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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0444

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Auslanv.

Lcstcrrcich-Ungarn.

V Wien, 2. Sept. Wie die „Neue Freie Presse" meldet,
erschienen die Führer der deutschen Partei, Derschatta,
Groß, Baernreither und Lueger heute beim Ministerprä-
sidenten v. Körber, um sich über die nationaleu unga-
rischen Forderungen bezüglich der Armee auszusprechen.
Sie regten eine sofortige Einberufung des Reichsrats an,
was die Regierung ablehnte. Der Empfang der Führer
fand auf die Jnitiative Köübers statt, der dte Krone dar-
über informieren will, welche nationalen Konzessionen in
Oesterreich nicht auf Widerstand stoßen würden.

Nußland.

Petersburg, 31. Aug. Das „A l l e r h ö ch st e
Reskript an den Vorsitzenden des Ministerkomitees,
Staatssekretär Wirklichen Gsheimrat Witte", ist aus Pe-
terhof, 29. August, datiert und lautet wörtlich folgender-
maßen:

Ssergei Juliewitsch! Durch Erlatz an das Ministerkomitee
vom 29. August habe Jch Sie auf den hohen Posten eines Vor-
sitzenden des gcnannten Komitees gestellt. Indessen sind
im F i n a n z r e s s o r t unter Jhrer Leitung mit den Bevoll-
mächtigten der deutschen Regierung bercits die Vcr-
handlungen über den Abschlutz eines neuen Handels-
vertrages begonnen worden. Zum Zwecke baldiger und
erfolgreicher Beendigung dieser Angelegenheit, welche höchst
wichtige Jnteressen beider Länder berührt, wünsche Jch auch
ferner die von Jhnen erworbene genaue Kenntnis der Bedürs-
nisse des vaterländischen Handels und der vaterländischen Jn-
Lustrie zu verwerten und übertrage Jhnen im Finanz-
m i n i st e r i u m die weitere Leitung dcr gegenwärtig vor
sich gehenden Verhandlungcn über den Handclsvcrtrag mit
Deutschland. Jch verbleibe Jhnen unabänderlich wohlgeneigl

N i k o l a i.

Aus dem Wortlaut des Schreibens geht zunächst her-
vor, daß Herr Witte nicht als Vorsitzender des Minister-
komitees mit den Vertragsverhandlungen betraut worden
ist, sondern nur, weil er dieselben bereits als Finanz-
minister begonnen hat, sodann sind die Kürze und der
geschäftsmäßige Ton des kaiserlichen Schreibens bemer-
kenswert.

Afrika.

Kapstadt, 2. Sept. Der Gouverneur vertagte
die Sitzungen des Parlaments bis zum 15. Sep-
tember.

Wie der „Manchester Guardian" aus Kapstadt meldet,
hat die Ankündigung der Vertagung des Parlaments unter
den holländischen wie englischen Liberalen
das Empfinden erweckt, daß der Gouverneur die Ver-
fassung in offenkundiger Weise mißbraucht habe.
Man glaubt allgemein, er habe nach Chamberlains Jn-
struktion gehandelt. Chamberlain wolle das Parlament
auflöfen, weil es Rebellen, die das Stimmrecht verloren
haben, noch mit vertritt. Die Neuwähl wird wahrschein-
lich im Oktober stattfinden. Die Afrikander sind für die
Wahlen bereit und sehr kamp'fesmutig.

. Amerika.

— Wie aus Newyork gemeldet wird, ist in Ciudad
deI BoIivar auch ein deutscher Untertan namens
Spreck wegen berechtigter Stsuer-Verweigerung durch
Castros Regierung verhaftet worden. Er wurde aber
später dank der energischen Vermittelung des deutschen
Gesandten wieder f r e i g e l a s s en.

4. Jnternationalev Mittelstandskongreß.

Stntt g a r t, 2. Sept. Zu Beginn der Sitzung der
internationalen Vereinigung zum Studium
der Verhälsirisse des Mitte I st ands gestern Nachmittag
wurde, dem „Schwäb. Merk." zufolge, zunächst eine Reihe
von Zustimmungsknndgebungen mitgeteilt. Es wurde
hierauf die Beratung der Statuten für den neucn
Verband fortgesetzt. Aus den zur Annahme gelangten
Bestimmungen seien folgende hervorgehoben: Tie Sorge
für einen regelmäßigen Allbeitsbetrieb des Verbands ist
einem Z en t r a l a u s s ch u ß an'vertraut, der aus je zwsi
Vertretern der verschiedenen Länder besteht, welche von dcr
Plenarversammlung für 3 Jahre aus der Zahl der ordent-
lichen Mitglieder gewählt werden und ihr Amt unent-
geltlich besorgen. Tie Ausschußmitglieder sammeln in
ihren Ländern alles, was an gesetzgeberischem, statistischem
und anderem Material für den Verband und seine Zwecke
wichtig ist, und senden es 'dem Sekretariat des Ver'bands
zur weiteren Behandlung und Bearbeitung ein; sie machen
ferner auf solche Einrichtungen und Erscheinungen des
öffentlichen Lebens aufmerksam, die die Grundlage zu
Erörterungen oder Publikationen von feiten des Verbands
bilden können. Ter Zentral-Ausfchuß tritt am Vorabend
'der jährlichen Hauptversammlung, deren Ort und Zeit
vom Präfidenten bestimmt wird, zusammen, außerdem
äber, so oft es nötig ist, auf Anruf des Präsidiums. Das
Präsidium wechselt alle 3 Jahre unter den im Ausschuß
vertretenen Ländern in der alphabetischen Reihenfolge der
französischen Ländernamen (also Deutschland, Oesterreich,
Belgien, Frankreich, Holland, Rußland usw.). Es wird
ein ständiges Sekretariat errichtet, das seinen
Sitz in Brüssel hat und mit einer Zentralbibliothek
und einem Archiv ausgestattet wird. Der Sekretär wird
von der Plenarversammlung auf Grund eines für längere
Zeit abzuschließenden Vertrags ernannt und zieht auf
eigene Verantwortung das etwa nötige weitere Hilfsper-
sonal bei. Die Regierungen, welche dem Verband Bei-
träge gewähren, haben das Recht, einen Delegierten zu
entsenden, der alle Rechte eines aktiven Mitglieds besitzt.
Für die Auslegung des Statuts, das zunächst in deutscher,
französischer und holländischer Sprache abgefaßt ist, ist
der deutsche Text matzgebend. Die Statuten wurden in
der beschlossenen Fassung einstimmig unter dem leb-
haften Beifall der Kongreßteilnehmer angenommen und
damit der Verband für konstituiert erklärt, der sich auf

Vorschlag des Vorsitzenden, Prof. Gießler, den Namen
beilegte: „Jnternationaler Verban'd zum Studium der
Verhältnisse des Mittelstandes".

Tnitlgort, 2. Sept. Jn der hentigen Sitzung des
internationalen Verbandes zum Studium der Verhältnisse
des Mittelstandes wurde auf Veranlassung des Präsidenten
Heiligenstädt beschlossen, daß im 'Falle der Auflösung
des Verbands das V e rmög e n in den Besitz des bel -
gischen Staates übergehen soll. Als Sekretär des
Verbandes wurde Ministerial-Direktor Stevsns-
Brüssel gewählt. Jn den Ausschuß wurden delegiert für
-Belgien: Präsident K o ch - Antwerpen und Professor
Brants-Löwen, für Frankreich Professor Blondel-Paris
und Präsident Clercgue-Paris, für die Niederlan'de Prof.
Dr. Nouvens-Heeswijk und Volthening, für die Schweiz
Professor Girard in Genf, für Oesterreich-Ungarn Mi-
nifterialdir-sktor Dr. Breycha-Wien und Ministerialra^
Stereny-Budapest, für das Deutsche Rei-ch Prästdent Hei-
ligenstädt und Profesfor Gießler-Stuttgart. Letzterer
wurde zum Provinzialprästdenten 'des Verbandes bestellt.
Äls Schriftführer wurde Dr. Rößger-Stuttgart gewählt.

Cm eittmsnatliches
O O Abonnement O K

auf die „H e i d e l b erg e r Zeituu g"
beginnt mit dem 1. September.

Preis bei den Postaiistalten 45 Pfg., durch den
Briefträger ins Haus gebracht. 14 Pfg. mehr.
Postanstalten und Briefträger
nehnien Bestcllnngen entgegen.

Man vrranlasse Frenndc und Bekannte zu einem Proüe-
Abonnement.

Aus StadL und Land»

Heidelberg, 3. September.

X Die Heidelbergcr „Studentenjagd". Jm neuestgn Heft
der „Burschenschaftlichen Blätter" (1. September) berichtet
Referendar Ullmer (Frankonia-Heidelberg) über das Iagd -
recht, welches den Heidelberger Studenten von der Mitte
des 17. bis zu der des 19. Jahrhunderts neben anderen, nun-
mehr verschwundenen Freiheiten und Gerechtsamen, innerhalb
etnes bestimmten Gebietes im tlmkreis von Heidelberz zustand.
Kurfürst Karl Ludwig, der Reorganisator des Kurstaates und
der Hochschule nach den Stürmen des dreißigjährigen Krieges,
gab im Jahre 1655, zur Bezeugung seiner „ihnen zutragenden
gnädigsten Geneigenheit", „allen immatrikulierten Cavalliers
und Studiosis, so nicht theologiam oder medicinam studieren,
als welche beyde Professionen sich zu solchem Weydwerk nicht
wohl schicken", .das Privilegium: „zu ihrer Ergötzlichkeit mit
Rohren das kleyne Weydwerk zu treiben und zu schießen", je-
doch „ohne Hunde, Garn und Stricke" (vgl. Urkundenbuch der
Universität Heidelberg Bd. 1, Nr. 251; Bd. 2, Nr. 2387).
Als Jagdgebiet wurde das Gelände zwischen Rohrbach und
Nußloch, und zwischen Handschuhsheim und Schriesheim be-
stimmt, 1671 aber auf den letztcren Bezirk auf dem rechten
Neckarnfer beschränkt und später durch dreißig, die Jnschrift
„Studentenjagd" tragende Grenzsteine bezeichnet. Einer von
diesen ist heute in der Hir'schgasse, gleich beim Einbiegen links
in die Gartenmauer eingefügt, erhalten, mit der Aufschrift:
„Studentenjagd 1720". Als in den sturmbewegten vierziger
Jahren des verflossenen Jahrhunderts die Heidelberger Stu-
dentenjagd aufgehoben wurde, da lebte — so berichtet nach
Ullmer die akademische Fama — in dem ganzen Jagdrevier
schlecht und recht noch ein einziges Mitglied Ler Familie Lepus
timidus. Da schontcn die witzigen Heidelberger Musensöhne
sciner und gaben ibin dcn schönen Spitznamen „Louis Phi-
lipp" — vonwegen der vielen erfolglosen Verschwörungen und
Atteritate, die, wie auf das Leben des französischen „Bürger-
königs", so auch auf das Däsein dieses armen Häseleins ge-
macht wordcn waren. H. Ick.

— Polizeibericht. Zur A n z e i ge kamen zwei Taglöhner
wegen Hausfriedensbruchs, ein Bäcker wegen Körperverletzung,
ein -angebliches Ehepaar wegen Zechprellerei und drei Personen
wegen Ruhestörung.

X Wiesloch, 2. Sept. (Ein eigenartiges V o r -
kommnis) bildete gestern das Tagesgespräch. Die achtzig-
jährige Ehefrau des früheren Flurschützen Dörner starb gestern
Morgen, wahrscheinlich infolge eines Schlaganfalls. Darüber
grämte sich der hoch in den siebenziger Jahren stehende Ehe-
mann derart, daß er ebenfalls, von einem Hirnschlage getrof-
fen, nur wenige Stunden später im Spital, wohin man ihn
bewußtlos gebracht hatte, verschied. Das verstorbene Ehepaar
hinterläßt nur eine Tochter, die tn Bingen a. Rh. verheiratet
ist. Die so lange Zeit im Leben Vereinigten werden
heute gegen Abend in einem gemeinsamen Grabe ihre letzte
Ruhestätte finden.

— Mannheim, 1. Sept. (Die 4. Tagung des
„Deutsch - Oesterreichisch - Ungarischen Ver-
bändesfürBinnenschiffahrt") in Mannheim wird
sich allem Anscheine nach zu einer bedeutsamen gestalten. Ab-
gesehcn davon, daß der Kongreß eine Anzahl namhafter Per-
sönlichkeiten aus Deutschland, Oesterreich und Ungarn verei-
nigt, genügt es, an die Verhandlungen über die gerade jetzt
so aktuelle Frage des Mittellandkanals zu erinnern,
an der der Verbcmdstag füglich nicht stillschweigend vorbei-
gehen kann. Aber auch andere Stromfragen, die Rhein, Main
und Neckar, Donau und Elbe betreffen, stehen auf der Tages-
ordnung und erregen berechtigtes Jnteresse in weiten Kreisen.
Aus Preußen und den süddeutschen Staaten, ebenso aus Oester-
reich und Ungarn werden die Vertreter der Zentralbehörden
erscheinen, und Städte, wirtschaftliche Vereinigungen, Handels-
kammern und Reedereifirmen haben sich durch Delegierte an-
gemeldet. Von Czernowitz an der russischen Grenze bis Rotter-
dam an der Nordsee, von Stettin an der Ostsee bis Chiasso an
der italienischen Grenze, aus allen Stromgebieten Mitteleuro-
pas werden Teilnehmer erwartet. Die Stadt Mannheim mit
ihren großartigen Hafenanlagen ladet mit echt pfälzischer Gast-
freundschaft ein; Heidelberg aber und die Rheinpfalz wollen
sich gleichfalls einen Gruß an die Kongreßgäste nicht verfagen.
Zu Ehren des Kongresses findet in Heidelberg am 12. d. M.
eine Schloßbeleuchtung statt.

Ludwigshafen a. Rh., 1. Sept. (Jubiläumsaus-
stellung.) Nach einem Beschlusse des Gesamtausfchusses
der Jubiläums - Gewerbe - Ausstellung Ludwigshafen a. Rh.
1908 wird dieselbe am Montag, den 7. September 1903, mit-
tags 12 Uhr, geschloffen. Die Wiederherstellung der Ausstel-
lungsräume im Realschulgebäude zu Schulzwecken erfordert
einen früheren Schlutz der Ausstellung, die bekanntlich erst
Mttte September l. Js. enden sollte.

Mannheim, 2. Sept. (Unangenehm überrascht)
wurde gestern der Retsende Salomon aus Frankfurt a. M.
Es wurden demselben auf dem hiesigen Hauptbahnhofe Ler
Koffer mit Wäsch-e und Geschäftsbüchern, sowie 1000 Mk. in
bar gestohlen. Der Täter entkam.

Karlsruhe, 2. Sept. (Der Stadtrat) hat vor kurzem
im Verein mit den übrigen Städten der Städte-Ordnung deM
Großh. Oberschulrat Vorschläge behufs Neuregelung der An-
stellungsverhältnisse der noch nicht etatsmäßig angestellten
Handarbeits- und Haushaltungslehrerin-
nen der hiesigen Volksschulen gemacht. Der Großh. Ober-
schulrat teilte dem Stadtrat nunmehr mit, daß das Grotzh.
Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts die Vor-
schtäge hinsichtlich der künftigen Neuregelung der Gehaltsver-
hältniffe der Volksschullehrer in Erwägung ziehen werde.

X Eberbach, 2. Sept. (Ein im Netz gefangener
Italiener.) Vortge Woche machte schon gegen Abend ein
hier Arbeit suchender Jtaliener Aufschen, da er in gar trun-
kenem Zustande die Stratzen durchquerte. Abends in der
Dunkelheit hörtc man am Neckarquai ein Schreien und Rufcn,
das von einem Verunglückten herzukommen schien. Als Leute
hinzueilten, gewahrten ste in einem großen, zum Trocknen
an einem eisernen Geländer aufgehängten Netze einen zappeln-
den Menschen, der der deutschen Sprache unkundig war. Er
hatte sich tatsächlich so in das Netz verstrickt, daß man zu seiner
Befreiung Fachleute herbeirufen mutzte. Jedenfalls aber war
es für ihn ein großes Glück, in das Netz geraten zu sein; denn
den Fluten des Neckars, in die er ohne Zweifel andernfalls
gefallen wäre, hätte man ihn in der Dunkelheit nicht entreißcn
können.

Aus Baden. Der preußische Justizminister Cxzellenz Dr.
Schönstedt rst am 2. September zu längerem Kurgebrauch irr
Baden-Baden eingetroffen und hat im Hot-el „Holländ.
Hof" Wohnung genommen. Auch Frau Geh. Rat Krupp auK
Essen ist dort eingetroffen und hat in ihrer Villa Wohnung.
gcnommen.

Theater- und Kunstnachrichten.

Mannheim, 2. Sept. Das Großh. Hof- und National-
theater wird, wie bereits seit 1. Mai so auch in der kommenden
Spielzeit nicht nur im Hoftheater, sondern auch im „Neuen
Theater" im Rosengarten regelmäßige Vorstellungen veranstal-
ten. Jnsbesondere weisen wir darauf hin, daß jeden Sonntag
Abend im Neuen Theater gespielt wird. Ein Abonnement ist
im Neuen Theater nicht eingerichtet, so daß genügend Ein-
trittskarten auch für auswärtige Besucher, sowohl auf Bestel-
lung als auch an der Abendkaffe borhanden sein werden. Die
erste Vorstellung findet Sonntag, den 6. September statt und
gclangt das Schauspiel „Der Hüttenbesitzer" von George Ohnct
zur Aufführung mit Herrn Franz Ludwig vom Schauspiel-
hause zu Frankfurt in der Hauptrolle.

Verlosungen.

Durlach, 2. Sept. Die Gewerbe- und I n d u st r i e -
Ausstellung wurde vorgestern Abend geschlossen. Die
e r st e n 6 Gewinne der Ausstellungs-Lotterie fielen aus
folgende Nummern: 1. Gewinn Los Nr. 7096, 2. Gew. 6747,.
3. Gew. 13 250, 4. Gew. 10 447, 5. Gcw. 2925, 6. Gew. 7465.
Ohne Gewähr mitgeteilt vom Generalvxrtrieb Carl Göh,
Karlsruhe.

Handel und Verkehr.

Mannbeim, 2. September. Oberrheinische Bank 95.60 B.,
95.25 G. Rhein. Creditbank B , 139.30 G. Rhein. Hyp.-
Bank 190.40 B., —G., Brauerei Kleinlein, Heidelberg, —.— B.,'
180.50 G. Schroedl'sche Brauerei Heidelberg —.— B., 190.— G,
Portland-Zcmentwerk Heidelberg —.— B.. 112— G._

Neckar. Rhein.

Heidelbcrg 3.. 1.16, gef. 0,13 rn Sauterburg 2,4.54, gef. 0.07m

Heilbronn 2 . 0,59. gef. 0.05 m Maxau 2., 4.72, gef. 0.04m

Mannheim, 2,4.30, gef. 0.10 m Mannheim, 2.. 4.39, gef. 0.12m

Der Kaiser in Dresden.

Dresden, 2. Sesit. Bsi prächtigem Wetlsr begann
heute Morgen 10 Uhr auf dem T r u p P e n si b u n g s-
ptatzZeithain die P a r a d e des 12. (1. sächsischen)
Arm-eekorps und der Kaöalleriedivision 8 unter dem Kom-
mmido des Kronprinzen von Sachsen. Der K aise r, der
König von Sachsen und die übrigen hier weilenden
Fürstlichkeitsn, Prinzesfin Johann Georg und die Groß-
h-erzogin von Sachsen-Weimar trasen mit einem Sonder-
zug ein. Nach Abreiten dec 'Fronten der Truppen, welche
in zwei Treffen aufgestellt svaren, begann der Vorbei-
marsch, chährenddessen die Majestäten vor der Zuschauer-
tribüne Aufstellung nahmen. Am Paradeplatz hatten Krie-
gervereine Aufstellung genommen. Das Püblikum berei-
tete dem Kaiser und dem König sehr lebhafte Kundge-
bungen. Die an der Parade teilnehmenden preußischen
Kavallerie-Regimenter wurden lebhaft begrüßt.

i? Dresden, 2. Sept. Bei dem heutigen Festmahl im
königl. Schloß hielt König Georg folgende Rede: „Gestat-
ten Sie mir zunächst meinen tiefgefühlten Dank für dero ho-
hen Besuch auszusprechen, einen Besuch, der mich und meiN'
Haus abermals hoch geehrt und erfreut hat. Vor allem drängt
es mich aber im Namen meiner Truppen, welche heute die
Ehre -gehabt haben, vor Ew. Majestät zu erscheinen, den ehr-
erbietigsten und tiefsten Dank auszusprechen, den Dank La-
für, vor Ew. Majestät erscheinen zu dürfen; denn es ist jedem
Soldaten eine hohe Ehre, eine hohe, leider selten ihm zu teil
werdende Freude, seinem obersten Feldherrn in die Augen zu
sehen. Dank auch für das nachsichtige Lob, welches Ewl Maje-
stät den Leistungen unseres Armeekorps gespendet haben!
Dank für die erhabenen Worte, welche Ew. Majestät an die
Kommandeure des Armeekorps gerichtet haben! Jch darf die
Versicherung im Namen des Armeekorps geben, daß diese
Worte nicht vergessen sein werden und das Armeekorps sie als
Ansporn ansehen wird, alles zu tun bei jeder Gelegenheit im
Krieg wie im Frieden, um die Zufriedenheit und den Beifall
Ew. Majestät als des oberstcn Kriegsherrn zn erwerben!
Meine Herren! Jch erhebe mein Glas. Se. Majestät der Kai-
ser hurra, hurra, hurra!"

Der Kaiser erwiderte: „Gestatten Ew. Majestät, mei-
nen aus tiefstem Herzen kommenden Dank auszusprechen für
die erhabenen Worte, die Ew. Majestät soeben ausgesprochen
haben. Tief ergriffen von der Wärme des Empfanges in Ew.
Majestät Residenzstadt, die ich ja — Gott sei Dank — schon so -
oft habe betreten dürfen, -drängt es mich vor allem, meiner
Freude Ausdruck zu geben über das herrliche Korps, das am
heutigen Tage so Schönes -geleistet hat. Ew. Majestät erhabene
Person und 'die wenigen alten um Ew. Majestüt versammelten
Generale aus alter Zeit bilden für uns jüngere Offiziere ewe-
Generation, die uns gelehrt hat, was Soldat sein heißt und
wie man Soldat wird. Es wird mein Bestreben sein, in en-
ger Fühlung mit den bewahrten Führern aus großer Zeit, vom
ihnen lernend und an ihrem Lobe mtch erbauend, die Truppen
so auszubilden, wie es zum Besten des Vaterlandes und meiner
Armee dienen kann. Jch spreche Ew. Majestät meinen herzlich--
 
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