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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0566

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auch geeignete Vertreter der Philosophie oder Theologie
beteiligt werden könnten. Ew. Hochwohlgeboren ersuche
ich ergsbenst um baldige Vorschläge zu einer möglichst
zweckentsprechenden Gestaltung dieser Vorlesungen."

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Postpraktikant Alfred Finke aus Berlin wurde in
einer Sekretärstelle beim Telegraphenamt Konstanz etatmäßig
angestellt.

Ausland.

Rußland.

l? Petersburg, 20. Sept. Aus Port Arthur wird
vom 18. September gemeldet: Auf Befehl des Statthalters
ist zum 29. September eine Kommission berufen worden
zur Ausarbeitung eines Entwurfs betreffend die Ver-
waltung des Gebietes des fernen Oftens.
Zu den Mitgliedern der Kommission gehören außer den
am Ort befindlichen Vertretern der verschiedenen Rsssorts
der Militärgouverneur des Transbaikalgebietes. der Ehef
des Stabes, dsr Kanzleichef des Armurgebietes, der Chef
der Chef der Einwanderungangelegenheiten. Das Kabel
zwischen Port Arthur und Tschifu, sowie der Eisenbahn-
telegraph im Norden sind wieder hergestellt.

Garteuban-Ansstellung.

X Heidelberg, 21. Sept.

Die Gartenbauausstellung hatte die ersten bei-
Len Tage einen Besuch von ungefähr 1500 Personen zu ber-
zeichnen. Ausgestellt haben an 45 Firmen. Tritt man in
den grotzen Saal des Saalbaues ein, so glaubt man sich in das
Palmenhaus zu Frankfurt a. M. versetzt. Ein mächtiger Pal-
menhain umgiebt den ganzen Raum, während in der Mitte
herrliche Beete aus Alpenveilchen, Araucarien, Begonien und
anderen blühenden und grünenden Pflanzen entstanden sind.
Jn den Seitenräumen schlietzen sich hauptsächlich Bindereiaus-
stellungen, herrliche Tischdekorationen, Blumensträuße,
Trauerkränze, Jardiniärien und Fantasiestücke in bunter Reihe
an. Gemüse- und Obstausstellung, Gartenanlagen in Plänen
und Modellen ergänzen das Gartenbaugewerbe. Hervorragend
wrrkt ein in Mahagoni ausgeführtes Speisezimmer, in dem die
Tischdekoration an der Deckc hängend ausgeführt ist, so daß sie
beim Essen Niemand stört und man nicht ge-
zwungen ist, wie sich Kaifer Friedrich ausdrückte,
mit seinem Gegenüber durch die Blumen zu
sprechen. Der Garten bietet ein ungeheuer farbenprächtiges
Bild. Welche Fülle herrlicher Zierpflanzen ist üort unter den
Bäumen zusammengestellt. Auch Obst- und andere nützlichen
Pflanzen bieten sich den Besuchern dar. Gartenmöbel, Ton-
waren, Treibhausanlagen und Werkzeuge ergänzen die Aus-
stellung. Alles in Allem, die Ausstellung ist vorzüglich gelun-
gen und es hatten die Preisrichter ein sehr schweres Amt.

Als Preisrichter fungierten: F. Brehm, Eugen Ulrich, G.
Ernst, G. W. Uhink, G. Hummel, Fritz Kocher.

Es erhielten Ehrenpreise: Herm. Scheurer für
Gesamtleistung insbesondere für seine hervorragende Leistung
in der Binderei, Ehrenpreis Sr. Kgl. Hoh. des Großher-
z o g s. Wilh. Prestinari für Gesamtleistung den Ehren-
preis Sr. K. Hoh. des Erbgrotzherzogs Friedrich von
Baden. C. Scherff für hervorragende Leistung in Bin-
derei den Ehrenpreis Sr. Grotzh. Hoh. des Prinzen M a x.
C. Busch für Gesamtleistung den Ehrenpreis der Stadt
Heidelberg. L. Dörsam für hervorragende Kultur-
leistungen den Ehrenpreis des Gartenbauvereins
Heidelberg mit 75 Mark. C. Greisier für Gesamt-
leistung den Ehrenpreis des Gemeinnützigen Ver-
e i n s H e i d e lb e r g mit 50 Mark. A. Dörsam für Ge-
samtleistung den Ehrenpreis des Gartenbauvereins
Heidelberg mit 50 Mark. A. Fißler für Gesamt-
leistung den Ehrenpreis der Firma Wilhelm G e i g e r.
F. Heger für Gesamtleistung den Ehrenpreis des Herrn
Prof. Czerny (Vasen). B. Voth für Gesamtleistung
den Ehrenpreis von Herrn K. S ch u l tz e. Klingmann
und Vetter für Gesamtleistung in Obstbäumen einen Preis
von 60 Mark des Kreises Heidelberg. Reinhardt
für Gesamtleistung in Obstbäumen einen Preis mit 60 Mark
des Kreises Heidelberg. Kottal, Reckarelz, für
Gesamtleistung in Baumfchulartikel den Ehrenpreis des Herrn
W. Landfried (Rcbspritze). Wojahn den Ehrenpreis
für Binderei der Herren Goß untz Doll (silb. Löffel).
Batt für ganz vorzügliche Leistung in Gemüsekultur den
Ehrenpreis der Brauereigesellschaft S ch r ö d l. Frl. Marg.
Sturm für Binderei den Ehrenpreis des Heidelber-
ger Schützenvereinst I. Polisch, Schlötzchen
Handschuhsheim, den Ehrenpreis des Herrn Jakob
Landfried. (Gartenbau-Lexikon). Viktor Busch für Ge-
samtleistung den Ehrenpreis des Herrn Aug. Lang 30 Mk.
I. Fries für Binderei und Koniferen den Ehrenpreis des
Herrn Edmund von König. Salrein u. Comp.
für bunte Dracenen den Ehrenpreis der Firma P. I. Land-
fried (5 Kisten Zigarren). Kämmerlingu. Krause
für Gartenpläne und Modelle den Ehrenpreis des HeideI -
herger Wirtevereins. I. Lindemann den Preis
des Gartenbauvereins Heidelberg mit 25 Mk.
P. Wetzel für div. Blumenschulartikel den Ehrenpreis des
Herrn Fritz Landfried mit 25 Mark. Wilh. KögeI für
Baumschulartikel Len Ehrenpreis des Herrn D. Haintha-
ler zum „Luxhof" mit 25 Mark. A l t d or f, Mosbach, für
Binderei den Ehrenpreis des Stammtisch's „Kaiserhof"-
Neuenheim mit 25 Mark. Himmer, Stadtgärtner, für be-
sondere Leistungen in Teppichgärtnerei den Ehrenpreis der
Herren Architekt Henkenhaf u. Ebert mit 25 Mark.
Wilh. Prestinari für ein Sortiment abgeschn. Cactus-
Dahlien den Ehrenpreis des Herrn Küpfer, „Europ. Hof".
C. B u s ch für Asparag. Sprengeri den Ehrenpreis von Hrn.
Schmidt mit 20 Mark. A. Dörsam für Cyclamen den
Ehrenpreis des Herrn Priv. H. MüIler mit 10 Mark. L.
Dörsam für Fuchsien, Hochstämme und Zonal Pelargonien-
Neuheiten je einen Ehrenpreis mit 10 Mark der Herren G.
Kühner und Jean Busch. Kottal für ein Obstsorti-
ment den Ehrenpreis des Herrn F. May mit 10 Mark.
Reinhardt, Ziegelhausen, für ein Obstsortiment den
Ehrenpreis des Hrn. Rodrian. Gries für hochst. Stachel-
beeren den Ehrenpreis des Herrn Major v. Koehnhorn
mit 10 Mark.

Vom Großherzog ist auf ein Begrützungstelegramm seitens
des Ausstellungs-Ausfchusses folgendes Antworttelegramm
eingelaufen:

An die Vorsitzenden des Gartenbau-Ausstellungs-Aus-
schusses, die Herren Busch und H e g e r in Heidelberg.

Mainau, den 19. Sept.

„Jch danke den zahlreichen Teilnehmern der Gartenbau-
Ausstellung für die mir gewidmete so freundliche Begrüßung.
Fch hoffe noch immer, die Ausstellung besuchen zu können.

Friedrich, Großherzog."

Danach können unsere Gärtner den Besuch ihres verehrten
Landesherrn, Ler feine helle Freude an der Ausstellung habcn
würde, erwarten.

Aus Zlüdt NNÄ Land.

Heidelbecg, 21. September.

X Von der Universität. Auf dem nächstjährigen inter -
nationalen Gelehrten - Kongreß anläßlich der
Weltausstellung in St. Louis wcrdcn von Dozenten der hie-
sigen Universität, autzer dem Physiologen Professor Dr. K o s-
sel, noch erwartet der Direktor der medizinischen Klinik und
Ordinarius für spezielle Pathologie und Therapie, Geh. Rat
Professor Dr. Wilhelm Erb, der Direktor der Augenklinik
und Ordinarius der Ophthalmologie, Geh. Rat Prof. Dr.
Leber, der Direktor des Anatomischen Jnstituts und Ordi-
narius für Anatomie, Geh. Hofrat Professor Dr. Fürbrin-
g e r , der Ordinarius für Rechtsphilosophie, Staatslehre und
öffentliches Recht, Hofrat Profesfor Dr. Iellinek, der Or-
dinarius für Philosophie, Geh. Rat Professor Dr. W i n d e I-
band, der ordentliche Professor für romcmische Philologie,
Hofrat Dr. Neumann und der jetzige Privatdozent der Na-
tionalökonomie mit dem Charakter eines ordentlichen Honorar-
professors, Dr. Max Weber. Die Ruperto Carola wird dem-
nach in den Septembertagen 1904 in glänzendster Weise in
der neuen Welt jenseits des Ozeans voraussichtlich vertreten
fein. Die Verhandlungen mit den hiesigen und den deutschen
Professoren überhaupt führte der Professor für Philosophie
und Direktor des psychologischen Laboratoriums an der Ha-
Ward-Universität in Cambridge bei Boston, Dr. Hugo Mün -
sterberg, der vor seiner Berufung an die Lerühmteste Hoch-
schule Amerikas Extraordinarius an der Universität Freiburg
war und als junger Doktor beim grotzen Heidelberger Univer-
sitätsjubiläum des Jahres 1886 einen schwungvollen Hymnus
auf Altheidelberg (abgedruckt in der ofsiziellen Festschrift der
„Ruperto Carola") gedichtet hat.

V Schloß- und Stadtgarteu-Kouzert des Orchestervereins.
Die beiden Sonntagskonzerte auf dem Schlosse und im Stadt-
garten, welche in Ferien-Vertretung des städtischen Orchesters
vom Orchester-Verein unter Herrn Kapellmeister Otto Leh-
manns umsichtiger Leitung ausgeführt wurden, hatten sich
dank der günstigen Witterung eines sehr zahlreichen Besuches
zu erfreuen. Die beiden Programme, welche mit Blasmusik
durchgeführt wurden, haben den Beifall der Konzertbesucher
in reichem Maße gefunden. Herr Neumann, der vorzügliche
Tromba-Solist, welcher früher schon Proben seiner tresflichen
Leistungen auf seinem Jnstrumente zum Besten gab, errang
gestern, durch seinen reinen und schönen Vortrag mit „Der
Liebe zum Volke" von Suppe großen Beifall.

1- 6.

Vo. Bom Manöver. Der Großherzog traf gestern von
Schlotz Mainau in Karlsruhe ein, um heute, Montag, an den
Manövern des 14. Armeekorps teilzunehmen, die zwischen
Bretten und Eppingen stattfinden. Der Großherzog wird sich
von Eppingen aus ins Manövergelän-de begeben. Gestern
trafen 30 Offiziere, Mitglieder des großen Generalstabs und
der Artillerie-Inspektion, darunter Se. Exzellenz General-
leutnant von Perband, Generalinspekteur der Futzartik-
lerie (ehemals Kommandeur des Jnfanterie-Regiments Nr.
110), Se. Exzellenz Generalleutnant von Schmidt, Jn-
spekteur der Feldartillerie und Se. Exzellenz Werneburg
hier ein und stiegen im „Grand-Hotel" und „Europäischen
Hof" ab. Der Kriegsminister war erwartet worden,
traf jedoch nicht cin. Am Nachmittag bestchtigten die Herren
die Schönheiten der Stadt. Heute und morgen begeben stch
dieselben mittels Extrazugs in das Manövergelände nach Ep-
pingen. Dortselbst werden morgen die Uebungen der Artillerie
im Scharfschießen und zwar mit schweren Haubitzen beginnen.
Als Zielobjekt ist eine grotze Erdbesestigung aufgeworfen wor-
den. Diese Schießübungen werden im Manöver nur selten
ausgeführt und dürfte ein Besuch des Manövers sehr lohnend
sein. Die Offiziere kehren jeweils abends hierher zurück. Die
Rückreise wird am Mittwoch erfolgen.

H Erkrankung. Wie wir zu unserem Bedauern hören,
ist Herr Professor Rohrhurst nicht unbedenklich erkrankt.

sjfj Stadthalle Heidelberg. Sonntag, den 27. September,
abends 8 Uhr, findet das erste volkstümliche Konzert des Mu-
sikdirektors Boettge mit hervorragendem Programm statt, wo-
rauf wir alle Musikfreunde schon heute aufmerksam machen.
Näheres wird noch bekannt gegeben.

si- Für die neue Brücke der Nebenbahn Weinheiml-Heidel-
berg-Mannheim werden gegenwärtig am Neckarvorland beim
städtischen Grubenhofe Grabungen vorgenommen, um den
Grund zu untersuchen. Wie die ausgesteckten Pfähle zeigen,
soll die neue Brücke längst dem Gruhenhof hingeführt wer-
den.

O Erstochen wurde am Samstag Abend bei eincr Rauferei
in Wiesbaden der Glaser Anton Kramer aus S ch l i e r-
bach. Ein Bruder desselben, der sich einen Zahn ziehen ließ,
zog sich eine Blutvergiftung zu und liegt hier nahezu hofs-
nungslos darnieder. Der Vater, Gärtner Joh. Kramer, wird
wegen des doppelten Unglückes, das ihn betroffen hat, sehr
bedauert.

-si Zum Mordversuch in SchrieSheim wird berichtet, datz
der Jtaliener Corporetto nach Feststellung der Aerzte infolge
der erlittenen Kehlkopfverletzung zeitIebens st u m m
bleiben wird.

X Eingestanden. Der Maurer und der Taglöhner bon
Handschuhsheim, welche verdächtig waren, in der Schröder-
strahe eingebrochen und dabei Geld usw. gestohlen zu haben
und dieserhalb kürzlich verhaftet wurden, haben am Samstag
eingestanden, den Einbruch begangen zu haben. Die Ein-
brecher hatten sich dadurch, daß, sie nicht arbeiteten, aber gut
lebten, berdächtig gemacht. Eine Damenuhr, welche einer der
Beiden einem Mädchen zeigte, über deren Crwerb er sich aber
nicht ausweisen konnte, hatte die Verhaftung zur Folge.

X Diebstahl. Jn der Pfaffengasse stahl gestern ein Haus-
bursche Hemden, welche auf einem Dachboden zum Trocknen
aufgehängt waren. Jn der „Herberge zur Heimat" verkaufte
er die gestohlenen Sachen, Lis sich die Polizei seiner annahm
und ihn in Nummer Sicher brachte.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Taglöhner
wegen Landstreicherei und ein Hausburfche wegen Diebstcchls.
Zur Anzeige kamen 10 Personen wegen Ruhestörunz und
eine Person wegen Körperverletzung.

4- Wieblingen, 21. Sept. (U n g l ü ck s f a l l.) Am
Samstag Nachmittag stürzte der in den 70er Jahren stehende
Landwirt Peter Dehoust von hier beim Sandblätterauf-
hängen von einer etwa 5 Meter hohen Leiter auf das Pfla-
ster. Er zog sich bei dem Sturze so schwere Verletzungen an
der Schulter und am Kopfe zu, daß man ihn nach Anlegung
eines Notverban'des in das akademische Krankenhaus nach Hei-
delberg verbringen mußte.

X Wieblingen, 21. Sept. (S t i f t u n g s f e st.) Gestern
beging der hiesige Radlerklub „Wanderlust" im
Gasthaus zur „Krone" sein erstes Stiftungsfest. Am Nach-
mittag versammelten sich die hicsigen und auswärtigen Sports-
genossen im Saale des Gasthauses zur „Krone" zu einem Fest-
bankett. Der 2. Vorstand, Herr Gramm, hieß die Erschienenen
herzlich willkommen und brachte ein Hoch aus den Nadfahrer-
bund aus. Bei Gesangsvorträgen des Männergesangvereins
„Eintracht" unter der Leitung des Vizedirigenten Herrn M.
Kummler, bei Musikstücken, sowie bei Verlosung eines reich
ausgestatteten Glückshafens unterhielt man sich aufs beste.
Ein Festball im Gasthaus zur „Krone" schloß die Feier.

Malsch, 18. Sept. (U e b e r f a I l e n.) Eine Frau namens
Magdalena Weber aus dem nahen Völkersbach, welche beab-
sichtigte, nach Malsch zu gehen, um dort Einkäufe zu machen,

wurde, wie der „Volksfreund" berichtet, als sie ungefähr noch
20 Minuten von hier entfernt war, von einem bis jetzt unbe-
kannten Manne mit der Aufforderung angehalten, ihr Geld-
ihm zu überreichen. Die Frau erklärte sich bereit, ihre Bar-
schaft, die aus 6 Mark bestand, herzugeben mit der Bitte, ihr
sonst kein Leid anzutun. Der Unhold war jedoch nicht zufrie-
den, sondern wollte, wie es schien, auch die Spuren seiner Tat
verwischen und schoß der Bedauernswerten mit einem Revolver
in den Hinterkopf, würgte sie und schleppte sie in das Gebüfch,
wo er sie liegen ließ, wohl in der Meinung, sein Opfer stumm
gemacht zu haben. Dies war jedoch nicht der Fall. Die Frau
erholte sich wieder und schleppte sich, wenn auch mühsam, nach
Malsch, wo sie am^ersten Hause zusammenbrach. Von dort
wurde sie in das Spital verbracht, wo die Kugel entfernt
wurde. Die Frau liegt jetzt schwer darnieder.

II Weinheim, 20. Sept. (Brand.) Freitag Nachb
brannte das Maschinenhaus des Porphyrwerkes der Firmcr
Hildebrand und Herbel im Weschnitztale vollständig nieder.
Die einstürzenden Mauern demolierten die wertvollen Ma-
schinen unü Geräte. Der Schaden soll sich auf 130—150 00V
Mark belaufen.

8 Karlsruhe, 20. Sept. (Der badische Gast-
wirte - Verband) hatte auf einstimmigen Beschluß des
Verbandstages an das Finanzministerium eine Eingabe gerich-
tet, es möchten in Zukunft 10 Prozent des in Wirtschaftskeller
zur Einlage kommenden offenen Weines wegen der nach Einla--
gerung durch Schwand u. s. w. eintretenhen Verluste steuerfrer
gelassen werden. Das Finanzministerium hat eine ablehnende-
Antwort gegeben mit der Motivierung, datz nach dem Wein--
steuergesetz stets die Gesamtmenge Les zur Einlage gelangen-
den Weines, abgesehen vom neuen Wein und FIaschenweinen„
ohne Rücksicht auf die nachfolgenden Verluste durch Schwand-
usw. zu versteuern sei.

T Villingen, 20. Sept. (Ein Sohnesmord.) Land-
wirt Hammerer, welcher im Berdacht steht, seinen 28jährigen
Sohn in Erdmannsweiler ermordet zu haben, wurde laub
„Konst. Ztg." am Mittwoch mit dem Gefangenentransport nach
Konstanz eingeliefert zur weiteren Einvernahme vor dem Un-
tersuchungsrichter.

Aus Baden. Jn Triberg hält am 3. Oktober ds. Js..
der Verband der mittleren Städte Bädcns seinen 9. ordent-
lichen Städtetag ab.

Theater- und Kunstnachrichten.

— Heidelberg, 21. Sept. Ein neues Konzert-Unterneh-
men ist in verschiedenen größeren Städtcn im Gange unv
wird auch hier baldigst in Kraft trcten. Es wcrden darnach
im Laufe des Winters 4 Abonnements-Konzerte mit nur
e r st e n Kräften im neuen Stadthallesaal stattfinden. Die
Eintrittspreise sind derart gesetzt, datz es endlich einmal Je-
dermann ermöglicht sein wird, erstklassige Konzerte
für ein wirklich billiges Entree zu hören. Die Abonnements-
preise sind Mk. 9, 8, 6, 4 und 2 Mark. Der Anfang der Kon-
zerte ist auf 8 Uhr festgesetzt, damit die Geschäftsleute auch Ge-
legenheit haben, dieselben zu besuchen. Vormerkungen auf
Plätze durch Carl Hochstein.

— Karlsruhe. Frau Kammersängerin Henriette Mottk
hat beim Hoftheater, wie die „Karlsr. Ztg." mitteilt, um ihre
Entlafsung gebeten. Für die „Meistersinger-Uuffüh-
rung" am Sonntag, in der Frau Mottl das Evchen singen
sollte, hatte die Künstlerin sich krank gcmeldet.

— Frankfurter Opernhaus. Frl. Milka Ternina wird
am Montag, den 28.ds„ die Partie der „Elisabeth" in „Tann-
häuser", am Donnerstag, den 1. Okt. (bei aufgehobenem
Abonnement, anfang halb acht Uhr) „Leonore" in „Fidelio"
und Montag, 5. Oktober, „Jsolde" in „Tristan und Jsolde"
singen. Die Vorstellungen finden bei den normalen grotzen
Preisen statt. Platzbestellungen werden von heute entgegen-
genommen.

— München, 19. Sept. Eleonora Duse eröffnete heute
mit ihrer italienischen Truppe ein dreitägiges G a st s p i c l
im Gärtnerplatztheater und wurde als Anna in d'Annunzios
„La citta morta" mit grotzer Begeisterung aufgenommen.

Grotzh. Bad. Hof- und National-Theater in Mannheim»
(Wochen - Spielplan.) Dienstag, 22. Sept., abends
7 Uhr: „Monna Vanna". Mittwoch, 23. Sept., abends T
Uhr: „Jolanthe", Wiener Walzer (Ballet). Donnerstag, 24„
Sept., abends 7 Uhr: „Emilia Galotti". Freitag, 25. Sept.,
abends 7 Uhr: „Der Hochtourist". Sonntag, 27. Sept., abends
halb 7 Uhr: „Die Jüdin". Fm neuen Theater: Donnerstag,
24. 'Sept., abends 8 Uhr: „Schöne Galathee". „Flotte Bur-
schen". Sonntag, 27. Sept., abends halb 8 Uhr: „Der Unter-
präfekt".

Grotzh. Hoftheater Karlsruhe. (W oche n-S pieIpIan.)
Dienstag, 22. Sept., abends 7 Uhr: „Jlsebill, das Märchen von
dem Fischer und seiner Frau". Donnerstag, 24. Sept., abends-
7 Uhr: „Gottfried von Stratzburg". Freitag, 25. Sept., abends
7 Uhr: „Die weiße Dame". Samstag, 26. Sept., abends 7
Uhr: „Der Biberpelz". Sonntag, 27. Sept., abends halb 7
Uhr: „Die Zauberflöte". Mittwoch, 23. Sept., abends 7 Uhrr
„Der Biberpelz."

Grotzh. Hoftheater Darmstadt. (Wochenspielplan.)
Dienstag. 22. Sept., abends 7 Uhr: Zum ersten Male: „Der
Doxnenweg". Mittwoch, 23. Sept., abenüs 7 Uhr: „Jm wei-
tzen Rötzl." Donnerstag, 24. Sept., abends 7 Uhr: Neu ein-
studiert: „Die versunkene Glocke".

Frankfnrter Schauspielhaus. (Wochen-Spielplan.)
Montag, 21. Sept., abends 7 Uhr: „Sittliche Forderung", hie-
rauf „Johannisseuer"; Dienstag, 22., abends 7 Uhr: „Maria
Stuart"; Mittwoch, 28., abends 7 Uhr: „Der Hochtourist";
Donnerstag, 24., abends 7 Uhr: Zum ersten Male „Le Bour-
geois Gentelhomme"; Freitag, 25., abends 7 Uhr: „Sodom's
Ende"; Samstag, 26., abends 7 Uhr: Zum ersten Male „Die
beiden Schulen"; Sonntag, 27., nachm. 3Z4 Uhr: „Alt-Heidel-
berg", abends 7 Uhr: „Die beiden Schulen";- Montag, 28.,.
abends 7 Uhr: „Der Hochtourist".

Frankfurter Opernhaus. (Wochen-Spielpla n.)
Dienstag, 22. September, abends 7 Uhr: „Undine"; Mitt-
woch, 23., abends 7 Uhr: „Die Fledermaus"; Donnerstag, 24.,,
abends 7 Uhr: „Die Regimentstochter", hierauf, neu einstud.:
„Die Verlobung bei der Laterne"; Freitag, 26., abends 8
Uhr: Wagner-Cyklus 10. Abend. „Der Ring des Nibelungen".
Dritter Tag: „Götterdämmerung"; Samstag, 26., abends 7
Uhr: „Die Hugenotten"; Montag, 28., abends 7 Uhr: „Tann-
häuser und der Sängerkrieg auf Wartburg"; Dienstag, 29.,
abends 7 Uhr: Erstes Abonnement-Konzert.

Vom sozialdemokratischen Parteitag.

VI.

Dresden, 19. Sept.

Jn der heutigen Vormittagssitzung erhielt zunächst der
Theoretiker der Partei, Kautsky, das Wort, der ^sehr eifrig
gegen die Revisionisten sprach.

Nach Kautsky kam Bernstein zu Wort; er ist ein besse-
rer Schriftsteller als Redner. Nach dem großen Duell Bebel-
Vollmar ist es keinem der Redner mehr möglich, die Aufmerk-
samkeit der Zuhörer -völlig zu fesseln. Darum auch aus Bern-
steins Rede nur einige Sätze.

Jch bin Revisionist, ja noch mehr, ich bin Bernsteinicmer.
(Grohe Heiterkeit). Schönlank war es zuerst, der von Re-
vision gesprochen hat. Er verlangte in Breslau, dah die so-
zialdemokratischen Begriffe revidiert werden. Jch habe nicht
von Revision des Sozialismus gesprochen, ich habe nur einzelne
 
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