Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0489

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mtmch, S. Sqtrikr ISSZ. Zweitrs Blatt. I». Klhqu,. — -« M,

Erscheint täglich, Sonntags ansgenommen. Preis mit Familtenblättern monatlich 50 Pfg. tn's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk, ausschließlich Zustellgebühr,

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für dr>- Ifpaltige Petitzeile oder deren Ranm, Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Anfnahme von Anzeigen
an bestimmten Tngen wird keine Verantwortlichkeit übernommen, — Anschlag der Jnserate anf dsn Pla kattafeln dcr Heidelbergcr Zeitung mid den städtischen Anschlagstcllen, Fernsprccher 82.

Englrsche Hetzereien.W

Jn einem Bnief an die „Times" teilt ein englischer
Bienenzüchter die Beobachtung mit, daß während einer
Regenperiode ein Vienenstock die Annahme von Zucker,
welcher als Demerarazucker gekauft war, ver-
weigerte, Dfeser Zucker habe sich im Regenwasser nicht
aufgelöst, sei also gefälscht gewesen, solche g e f ä l s ch t e n
Demerarazucker würden in Deutschland hergestellt.
Jn einem folgenden Briefe schreibt er, daß eine große An-
zahl junger Menen an dsm Zucker gestorben seien, die
Analyse habe ergeben, daß der Zucker zinnhaltig war.
Ein Londoner hochstehender Chemiker habe ihm mitgeteilt,
daß verfälschte Zucker mit Zinnchlorid gefärbt würden,
Daher käme auch die vermehrte Kindersterblichkeit an
Diarrhoe und anderen .Krankheiten; der mit Metall behaf-
tete Zucker, hauptsächlich der deutsche, habe
zweisellos mehr Babies getötet als Bienen. Hierzu
schreibt Prof. Dr, N, Herzfeld der „Deutschsn Zucker-
tznd.":

Diese Behauptung enthält die sribolste Verleumdung, die
jemals gegcn ein deutsches Erzeugnis ausgesprochen wurde,
Noch tn keinem einzigen Falle ist nachgewiesen worden, daß
deutsche Zuckcr giftige Stoffe enthalten haben. Zinnchlorid,
wie überhaupt Zinnverbindungen werdcn in Deutschland nie-
wals in der Zuckerfabrikation verwandt. Wir haben in Deutsch-
tand auch ein Nahrunzsmittelgeseh, welches denjenigen streng
bestrafen würde, der zinnhaltige Zucker in den Handel brächte.
Hingegen ist es weltbekannt, datz in der englischen Kolonie
Demerara bis vor nicht allzu langer Zcit die yellow crystals
wit Hilfe von „Zinnchlorid" hergestellt wurden; ich kann der
»-Times" Augenzeugen benennen, welche dies mit angesehen
haben, Und als erst vor drei Jahren im Zirkular Nr, 20 of
the Westindian Comittee ein englisches gerichtliches Erkenntnid
besprochen wurde, wonach Demerarazucker mit Anilinfarben
llefärbt worden waren, konnte amtlich nicht geleugnet werderk,
datz dies früher geschehen sei. 'Die Anwendung von Zinnver-
dindungen ist bei dieser Gelegenheit nicht in Abrede gestellt
worden,

Wenn auch nicht bezwcifelt werden darf, datz alle ehrlichen
Zuckerfabrikanten in Demerara die Benutzung der Zinnverbin-
dungen heute verabscheuen, so ist es dennoch nach dem Gesagten
biel wahrscheinlicher, datz der Zucker, an dem die Bienen star-
hen, echter Demerarazucker gewesen ist, als datz er
in irgend einem anderen Lande hergestellt wurde.

Jn Teutschland wird viel Bienenzucht getrieben, viel-
leicht mehr als in England, Man füttert bei uns die
Bienen mit deutschem Granulated oder deutschsm Kandis,
dsn man auflöst und tüchtig kocht und der den Menen in
diesem Zustande stets ausgezeichnet bekommt. Hätte der
Korrespondent der „Times" solchen Zucker verwendet
llatt des Temararazuckers, so wärsn seins Bienen sicher-
iich am Leben geblieben.

Aus Etadt u??d Land.

ll, Ferienstrafkammer. Sitzung vom 4. Sept. Vorsitzen-
ver: Landgerichtspräsident Dr. Cadenbach, Vertreter der
^iroßherzogl. Staatsanwaltschaft: Referendär H e l l i n g e r.
4- Christian Gotthilf Bosch von Leonberg wanderte als Wehr-
Michtiger ohne Erlaubnis nach Amerika aus, Wegen Ver-
lehung der Wehrpflicht wird er deshalb zu 160 Mk, Geldstrafe
oder 32 Tage Gefängnis berurteilt. — 2. M. Hofmann, 14
Jahre alter Lehrling in einem hiesigen Ausstattungsgeschäft,


Jm Labyrinth der Sünde.

Kriminalroman von A. K. Grecn.

Aus dem Amerikanischen von M. Waltcr.

(Fortsetzung.)

Wie ich erwartet hatte, kam mir an der Haustür Harry
lbenson entgegen.

„Auf ein Wort!" sagte er halblaut, „Jonas berichtete
wir, Sie seien vom Konstabler White geschickt, Wollen Sie mkr
llefälligst mitteilen, was gcschehen ist, daß Sie meincn Vater
Lerade heute stören?"

Er sprach in einschmcichclndem Tone und hätte ich nicht
furz vorher den Eindruck seines Gesichtes gesehen, als er an der
Tür seines Vaters horchte, ich hätte mich wahrscheinlich täuschen
wssen und ihn für einen grundehrlichen Menschen gehalten.

apxx aiar ich aus meiner Hut, zeigte ihm aber kein Mitz-
trauen, sondern becmtwortete seine Fragen mit völliger Offen-
h^it, indeni ich ihm die erhaltene Eintrittskarte vorwics.

„llnd Sie wollen heute Abend den Gartcn bewachcn?"
ltagte er mit schlccht verhehltem Unmut.

»Aa, gewitz", versicherte ich.

^ Schweigend führte er mich in einen nahegelegenen mit
"pflanzen angefüllten Raum. Hier blieb er stehen.

„Jch möchte Sie darauf aufmerksam machen", sagte er,
"daß eine Einmischung Jhrerseits durchaus nicht am Platze ist,
^ud daß Sie meinen Vater ganz unnötigerweise bcunruhigt ha-
oen. Wir haben keine Rowdies im Ort und wenn einer oder
andere Einwohner in den Garten gelangt — nun, was
wge daran? Jns Haus kommen sie nicht herein und würden
os auch gax nicht versuchen. Es wäre mir sehr peinlich, dieser
^vsten gastfreundschaftlichen Veranstaltung einen feindseligen
^ustrich zu geben. Was mein Vater Jhnen also auch angeord-
stoi hat, so mutz ich darauf bestehen, daß Sie Jhre Tätigkeit
iUoglichst beschränken und nur dann eingreifen, wenn Sie dazu
"Ufgesordert werden."

. „Aber Jhr Vater erwartct von mir die genaue Befolgung
leiner Wünsche", wandte ich ein. „Wollte ich Jhrem Verlangen

sollte im Auftrage seines Lehrherrn in einer Villa in Neuen-
heim ein-Paket abgeben. Als er das Haus verschlossen und
niemand zu Hause vorfand, nahm er die Gelegenheit wahr,
vom Garten aus über ein Glasdach durch ein offenstehendes
Fenster des zweiten Stockwerkes in die Wohnung einzudringen,
angeblich um sich Schokolade oder Kuchen zu holen. Dr durch-
suchte einige Behältnissc, fand aber nichts Passendes außer 18
offen auf dem Nachttisch liegende Hundertmarkscheine, mit denen
er sich entfernen wollte. Da wurde er von der heimkehrenden
Hausfrau bemerkt und auf ihr Hilferufen im Moment, als er
auf seinem Rückzuge die Umfriedigung des Hauses übersteigen
wollte, von einem gerade des Wegs kommenden Briefträger
sestgehaltcn und der Polizci übcrgebcn. Das Urteil lautet
auf 6 Wochen Gefängnis abzüglich 3 Wochen Untersuchungs-
haft. — 4. Wegen Vergehens gegen K 175 R.-St.-G.-B. wird
gegen den 20jährigen Bäcker Adam Merz von hier unter Aus-
schluß der Oeffentlichkeit verhandelt und derselbe zu 1 Jahr
Gefängnis verurteilt. — 5. Aus der Strafhaft vorgeführt wird
der Taglöhner Ludwig Heinrich Wyrich von Kürnbach. We-
gen eines bei einem Schmiede in Sulzfeld versuchten Dieb-
stahls wird er unter Einrechnung einer in Karlsruhe gegen
ihn erkannten Gefängnisstrafe von 4 Monaten, die er gegen-
wärtig verbützt, zu einer Gesamtstrafe von 8 Monaten Ge-
fängnis verurteilt. — 6. Am Vagabundenleben scheint die
Ehefrau Friedrich Hahl von Mörsbach (Pfalz) ihr Gefallen
zu finden. Auf ihre letzte von Ludwigshafen nach der Schweiz
ohne alle Mittel unternommene Reise, die in Offenburg durch
die Polizei unterbrochen wurde, hatte sie ihre 15 Jahre alte
Schwester Susanna Klein mitgenommen. Beim Uebernachten
in Kirchheim stahlen sie zwei Frauenkleider im Werte von
etwa 20 Mk. Die Hahl erhält deshalb wegen Diebstahls im
wied^rholten Rückfall eine Gefängnisstrafe von 3 Monattzn
und 2 Wochen, während die Klein für diesmal noch mit einem
Verweis davonkommt.

Kieine .Zeitrmg.

— Berlin, 6. SePt. Weil mnn ihn den „kleinen
Cohn" nannte, hat ein junger Handlungsgehilfe einen
S e Ib stm o r d v er s u ch unternommen. Der stets Ge-
hänselte ist, wis die „Freis. Ztg." berichtet, nicht groß
von Statur; die ewigen Hänseleien hatten schließlich den
Erfolg, daß ihm auch die Geliebts seines Herzens den
Laufpaß gab. Das glaubte der Jüngling nicht über-
lsben zu können. Er stisß sich am Samstag sein Taschen-
mesfer zweimal in die Vrust, glücklicherweise nicht allzn
tief. Denn das junge Mädchen, das ihn in einer Droschke
zur Unfallstation brachte, konnte die tröstliche Zusicherung
empfangen, daß der Heißblütige dem Üeben erhalten blsi-
ben werde.

Baue nach Lust dein Feld,

Nach dcinem Bedarf dcin Haus,

Und sieh auf die tolle Welt
Behaglich zum Fenster hinaus.

Das Schicksal alles Modernen auf Erden
Jst, einmal unmodern zu werden.

Eine Urrterredrmn mit General Botha in
Kapstadt,

X Rotterdam, 5. Sept.

Ein Korrespondent des „Nieuwe Rotterdamsche Courant"
schreibt: . . . Zuerst kamen wir auf den Brief zu sprechen,

welchen der General in der „Times" veröffentlicht, und der so
viel Staub aufgewirbelt hatte. Mit grotzer Gemütsruhe sagte
der General Larüber Folgendes: „Die englischen Blätter ha-

nachgeben, würde er jedenfalls sehr unzehalten sein. Und das
mit Recht."

Benson sah mich mit einem berechnenden Blick an und ich
erwartete, er werde in die Tasche greifen, um seinen Worten
durch Bestechung mehr Nachdruck zu verleihen. Allein darin
irrte ich mich. Er wutzte seine Karten besser zu spielen.

„Nun gut", bemerkte er einlenkend, „wenn Sie die Wünsche
meines Baters als für Sie maßgebend betrachten, so ist nichts
dagegen zu sagen. Tnn Sie Jhre Pflicht, wie Sie es ver-
stehen, aber rechnen Sie nicht auf meine Hilfe, wenn Sie sich
durch einen Mitzgriff lächerlich machen werden."

Mit diesen Worten entfcrnte er sich aus dem Raum.

Das war deutlich gesprochen und veranlaßte mich, das
Haus so rasch wie möglich zu verlassen.

Doch noch ehe ich das Tor erreicht hatte, hörte ich einen
leichten Tritt hinter mir. Mich umwendend, stand ich der hüb-
schen Tochter des Hauses, Fräulein Carry Benson, gegenüber.

Sie schien sehr erregt zu sein, gab sich aber keine Mühe,
dies vor mir zu verbergen.

„Warten Sie einen Augenblick!" rief sie mir zu. „Jch er-
führ durch meinen Bruder, wer Sie sind. Wollen Sie mir
nicht sagen, welche Leute gedroht haben, in unsern Garten ein-
zusteigen?"

„Jhre Namen kenne ich nicht, gnädiges Fräulein", erwi-
derte ich höflich. „Jch weitz nur, datz es verwegene Burschen
sind, die Sie schwerlich gern unter Jhren Gästen sehen wür-
den."

„Jch fürchte, Sie irren sich", widersprach fie mir. „Es gibt
hier gar keine Raufbolde. Mein Vater ist nervös und leicht be-
unruhigt. Sie hätten ihn wirklich nicht ängstlich machen sol-
len."

Aengstlich machen! Jch mutzte unwillkürlich lächeln bei dem
Gedanken an deu ruhigen, festen Blick dieses Mannes, der da-
mit wohl ein Regiment Jnsurgenten hätte in Schach halten
können.

„So möchten Sie also nicht, daß der Garten bewacht wird",
sagte ich in gleichgültigem Ton.

H ben alle ihre Geschütze auf mich gerichtet, aber sie sind nicht ge-
r fährlich, denn sie schießen nur blind. Es wird schon noch gut
? ablaufen, dasür bürge ich. Bald werde ich mich gegenüber dem
ß ganzen Kanonendonner verantworten. Setzen Sie dies nur
k ruhig in die Zeitung. Wo auch iinnier unserem Volke Un-
recht widerfahren möge, werde ich dies an die Oeffentlichkeit
bringen."

„Was ist Wahres an den Zeitungs-Nachrichten, daß Sie
bald nach Niederland reisen würden, um daselbst mit dem Ex-
präsidenten Krüzer und dem Herrn Leyds zu konferieren?"

„Absolut nichts. Jch habe meine Familie erst vor kurzem
zurückgefunden und denke gar nicht daran, dieselbe sofort zu
verlassen. Allerdings besuche ich Europa im November noch
einmal. Zuerst werde ich einige Tage in England verweilen
und dann reise ich nach dem Kontinent."

„Und die Spezialpläne dieser Reise, Herr General?"

„Durchaus keine bestimmten Pläne, nur habe ich die Ab-
sicht, mein Buch zu publizieren. Zuerst will ich jedoch mit
meiner Familie wieder einmal einige Monate unter Menschen
leben. Mit unsern Bürgern geht es nur langsam vorwärts.
Diejenigen, welche noch über hinreichende Mittel verfügen,
kommen schnell genug wieder auf die Beine, aber den Anderen
geht es herzlich schlecht. Es wird noch 'Jahre dauern, bevor
Alles wicdcr in's alte Geleisc komnit."

„Und die Hilfe der Engländer?"

„Ja, die kcnncn wir nunmchr gründlich."

Kein einziges Wort, das den früheren Feind unangenehm
berührt haben könnte, kam über die Lippcn des Gcnerals, auch
nicht während der vertraulichen Unterhaltung, die sich nun-
mehr entspann. Vergeben und Vergessen, damit scheint es
ihm wirklich Ernst zu sein, und wenn er dennoch dieses, sein
System, nicht durchsetzen kann, so trifft die alleinige Schuld
daran scine Widersacher. —

Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für
den Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.

Momslen-keriLlliMl.

Hauptstraße 77. Heidelberg. Ecke Bieneustlaße.

OlrrllsLnLttiri»

Uanptstr. 14« Islspbon 638 Usnptstr. 14>

Lmtss ruiä Zrösstss Lxe^isä-EssvbM.

XonLslttionrksus klli' Osmon unä KMkiokss

6r0«tv ^«nnckll in Z»gnette», 6»pe,. Ilumeu-, Llucker-
üvxouoUiotvtu, Lostniuvs, LorxenrSvksll, vwitllmoorSot»«
_ UutorrSekeu nnä Llonisll.

^ kirvvr, Villmann L Kv.,

l 8p«ri»l8v»eI»Lkt kNr Hötsl- o.

18i L»opt«tr , ti «n«sr«n nsu »uizsdLuten iiLumsii 18-i,
swpk«dl«l nV «4od»nx»n,llocll»oit«n «äxl »I« pu-issncks Ooüeüent,«
vo» ckell «lllkaed»t«ll di» rn äsll
(roll « »llck 12 1a«««ll) in rsicksr Lv«v-.iü

k^ur srit»» Vudrjkut. Lillix-iis Urors«
L«tt«»1«» Ossedskt cki«,«r 3r»ucd« om Iklatr«._

L»» . Tdrtiilr-, Lsirvo- i»n«1 ^V.vol» Sswlv»
Sv.rvvlL» jsäsr^rt, llisäsrloxs äsr SsiLliiigor unä ösinäoriü
Ästiälv.-k'sbrlLsll «n Oiixivräproissn, ««I»alolcsl-Xovdgs»okirr» cü
Sillix«, »dsr kssts llrsiss.

„Jch finde, es wäre unnötig", erwiderte sie.

„Aber ich habe mich bercits Jhrcm Herrn Vater gcgenüber
dazu verpflichtet", wandte ich ein.

„Jch weitz es", gab sie mit bezauberndem Lächeln zurück.
„Und wie die Dinge lagen, taten Sie sehr recht daran. Allein
wir, seine Kinder/die in gesellschaftlichen Angclegenheiten bes-
ser orientiert sind. wie er — besonders ich!" fügte sie stolz
hinzu — „wir crklärcn Jhnen, daß es nicht nötig ist. Eine
solche Matzregcl würde nur Aufsehcn erregen, überdies wäre
es doch höchst unangcnehm für die Gäste, die sich in den Gar-
ten begebcn, wenn sie sich plöhlich durch einen Vertretcr Ver
Polizei angchalten sehen würden."

„Was soll ich denn tun?" fragte ich mit schcinbarer Nach-
giebigkeit.

„Dieses Geld annehmen", murmelte sie errötend, indem
sie mir eine Börse hinhielt, „und sich vollständig im Hinler-
grund halten, solange Sie nicht zum Eingreifen aufgefordert
werden."

Das stimmte genau mit dem überein, was ihr Bruder ge-
sagt hatte. Also steckten die beiden unter einer Decke und es
hieß demnach, auf meiner Hut zu scin- ,

Jch nahm die Börse in Empfang, wog sie einen Moment in
der Hand und entgegnete dann kopfschüttelnd: „Unmöglich,
gnädiges Fräulein! Wenn Sie jedoch möchten, daß ich eine be-
stimmte Persönlichkeit ungehindert durchlasse, so bin ich Lazu
bereit. Jch bemühe mich ftets, den Wünschen einer Dame ent-
gegenzukoinmcn."

Sie errötcte leicht, wohl darüber, daß ich ihr Geheimnis er-
raten hatte, warf mir einen prüfenden Blick zu, und sagte
dann in zögerndem Ton: „Ja — ich möchte allerdings jemand
unbelästigt sehen. Es ist einer unserer Gäste", fügte sie er-
läuternd hinzu, „hat also ein Recht, hier zu sein. Wahrschein-
lich wird er nicht gleich das Haus betreten, sondern sich erst
noch eine Weile im Garten aüfhalten. Jch bitte Sie daher, ihn
unbehelligt zu lassen."

(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen