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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 202 (1. August 1903 - 31. August 1903)
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Vinett hatttz allerdings eine noch kürzere Lebensdauer, und
im August 1886 gingen die Zügel der Regierung wieder
in Salisbürys Hände über, der sechs Jahre lang neben
dem Posten des Premierministers auch den des Staats-
sekretärs des Aeußern bekleidete, Nach einem Zwischen-
raum von 18 Monaten, während dessen ein Homerule-
Kabinett mit nur schwacher Majorität regierte, kam Lord
Salisbury im Jahre 1895 zum dritten Male zur Regie-
rung und ließ die Zügsl nicht mehr aus den Händen,
Lis er ste im Sommer vorigen Jahres noch vor der Krö-
nun.g Eduards VII,, sreiwillig niederlegte.

Deutsches Neich.

— Wie Herr Ebhardt erklärt jetzt auch Hofmarschall
v. Trothain der „Nordd. Allg. Ztg.", daß ihm von dem
Projekt des Schloßbaues nicht das Geringste bekannt sei.
Die Nachricht, daß er der llrheber des angeblichen Planes
sei, sei also äus der Luft gegriffen. Herr v. Trotha ist Üöri-
gsns seit dem 1. Mai d. I. nicht mehr Hofmarschall des
Kaisers, sondern Hofmarschall des Kronprinzen.

— Der diesjährige ordentliche Vertretertag des Reichs-
verbandes der Vereine der n a t i o n a l l ib e r a l e n
Jugend wird am 30. und 31. ds. in Mannheim
abgehalten werden. Die noch außerhalb des Reichsver-
Landes stehenden Vereine sind zur Teilnahme eingeläden
worden. Auf der Tagesordnung stehM u. a.: die Gewin-
nung der noch außsrhalb des Verbandes stehenden Vereine,
die Landtagswahlen und die eventuelle Stellungnahme
zur Sozialdemokratie, kaufmännische Schiedsgerichte,
Arbeiterkammern und Neuorganisation der Monatsschrift
„Nationalliberale Jugend".

Badcn.

Karlsruhe, 22. August. Von den „blanken
Waffen" des Zentrums! Die „Konst. Ztg." liefert
einen weiteren drastischen Beleg für die noble Kampfes-
weise des Zentrums bei den letzten Reichstagswahlen.
Als in einem Ort des Amts Stockach nach einer liberalen
Wahlversammlung im Mai ein Fuhrwerk nötig war,
um den liberalen Kandidaten und seine Begleiter nvch
rechtzeitig zur Bahn zu bringen, wollte ein Bürger sein
Pferd einspannen, aber die Frau ließ es nicht zu,
wohl weil das Pferd ultramontanen Hafer fraß.
Bekanntlich appellierte das Zentrum im letzten Wahlkampf
besonders eindringlich an die Frauen und ihre „natürlichen
Gaben"; welch' nette Fvüchte dieser Appell zeitigte, mag
man an dem hier berichteten Stücklein erkennen.

Aus der Kar-sruher .Keitttng

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dem Vorstand des technischen Bureaus für Katastervermefsung
bei der Oberdirektion des Wasser- und Strahenbaues, Ver-
messungsinspektor Reinhold Lais das Ritterkreuz 2. Klasse
mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen
und denselben auf sein Ansuchen bis zur Wiederherstellung
feiner Gesundheit in dcn Nuhestand vcrsetzt.

Justizaktuarsprüfung. Jn der zweiten Hälfte des Monats
Oktober 1903 wird eine Justizaktuarsprüfung abgehalten wer-
den. Die Anmeldungen hierzu sind im Monat Septcmber
Leim Justizministerium cinzurcichcn.

AuslarrZ.

Frankrcich.

Paris, 22. August. Zahlreiche ausländische Rittsr
der Ehrenlegion haöen stch an den Rat der Ehren-
legion mit dem Erfuchen gewandt, den serbischen
Oberst Maschin aus der Liste der/Ritter der Ehren-
legion zu streiche n. Das Gesuch wird damit begrün-
det, daß fich Maschiir, welchsr 1898 in die Liste der Ritter
der Ehrenlegion aufgenommen wurde, ehrenrührige Hand-
lungen habe zu Schulden kommen lassen. Man befürchtet,
daß es deshalb zu einem diplomatischen Konflikt zwischen
Serbien und Frankreich kommen wird.

Oesterrcich-Ungarn.

Wien, 22. August. Nach hie'sigm Meldungen aus
P e st soll der Kälse r sehr verstimmt, a'ber sntschlos -
fen sein, die m a g y a r i s ch e Ko m m a n d o s p r a ch e
keinesfa11s zuzulassen; außer dem Grafen Go-
luchowski wurde auch der Kriegsminister Pitreich zum
Kaiser nach Pest berufen. Die Audienzen, diePer Kaiser
den in Betracht kommenden politischen Persönlichkeitm
gewährt, zeigen immer deutlicher, daß der Monarch noch
immer für die von dem Grafen Tisza vertretene Politik
der starken Hand ist, derc:: Anhänger in der letzten Zeit
stark zurückgedrängt waren. Diese treten deshalb im li-
beralen Klub wieder in den Vordergrund und erklären,
man müsse, selbst wenn noch ein Kabinett fallen sollte,
die Obstruktion n i e d e r z u r i n g e n.

Jtalicn.

Rom, 22. August. Menotti Garibaldi ist
an einem Darmleiden heute gestorben. Nachmittags
konstatierten 'die Aerzte Herzschwäche, die wenig Hoffnung
auf Erhaltung seines Lebens ließ. Beim Tode umgaben
Menotti feine Frau, seine Töchter und Schwiegersöhne.
Die Nachricht von dem unerwarteten Ablebm wurde un-
verzüglich dem König und Zanardelli telegraphiert, sie
verbreitete sich schnell in der Stadt und machte tiefen
Eindruck. Menotti Garibaldi, geb. 1845, war sin Sohn
des italienischen Befreiungskämpfers Giuseppe Garibaldi.
An den Kriegszügen seines Vaters nahm er großen An-
leil und rückte in dieser Zeit allmählsch zum General auf.
Jn der Deputiertenkammer nahm er zuerst auf der äußer-
sten Linken Platz, später schloß er sich der gemäßigten
Linken an. Seit 1871 weilte MenotT G. auf seinem
Gute zu Velletri, dessen Bewirtschaftung ihn vor allem
in Anspruch nahm.

Rustlaud.

Petersburg, 22. Augusl. Von Mitte Arigust

a. St. ab wird diejapanische P o st nach Europa über
die fibirische Ba h n befördert werden.

Aus LtadL rmd Lanö«

Heidelberg, 24. August.

X Die Bertagung der auf heute angesetzten Bürgeraus-
schußsitzung erfolgt nur aus dem formellcn Grund, datz dcm
Stadtverordnetenvorstand die Akten nicht 14 Tage vor der
Sitzung zugestellt werden konnten, derselbe aber auf diese Frist
nicht verzichten wollte. Die Sache selbst wird durch die Vcr-
tagung nicht berührt, da bei der Staatsbehörde, die zuerst bis
zum 25. August Antwort haben wollte, die nötigen Schritte
getan sind. Uebrigens gehört keine Prophetengabe dazu, um
vorauszusagen, datz unser städtisches Parlament die so drin-
gend nötige Verbcsserung der Verbindung mit Handschuhsheim
nicht etwa durch Verwerfung der Brückenverbreiterung ver-
hindern wird.

X Ein Wasserläufer produzierte sich heute Vormittag un-
terhalb der neuen Brücke auf dem Neckar. Es handelte sich
hierbei um die Ausprobierung eines neuen Apparates. Die
Uebung hatte eine große Menge Schaulustiger herbeigelockt.

V Strandfcst. Ermutigt durch den vorjährigen Erfolg
entschlotz sich die Grotze Carneval-Gesellschaft Hcidelberg-
Neuenheim, auch in diesem Jahre das Strandfest zu veran-
ftalten und hatte sich hierzu den gestrigen Sonntag ausersehen.
Leider mcinte es der Himmcl diesmal nüt dcm lustigen Nar-
renvolk nicht so gut, wie im vorigen Jahr; er öffnete seine
Schleusen gegen Abend und wenn auch nur auf kurze Zeit,
so tat das dem Fest doch Abbruch. Jmmerhin war der Zudrang
so stark, datz 6000 Eintrittskarten ausgegcben werden konn-
ten. Der Platz, welchen die Stadt der Gesellschaft dieses Jahr
zur Verfügung gestellt Hatte, erwies sich als zu klein, Jn der
„Stadthalle", wie das große Bierzelt hieß, war kein Plätzchen
mehr zu haben und das Bier und der Wein schmeckte allen
vorzüglich; auch die Nürnberger Würstchen lietzen nichts zu
wünschen übrig. Dic Jugerid ergötzte sich am Sacklaufen,
Wurstschnappen, am Kletterbaum usw. Am Abend wurde ein
Feuerwerk abgebrannt, und die Turngesellschaft stellte einige
Pyramiden, welche bei bengalischer Beleuchtung einen hübschen
Anblick boten. Um 11 Uhr hatte der erste Festtag sein Ende er-
reicht. Heute Nachmittag von 3 Uhr an wird das Fest sortge-
setzt werden.

X Ein heilloser Unfug. Wir erhalten folgende Zuschrift:
Jch bitte ergebenst um gefälligen Abdruck nachstehender Zel-
len, die cinem hiesigen, heillosen Unfuge steuern sollen! Bei
dem Uebergange an der Märzgasse vjs-a-vis der Droguerie
Werner erfolgte Samstag Mittag nach 12 Ühr beim Vorbei-
fahren des elektrischen Wagens eine heftige Detonation und ein
abgesprengtes Stück der unter den Nädern explodiertenPatronc
verletzte mcin elfjühriges Töchterchen — wcnn auch nicht
gerado in bedenklicher'Wcise — am linken Beine mit ziemlich
lebhafter Blutung!! HH'üvill hierbei nur die Möglichkeit an-
hcPen„L^ß folch' ein Metallsplitter sich auch einmal in auf-
ster'genoer Richtung bewegen und das Auge eines harmlosen
Passantett'fchwer verletzen kann. Dic Urheber solcher unüber-
legten, gefährlichen Bubenstreiche dürften wohl kaum zu er-
mitteln sein, aber Pflicht der Eltern und der Schule ist es, ihre
warnende Stimme zu erheben. Jm Jnteresse der öffent-
ilchen Sicherheit erscheint cs mir aber dringend gebotcn, den
betr. Verkaufsstellen immer wieder das Verbot, Explosionskör-
per an die unreife Jugend abzugeben, nachdrücklich in
Erinnerunz zu bringen. Jch glaube, mit diesen Zeilen das
Renonimee Heidelberg's nicht zu schädigen, sondern der schö-
nen Frcmdenstadt, der ich seit meiner Studentenzeit ein dank-
bares Erinnern bewähre und in der ich seit Jahren genutzreiche
Ferientagc verkebe, einen wirklichen Freundesdicnst zu erwei-
sen. Mit ausgezeichneter Hochachtung

(folgt Unterschrift.)

X Ein nngeratener Sohn ist der 26 Jahre alte Konrad
Groos in Neuenheim. Gestern Vormittag schlug er seincn
Vater nach einem Wortwechsel mit einer eisernen Waschschüssel
derartig auf den Kopf, datz der alte Mann eine klaffende
Wunde, welche bis aus den Knochen geht, davontrug und be-
wußtlos zusammenbrach. Der liebenswürdige Sohn wurde
von der Polizei sofort verhaftet.

Unfall. Als der Metzgerbursche Eugen Rehm am
Samstag Nachmittag in der Bergheimerstraße über die Schie-
nen der elektrischen Bahn ging, wurde er von einem Wagen
der Elektrischen crfaßt und auf das Trottoir gcschlcudert; wo-
bei er schwere Vcrletzungen davontrug. Nehm weitz gar nicht,
wie er vor den Wagen gekommen ist.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden ein Taglöhner
wegen Bettelns, ein Landwirt wegen Körperverletzung und ein
Maurer, welcher ,zur Straferstehung ausgeschrieben ist. Zur
Anzeige kamen 8 Personen wegen Unfugs, ein Zahntech-
niker und ein Kaufmann wegen Erregung öffentlichen Aerger-
nisses und Ruhestörung.

O Kirchheim, 22. Aug. (D i e H o p f e n c r u t e) hat
hicr bcgonnen und füllt im Ganzen gut aus. Hoffentlich wird
auch der Preis für die schöne Ware ein annehmbarer werden.

-i- Kirchheim, 22. Aug. (G e m e i n d e w a h I.e n.) Heute
fanden hier die Wahlen in den Bürgerausschuß für die 2.
Klasse (Mittelbesteuerten) stntt. Die Beteiligung war eine
lebhafterc als bei dcr 3. Klasse und siegten die Liberalcn
mit etwa 10 Stimmcn gegcn die vereinigten Antisemiten,
Bauernbündler und Sozialdcmokratcn. Bei dcr am nächstcn
Montag stattfindenden Wahl dcr Höchstbesteuerien dürfte ebcn-
falls die Liste dcr Liberalcn durchgehcn.

-p Mannheim, 23. Aug. (B a d. H a n d w e r k e r t a g.)
Hier fand heute der 8. Badische Handwerkertag statt, zu dem 82
Delegierte aus allen Teilen des Landes erschienen waren. Vor-
mittags wurden u. a. die ausscheidenden Vorstandsmitglieder
wiedergewählt und als Ort des nächsten Handwerkertages
Bretten bestimmt. Der Hauptversammlung am Nachmittag
wohnten bei: Geh. Negierungsrat Mattenklott-Karlsruhe,
Amtmann Neff-Mannheim, Assessor Dr. Hecht, Mitglied der
badischen statistischcn Kommission, Malermeister Haug-Stutt-
gart, Vorsttzender des Württembergischen Handwerkerverban-'
des, Malermeister Rometsch-Stuttgart, Vorsitzender der Stutt-
garter Handwerkerkammer, der Vorsitzende der Hcmdwerks-
kammer Karlsruhe und der Sekretär derselben, die Herren
Walz und Dr. Lott, ferner Vorstandsmitglieder der Hand-
werkskammern von Freiburg und Konstanz und der Vorsitzende
des Landesverbandes badischer Gewerbevereine, Stadtrat Nie-
. derbühl-Rastatt. Malermeister Drexler-Mannheim eröffnete
in Vertretung seines verhindertcn Kollegcn Albert Leemann
die Versammlung. Geh. Regierungsrat Mattenklott über-
brachte Namens der Regierung die besten Wünsche für einen
gedeihlichen Verlauf der Verhandlungen. Der Vorsitzende
Schmidt-Schwetzingen erstattete, nachdem er dcn Dank an die
Vertreter der Regierung für ihr freundliches Jnteresse aus-
gesprochen hatte, den Tätigkeitsbericht. Dem Verband gehören
z. Zt. 190 Vereinigungen mit 7650 Mitgliedern an. Müller-
Freiburg sprach über die Notwendigkeit des Strebens nach obli-
gatorischen Gesellenprüfungen. Klerx - Heidelberg begrün-
dete einen Antrag auf eine Eingabe wegen Abänderung des
Handwerkergesetzes in der Richtung, datz nur den Handwerks-
meistern die Ausbildung bon Lehrlingen fernerhin gestattet
sein solle, die durch Prüfung ihre Befühigung dazu erwiesen
haben, datz sie auf der Höhe der Zeit stehende Meister ihres
FacheS sind. Ueber die Umwandlung der Fortbildungsschule
in gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen referierte
I u ii g h a n s - Heidclberg. Gch. Regierungsrat Mattenklott

wies den Vorwurf zurück, als tue die Regierung nicht genug
für das gewerbliche Fortbildungsschulwesen. Man dürfe sich
darauf verlassen, daß die Regierung schan seit Jahren erkannt
habe, daß die Frage des Handwerks in erster Linie eine Frage
der Bildung sei. Die Regierung freue sich, daß Forderungerc
auf bessere Ausbildung erhoben werden, aber vielfach stotzen
die wohlgemeinten Bestrebungcn der Behörden auf Jndifserenz
bei den Handwerksmeistern, die Lehrlinge vom Besuche der
Schulen abhalten. Herr Schifferdeckermeister Pofs-Pforzheim
beleuchtete die Wichtigkeit der Jnnungskrankenkassen. Jn einer
Resolution wurde empfohlen, Jnnungskrankenkassen besonders
da einzuführen, wo die Beiträge der Ortskrankenkassen einen
hohen Prozentsatz erreicht haben. Tapezier Schlund-Karls-
ruhe, Sekretär des Rechtsschutzvereins, referierte über die
„Einrichtung von Rechtsschutzstellen". Weitere Referate. wur-
den erstattet über das Genossenschaftswesen, die Errichtung
von Gewerbehallen, die „Abgrenzung zwischen Fabrik und
Handwerk", über die „Verlängerung der Lieferungstermine
bei staatlichen Arbeiten" und über „das Handwerk und seinc
Presse". An einzelne der Referate knüpfte sich lebhafte Dis-
kussion, doch wurden sämlliche Resolutionen einstimmig oder
mit großer Mehrheit angenommen. Abends beschlotz ein Fest-
bankett den Verbandstag.

X Pforzheim, 23. Aug. ,(Das S ch ö f f e n g c r i ch t)
verurteilte zwei Maurer, die wäbrcnd des verflossenen Mau-
rerstreiks Arbeitswillige durch Drohungen zum
Niederlegen der Arbeit vercmlassen wollten, zu je 14 Tagen
Gefängnis. Durch amtsgerichtliche Dtrafverfügung war der
eine zu acht, der andere zu füns Tagen Haft verurteilt wor-
Len, wogegen beide Berufung einhsgteN. Das Schöffengericht
erhöhte die Strafe. Von Rechts'wegen!

Zionistenkongreß.

(Spezialbericht der Heidelberger Zeitung.)

-st -Basel, den 23. Äug. 1903.

Um 10 Uhr cröi'neie Dr. Tbcodor Herzl den 7. Zio-
nistenkongreß mit einer Rede, d:c usir großer Begeisterung
aufgenommen wurde. Es folgte der Bericht des Legitjma-
tionsausschusses, die Wahl des Bureaus und der Ausschüsse.
Um 11 Uhr wurde die Sitzung auf 3 Uhr vertagt. Mittags
erstattete Dr. Koketsch den Kassenbericht des Aktionskomi-
tee's und Architekt Mamorek gab einen allgemeinen Ueber-
blick über die Verbreitung der Bewegung seit dcm jüngsten
Kongreß. Der Zionismus hat seitdem nicht nur in vielen
Städten und Länd-ern neuen Boden gewonnen, sondern auch
die Zähl seiner Anhänger auf dem ganzen Erdenrunde hgt
sich um 130 Prozent vermehrt. Dann begann die Diskussion
über den Rechcnschaftsbericht dcs Aktionskomitec's.

Sport.

— Rennen zu Baden-Baden am 22. August. (Äitzeteilt
durch B. Hormuth, Heidclberg.)

1. Rennen. 1. Hclliodor, 2. Maikatzc, 3. Ouand Meme;
ferner Mlle. de Deols, Angelito Tot. 52, 32, 28.

2. Rennen. 1. Bravour, 2 Gika, 3. Balmuna; ferner
Sliker. Tot. 14, 22, 23.

8. Rennen. 1. la Chine, 2 Signor, 3. Lespane; ferner
Nacarat, Vishnu. Tot. 24, 28, 28.

4. Nenncn. 1. Queretaivo, 2. Evander, 3. la Symbuquc;
ferner Maecen, Regenbogen, Sachsenwald, Speranza, Glen-
dale, Best Lod. Tot. 240, 102, 27. 84.

5. Rennen. 1. Miquel I., 2. Montgaillard, 3. Flavius;
ferner Florid Mitz Tenflute. Tot. 21, 24, 24.

6. Rennen. 1. Seul, 2. Marabout, 3. Sportsman; ferner
Dorion, Breadworth. Protest eingelegt.

— Von Heilbro n n nach Köln auf dem Wasser fah-
ren gegenwärtig Mitglieder des Kölner Rudervereins von
1877. Am ersten Tage, am Freitag, trafen dieselben in Hei-
delberg ein und verweilten hier als Gäste der Rudergesellschaft
Heidelberg zwei Tage. Die Reise wurde am Sonntag morgen
fortgesetzt unter Begleitung der Rudergesellschaft bis Edingen-

Nelreste Nachrichren.

Mannheim, 23. August. Der badische Fabrikin-
spektor verhandelte heute mit der Direktion der Lanz-
schen Fabrik 8 Stunden lang. Morgen werden die Ver-
handlungen fortgesetzt.

Münchcn, 23. Auxnst. („Frankf. Ztg.") Frhr. von
Stengel ist katholisch, aber nicht kterikal. Er neigr
keiner Partei zu, er ist eher liberal im alten bayrischen
Beamtensinn, nicht im Parteisinn. Seine Berufung gilt
zunächst seiner eingehenden Kenntnis der Etatbehandlung,
dem gewiegten Budgetmann nnd Finanztechniker. Die
Berufung eines Bayern erregt allgemein Genugtuung,
nicht zum wenigsten bei Hof.

X Wilhelmshöhe, 23. August. Der Kaiser ist gestern
Abend 11 Uhr mit Gefolge hier eingetrosfen. Hsute Vor-
mittag besuchten die Majestäten mit dem Kronprinzen,
'dsm Prinzen Eitel Friedrich und Joachim sowie der Prin-
zessin Mktoria Louise und den Herren und Damen der
Umgebung den GoÜesdienst in der Schloßkapelle.

1 Wilhclmshöhc, 23. Aug. Der Kaiser hörte heute
Vormittag den Vortrag des Gesandten Tschirschky und
Bögendorf und empfing den Generalintendanten voN
Hülsen. Zur Mittagstafel bei den Bkajestäten waren ge-
laden Generalintendant v. Hülsen rmd der Erzabt von
Monte Cassino mit seinem Begleiter.

V Gccstcmündc, 23. August. Das Entsatzschiff der
Nordenskiöld'schen Südpolarexpedition „Frichjof" ist
heute hier eingetroffen.

Berlin, 23. August. Das angebliche Projekt eines
Schloßbaues auf P i ch e l s w e r d e r, das nach dew
„Vorwärts" einsn so besonderen politischen Hintergrund
haben sollte, scheint nach eiirer Mitteilung der „Preußischen
Korrespondenz" eine höchst harmlose Unterlage zu haben.
Es solle nämlich ein einfaches Jagdschlößchen als Ersatz
für das künftig seiner bisherigen Bestimmung entzogene
Schlößchen im Grunewald gebaut werden, und über dazü
geeignste Terrains sei verhandelt worden. Das habe
vielleicht ein Spahvogel zu der aufgebauschten Mitteilung
im „Vorwärts" veranlaßt.

X Berlin, 23. August. Der „Vorwärts" teilt mit, seill
verantwortlicher Redakteur Leid' sei am Sonnabend Nach-
mittag verhaftet worden wegen Majestätsbeleidigung, ver-
bunden mit großem Unsug, begangen durch den Kaissr-
inselartikel. Jm ubrigsn hält der „Vorwärts" seine
 
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