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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 202 (1. August 1903 - 31. August 1903)
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gedenkst, in die Dienste des Reiches zu überlassen und ,
hoffe, 4aß es dessen bewährter Tüchtigkeit gelinge, an
jener Stelle den großen Aufgaben sich gswachsen zu er-
tveisen, welche für das fernere Gedeihen des Reiches sowie
üer Einzelstaaten heute von dringender Wichtigkeit find.
Luitpold. — Der Kaiser erwiderte: Altengrabow,
L2. August. Für Dein freundliches Telegramm sage ich
Tir meinen Dank. Es hat sich hier wieder einmal Deine
iöewährte Treue und deutsche Gesinnung betätigt, indem
Du bereitwillig Deinen tüchtigsten Beamten dem Reiche
zuc Verfügung gestellt haft. Möge das Opfer, welches
Lu mir und dem Reiche bringst, beiden Ländern zum
Segen gereichen. Me Beamtenschaft möge mit Stolz
erfüllt sein, zu einem so hohen verankwortungsvollen
Amte einen der Jhren haben stellen zu dürfen. Wil-
helm I. R. — Der Prinzregent erteilte dem Frhrn. v.
Stengel die Genehmigung seines Gefuches um Entlassung
aus dem bayrischen Staatsdienst und den Rang und
Titel eines bayrischen Staatsrats, sowie den Michaels-
orden 1. Klasse.

—- Von dem K l a d d e r a d a t s ch, den Bebel mehr-
mals prophSzeit hat, will der Karlsruher „Volks-
freund" garnichts mehr wissen. Er wirft den Glauben
an den „Kladderadatsch", an den revolutionären Zusam-
menbruch, aus dem die Herrschaft der Sozialdemokratie
fich erheben soll, zum alten Eisen, indem.er schreibt:

Der Sieg des Sozialismus ist nicht das Produkt des Z u-.
sammenbruchs der Bourgeoisie, sondern er wird
durch die methodische legale Organisation, durch
die geistigen und materiellen Kräste und dew
steigenden Einflutz des Proletariats auf allen Ge-
bieten herbeigeführt werden. Nicht auf die halbmhstische Er-,
wartung einer in näherer oder fernerer Zukunft herein-
brechenden Katastrophe setzt das aufgeklärte klassenbe-
wutzte Proletariat scinc Hoffnungcn, sondern auf den Er -
folg seiner Arbeit aus gcistigem, sozialem, ökonomi-
schem und politischem Gebiete.

Wir warcn nicht wenig erstaunt, dieser Tage in einem
Versammlungsbericht des „Vorwärts" zu lesen, der Gene -
r a l st r e i k sei ein „Mittel zum Sturze der Klassenherr-
schaft"; der Parlamentarismus lähme die „revo-
lutionäre Energie" des Proletariats. Beim deutschen
Proletariat hat der „Generalunsinn" des Generalstreiks noch
nie verfaygen und wir glauben auch nicht, daß die am 16.
Juni in Erscheinung getretene „Lähmung der revolu-
tionüren Energie des deutschen Proletariats Aülatz geben
wird, über Dinge zu diskutieren, die wir seit bald ZP Jahren
-als übcrwunden bctrachtcn. Abec der Berliner Bgrgang
tst der schlagendste Beweis dafür„ däß Z>ie'Tyeorie.
bom Zusammenbruch der Kapitaksherrschaft — ünserer
Hanzen Praxis zum Trotz — noch iüüwer prapagiert wird
und cinflußrciche Anhänger hat. -i ' »i-i.-»'

Der sozialdemok'ratische Papst Bebel wird. zu diesem
Mauserungsgesang des Karlsruher Sozialistenblattes un-
willig den Kopf schütteln. Der „Volksfreund" äber wird
gelegentlich auch wieder andere Saiten auf seiner Harfe
aufziehen, wie das dis Erfahrung gelehrt hat. Er spricht
bald in der revolutionär.en, bald in der Reformsprache.
Das soll Pfiffig sein, in Wahrheit bringt es abec das Blatt
nm den Kredit der Glaubwürdigkeit.

Baden.

— Die Nationalsozialen Badens wollen von
einem Anschluß an die. freisinnige Vereinigung nichts
wissen, und es ist diese Haltung, abgesehen von den pro-
grammatischen Unterschieden beider Parteien, auch schon
wegen der Tatsache begreiflich, daß es in Süddeutschland
eine freisinnige Vereinigung nicht gibt, die National-Sozi-
alen Süddeutschlands daher durch die Vereinigung mit
der freisinnigen Partei ebenso isoliert und machtlos blei-
Len wie vorher. Man hätte in vielen Kreisen einen An-
schluß an die Jungliberalen lieber gesehen. Um nun die
badischen Gesinnungsgenossen für seine Vorschläge zu ge-
winnen, wird Pfarrer a. D. v. N a u m a n n in M a n n-
>h e i m und Heidel'ber g Vorträge halten. Das Ver-
halten der Nationalsozialen bei den Landtagswah-
len ist noch nicht genau bekannt, sie werden aber jeden-
falls mit den D e m o k r a te n und den S o z i a I d e m o-
ikraten ftimmen und für die Nationalliberalen nur dann
eintreten, wenn diese mit dem Zentrum um den Sieg
streiten.

— Einen hüLschen kleinen Krieg führt gegenwärtig
der „V o lks f r e u n d" mit der „Schwäbischen
Tagwacht", einem gleichfalls sozialdemokra-

Thurgau) ließ der Coiffeur Glasjer durch einen St. Galler
Baumeister'sein Haus um drei Meter heben. Die
Vorarbeiten waren am Montag beendigt und am Dienstag
Vormittag begann der Auftrieb. Große D-Balken waren
unter dem Kellergebälk durchgezogen und auf diesen wurde
das Haus durch zwölf Hebegeschirre emporgehoben. An-
fänglich ging diese Arbeit ruhig von Statten, in der Nacht
aber, als ein Sturm losbrach, dachte man mit Bangen
un den wie ein Starenhaus schwebenden Bau. Doch die
Arbeit konnte am Mittwoch früh fortgesetzt werden, und
am Nachmittag war die Hebung bereits anf 2 Meter 70
Zentimeter gediehen. Nun äber begann sich in dem durch
den anhaltenden Regen gelockerten Boden eine der acht
senkrechten, aus starken Balt'en bestehenden Streben zu
lockern. Jn aller Eile wurden Leute ausgesandt, Balken-
werk zu holen, mit dem nachgestützt werden konnte. An
eine unmittelbare Gefahr glaubte man noch nicht. Da
fing plötzlich eine Ecke des Hauses an zu weichen, im
gleichen Augenblick hörte man ein Krachen, — das Haus
war eingestürzt. Die Sturmglocken forderten zur Hilfe
uuf, denn unter den Trümmern lagen Bauleute und Be-
wohner des Hauses. Der 9jährige Knabe des Eigentümers
und der Coiffeurgehilfe Bücheli aus Freiburg i. B. wurden
hervorgezogen, jener blutend, doch nicht schwer verletzt,
dieser aber tot. Die auf ihn gefallene Last hatte ihn so
stark gegen den Boden in den Schutt gedrückt, daß er er-
stickte. Von den Bauleuten hatte sich die Mehrzahl, da die
Hebearbeit beim Eintritt der Gefahr eingestellt wurde,
uicht unte'r dem Haus befunden. Einige immerhin waren

tischen Organ, Zur Kennnüäuuna des Kampfes sei
folgende vom „Voit'chreund" an das Stuttgarter Bruder-
orgam gerichtete liebliche Ansprache wiedergegeben:

Wir nennen es u n e r h ö r t, mit solchen Wo rtkünsten,
Verdrchungcn und Entstcllungen einen Partei-
führer gegen ein Parteiblatt aufzuhetzen, dem es nicht
im entferntesten eingefallen ist, das zu schreiben oder auch an-
zudeuten, was dre „Schwäb. Tagwacht" frank und frei be -
hauptet. Mit dieser ihrer Behauptung steht es akurat so,
wie mit der durch den „Volksfreund" verschuldeten „Abflau-
ung der badischen Parteibewegung"; sie ist aus den Fin-
gern gesogen zu dem Zwecke, dem „Volksfreund" eins
auszuwischen, weil er nicht in das Horn der „Leipz.
Volksztg." und „Schwäb. Tagwacht" stötzt.

Der Streit kommt daher, daß dsr „Volksfreund" der
,/Tagwacht" zu sp i e ß b ü r g e r l i ch ist.

— Es war vorauszusehen, daß in der Presse d'ie Er-
klärung Wackers, untsr keinen Umständen für den
Landtag wieder zn kandidieren, dahin gedeutet wird, daß
die Gesundheitsrücksichten nicht allein bei diesem
Schritte maßgebend gewesen seien. Die Zentrumspresse
geht um das heikle Thema herum, wie die Katze um den
heißen Brei. Nur der „Bruchsaler Bote", das Ocgan
des Stadtpfarrers Kunz, eines begeisterten Verfechters
und Verehrers der sog. Wacker-Politik, macht eine Aus-
nahme. Er erinnert an den scharfen Artikel, der vor
zwei Jahren aus her Feder eines badischen Zentrumspoli-
tikers in einem württembergischen Blatt (Oberschwäb.
Anzeiger) gegen Wacker erschienen ist und fähct dann
fsrt:

- „Unter Berückfichtigung aller Verhältnisse dürfte darin
mehr als eine momentane Aufwallung erblickt werden, nämlich
^ ein Symptom ernstlicher antiwackerischer Strömun-
g'e n , wenn äuch nur in kleineren Kreisen. Und was sich bei
der letzten Reichstagswahl (Stichwahl Bassermann) innerhalb
jener Kreise abgespielt, war wahrlich nicht geeignet, Herrn
Wacker zu bestimmen, die vorhandenen „Gesundheitsrücksich-
ten" zu überwinden oder zu ignorieren. Wacker war allerdings
niemals das, was man gewöhnlich Gefühlspolitiker nennt, und
er wird es sicherlich auch bei seinem Zurücktreten nicht gewor-
den sein, um so schlimmer, wenn kühle, taktische Berechnungen
mehr oder minder träftig mitgewirkt haben zu seinem, unseres
Erachtens für die Zentrumspartei folgenschweren und gefähr-
lichen Schritt".

Ob diese Auffassung eine, reale Grundlage hat, wird
sich bald, jedenfalls schon im nächsten Landtag,. zeigsn.
Erinnert.mag daran werden, daß die den Sozialdemokra-
ten zugute kommende Haltung des Zentrums bei der
Stichwahl in Karlsruhe-Bruchsal, wie damals von Zen-
trumsblättern betont wurde, einmütig und einstimmig
vom ganzen Vorstand der Zentrumspartei festgefetzt wurde.

Elsaß-Lothringcn.

Metz, 24. August. Das kaiserliche Bezirkspräsidium
von Lothringen teilt dem.Wolff'schen Telegraphen-Bureau
folgendes mit: Jn Gorze sind z. B. nach ärztlicher Mel-
dung 19 Typhnsfälle festgestellt. Außerdem sind
3 von Gorze nach Metz abgereiste Personen am Typhus
erkrankt. Die Erkrantüngen sind in der Mehrzahl leicht.
Todesfälle sind bisher nicht vorgekommen.

Württcmberg.

Stuttgart, 23. August. Eine national-
soziale L a n d e s o e r s a m m'l u n g nahm hente
Nachmittag im Charlottenhof Stellung zu der beabstch-
tigten Fusion mit dem liberalen Wahlverein bezw. mit der
Freisinnigen Vereinigung. Die Versammlung war aus
allen Teilen Württembergs zahlreich besucht. Die Lan-
desverbände Baden und Balxrn waren durch Delegierte
vertreten. Vom Parteivorstand nahmen Pfarrer Nau-
mann und der Sekretär des national-sozialen Verelns
Pfarrer Wenk an den Verhandlungen teil. Pfarrer
Naumann entwickelte die Gründe, die ihn veranlassen,
dem Parteitage in Göttingen die Fusion zu empfehlen.
Pfarrer Wenk, als Korreferent, sprach sich gegen die Ver-
schmelzung aus. Die Debatte, jn der Für und Wider
zur Geltung kamen, gestaltete sich äußerst lebhaft. Schließ-
lich wurde ein Antrag angenommen, der auf die Vereini-
gung, jedoch,unter Beibehaltung der süddentschen nalional-
sozialen Organisationen, hinzielte.

Aus ber Karlssuher. .^eitrrng

— Reallehrir Heinrich Braun an der Höheren Mäd-
chenschule in Heidelberg ist auf sein Ansuchen wegen leidender

noch unten geblieben. Einer konnte sich durch einen
Sprung retten, ein anderer arbeitete sich nach dem Ein-
sturz mit blutendem Kopfe selbst enipor; ein dritter, der
um Hilfe rief, war nach einer bangen Viertelstunde ge-
rettet. Er hatte stch im Augenblick des Einsturzes, wie
die „Thurgauer Zeitung" erzählt, blitzschnell Platt auf
den Boden neben Mauer und zwei D-Balken gedrückt und
so sein Leben gerettet. Ein anderer aber, der Parlier
Weißschädel von St. Gallen, blieb unter den Trümmern
begraben. Nach etwa anderthalb Stunden fand man ihn
tot mit zerschmettertem Kopf.

— Ueber eine ganz nngl^ublichc Pictätlosigkeit wird
der „Tägl. Rundsch." aus München folgendes berichtet:
Ein erst vor zwet Jahren verstorbener Rentner G. L.
hinterließ seiner Witwe ein sehr bedenteudes Vermögen
als Allemerbin. Jn außerordentlich kurzer Zeit hatte die
Frau däs Vermögen in Monte Carlo und anderen Spiel-
Plätzen in gleichgesinnter Gesellschaft durchgebracht. Selbst-
mordgedänken kamen nicht zur Ausführung, dagegen
wurde der Rest der Habe versilbert nnd als Letztes wurde
sogai die — Familiengruft mit Einschlnß des schönsn
Grabden^mals unter den Arkaden im Canipo Santo des
südlichen Friedhofes für 6000 Mark verkanftü Vor eini-
gen Tagen wurden die Särge, enthaltend die Leichen d;s
Mannes und der ersten 1891 verstorbenen Gattin, bei
Nacht herausgehoben, um im östlichen Friedhofe in der
Au in einem einfachen 25 Mark Grabe die weitere „Ruhe"
zu finden. Die Jnschrift a»tt Denkmal im Campo Santo
wnrde cntfernt; die Stelle des jetzigen Begräbnisses im

Gesundheit — üis zur Wicderherstellung sciuer Gesuudheit —
in den Nuhestcmd versetzt wvrden.

— Diener Rudolf Ruh am Lehrerseminar I in Karls-
ruhe wurde in gleicher Eigenschaft an das Ghmnasium in
Bruchsal versetzt.

— Dem Realschulkandidaten Franz Anton Weitzen-
ecker an der Volksschule in Furtwangen wurde die etatmä-
ßige Amtsstelle eines Reallehrers (Gehaltsklasse II) an dcr
Bürgerschule zu Rielasingen übertrazen.

— Dem zur Ruhe gesetztem Schutzmann Friedrich Wür -
tenberger, zur Zeit Steuererheber in Legelshurst, wurde
die etatmäßige Stelle eines Dieners am Lehrerseminar I in
Karlsruhe übertragen.

Karlsruhe, 24. August. Am Samstag trafeu der
König und' die Königin von Württemberg aus Friedrichs-
hafen zum Besüch auf Schloß Mainaü pin uud wurden
am Hafen von dem Großherzog und der Großherzogin
begrüßt. Jhre Majestätsn nahmen an der Frühftncks-
tafel teil pnd kehrten nachmittägs, von den Großherzog-
lichen Herrschaften an das Schiff geleitet, nach Friedrichs-
hafen zurück. Gestern, Sonntag, Vormittag fand evan-
gelischec Gottesdienst stätt. A:n Nachmirrag fuhren der
Großherzog und die Großherzogin nach Lindau und wur-
den bsi der Ankünft daselbst von der Prinzessin Therese
von Bayern empfangen. Jhre Königlichen Hoheiten be-
gaben sich zunächst in deren Villa und besuchten später
den Grotzherzog von Toskana rmd dessen Familie. Heute
Nachmittag begaben sich Fhre Königüchen Hoheilen nach
Schloß Heiligenberg zum Besnch des Inrsten und der
Fürstin zu Fürstenberg. Auf dem Rückttzege wurde die
Prinzessin Wilhelm in Schlosz Salem besncht.

Aus Stadt und Land.

Hei delberg, 25. August.

Der Dank Roseggers an die Heidelberger Universität hat

nach der „Voss. Ztg." folgenden Wortlaut: „Noch nie hat mich
etwas mit so freudigem Stolze beseelt, als die Promovierung
zum Ehrendoktor der ehrwürdigeu Universität Heidelberg, de-
ren Diplom mir soeben zugegangen ist. Ein Mann, der sein
Lebtag nie eine Schule regelmäßig besuchen konnte, der auch
nicht ein einziges offizielles Examen abzulegen je in der Lage
war, der den Mangel eines geordneten Wissens oft schwer em-
pfunden hat, der das in der Jugend Versäumte nie mehr nach-
zuholen vermochte, dieser Mann wird plötzlich Doktor der leuch-
tendsten deutschen Universttät. Das ist märchenhaft. — Eine
harte Schule habe ich zwar durchgemacht, eine strenge Prüfung
vielleicht zur Not b.estanden — die des Lebens. Die Wahrheit
habe ich immer gefucht, dem Guten ünd SHönen nach meinen
geringen Kräften zügetrachtet', das, was ich für wahr und recht
hielt, freimütig auKgefp.rochen, betzangene und erkannte Jrr-
tümer möglichst berichtigt, Jst darauf hin die hohe akademische
Würde mir verliehen loörden,. so darf ich sie annehmen. Sie
soll mich stolz, aber nicht hoffärtig machen, sie soll mich ermu-
tigen und stärken in der Arbeit, die mir zu leisten etwa noch
gegönnt ist. — Mein Verlangen wäre nun, Alt-Heidelberg die
feine zu sehen und in unserer geliebten Ruperto Carola Vor-
lesungen hören zu tönnen. Nach der Promovierung Student
zu werden, das mützte ja auch gehen. Einstweilen trachte ich,
in Leben und Wirken dem hohen Geiste dieser Universität ge-
recht zu sein und zeichne, hochgeehrte Herren, in treuer Dank-
barkeit als Jhr Dr. Peter Rosegger. Krieglach, am 12. August
1903."

st- Vesuch. Pfarrer a. D. !X Naumann weilt gegen-
wärtig zum Besuch in unserer >Itadt.

st Todesfatt. Jm Alter von 58 Jahren ist gestern in
einem auswärtigen Badeort Honorarprofessor Askenasy ge-
storben. Der Verblichene war in Odesfa geboren; er studierte
hier in den 60er Jahren und habilitierte sich i. I. 1872 an der
hiesigen Universität für Botanik. 1881 erhielt er den Titel als
außerordentlicher Professor. Seine Vorlesungen behandelten
vornehmlich die Pflanzenphysiologie.

Von der Eisenüahn. Das Höchstgewicht für eine Sendunz
derjenigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse, welche zur Fracht-
stückguttaxe als Expretzgut befördert werden dürfen, ist nun-
mehr von 28 Kilogramm aui 50 Kilogramm erhöht worden.
Unter die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, welche diese Ver-
günstigung genießen, wurden auch Setzlinge aller Art aufgc-
nomincn.

X Schöffengerichtssitzung vom 24. August. Johann Fried-
rich Scharer von Kirchheim erhielt wegen Vergehens gegen Pa-
ragraph 228a 4 Wochen Gefängnis; Heinrich Benz, Ludwig
Wacker und Ludwig Welk von Wieblingen wegen Vergehens ge-
gen Paragraph 808, 47 je 10 Mark Geldstrafe oder 3 Tage
Gcfängnis; Peter Kochcr von Kirchheim erhielt wegen Perge-
hens gegen Paragraph 246, 57 einen Berweis; Karl Anron
Schroth von hier wcgcn Vergchens gcgen Paragraph 246 14
Tage Gefängnis; Georg Ludwig Wieder in Haft wegen Vcrg
gegcu Paragraph 268 10 Mark Geldstrafe oder 2 Tage Gef.;
Johann Adam Klingmann, Maurer und Friedrich Gutruf sind
angeklagt wegen Vergehens gegen Paragraph 223s., es erhiel-
ten Klingmann 10 Mark Geldstrafe oder 3 Tage Gef., Gutruf

Auer Friedhofe bezeichnet eine schlichte liegende Stein-
tafel. Dre 6000 Mark wcrnderten selbstverständlich auch
nach Monte Carlo und blisben ebenso serbstverständüch
auch dort, so daß die einst reiche Frau aller Mittel ent-
blößt ift.

— Die crste drahtlose Uebermittlung einer Postanwei-
snng auf hohcr Sec ist, wie aus Newyork gekabelt wird,
dieser Tage an Bord der „Campania" (Cunard-Linie)
glücküch erfolgt. Mr. Robertson hatte in einer fröhüchen
Nacht im Rauchsalon seine Barschaft üeim Spiel verloren
und keinen einzigen Freund an Bord, den er mit einiger
Aüssicht auf Erfolg hätte anborgen können. Seins
Mutter hatte auf der „Lucania" wenige Stunden vor
dem Auslaufen dsr „Campania" . Liverpool verlassen-
Mr. Robertson sandte nun als findiger Iankee ein draht-
'loses Telegramm an seine Wstter an Bord der „Lucania",
mit welcher inmitten des^HsÄms auf 600 Seemeilen
Entfernung die drahtlose-VeMndung hergestellt wurde.
Das Telegramm lautete: „Bitte-Kässierer „Lucania" 100
Pfund zahlen und Kassierer „Campania" telegraphisch
mit Auszahlung an mich beauftragen". Eine Stunds
später erhielt der Kassierer der „Campania" folgenSes
Telegramm: „Zahlt Henri Robertson 100 Pfund. Ein-
gezahlt von Mutter an Bord Lucania." Und wenige
Minuten später nahm Mr. Robertson mit dsm drahtlos
übermittelten Drabt das unterbrochene Spielchen mit er-
neuten Kräften wied'er auf.
 
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