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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0556

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Voxer, sind ja greulich und erwecken ein Schaudern; aber so ist
es eben dort zugegangen und wer die Wahrheit wissen will, muß
ouch solche Anblicke mit in Len Hauf nehnien. Wer das Pano-
rama heute oder 'mvrgen besucht, genießt dort eine Stunde An -
schauungsunterricht in der zeitgenössischen Weltgeschichte.

— Die Gartenbau-Ausstellung wurde heute Vormittag 11
Uhr im alten städtischen Saalbau eröffnet. Anwesend waren
die Vertreter der städtischen und staatlichen Behörden; wir be-
merkten u. a.: Herrn Oberbürgermeister Dr. Wilckens,
die Herren Bürgermeister, sowie zahlreiche Stadträte als Ber-
treter der Stadt, den Prorektor, Se. Exzellenz Herrn Geh. Rat
Ezernh, als Vertreter der Universität, Herrn Oberamtmann
H e b t i n g als Vertreter der Regierung, Herrn Major Stoy,
als Vetreter derMilitärbehörde u. a. m. Der zweite Vorfitzende
des hiesigen Gärtnervereins, Herr Hege r, hielt zunächst eine
kleine Ansprachcf in der er die Erschienenen willkommen hietz
und besonders Hcrrn Oberbürgermeister Dr. Wilckens für
die Uebernahme des Protektorats über die Ausstellung seinen
Dank aussprach. Ein Hoch auf den verehrten Protektor schlotz
seine Ansprache. Oberbürgermeister Dr. Wilckens erwidertc,
daß es ihm eine/hohe-Ehre gewesett wäre ünd datz er gerne
das Protektorat über eine Beranstaltung übernommen hätte,
welche zeigte, wie in Heidelberg alle Gewerbe und in diesem
Falle besonders die Gärtnerei gepflegt würde. Er erinnerte
daran, wie oft sich die Grotzherzogin, wenn sie ln Heidelberg ge-
weklt hätte, über die schönen Blumensträuhe, welche ihr über-
reicht wurden, gefreut hätte und wie anerkennend sie sich stets
über die Blumenbinderei in Heidelberg ausgedrückt hätte. Red-
mer erinnerte an die Gartenbau-Ausstellung, welche anlätzlich
des Jrchiläums des Grotzherzogs in Karlsruhe stattgefunden hat,
und an der sich auch die Pfälzer und besonders die Heidelberger
Gättner in so hervorragender Weise beteiligt hatten. Deshalb
rst das Unternehmen, eine Ausstellung in Heidelberg selbst zu
veranstalten, sehr zu begrühen und wird hoffentlich recht tüel
zur Belebung des Gewerbes in unserer Stadt beitragen. Mit
einem Hoch auf unseren allverehrten Landesfürsten erklärre
Herr Oberbürgermeister Dr. Wilckens hierauf die Ausstellung
für eröffnet. Es folgte alsdann ein Rundgang durch die in
sämtlichen Räumen, sowie im Garten des Saalbaues unter-
gebrachte Aüsstellung. Auf die Einzelheiten derselben werden
wir später noch näher eingehen, nur so viel wollen wir heute
verraten, datz die Ausstellung in allen Zweigen des Gartenbaues
und der Blumenzüchterei geradezu Hervorragendes bietet, und
dah niemand bersäumen möge, die Ausstellung zu besuchen.

V Die neue Stadthalle kann auch am morgigen Sonntag
für das billige Eintrittsgeld von 10 Pfg. besichtigt werden (ss
Znserat).

j- Plötzlicher Tod. Als sich der Kartoffelhändler David
Seuerstein von Schönau heute Morgen zwischen 10 unü 11 Uhr
-auf den Markt begeben wollte, bekam er in der Nähe der
Mhenanen-Kneipe einen Schlaganfall, welcher seinem Leben
ffofort ein Ende machte. -

— Polizeibericht. Verh'aftet wurden ein Schreiner,
tvelcher von einer auswärtigen Behörde zur Straferstehung
verfolgt ist, und ein Hausbursche wegen Bettelns. Zur An -
zeige kam win Kolporteur wegen Betrugs.

Aus Baden. Die Joseph Achsners Eheleute in Bleich -
heim feierten dieser Tage das Fest ihrer goldenen Hochzeit.
'Der Grohherzog spendete ein Geldgefchenk von 30 Mark. — Jn
'Neuenburg (Amt Müllheim) stürzte eine 5 Meter hohe
Scheidemauer zusammen. Der Zementeur Hermann Maier
wurde lebensgefährlich verletzt. Der Landwirt Aug. Grozinger
orlitt leichtere Verletzunzen.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

— Concordia. Dem gestrigen Probeabend der Concordia
schlossen sich noch einige genuhreiche Stunden im Gartensaal der
Harmonie an. Die mit der Concordia befreundeten Opernsän-
ger Herren Stepan und v. Schenk, welche demnächst in ihre
neuen Wirkungskreise — evsterer iy London und letzterer in
Kaiserslautern — eintreten, drängte es, mit den Sängern der
Concordia vor ihrer Abreise nochmals beisammen zu sein und
sich zu verabschieden. Jm Laufe des Abends gaben dieselben
Verschiedenes von, ihrer Gesangs- und Vortragskunst zum
Besten, Borträge, die jedem Zuhörer in bester Erinnerung blei-
ben werden. DSr 1. Vorstand der Concordia, Herr Gude, dankte
den Herren Stepan und v. Schenk für ihre jederzeit dem Verein
bewiesene Anhänglichkeit und gab dem Wunsche Ausdruck, datz
sie auch fernerhin ihr freundschastliches Jnteresse an die Cbn-
cordia bekunden und dah ihren bis jetzt erzielten Erfolgen sich
in ihren neuen Wirkungskreisen weitere anreihen mögen. Auch
Lie bekannten Humoristen der Concordia traten mit ihrem Kön-
üen hervor und es war dieser Abend so recht dazu angetan,
allen Teilnehmern und besonders allen Freunden des in der
Concordia lebendigen, unversiegbaren Humors dieStunden zu
unvergeßlichen zu machen.

Theosopische Gesellschaft. Jm Lokal des kaufmännischen
Vereins findet heute Abend cin Vortrag über das Thema:
«Weisheit und Schönheit in China" statt.

Eingesandt.

Heidelberg, 19. Sept.

Q- Unter der Spitzmarke „Eine Schwefeldarre in der Rö-
rnerstraße" erschien unterm 16. ds. Mts. im lokalen Teil Jhres
geschätzten Blattes ein Alarmartikel, welcher alle Behörden,
Bereine und die weitesten Kreise der Bevölkerung zur Stel-
lungnahme gegen diese „Schwefeldarre" (Einsender schwelgt
sörmlich in dieser Bezeichnung, die er nicht häufig genug wieder-
holen kann) aufruftsi 'Nicht schwarz genug können den Be-
wohnern des Bergheimer Stadteiles öie Gefahren geschildert
werden, welchen sie durch die Errichtung eines Hopfenmagazins
ausgesetzt sein sollen.

Der betreffende Artikelschreiber zeigt öadurch, datz er von
der Sache nichts versteht; näher liegt aber fiir den Einge-
weihten schon die Vermutung, dah unter dem Anschein der
öffentlichen Wohlfahrt zu dienen, sich selbstische, spekulative
Absichten und Zwecke bergenl

Tatsache ist, dah die Firma Leon Weil wider den Willen der
Herren Gebrüder Reis Mitbesitzer ihres Terrains an der Römer-
straße geworden ist und die Absicht hegt, daselbst ein Hopfen-
magazin mit dazu gehöriger Hopfendarre (Schwefeldarren gibt
es nicht, dieser Ausdrück ist ein Undingl) zu errichten.

Der Bau ist in einer Art und Weise geplant, dah er der
Römerstrahe nicht zur Unzievde gereichen und später ohne Wei-
teres in em Wohngebäude umgewandelt werden könnte.

Was dse Hopsendarre anbelangt, so hat die fortschreitende
Technik längst Mittel und Wege gefunden, eine Belästigung der
Nachbarschaft und Umgebung durch Schwefeldünste auszu-
schliehen.

Liegen doch z. B. in Mannheim derartlge Hopfendarren in-
mitten der belebtesten und bevorzugtesten Strahen (Rhein-,
Ming- und Heidelbergerstraße) der Stadt.

Jm übrigen sind die Gerüche, die einem Hopfenmagazin
-entströmen, ungleich aromatischer und der Gesundheit zuträg-
licher als jene, durch welche stch die Kunstwollfabrik oder das
gegsnüberliegende Häutelager auszuzeichnen pflegenl !

Handel und Verkehr.

Mannkeim, 18. September. Oberrheinische Vank —.— B.
M.40 G. Rkein. Creditbank B. 139.75 G. Rhein. Hyp.-
Bank 190.25 G„ —.— B.. Branerei Kleinlein, Heidelberg, —G.,
180.50 B. Schroedl'sche Braucrei Heidelberg —.— B, 190.— G,
Pvrtland-Zementwerk Heidelberg - G„ 110.— B.

V Heidelüerg, 19. September. (M a r k t p r c i s e.) Heu,
der Zentner, 2.50—2.80 Mk-, Kornstroh 2.20-—2.50, geni.
Stroh, 1.80—2.00, gelbe Kartoffeln 2.30—2.50, Salatkartof-
feln 5.00—6.20, Bntter in Ballen 1.00—1.05, das Pfund 1.10
bis 1.20, Zwiebeln 5-—6, Knoblauch 35, Bohnen 5—6, Erbsen
20—25, Gelbrüben, Gebund 2—3, Schwarzwurzeln, das Pfund
18—20, Eier, das Stück 6—7, 100 Stück 6.20—6.50, Nüsse,
100 Stück 45>—50, Pfirsiche, das Stück 6—8, Erdbeeren, per
Topf 20—25, Zwetschgen, das Pfund 12—14, Mumenkohl, das
Stück 30—35, Rotkraut 12—15, Weihkraut 10—12, Wirsing-
3-—6, Kohlrabi 2—4, Sellerie 3—5, Lauch 1—2, Rettich 3-—5,
Neerrettich 18—20, Gurken 6—8, Einmachgurken, 100 Stück
1.20—1.30, Weiße Rüben, das Stück 2—3, Rote Rüben 5—6,
Kcpfsalat 4—6, Endivien 3—5, Aepfel, das Stück 5—6, däs
Pfund 18—20, Mrnen, das Stück 4—5, das Pfund 15—18,
Peterfilie, Gebund 2—-3, Schnittlauch 1, Radieschen 2—3,
Trauben, das Pfund 25—30.

Eppingen, 18. Sept. Der heutige Schweinemarkt war gut
besucht und waren 458 Stück Milchfchweine, fowie 54 Läufer
zugeführt. Das Paar Milchschweine kostete 12-—20 Mk., Läu-
fer 35—65 Mk.

N e ck a r.

Hetdelberg 19., 1.43, gef. 0.09m
Hrilbrou» 18., 0.96, gef. 0.24 m
Mannbeim, 18., 4.02 gest., 0.21 m

Rbei n.

Lanterburg 18., 4.19, gest. 0.13m,
Maxau 18., 4.3g. gest. 0.14m
Niannheim, 18., 4.01, gest. 0.19 m

Vom sozialdemokratischen Parteitag.

Dresden, 18. September.

Die R e d e v. V o l l m a r s, die den ganzen heutigen Vor-
mittag ausfüllte (siehe heutiges 2. Blatt), hat auf den Parteitag
groheN Eindruck-gemacht. Die „Frankf. Ztg." berichtet darüber:

Durch die Rede Vollmars ist die S i t u a t i o n vollständig
geändert. Während es nach dem tosenden Beifall, welcher
der Rede Bebels folgte, scheinen konnte, datz die Sache mit einer
glänzenden Niederlage der Revisionisten enden werde,
kann jetzt, nachdem Vollmar die Parade Bebels einfach diirch-
gehauen hat, nicht meh e.d-e davon sein, wenn

nicht ganz Unerwartctes eintrE' Da Bebel so großen Beifall
hatte und Vollmar in der schärfsten Weise gegen Bebel vorging,
war es geradezu überraschend zu sehen, welchen Eindruck
Vollmar auf die Versammlung machte, und wenn auch der Bei-
fall, den er am Schlusse erhielt, nicht fo groß war, wie der, den
Bebel erfuhr, so war doch offenbar, dah ein gröher Teil
der Versammlung den kühlen Erwäzungen Vollmars cbensowe-
nig standhalten konnte, wie den leidenschaftlichen Anklagen Be-
bils. Ein interefsanter Beitrag zur Masfenpsychologie!

Heute Nachmittag begann die Mskussion. KoIb -
Karlsruhe schildert die rasche Wandlung des Genossen Jaeckh,
der als Redakteur der „Leipz. Volksztg." gegen die Revisionisten
loszieht, und fährt dann fort: Revisionisten hat es in unserer
Partei zu allvn Zeiten gegeben. Sie sind aber nichts anderes
als die Radikalen auch. Was die Vizepräsidentenfrage betrifft,
so ist die Sachlage einfach die, dah wir die Formen erfüllen
müssen, wenn wir den Sitz im Präsidium beanspruchen. Wir
erfüllen sie nicht freiwillig, aber es gibt nur ein entweder —-
oder. C^erMevuiouitzuus ist doch auch nichts spezifisch Deutsches,
nicht nür Bernsteinstrki, deiin er besteht in dcr Sozialdemokratie
aller Üänöer. Jn der Praxis standen wir nie auf dem Boden
der Katastrophentheorie, sondern auf dem der Entwicklungs-
theorie. Der ganze Streit dreht sich darum, ob ein Zusammen-
bruch erfolgen muh oder nicht, und wir Revisionist-en fagen im
Gegensatz zu Kautskh: der Zufammenbruch muß nicht kommen,
sondern wir können die Macht auf gesetzlichem Wege erobern.
Dabei erschleichen wir nichts, sondern erobern wirklich, denn
sollten z. B. einmal Genossen in eine bürgerliche Regierung
eintreten, dann haben wir die bürgerliche Gesellschaft eben ge-
zwungen, uns zur Regierung zuzulassen, denn freiwillig tut ste
es nicht. Wenn wir Kautskys Theorie für richtig halten, dann
wollen wir doch sicher auf den Zusammenbruch losarbeitcn statt
auf den Ausbau, und den Generalstreik auf die Tagesordnung
des nächsten Parteitages setzen. Gestern hat dcr Agitator der
Partei gesprochen (Bebel), h-eute der Politiker (Vollmar).
Bebel hat uns ja daran gewöhnt, viel von ihm herunterzu-
schlucken, aber gestern hat er noch ganz besonders auf die Süd-
deutschen losgehauen, auf die Kerle, die zu viel Bier und Wein
saufcn. Jm allgemeincn kann man sagen, daß wir an der
Rede Bebels noch jahrelang zu knacken haben werden, da sie den
GegNern eine Fülle Materials bietet. Bebel hat gestern auch
gesagt, die revisionistischen Proletarier seien die, welche eine
höh-ere Lebcnslage erreicht haben. Das ist etwas für dic pro-
letarischen Neidhämmel, an denen es bei uns ntcht fehlt. Man
sollte doch endlich aufhören, Proletarier gegen Proletarier zu
hetzen. Beinahe möchte ich sagen, Bebel habe die Fühlung mit
den Masscn verloren. (Oho!) Was Vollmar heute ausfprach,
war notwendig zu sagen. Es geht nicht so w-eiter, dah ein
Parteiführer hier auftritt und sagt: Jch will! Nein, ich nicht,
sondern wir wollen. Das jetzige Auftreten Bebels hat nicht
nur in revisionistischen, sondern auch in ganz anderen Kreisen
großes Bedenken erregt. Lassen wir nun das und arbeiten prak-
tifch. (Beifall und Zischen.)

S t ü ck l e r'-A-ltenburg spricht gegen die Parteigigerln,
die sich vordrängen und Mandate verlarigen. M a i st bezeichnet
es als Recht der Genossen, über Bernsteins Vorschlag empört
zu sein. Katzenstein meint, der heutige Streit beruhe zum
größten Teil auf persönlichen Stänkereien. Pinn - München:
Bebel hat in demagogischer Weise gegen uns gearbeitet. Er hat
an die medersten Jnftinkte der Masfen appelliert und sie gegen
die besser gestellten Gewerkschaftsführer aufgestachelt. (Sehr
richtig! Lebh-afte Ohorufe.) Die Hauptsache ist doch die prak-
tische Arbeit und darin gibt es keine Revisionisten. Wenn aber
einer und der andere auftritt und fagt, es müsse gcwiffen
Leuten der Stuhl vor die Türe gesetzt werden, dann kann wirk-
lich einmal etwas kommen. Hat man nicht auch schon gesagt,
freilich nicht öffentlich, Auer abzusägen. (Große Unruhe.)
Wer spaltet denn eigentlich? Nur die, welche immer kleine
Differenzen zu grohen Parteifragen machcn.

Auer: Jch muh trotz meiner langen Bekanntschaft mit
Bebel sagen, daß er selbst zuerst den harten Ton angeschlagen
hat. Sie kennen seine Macht als Redner und wie er da gestern
losfuhr, da fragte ich mich: Was ist denn dem guten August in
den Leib gefahren? Man hat hier gesagt, Bernstein fei der
neue Messias. Jch bin ein alter Freund Bernsteins, aber das
muß ich fchon sagen, daß er mit einer Tappigkeit ohne Gleichen
immer daneben trifst. Wenn er alfo der Messias ist, dann seien
Sie ganz ruhig — er führt Sie nicht in den Himmel. (Heiter-
keit.) Wenn ich recht verstehe, versteht man unter Revisionis-
rpus in der Partei die Aufgabe des Klasfenkampfprinzips, Ue-
berhrückung der Gegensätze zu den bürgerlichen Parteien und
Anschluh an die bürgerliche Linke. Man habe auch ihn einen
Revisicmisten genannt und er sei es. Wenn aber unter Revi-
fionismus gemeint sei, Aufgabe der Selbständigkeit der Parter
und wenn man mir unterfchiebt, ich sei für die Aufgabe des
KlasseNkampfprinzips, erkläre ich das als eine gemeine Ber-
leum-dung. Auer bezeichnete den Anschluß an die bürgerliche
Linke als eine Dummheit. Naumann möge übers Jähr die
Crfahrungen seines Anschlusses mitteilen. Auer schlieht mit
allgemeinem stürmischem Beisall.

Lange Lärmszenen solgten auf die Mitteilung Fischers-
Berlin, BLrliner Delegierte agitierten, um Auer hinterrücks
- aus dem: Parteivorstand herauszubringen. Andere Berliner
Delegierte erklären die Mitteilüng für unwahr, Die Angelegen-
heit blieb unausgeklärt. Die Tagung schlotz erst um U9 Uhr.

rve kerMr §»ss! sk Lsng«ager,

186, 8 Irvppsu.

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Neueste Vtachrichten.

Kiel, 17. Sept. DgZ auf der hiesigen Germaniawerft
erbaute Linienschr'stf I- lief heute Vormittags 11f/3
Uhr glücklich vom Stapel. , Den Taufakt vollzog der
Großherzog von Hessen, der dem Schifs im Aus-
trage des Kaisers den Namen „H e s se n" gab.

U Darmstadt, 18. Sept. Der . G r ohherzog von
Hessen hat anlählich des Stapellauses des Linienschiffes „O"
folgendes Telegramm an den diKÜschcn Kaiser gerichtet: „Ew-
Majestät melde ich, dah die TaüfejMs Linienschiffes „O" auf
den Namen Hessen heute von mir 'vollzogen wurde und daß das
Schisf glücklich- von Stapel gelaufen ist. Jndem ich Ew. Maje-
stät nochmals für den mir übertragenen ehrenvollen Auftrag
meinen wärmsten Dank ausspreche, hege ist zugleich die Hoss-
nung, dah das stolze Schiff sich im Dienste Ew. Majestät und
des deutschen Vaterlandes stets der Tradition unserer Flotte
Würdig erweiscn werde."

H Berlin, 18. Sept. Gegenüber den Betrachtungen, welche
in der Tagespresse an die Ueb-ernahme des Kreisschulinspektors
Winter in Wreschen in den Seminardienst geknüpft worden sind,
ist die „Nordd. Allgem. Ztg." in der Lage, festzustellen, daß die
Uebernahme lediglich auf einen wiederholten drivgenden An-
trag Winters zurückzusühren sei. Winter sei einstweilen mit
der Verwaltung einer Oberlehrerstelle 'Letraut worden, damit
er Gelegenheit habe, sich in den ihm bisher fremden Seminar-
dienst einzuarbeiten.

London, 18. Sept. Jn Erwiderung auf den Brief
Chamberlains gibt der Premierminister Arthur I-
BaIfour zu, daß die Zeit für eine Aenderung der
Handelsbeziehungen Englands mit dem Auslande gekom^
men sei. Er glaube mit Chamberlarn, daß piiip neue
finanzpolitischeUnion des Mutt eMa ndes
mit d e n Ko l o n i e e n für b e r d e T e i t s-A o rW i.l-
haft sein würde. Dte einzige MeinnngsverschieoMHÄr
zwischen ihm und Chamberlain sei bezüglich des Vorschlages
vorhanden gewesen,. der eine Vesteuerung der Nah"
rungsmittel imsich schließt, wofür die ö f f e n t I i ch e
Meinungnochnichtreifsei. Balsour schreibt wei-
ter: Es ist zweifellos geraten, diesen Teil der finanzpoli-
tischen.Reformen nicht nnlösbar mit den Aendernngen zu
verknüpfen, zu denen, wie er glaube, das Land ohne Vor-
eingenommenheitbereit sei. BalfourbeöauertChamberlains
Entschluß, aus der Regierung auszuscheiden, es sei aber
nichts/ gegen ihn einzuwendeu, angssichts desssn, daß
Ehamberlain glaube, hierdurch am besteu der Sache der
Reichseinheit dienen zu können.

Pcst, 18. Sept. Die Mitglieder der OpPosi-
tion haben Apponyi verständigt, daß sie spätestens auf
Mittwo-ch eine außerordentliche Sitzung des AbgeordneteN-
hauses einberufen lassen wollen. Morgm will man dieses
Ansuchen dem Präsidenten überreichen. - Jn der außer-
ordentlichen Sitzung werden stürmische Auftritte und
Ruhestörungen befürchtet. Jn sehr ernsten Kreisen heißt
es, daß in diesem Falle, oder,wenn beleidigende Aeuße^
rungen gegen den König fallen sollten, Graf Khuen einen
Erlaß vorlesen werde, wodurch der Reichstag aufgelöst
wird. Sollten die Ruhestörungen fortdanern, wsrde matt
Gewaltmit Gewalt beantwoTten. Unter dertt
Eindruck des Armeebefehls hat die Stadt Felegyhaza heute
beschlossen, die Staatssteuern während des ex-Iex°Znstandes
nicht einmal dann anzunehmen, wenn sie freiwillig angv-
boten werden. Mehrere oppositionelle Abgeordnete ver-
öfsentlichen Erklarungen, in denen sie den A r m e e b e-
fehI als verfas s ungswidrig bezeichnet.

1 Algier, 18. Sept. Die Kolonne Biehemin ist am 12-
September in Beni Abbes eingetrofsen. Sämtliche über die-
selbe im Umlauf gewesenen Gerüchte sind daher un'begründet.

Die Vovgänge auf der Valkanlialbinsel.

Sofia, 18, Sept. Nach hier eingetroffenen Mel-
dungen hat türkisches Militär die-gesamte Einwohnerschast
von Castoria massakriert. Das bulgarischs Rote
Kreuz hat 100 000 Francs sür die verwundeten Mazö-
donier gespendet.

B e I g r a d, 18. Sept. Jnfslge des heutigen P r o-
zesses gegen die Nischer Ofiff-ziere wivd die gc-
samte Belgrader Garnison in Peteitschaft gehalten.

/ü 6^s,r/aA6 a. /kssM/'c/aA.

Spezja!te!eMlMNk der Herdelb. Zeinrust

IV Spcier, ,19. Sept. Kanzleirat Malien st 'ürzte
sich mit seiner Fra-u in den Rhein aus Fürcht voi
Bestrasung. Er rettete) sich jedoch wieder, während diö
Frau ertrank.
 
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