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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 202 (1. August 1903 - 31. August 1903)
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W»<ch«t,t tt»ltch, Eo«ntagr snrgenomsie«. Vrei» «tt Fe«tlir«blüttn« mvnattich SÜ Pfg. i«'r Ha«r grbracht, bei ber Expebition und den Zweigstattone« abgrholt 40 Pfg. Dmch stk WK

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«« teftdnmt«« Taqen wird keinr Berantwortlichkerr ülirnommen. — Anichlag der Jnierate aüf den Plaiattafekr der Heidrlberger Zeitung und den skädttfchrn Ankchlagstelle«. Fernsprrcher W.

Neichsdeutfche im Auslande.

Ueber die Zahl der Deutschen im Auslande uud ihr
Verhältnis zur deutschen Reichsangehörigkeit finden wir
i»i Leipziger Tageblatt einige bemerkenswerte Älusfüh-
riingeu. Es fehlte bisher au zullerläffigen Angaben über
dch im Auslande lebenden deutschen Reichsangehörigen.
Statiftische Erhebungen darüber wären von großem
Wsrte und erscheinen geradezu geboten als unentbehrliche
Norarbeit für die bcreits seit längerer Zeit angekündigte
Novelle zu dem deutschen Reichsgesetze über Erwerb und
Verlust der Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870. All-
leitig ist dieses Gesetz als reformbedürftig anerkannt wor-
den. Jnsbesondere handelt es sich um die Beseitigung der
Bestimmung, wonach der deutsche Reichsangehörige nach
Zehnjährigem ununterbrochenem Aufenthalt im Auslande
seine Reichsangehörigkeit ohne weiteres verliert, weun er
sich nicht bei dem zuständigen dentschen Konsul erntragen
iaßt. Jm Auslande leben mehr Reichsdeutschs als'Aus-
Icinder im Reiche. Beschränkt man sich bei den statistischen
Crmittelungen auf die deutschen Neichsangehörigen, so
ivird das Ergebnis vorauSsichtlich hinter den bisherigen
Annahmen zurückblciben. Es empfiehlt sich jedeufalls,
»icht nur die Reichsangehörigen, sondern auch die Reichs-
gebürtigen zu berücksichtigen und außerdem in exotischen
Ländern auch dieienigen Deutschcn, die uicht Reichsgebür-
lige und nicht Reichsangehörige sind, wohl aber als Nach-
iornmen dieser GruPPen den dentschen Ansiedlimgen und
. KrLise,! angehören und eine andere Staaisangehörigkeit
entweder überhaupt nicht odsr nur zwangsweise ange-
»onimen haüen. Nach verschiedenen Ermittlungen und
Schätzungen, zumeist in den betreffenden sremden Staaten
selüst, dürsten im Auslande —1 Millionen dentsche
Aeichsangehörige und Reichsgebürtige leben, unb zwar
etwa 2,8 Millionen in der nordamerikanischen llnion,
160 000 in Großbritamiien und seinen Kolonien, 120 000
sn Oesterreich-Ungarn, 112 000 in der Schweiz, 100 000
i» Rußland und Polen^ 90 000 in Frankreich, 40 000 in
Belgien, 30 000 in Holland und 50 000 in Brasilien.
Rehr oder minder erheblich ist die Zahl der Reichsdeut-
schen in den übrigen europäischen Staaten, serner in Ar-
gentinien, in den andern mittel- und südamerikanischen
Nepubliken und in öen nichtbritischen Teilen Afrikas und
Afiens. Jm Auslande sollte Reichsgebürtigkeit mit
Neichsangehörigkcit gleichbedeutend sein. Das haben die
größern Kultiirstaaten durch ihre Gesetzgebung erreicht
»nd dieses Verhältnis muß auch dns Deutsche Reich durch
entsprechende Abänderung seines Gesetzes über Erwerb
oder Verlust der Staatsangehörigkeit herstellen. Eine
Nusnahmestellung wird. freilich die nordamerikanische
Hnion einnehmen. Dort ist die Zahl der Reichsgebürtigen
«m größten! aber auch dort gilt das Gesagte von der
Zahl derjmigen Deutschen, die noch nicht zehn Jahre in
ider Union leben, also die deutsche Reichsangehörigkeit noch
»icht verloren haben. Allein die Deutschen in der nord-
vinerikanischen Union sind als Angehörige des deutschen
Nesches nnr noch sormell anzusehen. Tatsächlich sind sie

Heidelberg.

Jubiläumsgcdankcn cines altcn Hcidelberger Studenk-n.

Sic sind dnhin gerauscht, dic glänzenden Festtage. Die
Jubiläumsgäste siud wieder heimgekehrt. Und dahcim, in der
uüchterncn Alltciglichkcit, da tritt das Bild dcs vcrlebtcn Zcstes.
svicder lcbcndig vor die Sccle, da tauchcn die Einzelhciten
lrisch in dcr Erinncrung auf, um dann allmählich zn einem
Gesamtbilde sich verwebend, als solches in der Schatzkamuier
dcr Erinncrung bis ins späteste Alter aufbewahrt zu wer-
den.

Es ist ein cigen Ding um solche Jubiläumsfeiern. — Wenn
einem der Abschied von liebgcwordenen Stätten, llon herzbe-
treundeten Mcnschcn schwcr wird, — das Wiedersehen geht
weist noch tiefcr zu Herzen: Es ift nicht dasselbc, was wir wie-
dersinden; wir sind nicht dicselben, die da wicderkehren. Und
dieser unnnttelbar und unvcrhofft zum Bewußtsein geführre
Wandel der Vcrhältnissc und Mcnschen wirkt erschütternd; wir
spüren dcn Hauch dcr Vcrgänglichkeit, der uns statt Frcudcn-
trüncn Zährcn dcr Wchmut ins Auge treibt. Wie hat mich
damals das Bild ergriffcn, als ich, selbst noch frischfröhlicher
Studcnt, an eiuem schöncn Sommcrabcud auf die Schlohter-
rasse kam: dort stand cin Greis, dic alte Burschenmühe auf
dem weißcn Haar; traumverlarcn blicktc cr hinaü auf die
Stadt, hinaus, in die weite Rhcinebene, in die untcrgchcndc
Sonnc, und an sciner Winiper sah ich cine Träne zittcrn. —

2o ist es immcr ein Grundton der Wchmut, der durch
alle Jubiläunisstimmung hindurchklingt, wenn anders über-
haupt mit dcm Hcrzen gcfeicrt wird. Und alles Jubiliercn,
alles Jauchzcn und Frohlockcn kann darüber nicht hinwcgtäu-
schen, widerspricht dcm nicht. Das sind die hellercn Tönc der
Festmelodie, die crst mit dcn crnstcn Klängcn des begleitenden
Grundbasses dic rechte Harmonie gcbcu.

Heidelberg. — Welche Fülle der Gcsichtc!

Tiese ältcste dcutschc Univcrsität u. zugleich die thpischste. Was
drängt sich alles in dlcscm einen Worte zuscunmen! — Teur-

ihm verloren gegangen, und wenn die Auswanderung
! nach der Union sich fernerhin in engern Grenzen hält,
j dann wird es in der Union zwar noch viele Reichsgebür-
i tige, aber nur verhäktnismäßig wenige Reichsangehörige
i geben nnd auch diese wenigen Reichsangehörigen betrach-
! ten sich selbst nicht mehr als solche. Die Zahl der deutschen
j Reichsgebürtigen und Reichsangehörigen im Auslands,
s die im Reichsverband geblieben sind oder bleiben wollen,
s dürfte sich vermutlich, wenn man die Deutschamerikaner
! in Abzug bringt, anf über 1 Million Köpfe belausen.

--—--

z Die Leutscheu Gewerkschaftsorganisatronen
im Jahre 1902.

Welche organisierte Macht die Sozialdemokratie in
ihren g e w e r k s ch a f t l i ch e n Z e nt r a I v e r b ä n -
tz e n besitzt, beweist wiederum die Statistik der deutschen
Gewerkschaftsorganisationen für das Jahr 1902. Dar-

> über gibt stch wohl niemand mehr einer Täuschung hin,
j daß diese Zentral- und Lokalverbände durchaus im Dienste
j der Parteiinteressen der Sozialdemokratie stehen und für

letztere eine stets schlagfertige und fofort verwendbare
i politische Organisation bilden. Diese Zentralverbände
s haben nun im letzten Jahre eine Zunahme von 55 696
s Mitgliedern erfahren und bildeten somit zu Ende des
i Jahres ein Heer von 733 206 Mitgliedern und verfügen
; über eine Jahreseinnahme von 11 097 744 Mk. Gegen-
s über diesen sozialdemokratischen Organisationen können

- die übrigen gewerkschaftlichen Organisationen auch nicht
j annähernd gleiche Mitgliederzahlen -aufweisen. Zwar
1 verzeichnen die Hirsch-Dunckerschen Vereine eine Zunahme
! von 6086 Mitgliedern, erreichen doch damit aber erst
^ 102 >45 i.; de>- ihncn von den Sozialdemokraten angcsagte
i Uiitcrgang ist also erfreuücherweise nicht eingetreten. Tie

> „unabhängigen Gewerkschasten" schlossen das Jcchr 1902
s mit einer Mitgliederzahl von 106 248 ab; der Elsatz-
z Lothringische Buchdruckerverband und die Elektromonteure
! häben sich jedoch am 1. April d. I. dem Zentralverbänden

. angeschlossen, wodurch die „Unabhängigen" um ungefähr
16 000 Mitgüeder sich vermindcrt, die Zentralverbände
um die gleiche Zahl vergrößert haben. Die christlichen
Gewerkschaften erfuhreu eine Verminderung von 16 Mit-
gliedern; ihr Bestand wies Ende des Jahres 1902 84 662
Mitglieder auf. Die. „unabhängigen" Vereine nahmen um
6944 zu und zählten insgcsamt 66 696 und die „lokalen
Vereine" 10 090 Mitglieder, sodaß zu Schluß des Jahres

- 1902 1 092 642 Arbeiter in Gewerkschaften organisiert

; waren.

— Die Ernennung des evangeIi s chen Fel d-
proP st e s der Armee, O. Richter, znm W i r k I. Geh.

R a t ist ein im Heere bisher noch nicht vorgekommener
Vorgcmg und beweist, daß der Kmser stch von jeglichem
s Herkommen frei zu machen weiß, sobald ihm solches an-
! gemessen erscheint. Diese außergewöhnliche Ehrung des '

sche Universitäts-Geschichtc und -Schicksalc cines halbcn Jahr-
tausends; zugleich die Schicksalsgeschichte eines deutschen Stain-
mes und seiner Fürsten, ein Spiegelbild dcr deutschen G»
schichtc überhaupt. Beides eng mit einander verknüpft und g?-
genseitig bedingt; verherrlicht und unsterblich gemacht durch
daS gewaltigste Epos, in Stein gehauen, den Juwel deutscher
Baudichtkunst, von Hölderlin so unübertrefflich getennzeichnü:

„Schwer in das Tal hängt dic gigantische schicküils-
kundige Burg; nieder bis auf Len Grund von d-n Wet-
tern gerissen." —

Und diese Nuine mittcn in der anmutigstcn Natar, am
waldumrauschten Bergabhang, wo das abwechslungsreiche Tal
mit dcr Ebene sich vcrinählt und so cin Gesamtbild konstruicrt,
das einzig in seincr Art dastcht.

Alles dieses wird uns bei dem einen Worte wieder wach-
gerufen; aber noch wcit mchr. Landschaftsbild und Geschichle
stnd nur Bühne und Hintergrund, auf dem sich unser Drama
„Sturm und Drang" einst abgespielt hat; für jeden verschie-
den und doch für jeden von demselben grundlegenden un.d eut-
scheidcnden Werte. — Welche Bilder steigen da wieder auf!
Welche rhapsodischen Handlungen! Welcher Goetzischer Szenen-
wechsel! — Sollten wir uns, nicht austobcn, unserer himmel-
anftürmcnden, übcrschäumenden Jugendkraft nicht cinmal die
Zügel schießen lassen! Sollten wir nicht den Zwang abwer-
fen und einmal fühlen und erleben imd mit jeder Faser durch-
tosten die goldene Gewißheit: Frei ist der Bursch! —

Ach ja, wir habcn's getan! — Und es ift gut so, daß wir
von keinem gefesselt sein wollten, auf daß wir uns selber bän-
digten; daß wir unumschränkte Freiheit genießen wollten, auf
daß wir uns selber zur rechten, wahren Freiheit durchkämpf-
ten. O, wir waren jung '— und wir haben erfahren, was es
heißt, jung sein; wir waren Student — und wir haben erlebt,
was cs bedeutet, Studcnt scin. Jcder schritt und Tritt faft
löst Erinncrungen aus. Wohin unser Auge fällt, überall die
stummen und doch so beredten Zeugen eines übermütigen Stu-
dentenlebens!

Feldpropstes wird bei der evangelischen Militärgeistlichkeit
mit nm so größerer Besriedigung aufgenommen werden,
als ste sich im Verglesth zu den Rangverhältnissen der
höheren katholischen Geistlichkeit gar leicht zurückgesetzt
fühlt. Jetzt nimmt der Fekdpropst Richter nach der Hof-
rangordnung die 19. Stells unmittelbar hinter den Gene-
ralleutnants ein, und zwar bei den wirklichen Geheimen
Räten mit dem Präöikat „Exzellenz"; an 20. Stelle er-
scheinen dann die Erz- ustd Fürstbischöfe unmittelbar
vor den inaktiven patentierten Generalleutnants.

— Der „Vorwärts" verössentlicht in einer Beilage den
Bericht des soziald. Parteivorstandes an den Parteitag zu
Dresden, aus dem besonders die Mitteilungen über
P r e s s e und Ka s s e n v e r h ä I t n i s s e interessieren.
Die Parteiblätter habm allgemein eine Zunahme ihrer
Abonnenten zu verzeichnen. So stieg die Zahl der Abon-
nenten des „Vorwärts" auf 78 600, sein Ueberschuß be-
trägt über Mark 72 000. Auch die Wochenschriften der
Partei schließen verhältnismäßig günstig ab. Das'De-
fizit der „Gleichheit" hat sich auf 3000 Mark verringert,
dasjenige der „Neuen Zeit" von 10 000 auf rund 7000
Mark. Das soZialdemokratische Witzblatt „Der wahre
Jakob".hat emen Ucberschutz von 24 600 D!ark erzielt.
Die Buchhandlung d-ss „Vorwärts" hatte einen Umsatz von
rund 260 000 INark, über 60 000. Mark mehr als im
Worjahre. Aus dem -erzielten Geminn murden bereits
Lis zum Monat Juni 22 000 Mark der Parteikasse über-
wiesen. Ter Kassenbericht ergibt eine Einnahme von
635 000 Mark, 290 000 Mark mehr als im Vorj-ahre.
Damit haben die Einnahmen eine nie dagewesene Höhe
erreicht. Das Gleichö gilt von den Ausgaben, die auf
654 000 Mark gestiegen sind. Allein die Ausgaben sür
dis Reichstagswahlen belansen sich auf 282 000 Mark,
d. s. 69 000 Mark mehr als bei den Wahlen von 1898.
Jm ganzen schließt die Kasse mit einem Ueberschuß von
rund 81 000 Mark ab, doch stnd noch einige Wahlschulden
zu decken.

WiIhe 1 m s h ö h e, 18. Au-gust. Hente Mittag sand
bei den Majestäten ans Schloß Wilhelmshöhe anläßlich
des Geburtstages des Kaisers von Oesterreich eine Tafel
statt. Die Majestäten saßen einander gegenüber; der
Kaiser zwischen dem österreichisch-ungarischen Bot-
schafter nnd dem Militärattachee Pkajor Kleps-chkloth
Noden, die Kaiserin zwischen 'dem Kronprinzen und
dem Legationsrat Thurm. An dsr Tafel nahmen noch.
eine große Zahl -anderer Persönlichkeiten teil.

Badcn.

— Die G r o ß h e r z o g i n von B a 'de n richtete ein
Telegram-m an die stellvertretende Vorsitzende des Vater-
ländischen Frauenvereins in BresIa n, Fürstin Hatz-
feldt, in dem ste ihrer wärmsten Teilnahme an der über
.Schlesien hereingebrochenen Prüsung, zuglcich aber ihrer
Freude Ausdruck gibt über die unter Leitung der Fürstin
organisierte erfolgreiche Hllfsarbeit. F-erner teilt die
Großherzogin mit, daß das badische Zentralkomitee vom
Roten Kreuz die Sammlungen in die Hand genommcn

Wie maycher Streich wurde da ausgeführt! Wie mcmche
wrüeit und Dummheit mit nüchterncm Philisterverstande be-
chcn. Nnd doch ist allcs so gewcseu, daß wrr bci dcr Erni-
erung darcm nicht zu erröten brauchcn, selbst wenn ein altcr
ichutzmann uns,als seine ehemaligen guten Knnden wicrerer-

wir alte Erinnerungen aus, und er muß schließlich selber geste-
hen: heute ist es nicht mchr so, damals warcn noch andere
Zeite'n! — Ja, hatmns nicht einst der „Bierrichter", das Ober-
haupt der akademischen Justiz, vor deffen Richterstuhl wir als
arme Sünder standen, mit den Worten klass-sch gestraft:

Eines schickt sich nicht für alle!

Ieder sche, wo er blcibe;

Jeder sehc, wie er's treioe;

Und wer fteht, daß er nicht falle! —

Da biege ich in die, Sandgaffe ein, nm öie alte Bude wie-
der zu üegrüßen; üic altcn Wände, die mauchmal wohl ebenso
verwundert geblickt haben, wie die alte treue Louise, wenn
wir etwa am hellen Tage die Fensterläden schlosscn und mit
Lampions, die bom Stiftungsfest der chemischen Gesellschast
herstammten, eine italicnische Nacht inszenierten, — die aber
auch teilnahmsvoll und mütterlich tröstlich dem Studio an-
schautcn, wie er über den Büchern saß und eifrig sich der
Wiffenschaft widmete. Die alte Bude, die mir entgegenjubelte
an dem dcnkwürdigen Abend, da ich in Frack und Zylindcr als
frischgebackener Doktor hineinstürmte. — Doch wie? — Sie
haben das Haus niedergerissen. Ein neuer großartiger Sand--
steinbau steht an sciner Stelle. — Und wenn sie alles nie--
derreißen, den Schatz der Erinnerungen können sie uns nicht.
nehmcn. —

Jch gehe weiter; nachdenklich wandre ich zur Stadt hinaus
über dic Brückc. Was taucht nicht allcs wiedcr auf! — Auch
sanfte, zarte Töne klingen durch. Wo ist es geblieben, das
dunkle Augenpaar, in das einst der stürmische Jüngling so
träumerisch geblickt? Hat er nicht Wonne und Seligkeit em-
pfunden mit dcr ganzen Naivität einer frischen Mcnschenseele?
 
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