheit berm zweiten Wahlgang auf.

Von den Abgeordneten würden die 13 Städte künstig
25 statt 20, und die übrigen Wahlkreise 45 statt 43 zu
wählen haben, Diese Vermehrung der Abgeordneten-
mandate bedingt eine Aenderung der Wahlkr>eiseinteilling,
bie einem besonderen Gesetz vorgehalten ist.

Ueber die Wahlberechtigung zur Zweiten Kammer
besttmmt der nerre 8 34 folgendes:

' 8 34.

Zur Abstimnmng bci der Wahl der Abgeordneten sind die
nrännlichen badischen Staqtsangehörigen berechtigt, die im
Zeitpunkte der Wahl im Grotzherzogtum einen Wohnsih und
das fünsundzwanzigste Lebensjahr zurückgelegt haben.

Wer nach dem 31, Dezember 1904 die baduche StaatSan-
gehörigkeik erwirbt oder seinen Ausenthalt im Grotzherzogiu.n
nimmt, wird wahlberechiigt, ivenn seit der Verleihung der
Staatsangehörigkeit oder seit Begründ-ung eines Wohnsitzes im
Lande zwei Jahre umlaufen sind.

Ter Unterschied gegenüber dem jetzigen Zustand besteht
in dom Erfordernis zweijähriger Staatsangehörig-
keit und zweijährigen Wohnsitzes im Lande.

Jm 8 35 psiE auÄd'rsickttch festgesetzff datz BefreiuN-ll
öom Schulgeld nicht als Armeuurrterstützung gilt.

Dagegen ruht die Wahlberechttgung für den, der im
letzten Jahre feine Staatssteuer nicht bezahlt hat.

8 37 setzt die jeweilige Gesamterneuerung der Kammer
fest, während bisher bekanntlich eine hälstige stattfand.

Die Derstärkung des Budgetrechts der Erften Karmnett
die wohl in der Beratung einen Hauptgegenstand der De'
batte bilden wird, wird durch folgende Besttmmungen
festgelegt:

8 60.

Der Eniwurs.des Jinarizgesetzcs (StaatshaushaltsgescheS
oder Auflagengesetzes, 88 84 und 65), sowie sorfftige auf die
Aufstelluntz und den Vollzug des Staatsvoranschlags, die Ber-
wendung des Staatsvermögeus oder die Verwaltunz der'
Staats-Einnahmen und -Ausgaben bezügliche Entwnrft, str-
ner Vorlagen über die direkten oder indirekten SkaatssteuerN,
sowie über die ftir die Tättgkeit der staatlichen Jnsttz- und Ver-
waltungsbehörden zu entrichteirden Gebühren sind zuerst der
zwciten Kammer vorzulegen.

8 61.

Weichen hinsichtlich einzelner im Staatsbudget aufgeforderff
ter Posittonen die Befchlüsse der ersten Kammer von denen der
ztveiten Kammer ab und ist eine Ausgleichung anch bei der aul
Verlangen dcr Regierung wiederholten Beschlußfassung deider
Kammrern nicht zu crzielen, so werden diese Posittonen in da'-
dem Finanzgesetz anznschlietzende Staatsbudget nur irffome'n
cin-gesrcllt, als sich bei dcr cnidziltigen Bcfchlutzfaffung eii^
Uebereinstimmnng beider Kammern über den Betrag der An^
forderung und über die dafiir matzgebende ZweckbestimmnnS
ergeben hat.

Aus Verlangcn dcr Regierung hat jedoch in solchen Fällcv
ein Zusammentritt beider Kammern zur gemeinfamen Ab^
stimmung über die Anforderung stattzufinden.

8 6tg.

Weichen die Beschlüsse öer ersten Kammer in Bezug aul
den Entwurf des FinanMesetzes von denen der zweiten Kstw'-
mer ab und ist anch bei wiederholter Beschlntzfassung beider
Kammern eirre Uebereinstimmnng mrcht zu erzielen, so trete"
auf Verlangcn der Regierung die Lelden Kammern zur ge''
meinsamcn Abstimmnng über den Entwurf zusammen.

Die Legislaturperiode dauert wie bisher vrer Jahre,'
sie zerfällt in zwei Sitzungsperiodön.

Das Gesetz foll am 1. Jüli 1905 in Kraft treten,
datz die Wahlen in diesem Jahre, falls das Gesetz durcb'
geht, schon nach den nenen Besttmmnngen vor sich gehrll
würden.

Aus Stadt mrd Land.

veivelbsr». 10. Denmber.

n- Von der Univcrsitkt. Mit der bcvorstehenden Habilitatim)
des Herrn Dri Schachner als Privatdozent der Nattonw^
ökonomie steigt 'die Zahl der Lehrer dcr N a t i o na l ^
ökonom ie an unserer Horvschule auf 6, gewitz cin Zeich^'^
für die Müte dieser modernen Wffsenschaft und für die Au^
zichrmgskraft unserer Hochschnle. Blotz noch in eincm andertU
Fache befteht hier ein ähnliches Verhältnis: auch daS Staats^
recht wird von einer verhältnisuräßig sehr grotzen Zahl vou
Dozcnten vcrtreten.

X Auf die hcutiqe Versammlung in der Turnhallr, woselllk
Hr. Cl-aß aus Mainz auf Einladung des Alldcukschen VerbaU-
des über die Wandlnngen in der Wcltausstellnng des deuksch-
Reiches seit 1890 sprechen wird, machen wir hiermit noch bc^
sonders aufmerksam. Arffang 1L9 Uhr.

n. s. Sozialpolitik und Schule. Man Littet uns, ni'tc)
Hinwcis auf die öffcntliche Verfainmlung im Tannhäu^
s e r (morgen, Freitag ALend) um Abdrnck des von Profcssff
Dr. R e i n - Jena enttvorfenen nationalsozialen Schu>'
p r o g r a m m s, welches dem Vortrage dcs Herrn Mcdizium''
rats Dr, Kürz im' wesentlichen zu Grunde lregen wird:

„I. O r-ga n i sa ti on. 1. Die Organisation des öffou j
lichen Erziehungswesens ist insofern Sache des Staates, ut's
cr das gefamte Schul- nnd Bildnngswesen übcrlvacht und gfs
setzgeberisch regelt. Dieses ist auf den Prinzipien der
wissensfrciheit nnd d-cr Sclbstverwaltunz in konstitniioinll»
Weise aufzubarien, um dcn bcteiligtcn Intcrcsscii, den
milien, Gemeindcn und religiösen Gemeinschaften, genüg<u'^
den Platz für wirkfame Mitarbeit zu schaffen, wtc die GesNv
ren einer einseittgcn Schulbureankraiie zu vermciden. Pri^ j
schnlen unter staatlicher Aufficht sind zuzulaffen. 2. Wir ve ^
langen einen gemeinsamen Unterbau für alle Schulanstaln-' '
dte allgemetne Volksschule, Beseitignng dcr Vorfchulen
staatlichcn und konimunalen Schnlanstaltcn. Um ste l^beu
fähtg zn gestalten, muß vor allem dic Ueberfüllung der Sctö'
klassen vermieden wcrden, Die Zahl dcr Ktnder darf in on'
Klasse nicht über 40 betragen. 3. Wir fordern UnentgeltlicYt^
des Unterrichts und der Lernmittel, ferner ausreichende
ziellc Ausrüstnng ans öffentlichen Mitteln zum Besuck hov..
rcr Schulen für -begabte Kinder nnbemittelter Eltern. 4


erstreben für die männliche und weiblichc Iugend eine öst

ffent'

allge'

(re-

liche crzteherische Fürsorge und eine zut eingcrichkete
meine obligatorische Fortbil-dnngsschule vom 14. bis 18-
bensj-ahre, dic nichk nur intellcktuell fördernd, sondertt a

erzieherisch wirken soll. Ein weitergehendes Mldungs--
nis kann durch Volkshochfchnlen, Bolks-Lesehallen, Volk--
chereien und gemeinnützige Vereine befriedigk werden.

II. Lehrerstand. Wir fordern für den Stand

hrerittnen: 1. Für ihr. SA

Volksschnllehrer und Volksfchnllehr

ben eine beffcre Ansbildung, das heißt Vorbildung aus r p
böheren Schulc, AuSbildung in einer Fachschule, Gelegen >
zur Fortbildung auf der Untversität (Errrchtnng pädagog'Nj^-
Universitätsseminare mtt Uebungsschnlen), 2. Für >hr 77hcr

kcn: a) sachkundige Führung d. h. vor allem Bescittzung ^
tcchnisch-ett Aufsicht dnrch Glicder irgend cines andercn ^
des, b) Fachanfsicht von den unteren bis zn den vbcrcu
stanzen, c) Sitz un-d Stimme im Schulvorstand aus
fr-eier Wähl. 3. Für ihr Leben ausreichendes Eittkommeli
rechte soziale Stelliiirg, d. h. finanzielle und soziale G
stellung mit den mittlercn Staatsbeamten." ^

Zu dcrn Vortrag schrcibt uns der Schriflführer ^^V>ch,rik
nationalsozialen Vercins noch: „Das Thema „Svzial ^
nnd Schulc" ist kcrn pnrtcipolitisches, vielmehr berührl ^r^

Jntereffen aller derjenigen anf das rnnigste, welchc m«-
ziehung von Kindern zn leiten liabcn. Dic DtskuMch
wohl Gelegeicheit bieien, lokale Schulverhältnisse ö» bf'lp hjs
nnd schon aus diesern Grunde möchte ich namentliÄ „,^chst
Eltern hiesiger Schülcr die dringende Bitte richten, w -
vollzählig zu crscheinen. Auch Damen sind eingclaa<-
freimntize Aussprache ist erwünscht. . qrresfl

Zur Schlotzbaufrage.

Vor kurzem dnrchlicf bn
die Nachricht, datz der von dcr badischcn Regiernng iu, s
Verständigen-Kommission s. Zt. berufene Geh. .siT7,„>>sreW

Eggert sich in einem Vortrag tm Be-rliner-Nrchrtcit „oÄ

darüber beschwcrt habe, datz die badffche Regiernng ^.j-chja!)^
immer nicht nber sctn, auf Ansuchen derselbcn im 0 ^^lche^

1902 cingereichtcs Konstrukttonsprosekt geäutzert habe, -,j„e>ii
eine Erhaltung dcs OttoheinrichsbaueS i> > her
gegcnwärtigen Ruineneindruck, gegenu ^.jbpcU
von Schaefer befnrworteten Wiederherstellnng seiner
 
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