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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
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bsrw. der Verwendung steyerfreier Surrogate Minderein-
nahmen trotz des Wachsens der Bevölkerung und des
Konsums.

Nach Fassung und Ton des im Vorstehenden skizzierten
Artikels der „Germania" konnte man annehmen. sie wisse
elnen Weg, wie die Reichseinnahmen um ein Bedeutendes
zu erhöhen seien. ,

Soweit es sich um stattgefundene Unregelmäßigkeiten
handelt, kommen teils minderwertigeVo r g ä nge
in Betracht, teils solche, welche bereits Ahndung gefunden
haben.

Wenn die Einnahmen aus der Börsensteuer geringer
sind, als sie sein müßten, so liegt das an der Höhe des
vom Zentrum eingeführtm Umsatzstempels. Ein Teil des
Geschäfts zieht sich ins Ausland und ist dort von hier aus
nicht zu fassen. Also wird wohl nichts übrig bleiben, als,
wie wiederholt von uns befüxwortet wurde, das Börsen-
steuergesetz z u r e v i d i e r e n.

Aus der Haltung der „Germania" wie aus der der
„Kölnischen Volkszeitung" geht hervor, daß das Zentrum
mindestens zunächst, wahrscheinlich äber auch sväter n i ch ts
von einerErschließung neuer Einilahme-
guellen für das Reich wissen will, auf anderem
Wege als auf dem der direkten Besteuerung. Es kann
keineswegs überraschen, daß das Zentrum allmählich auch
hinsichtlich der Besteuerung immer unitarischer wird.

Sozialdemokratie «nd Treueid.

Sollten diesmal Sozialdemokraten in den
preuß. Landtag gewählt werden, so müssen sie auch den
Eid auf d i e V e rf a s s u n g schwören. Der Eid lau-
tet in Prsußen: ' '

Jch schwöre zu Gott dem Allniächtigen und All-
wissenden, daß ich Seiner Majestät dem Kö-
nigetreuund gehorsam sein und die Verfassung
gewissenhaft befolgen will. >

Jn Bayern schwören die Abgeordneten:

Jch schwöre Treue dem Könige, Gehorsam
dem Gesetz, Beobachtung und Äufrschterhaltung der
Staatsverfassung, und in der Ständeversammlung nur
des ganzenLandes allgemeines Wohl und Beste,
ohneRücksicht auf besondere Stände oder
Klassen nach meiner innexen Ueberzeugung zu be-
raten, so tvahr mir Gott helfe und sein heiliges Evam
gelium.

Diesen Eid haben im Jähre 1899 bereits sechs,Sozial-
demokraten abgelegt, darunter der Abgeordnete v. Voll-
mar. Es wäre gut, wenn dieser Eid erzieherisch auf die
Genossen wirkts und ihnen einschärfte, daß nur der, der
das Allgemeinwohl und nicht das einer Klasse im Auge
hat, würdig ist, stch aktiv an der Staatsverwaltung zu
beteiligen.

Deutsches Reich.

— Ein bedeutungsvolles Erkenntnis fällte das
Landgericht in Hagen, indem es einen Maurermeister ver-
urteilte, einsm bei ihm beschäftigt gewesenen Lehrling
eine jährliche Rente von 128 Mark zu zahlen, weil
er für die Beschäftigungszeit 58 Beitragsmarken zu wenig
in die Quittungskarte des Lehrlings eingeklebt hatte.
Wegen Verjährung konnten diese Beiträge auch nicht mehr
nachgebracht werden. Ein Rentenanspruch des Lehrlings
gegen die Landesversicherungsanstalt wurde deshalb wegen
nicht erfüller Wartezsit rechtsgiltig abgelehnt und der
Meister zur Zahlung der Rente verurteilt. Das Land-
gericht erkannte in dem Verhalten des Meisters ein zivil-
rechtlich zu vertretendes Verschulden, weshalb er zum
Schadenersatz verpflichtet sei.

Ausland.

Amerika.

— Der Erntebericht der Regierung der Vereinig-
ten Staaten übertrifft, wie gemeldet wird, alle Erwar-
tungen noch um ein Bedeutendes. Der Wert der Ernten
an Weizen, Gerste, Mais, Hafer und Baumwolle beträgt
2477 Millionen Dollars. Mais wird in diesem

hinaus, und eine Minute später vernahmen wir den scharfen
Knall einer Pistole. Es war der letzte Ausweg, den er ge-
funden, aber es war auch die volle Bestätigung seiner Schulü.

Was ihn dazu getrieben, das furchtbare Verbrechen des
Vatermordes zu begehen, haben seine Angehörigen nicht er-
fahren. Jch allerdings erriet seine Beweggründe, aber ich hü-
tete mich wohl, sie seiner Familie mitzuteilen. Für mich stand
es außer ZweifN, daß dieser durch und durch verdorbene
Mensch, der vor der Welt ein so ehrbares, tadelloses Leben
führte, heimlich allen Lastern fröhnte. Sicherlich hatt er
schwere Schulden gemacht, die er seinem Vater nicht einzuge-
stehen wagte. Datz er mit teuflischer Berechnung den Verdacht
des Giftmordes auf seinen Bruder zu lenken suchte, mochte
wohl seiner wilden Eifersucht entspringen, da er selbst Edith
liebtc, und sie nur auf diese Weise von Edith trennen zu
könncn glaubte.

Jch habe dem nun glücklich wieder vereinten Paare ver-
sprechen müssen, seiner Hochzeit beizuwohnen, die in drei
Monaten stattfinden soll. Richard Benson sowohl wie seine
Braut behaupten nämlich, ihr Glück nur dem gelben Domino
zu vcrdanken und darin mögen sie wohl recht haben."

„Und die Falschmünzerbande?" fragte Harrison, als Ro-
ibert geendet hatte, „hast du sie trotz der Abschweifung von del-
rnun eigentlichen Zwcck gefunden?"

„Ja, d. h. ich glaübe, ihre Spur entdeckt zu haben."

„ Wo? Jn Brandon? "

„Dort nicht. Daß ich sie überhaupt fand^ verdanke ich
Lern reinsten Zufall. Als ich nämlich am zweitfolgenden Tag
von Brandon abreiste, versäumte ich wegen Verspätung meines
Zuges den Anschluß in Hollowell. So sah ich mich gezwungen,
dort in einem Gasthof zu übernachten. Am folgcnden Tage
bezahlte ich dem Wirt die Rechnung, und dabei gab mir der
Wirt ein Geldstück heraus, das ist sofort als ein falsches er-
kannte. Natürlich machte ich ihn darauf aufmerksam. Er
war so bestürzt, baß ich anüahm, er müsse selbst betrogen wor-
den sein."

Jahtrs an zweit-er Stelle in dSr Liste der Erntsn stehen,
und Weizen an der dritten, und in beiden Fällen ist dsr
Wert der Ernte der bedeutendste, der bisher jemals er-
reicht wurde. Sowohl die Weizen- als auch die Maisernte
verbesserten sich ganz außerordentlich während der Monate
August, was übrigens ein äußerst feltenss Vorkommnis
ist. Für Roggen und Baumwolle besteht natürlich noch
immer die Gesahr, daß die Ernte noch unter frühen Frösten
leidet, denn diese beiden. Früchte werden erst später so reif,
daß sie eingebracht werden könnsn. Aber die,, Gefähr,
daß das eintritt, ist immerhin nur eine sehr geringe.
Während der ganzen letzten 25 Jahre ist es nur viermal
vorgekommen, daß im September solche Fröste eintraten,
daß die Ernte vernichtet wurde. Einzelne kleinere Fröste
richten gewöhnlich keinen besonderen Schaden an, mit
ihnen geht es gewöhnlich so wie mit den starken Regen-
güssen und sogenannten lteberschwemmungen im Früh-
jahr, von denen es zuerst auch gewöhnlich hsißt, daß sie
furchtbaren Schaden anrichten, während es sich nachhec
gewöhnlich herausstellt, daß sie nur Gutes brachten, indem
sie nämlich dem Boden die notwendige Feuchtigkeit gaben.

Aus Stadt und Land.

Bon den badischen Hochschulen. Man schreibt der „Frankf.
Ztg.: An der Universität F r e i b u r z i. B. ist ein Ordinariat
für mo-derne L i t e r a t u rg e s ch i ch t e neu errichtet und
der bisherige etatmäßige a. o. Professor Dr. Roman Woer -
n e r zum o. Professor für „Literaturgeschichte, insbesondere für
neuere deutsche Literaturgeschichte" ernannt worden. Damit ist
der Organisation der Alberto-Ludoviciana ein neuer Lehrstuhl
eingefügt worden und ihr ein Vorfprung zuerkannt vor der
Ruperto-Carola wo ein dicsbezüglicher lebhafter und alter
Wunsch noch immer keine Erfüllung fand. JnHeidelberg
ist die offizielle akademische Vertretung der moderndeutschen Lite-
rarhistorid halbiert und zwei Dozenten im Modus des „Lehr-
auftrags" zugewiesen worden: unserem Philosophen Kuno
Fischer und dem „außerordentlichen" Professor Dr. Max
Freiherrn v. Waldberg. Einem so wichtigen Lehr- und
Bildungsgegenstand, wie es — und zwar für die Studierenden
aller Fakultäten, als Einigungsband im heutigen Spezialismus
— die Wissenschaft von der neueren deutschen Literatur ist, ge-
bührt indes im Rahmen'einer modern sein wollenden Universität
mindestens eine ordentlicheSpezialprofessur, zu-
mal an einer Hochschule, die allein für Astronomie zwei Ordi-
nariate aufweist. Hoffentlich wird nun, nach dem Vorgang
Freiburgs, dieser bescheidene Wunsch für Heidelberg nicht mehr
auf lange ein „frommer" heißen. Die Errichtung des ncucn
Freiburger Lehrstuhls bedeutet aber noch nach anderer Richtung
ein hocherfreüliches' akademisches Ereignis, nämlich den Verzicht
auf die Personalunion, in der auf deutschen Universitätcu h'cr-
kömmlicher Weise Literatur und Linguisti k, mit so uu-
seligen Folgen für wisscnschaftlichcn Bctricb und geistigcs Lebcn,
verkoppelt sind. Ein eigener Lehrstuhl für moderne Literaturl
Ohne das Anhängsel „und S p r a ch geschichte". 'Als ob »nsere
Dichtung und Prosa allein unter dem rohstofflichen Gesichts-
punkt ihres sprachlichen Ausdrucks und Wandels betrachtet wer-
den dürften. Wobei die ungleich wichtigeren Beziehungen zur
Entwicklungsgeschichte der Weltanschauung (Philosophie), der
Kultur und — des Rhythmus (Musik) nicht nur von allen bra-
ven Examenskandidaten, als ketzerisch, pflichtschuldigst vernach-
lässigt werden, fondern auch seitens des akademischcn Lehrers,
der auch für seinen Ruf und Fortkommen alljährliche specimina
eruditionis philologicae publizieren mutz, keine rechte, warme,
ungeteilte Pflege finden können. Die Freiburger Neu-Ordnung,
zunächst auf den in Detracht kommenden dortigen Professor zu-
geschnitten, wird von allcn zünftigcn L i t e r a t u r h i st o r i-
k e r n-Deutschlands freudig begrüßt werden. Professor Dr. R.
W o e r n e r, dem das Freiburger Ordinariat zu Teil ward,
hat sich durch seine I b s e n - Biographie bekannt gemacht, von
der der erste Band vorliegt. 1886 hat Worner an der Münche-
ner Universität promoviert. Danach war Woerner als Dra-
maturg tätig, und lietz sich 1895 als Privatdozent der modernen
Literatur an der Universität M ü nchen nieder. Seine Habi-
litationsschrift bereits behandelte die Jugenddramen Jbsens. Jn-
teressant ist es übrigens, daß Woerner an Jbsen aus einem
Saulus zu einem Paulus wurde. Professor Dr. Woerner, der
autzer den üblichen Kollegien Stilistik und Rhetorik in den Kreis
seiner Borlesungen gezogen hat, wird im kommenden Winter-
semcster an der Freiburger Universität in je vier Wochenstunden
über Geschichte der deutschen Beredsamkeit lesen und auch am
Biktoria-Lyceum in Karlsruhe (für Damen) Borträge und
Ucbungen abhalten.

Fernsprechverkehr. Seit 14. d. M. ist Heidelberg zum
Fernsprechverkehr mit Freinsheim, Herxheim a. Berg, Weiseu-
heim a. Berg, Weisenheim a. Sand und Bobenheim a. Äerg
zugelassen. Gebühr 25 Pfennig.

X SterblichkeitsberiKt. Nach den unterm 11. ds. Mts.^ her-
ausgegebenen Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund-
heitsamtes zu Berlin über die Gesamtsterblichkeit in den 305
deutschcn Städten und Orten mit 15 000 und mehr Einwoh-
nern während des Monats Juli ds. Js. hat dieselbe — auf je

„Besann er sich, von wem er das Geldstück erhalten hatte?"
warf Harrison ein.

„Ja, er meinte, es von einem Herrn erhalten zu haben,
der öfter von Chicago nach Hollowell kam, wo er Freunde be-
suchte. Er nannte mir auch seinen Namen. Selbstverständlich
dampfte ich sofort nach Chicago ab, nachdem ich dem Wirt un-
ter Androhung gefänglicher Einziehung Stillschweigen auf-
erlegt hatte."

„Nun, und in Chicago?"

„Fand ich den Mann nicht."

„Was?"

„Es gab dort keinen, der der Beschreibung entsprach, oder
mit Hollowell in Verbindung stand."

„Das ließ sich denken", lachte Harrison mit gutmütigem
Spott. Der „harmlose" Wirt steckt mit unter der Decke und
war gewitz nicht wenig schadenfroh, dich an der Nase herumge-
führt zu haben."

„Den möchte ich sehen, dem das gelingen tönnte!" entgeg-
nete Roberts nicht ohne Selbstbewußtsein. „Wie es sich mit
dem Wirt verhält, mag das Weitere ergeben, mir genügt vor-
läufig, datz ich meinen Mann doch gefunden habe."

„Wirklich? Wie hast du das fertig gebracht?"

„Sehr einfach. Jch fuhr nach Hollowell zurück, diesmal in
Verkleidung und legte mich in der Nähe des Bahnhofs auf die
Lauer. Hollowell ist ein kleines Nest, wohin sich nur wenige
Reisende verirren. Nun, der Mann, den mir der Wirt be-
schrieben hatte, kam wirklich noch am selben Tage gegen Abend
und ich folgte ihm unbemerkt, als er sich geradeswegs ncich
einer ziemlich ansehnlichen Farm außerhalb des Ortes begab.
Da ich Lie ganze Nacht Wache hielt, so konnte er mir nicht ent-
gehen, und ich sah ihn am andern Morgen in aller Frühe mit
einer großen Ledertasche nach Chicago zurückkehren."

„Und du?"

„Jch ließ ihn natürlich nicht mehr aüs den Augen, wußte
bald, was zu wissen not tat und bin jetzt im besten Zuge, mir
die ausgesetzte Belohnung zu verdienen."

1000 Einwohner auf dcn Zeitraum eines Jahres berechnet —-
betragen: u. weniger als 15,0 in 45, b. zwischen 15,0 und 20,0
in 112, c. zwischen 20,0 »nd 25,0 in 95, ä. zwischen 25,0 und

80.0 in 29, e. zwischen 30,0 und 35,0 in 13 und k. mehr als

35.0 in 11 Orten. Die geringste Sterblichkeitsziffer hatte in
dcm gedachten Monate die Stadt Wilhelmshaven mit 5,9 und
die höchste der Borort von Berlin, Weißensee, mit 40,4 zu ver-
zeichnen. Jn den Städten und Orten des Grohherzogtums Ba-
den mit 15 000 und mehr Einwohnern sind folgende Sterb-
lichkeitsziffern für den Berichtsmonat ermittelt worden und
zwar: Jn Offenburg 14,5, Pforzheim 17,3, Mannheim 18,3,
Konstanz 18,4, Baden-Baden 18,6, Karlsruhe 23,0 (ohne
Ortsfremde 21,4), Freiburg 23,3 (ohne Ortsfremdc^17,3) und
in Heidelberg 25,6 lohne Ortsfremde 17,2). Die Säuglings-
sterblichkeit war im Monate Juli ds. Js. eine beträchtliche, d. h.
höher als ein Drittel der Lebengeborenen in 82 Orten, minde-
stens 600 pr. Mille betrug dieselbe in 11 Orten. Als Todesur-
sachen der während des gen. MonatD in unserer Stadt zur stan-
desamtlichen Anmeldung gelangten'100 Sterbefälle — darun-
ter 24 von Kindern im Alter bis zu 1 Jahre — sind angcge-
ben: Diphtherie und Croup 1, Unterleibstyphus 2, Lungen-
fchwindsucht 15, akutc Erkrankungen der Atmungsorgane 10,
Brechdurchfall 10, darunter 9 von Kindern im Alter bis zu 1
Jahre —, alle übrigen Krankheiten 56 und gewaltsamer Tod 5.
Jm ganzen scheint sich der Gesundheitszustand gegenüber dem
Mouate Juni ds. Js. verschlechtert zu haben. Die Zahl der
in unserer Stadt während des Monats Juni ds. Js. zur stan-
desamtlichen Anmeldung gelangten Geburten hat — aus-
schließlich der vorgekommenen einen Totgeburt — 128 betra-
gen; diefelbe hat die Zahl der Sterbefälle 100 um 28 mithin
übcrsticgen.

-j- Sandhausen, 14. Sept. (Großherzogs Ge-
b u r t s t a g.) wurde gestern auch hier festlich begangen.
Morgens war Kirchenparade und mittags veranstaltete der
Militärverein einen Kommers im Gasthaus zum Löwen, bei
welchem Lehrer Wunsch die Festrede hielt und welchen der
Gesangverein Germania durch herrliche Lieder verschönte. Mit-
tags 12 Uhr fand auf dem Rathause die Dekorierung zweier
Arbeiterinnen fsir mehr als 30jährige Arbeit mit dem von
I. K. Hoheit gestifteten Verdienstkreuze statt, sowie die Ver-
leihung eines Diploms an eine Bedienstete für fünfjährige treue
Dienste von der Dienstbotenstiftung der Pfalz. Bei dieser
Feier hielt Herr Pfarrer Kempf eine sehr warmempfundene
Ansprache. Die Namen.shsr.Dekorierten sind: Joh. Müller IV.
Witwe, Kath. Baumcmn Witwe. Das Diplom erhielt Karth.
Baumann"ledig.

Freiburg, 13. Sept^. (Vermehrung der Schutz-
mannschaft.) Eine schon längere Zeit zwischen dem hie-
sigen Bezirksamt und der Städlverwaltung bestehende Streit-
frage ist jüngst von dem Ministerium des Jnnern entschieden
worden. Es handelt sich um die Bermehrung der Schutzmann-
fchaft, die vom Bezirksamt irmHinblick auf die Ueberlastung
der einzelnen Glieder derselben bei der großen räumlichen
Ausdehnung der. Stadt und die in letzter Zeit gehäuften Krimi-
üalffille verlangt) von der Stadtverwaltung aber, die 60 Proz.
ded'Kosten tragen muh, als nicht notwendig bezeichnet wurde.
Nach der Entscheidung des Minifteriums wird die Schutzmann-
fchaft alsbald um 16 Köpfe vermehrt werden.

Unwetter.

lll Köln, 12. Sept. Der gestrige heftige Sturm hat gro-
ßen Schaden angerichtet. Sämtliche Fernsprechleitun-
gen sind zerstört und jede Verbindung nach auswärts ist ab-
gebrochen. Von einem Hotel in der Nähe des Domes fiel der
größte Teil des Daches herunter. Der Verkehr in der Um-
gebung des Domes war geradezu lebensgefährlich. Viele Men-
schen wurden umgeweht und erlitten Verletzungen. Jn den
öffentlichen Anlagen sieht es traurig aus. Zahllose Bäume
wurden entwurzelt und die Wege sind mit Aeften u. Zweigen
übcrsät.

V Brüssel, 12. Sept. .Sämtliche Telephon- und Tele-
graphen-Linien nach dem AüKlanöd sind zerstört. Dic Tele-
graphen-Behörde hat sich gestern damit beholfen, daß sie ge-
stern mehrere hundert Telegramme, soweit es anging, bis an
die Grenze und dann per Eisenbahn nach den Stationen Aachen
usw. beförderte, wo die Telcgramme dann aufgezeben werden
konntcn.

R. Havre, 12. Sept. Bei einer Flutwelle drang
gestern das Wafser einen Meter hoch in das Stadtviertel am
Schlachthaus und setzte die Straßen und Häuser untcr Wasser.
12 Fischerboote sind gesunken.

14 Paris, 12. Sept. Jn B o u l o g n e wurde die Brücke
und der Wellenbrecher auf eine lange Strecke weggerissen. Das
Dampfboot von Etapeles ist g e s u n k e n. Vier Mann der Be-
satzung stnd umgekommen. Ein .englischer Dampfer
wurde gegen die Küste bei Ambleureuse geschleudert. —-
Das Lootsenboot Nr. 21 von Havre ist vom Sturme auf
die hohe See geschleudert worden.l Drei Matrosen wurden von
Bord gespült, während der Lootse-und ein Matrose noch recht-
zeitig gerettet werden konnten. — Am Freitag Abend wurde
während des Sturmes dcr Dampfer „M arguerite" durch
das Panzerschiff Admiral Trehouat geschleudert. Der
Dampfer erlitt schwere Havarie und mußte in den Hafen von
Lorient gebracht wcrden.

8 London, 12. Sept. Ju Schottland fst heftiger
Schneefall eingetreten. Jnfolge der starken Kälte kommt
das Wild bis in die Ebeue.

„Du Glückspilz, dui!"

„Stimmt!" nickte Roberts schmunzelnd. „Uebrigens —-
willft du mir helfen? Könnte dich recht gut bei dem Fang ge-
brauchcn."

Harrison willigte ein, und so machten sich die beiden Te-
tektivs ans Werk. —^ —

Zwei Tage später humpelte ein altes Weib durch die Gas-
sen von Hollowell, keuchend unter der Last eines Tragkorbes,
der mit allerhand Trödlerkram angefüllt war. Nachdem die
Alte hier und da einiges verkauft hatte, schlürfte sie langsam
der Farm zu, welche einem gewissen Stephan Murray gehörte.
Sie pries auch hier ihre Waren an, die unter den Dienstboten
bereitwillige Abnehmer fandcn.

Plötzlich jedoch bekam die Alte einen Anfall von Atemnot;
sie röchelte jämmerlich, und als sie sich eudlich wieder ein we-
nig erholte, bat sie, man möge ihr erlauben, in der Scheune
zu übernachten, da sie in der Gegcnd fremd sei.

Mitleidig gestattete ihr die Hausfrau, in einem Winkel
der großen Küche zu bleiben. Am folgenden Morgen war das
arme Weib aber uoch so schwach, daß es nicht gehen konnte.
Erst am zweiten Tag hatte die Alte sich wieder erholt und
nachdem sie sich durch freigiebige Verteilung verschiedener
Kleinigkeiten an die Dienstboten erkenntlich gezeigt, humpelte
sie von danncn.

Einige Tage später trafew fich >die beiden Detektivs.

„Deine Ermittelungcn sind richtig", bestätigte Harrison,
„der Bursche, er heitzt Larette, entstammt einer angesehenen
französtschen Familie. Wegen Wechselfälschungen wurde ihm
der Boden Frankreichs zu heitz, und er kam hierher» allerlet
unternehmend, doch ohne besonderen Erfolg. Seit kurzcm
nun lebt er auf sehr großem Fuß, ist aber viel unterwegs,
wenn er auch immer wieder nach Chicago zurückkehrt. Wie ich
erfahren habe, wird er bald heiraten."

. (Fortsetzung folgt.)

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