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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0574

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nungsverschiedenheit darüber ob, daß auf dic Dauer der
Betrieb dieses Gleises für Zwecke der elektrischen Straßenbahn
ohne eine Berbreiterung der Brücke und ihrer Fahrbahn nicht
durchführbar sein wird, wenn nicht erhebliche Störungen und
Gefährdungen des Verkehrs eintreten sollen. Jst doch die
jetzige Brückenfahrbahnbreite von nur 6 Meter für den Betrieb
Z w e i e r Straßenbahn-Gleise (süddeutsche Nebenbahn und
städtische elektrische Bahn) und für den sonstigen Wagenver-
kehr, der von Jahr zu Jahr zunimmt, für längere Zeit zweifel-
los unzulänglich. Der Stadtrat hat daher bereits in seinem
Berichte an das Großh. Bezirksamt vom 6. Mai ds. Js. be-
tont, daß es sich im Falle der Genehmigung des städtischerseits
gestellten Antrages wegen Benützung der neuen Brücke für ein
Wleise der elektrischen Bahn nur um Schaffung eines Pro -
visoriums handle, indem ja die Frage der Brückenberbrei-
terung ihrer baldigen Lösung entgegengehe.

Der Verfasser der erwähnten Artikel untersucht sodann
die Frage, ob die von der Großh. Ober-Direktion des Wasser-
und Straßenbaues vorgeschlagene Verbreiterung der Brücke
um 6 Meter notwendig sei oder ob nicht vielmehr eine solche
um 3 Meter, wie sie die Stadt ursprünglich im Jnteresse tun-
lichster Kostenersparnis in Aussicht genommen hatte, genüge,
und gelangt zu dem Ergebnis, daß eine Verbreiterung der
Brücke um 3 Meter ausreichen werde.

Es ist nun natürlich nicht möglich, mit mathematischer Ge-
uauigkeit nachzuweisen, daß die Brücke gerade um 6 Meter ver-
breitert werden muß, wenn den künftigen Bedürfnissen des
Verkehrs in vollem Umfange Rechnung getragen werden soll.

Wir meinen aber denn doch, daß, wenn man überhaupt
an eine Verbreiterung der neuen Brücke herangeht, man sich
davor hüten sollte, aufs neue in den Fehler zu verfallen, der,
auch nach Ansicht des Einsenders jener Artikel, schon einmal
gemacht worden ist, nämlich in dcn zu knapper Bemessung der
Brückenbreite.

llnseres Dafürhaltens mutz diese Breite jetzt so gegriffen
werden, datz sie den Bedürfnissen des Verkehrs in absehbarer
Zeit genügt und daß nicht in 8 oder 10 Jahrcn die Notwendig-
keit eines abH^naligen Erweiterungsbaues sich ergibt.

Datz nun aber die von der Ober-Direktion des Wasser-
und Straßenbaues vorgesehene Verbreiterung der Fahrbahn
Lon 6 auf 10 Meter und die Gehwege von 2 auf 3 Meter den
Verkehrsbedürfnissen viel längcr gerecht werden wird, als das
s. Zt. im Auftrage der Stadt von der Etzlinger Maschinenfabrik
ausgearbeitete Projekt, welches bloß eine Verbreiterung der
Fahrbahn von 6 auf 9 Meter unter Belassung der Gehwege
in ihrer gegenwärtigen Breite von je 2 Meter in Aussicht
nahm, ist ohne Weiteres einleuchtend und auch von dem Sach-
verständigen dieser Fabrik, welcher jenes Projekt cntworfcn
hatte und dem unlängst Gelegenheit gegeben wurde, sich über
die Vorschläge der Ober-Direktion zu äußern, ohne Weiteres
zugestanden worden. Der Sachverständige hat unumwunden
erklärt, daß das-staatliche Projekt das technisch vollkommenere,
Len künftigen Verkehrsbedürfnissen in ausgiebigerem Maße
Mechnung-ckiragende und däher den Vorzug verdienende sei.

Freilich ist der Ausführung dieses Projekts nur dann das
Wort zu -reden, wenn man der Ueberzeugung ist, datz der Ver-
ckehr auf der neuen Brücke sich in Zukunft noch bedeutend stei-
gern wird. Wir haben aber diese Ueberzeugung in vollstem
Umfange. Die Stadtteile auf dem rechten Neckarufer besitzen
jetzt schon eine Bevölkerung von etwa 10 000 Seelen, die sich
vielleicht in 12—15 Jahren verdoppelt haben wird, und daß
da der Verkehr, und zwar nicht nur der Fuhrwerks-, sondern
auch der Futzgängerverkehr, immer größere Dimensionen an-
nehmen wird, ist mit absoluter Sicherheit zu erwarten.

Allerdings werden die Personen, welche in der Folge mit
der elektrischen Bahn übstr die Brücke fahren, die Trottoirs
nicht benutzen. Wir halten aber die dadurch eintretende Ent-
lastung der Gehwege für sehr geringfügig, wie denn auch der in
einigen Jahren zu erwartende Wegfall des Schotterverkehrs
der Nebenbahn zwischen Heidelberg und Handschuhsheim sowie
die spätere Errichtung einer dritten Neckarbrücke in ihren Wir-
kungen für den Verkehr auf der jetzigen neuen Brücke in An-
betracht der bis dahin zweifellos eingetretenen weiteren Zu-
nahme der auf die Benützung dieses Bauwerks angewiesencn
Bevölkerung nicht überschatzt werden dürfen.

Wird aber das Projekt der Ober-Direktion ausgeführt,
so ist die naturgemätze Folge die, daß ein höherer Aufwand
-entsteht, als wenn das Weniger, nämlich nur eine Verbreite-
rung der Brücke um 3 Meter, zur Ausführung gelangt.

Die Stadt muß ersterenfalls, wie aus der stadträtlichen
Vorlage hervorgeht, mit einem Gesamtaufwand rechnen, wel-
-cher, wenn man die der Stadtgemeinde allein zufallenden Ko-
sten der Bauherstellunzen an der rechtsseitigen Zufahrtsstraße
sowie der Verlegung der städtischen Kabel- und sonstigen Lei-
tungen mit in Betracht zieht, etwa 275 000 Mark betragen
tvird, sich aber um weitere 11 000 Mark erhöhen kann, wenn
es wider Erwarten nicht gelingen sollte, die süddeutsche Eisen-
bahngesellschaft zur Zahlung dieser Summe zu veranlassen.

Der Verfasser der Artikel im „Tageblatt" hält nun ein der-
nrtiges Opfcr der Stadt für zu groß. Er vertritt den Stand-
punkt, daß die Stadt überhaupt zu einem höheren Beitrag, als
zu einem Drittel der Gesamtkosten nach Paragraph 17 des
Straßengesetzes nicht herangezogen werden könne. Die Gesamt-
kosten seien auf 504 000 Mk. berechnet. Also könne der Stadt,
sclbst wenn man das umfassendere Projekt der Obcr-Direktion
ausführe, cin höherer Beitrag, als ein solcher von 168 000
Mark, nicht angesonnen werden.

Diese Argumentation übersieht, daß der Paragraph 17 des
Straßengesetzes nach der ihm seither zu teil gewordenen Aus-
legung nur diejenigen Bauherstellungen im Auge hat, welche
im Jnteresse dcs eigentlichcn Landstratzenverkehrs zu überneh-
men sind. Letzterer ist seiner Natur nach im wesentlichen
Fernverkehr, und es macht die Ober-Direktion des Wasser-
und Straßenbaues geltend, daß für dicsen eine Verbreiterung
der Brückenfahrbahn von 6 aus 9 Meter genüge; es sei ällein
die Rücksicht auf den lokalen Verkehr, insbesondere auf den Be-
trieb einer elektrischcn Straßenbahn und auf den lcbhaftcn
Fußgängerverkehr, dic eine Verbreiterung der Fahrbahn auf
10 Meter und der leiderseitigen Gehwege von 2 auf 3 Meter
-erheische. Darum erscheine es auch als billig, daß die, auf
Liese Verbreiterung entfallenden Kosten mit 149 500 Mark
von der Stadt zum Voraus übernommen würden.

Wir bemerken, datz eine solche Jnterpretation genannter
Wesetzesstelle äuch für Heidelberg nichts neues ist. Bereits
anfangs der 1890er Jahre wurden bei der Korrektion der
Bergheimer wie der Rohrbacher Straße, welch' beide damals
inncrhalb Ortsetters noch Landstraßen waren, während die
Lctzfallsigen Stratzenstrecken jetzt Gemeindewege sind, die nicht
durch die Bedürfnisse des allgemeinen, sondern des örtlichen
Verkehrs entstandcnen Kosten seitens der staatlichen Wasser-
und stratzenbau-Verwaltung der Stadtgemeinde vorwcg zu-
geschieden und von letzterer auch tatsächlich übernommcn.

Es vcrspricht deshalb ein Versuch, den oben angegebenen
'Vorausbeitrag der Stadtgemeinde ganz oder zum Teil aus
der Welt zu fchaffen, keinen Erfolg. Vielmehr würde die Wei-
gerung der Stadt, diesen Vorausbeitrag zu leisten, den Effekt
haben, daß die erste Rate des den Staat treffenden Kostenteils
von zusammen 288 000 Mark (wovon übrigens 9000 Mark
durch dcn der Gemeinde Dossenheim angesonnenen Beitrag
wieder gedeckt werden) im Entwurf des Staatsbudgets für
1904—1905, in den sie infolge der Bemühungen der städti-
schen Verwaltung einstweilen aufgenommen worden ist, wie-
der gestrichen würde. Damit aber wäre bei der gegenwärtigcn
Finanzlage des Staats und bei den vielen anderen, an die
staatliche Wasser- und Stratzenbauverwaltung herantretenden

Anforderungen die Sache für die nächste, wahrscheinlich sogar s
für längere Zeit begraben. Wir würden dies lebhaft bedauern,
da im Jnteresse einer gedeihlichen Entwicklung der Stgdtteile
auf dem rechten Neckarufer, aber auch der Gesamtstadt, die
Schaffung guter Verkehrs-Verbindungen zwischen Alt- und
Neu-Heidelberg durchaus geboten ist. Dazu gehört aber un-
seres Erachtens auch die Wiedergutmachung des Fehlers, der
in den siebenziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durch Er-
stellung einer zu schmalen Brücke begangen worden ist. Für
jene Brücke, die höchstens den Bedürfnissen des^-Landstratzen-
verkehrs genügen konnte, einen Vorausbeitrag zu leisten, hatte
die Stadt allerdings keine Veranlassung. Dagegen lätzt es sich
vertreten, daß sie jetzt, da auch dem Lokalverkehr weitgehende
Rücksicht getragen werden soll, ihr Jnteresse an der großen
Verbesserung, um die es sich handelt, durch Leistung eines an-
gemessenen Vorausbeitrags betätigt.

Wir können hiernach die Bedenken, welche in den in Frage
stehenden Artikeln geäußert worden sind, nicht für zutreffend
halten und hoffen, daß der BürgerauDschuß die stadträtliche
Vorlage genehmigen wird.

Aus SLadL AAÄ LüNd.

Heidelberg, 22. September.

Von der Universität. Den philosophischen Doktorhut er-
warb sich „cum laude" an der hiestgen Universität Fräulein
Marie Brie in Germanistik als Hauptfach. Fräulein Dr. Brie
ist eine Tochter des Breslauer Ordinarius für öffentliches
Recht, Professor Dr. Siegfried Brie, und 1878 in Rostock ge-
boren. Jhre Dissertation behandelt „Savonarola in der
deutschen Literatur."

ch Unbegründete Besorgnis. Professor Rohrhur st teilt
uns mit, datz unsere Besorgnis insofern nicht begründet ist,
als er seit Wochen etwas unpäßlich und arbeitsunfähig war,
jetzt aber wieder auf dem Weg der Besserung sich befindet und
in einigen Tagen seinen Dienst wieder übernehmen zu können
hofft.

Gartenbauausstellung. Der Gesamtplan der Ausschh-.^
lung ist von der hiesigen Landschaftsgärtnerei Kämmerl'
ling u. Krause entworfen und ausgeführt. Das Arran-
gement gibt ein glänzendes Zeugnis von der Leistungsfähig-
keit dieser Firma, welche durch ihre Ausstellung von Plänen
und Modellen zahlreicher Garten- und Parkanlagen sehr schön
vertreten ist. Die Ausstellung ist übrigens noch immer geöff-
net und hat einen zahlreichen Besuch, auch von auswärts, zu
verzeichnen.

Verzeichnis der I., II., III. und IV. Preise

N a m e n

i

Preise

II j III !

IV

W. Prestinari . .


9

1



C. Busch . . .



7

4



C. Sch-rf .



4

4

2


H. Scheurer ....

H -


7

1



L. Dörsam ....



5

1

3.


B. Voth ....



6

9

1


A. Dörfam.



4

11

1

1

C. Greiser.



5

2

2


C. F. Salrein ....



2

2

1


A. Fißler.



7

2



Schlickenrieder ....




2



F- Heger.



2

3

2


Woyahn .....




1



M. Siurm, Salrein Nachf. .





1


I. Mendorf ....






1

I. Lindemann ....



1

4

1


V. Busch ....



2

2



P. Veii . . .




i

1


F. Koital.



1


1


I. Reinhard



2

i

1


Klinqmann und Veiier .



8




W. Kögel




i



P. Wetzel ....




i

1


I. Hoffmann





3


E. Vollyeim




i



I- Frieß .....



1

i



Diplome erhielten:

B. Betzler, Goos L Toll, I. Mayer jun., R. O. Mayer
F. Liefhold, Zinkornamentenfabrik, R. Henßer, M. Bati.

V Glasmalerei. Jn der St. Peterskirche hatte G. Herm.
Beiler jr. hier ein spätgotisches Kirchenfenster ausgestellt,
das derselbe im Auftrag Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs
ausführte und welches für die neue katholische Kirche in Rei-
lingen bestimmt ist. Leider konnte das Fenster in seiner gan-
zen Größe nicht ausgestellt werden, da es an gelegenem Orte
an Raumhöhe fehlte. Doch konnte man das Fenster als ein
Ganzes sehen aus der ebenfalls ausgestellten Skizze.
Diese Arbeit, eine rein künstlerische und durch

ihre Auffassung eine äuherst gelungene, beweist uns,

daß der Künstler es wohl verstanden hat, seiner Auf-
gabe gerecht zu werden, denn, wenn auch dassel-be in streng
spätgotischem Stil durchgeführt ist, so ist es doch durch sein
harmonisches Zusammenwirken vom Architektonischen und Fi-
gurelien unserer heutigen modernen Anschauung angepätzt,
insbesondere, datz die gefällig gestalteten Unmritzlinien und das
Nebeneinandersetzen der lebhaften Farben wie völle Akkorde
auf uns wirken. Die Kirche in Reilingen kann stolz sein, dieses
Fenster, das eine Zierde für sie sein wird, ihr Eigen zu nen-
nen. v. W.

Znsammenstellbare Fahrscheinhefte. Mit dem 1. Oktober
ds. Js. tritt, durch die Aufnahme der wichtigsten Schiff -
fahrtsstratzen des Mittelländischen Meeres
eine bedeutende Erweiterung des Gebiets ein, für das z u -
s a m m e n st e l l b a r e F a h r s ch e i n h e f t e ausgefertigt
werden können. Nachdem auf 1. Juni ds. Js. die Hauptbah-
nen Frankreichs und Jtaliens diesem Gebiet beigetreten sind,
schließen an die Häfen dieser Länder nunmehr auch die
Schiffsstrecken Marseille—Algier, Oran, Tunis und Tripolis;
Neapel—Messtna, Palermo und Alexandrien; Palermo—Tu-
nis; Brindisi—Alexandrien, Corfu, Piräus, Konstantinopel
u. a. m. an, so datz vom 1. Oktober ds. Js. Fahrscheinhefte
für die verkehrsreichsten Länder Europas und für die verbin-
denden Schiffsunternehm-ungen zusammengestellt werden kön-
nen. England, Spanien, Portugal und Nußland sind der Ein-
richtung noch nicht beigetreten.

X Jüdischer Feiertag. Die Jsraeliten feiern heute Neu-
jahr. Nach ihrer Zählung Leginnt heute das Jahr 5664.

X Durchgegangenes Fuhrwerk. Gestern A-bend scheuten
auf der Unteren Neckarstratze in der Nähe der Stadthalle die
Pferde einer herrschaftlichen Equipage aus Ziegelhausen vor
ein-er Dampf-Sägemaschine. Der Kutscher, welcher auf dem
Bocke saß, verlor die Herrschaft über dic Pferde und konnte
nicht hindern, datz die Tiere in vollem Galopp durch das west-
liche Marstalltor in den Marstallhof rasten. Es schien ihm
unmöglich, mit heiler Haut durch den südlichen Torbogen zu
gelangen; er sprang deshalb ab und überließ Pfcrde und Wa-
gen ihrem Schicksal. Dieses war gnädig und ließ die Pferde
in eine unter dem Torbogen befindliche Tür rennen. Die
Pferde wurden dadurch zum Stehen gebracht; sie hatten keiner-
lei Verletzungen davongetragen. Am Wagen selbst war nur
die Deichsel zerbrochen. Auch der Kutscher hatte sich
beim Abspringen nur einige Hautabschürfungen zugezogen.

Jn dem Wagen hatten sich zwer Damen befunden, welche beiM
Scheucn der Pferde schon an der Stadthalle den Wagen ver-
ließen.

X Nnfälle. Dem Maurer Georg Werner, wohnhast
in dcr Krahnengasse, fiel gestern bcim Schulhausabbruch in
der Grabengasse ein Balken auf den rechten Fuß und drückte
ihm densclbcn ab. Der Verletzte wurde ins akademische Kran-
kenhaus übersührt. —- Gestern Vormittag halb 9 Uhr stürztb
das 14 Monate alte Kind des Schneidermeisters Abendst
s ch e i n in Neuenheim, Brückenstraße 29, die Treppe vom 4. in
den 3. Stock hinunter und trug dabei einen Schädelbruch da-°
von.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden 2 Frauenzimmec
wezen Unherziehens, ein Schiffsjungc und ein Steinbrecher
wegcn Bettelns und Landstreicherei. Zur Anzeige kamen t
Personen wegen Ruhestörung und ein Schifferdecker wegeü
Körperverletzung.

Mannheim, 21. Sept. (Einen traurigenBei-
trag) zu dem Kapitel „Schlechte Zeiten" lieferte die aM
Samstag, den 19. d. M. vorgenommene Zwangsversteigerung
dcs Hotels Landsberg M. 5, 8-9. Die Liegenschaft war stadt-
rätlich ohne Jnventar zu 220 000 Mk. geschäht. Es erfolgte
im Steigerungstermin für das Hotel einschließlich Jnventar
cin Anzebot, das der ersten Hypothekargläubigerin — einec
hiesigen Bank mit 158 000 Mk., womit gerade die erste Hypo-
thek einschließlich Zinsen und Kosten gedeckt wurde. Da die
Liegenschaft mit 270 000 Mk. belastet war — die zweitc HY-
pothek war einc sogenannte mündelsichere Anlageü — komrnen
110 000 Mk. in Ausfall. Ein weiterer Kommcntar ist über-
flüssig. ^ )

V Wiesloch, 21. Sept. (Selbstmor d.) Heute Vormit-
tag erschoß sich in seiner Wohnung dahier der frühere Be-
zirksgeometer Greder mittelst eines Revolvers. Die Kugel
drang durch das Schlqfenbein ins Gehirn und hatte wahr-
scheinlich den sofortigen Tod zur Folge. Zahlungsschwierig-
teiten möchten wohl Ursächö gewesen sein, die den ganz allein-
stehenden Witwer, dqr eine etwas exzentrische Natur war, in
den Tod getrieben habeu. Der Verstorbene war seit drei Jah-
ren hier. Seit Frühjahr dieses Jahres lebte derselbe im Pen-
sionsstande.

Karlsruhe, 21. Sept. (D i e Organisation des
Zentrums) macht inimer Fortschritte. Die katholischen
Männerverciue der Stadt halten künftig alle 6 Wochen eine
gemeinsame Versammlung unter ihrem neuen Oüerhauptc,
Landesgerichtsrat Edm. Schmitt. Jn der Versammlung sollen
Tagesfragen besprochen und die Treugefühle der Anhänger
gestärkt werden. Zum Zweck des zahlreichen Besuches der
ersten, am 23. September stattfindenden Versammlung wird
lebhaft agitiert.

Haslach, 21. Sept. (D e n k m a l s-E inweihung.)
Bei prächtigem Wetter fand gestern hier die Einweihung dcs
Karl Sandhas-Denkmals statt. Die Festrede hi-elt Hcrr
Rechtsanwalt Arnrbruster-Freiburg, in dcr er Hansjakob als
den mtellektuellen Urheber des Denkmals und dem Denkmals-
Komitee seinen Dank aussprach. Das Denkmal ist ein Bronze-
relief in cinem Granitblock, einem sogenannten Findling.

Theater- und Kunstnachrichten.

— Karlsrnhe, 20. Sept. Die Kündigung der Kammer-
sängerin Frau Henriette Mottl kam der Theaterver-
waltung wie dem Publikum völlig überraschend. Iluch Frau
-Mottl selbst scheint ihren Entschlutz erst in jüngster Zeit gefaht
zu haben, sonst hätte sie doch sicherlich aus Rückstcht aus das
Hoftheater ihre Verpflichtung nicht mitten in der Spielzeit,
sondern schon aus Schluß der letzten Spielzeit gelöst. Die
Stimme der begabten Künstlerin hat allerdings an Wohllaut
in letzter Zeit erhcblich eingebüßt und durch die Erholung
während der Ferien ihre frühere Gcschmeidigkeit nicht mehr er-
langt. Das Wagncrsingen hat die sütze Stintme ruiniert.
Die abfällige Beurteilung, die die hiesigen Theater-
kritiken der Künstlerin deshalb angedeihen ließen, hahen sie
ohne Zweifel veranlatzt, ihren Vertrag auf 1. Januar k. I. zu
kündigen und damit die Bitte zu verbinden, ihre Beschäftigung
aus das Mindcstmaß zu beschränken. Sie war auch in letzter
Zeit schr häufig vou Unpätzlichkeiten heimgesucht, die weder
Frau Mottl noch dern Theater angenehm sein konnten. Frau
Mottl wird, soviel bis jetzt feststeht, ihren Gatten nicht nach
Amerika begleiten, sondern voraussichtlich nach Wien über-
siedeln.

Wien, 21. Sept. Der Komponist Rückhardt ist ge-
st o r b e n.

Eingesandt.

Die Bewohner Neuenheims und des Bergheimer Viertels
wundern sich, daß die vor kurzcm provisorisch eröffnete Fähre
an der Treitschkestratze ihren Betricb wieder eingestellt hat.
Wie man hört, hapert es an der definitivcn Erlaubnis seitens
des Ministeriums. Die Bewohner der dortigen Gegend wür-
den der Behördc sehr dankbar sein, wenn die Angclegenheit be-
schleunigt und die Verkehrsverbindung bald definitiv einge-
sührt werdc. _ t.

Handel und Berkehr.

Mairuke-nr. 18. Scpiember.! Oberrbeinischc Bank —.— B-,
95.— G. Rhein. Creditdank - B, 139.75 G. Rhein. Hyp.-
Bank 190.25 G., —B.. Branerei Kieinlein, Heidelberg, G.,
180.— B. Schroedl'sche Brauerei Heidelberg -.— B., 180.— G.
Portland-Zementwerk Heiüelberg —.— G., 110.— B.

N ecka r.

Heidelbsrg. 22., 1.34, gef. 0,09m
HeilbronK 21.. 0.84, gef. 0.66 m
Maunyeim, 21, 4.01 gef., 0.10 m

R y e i n.

Sauterburg 21., 3 86. gef. 0.16 m
Maxau 2t.. 4.08, gef. 0.14w

Nannheim. 21.. 3.60, gef 0.10w

Der Kaiser in Danzig.

Danzig, 21. Sept. Der Kaiser ist 4-A Uhr zur
Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelms I-
hier eingetroffen. Am Vah-nhof stand eine Ehrenkompag-
nie des 128. Jnfanterie-Regiments. Der Kaiser stieg
mit seinem Gefolge am Bahnhof zu Pferde und ritt, ge-
folgt von einer Eskadron des 1. Lelb-Husarsn-Regiments
zum Dsnkmalsplatz. Zn beiden Seiten des Weges standen
Abteilungcn der Danziger Garnison sowie Mannschaften
der im Hafen liegenden Kriegsschiffe „Hildebrand" und
„Bewulf".

Danzig, 21. Sept. Der DenkmalspIatz war
beim hohen Tor mit Maggenmasten und Girlanden um-
zogen. Anf drei Seiten w-aren große Tribünen ercichtet.
Zur Teilnahme an der Feier hatten sich u. a. eingefunden
Reichskanzler Graf Bulow, die Minister Rheinbaben, von
Podbielski, t>. Einem, die Spitzen d-er Behörden. Der
Kaiser, bei seiner Ankunft von der nach Tausenden
zählenden Menschenmenge mit lebhaften Zurufen begrüßt,
nahm, nachdem er die Front der Ehrenkompanie und bei-
der Husarenregimenter abgeritten hatte, dem Denkmal
gegenüber Ausstellung. 600 Sängsr eröffneten die Feier
mit dem Gesang „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre".
Dann ergriff der Vorsitzende des Prövinziallandtagies
 
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