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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1903 - 31. Oktober 1903)
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Bayeni.

M ünche n, 6. Oktober. Die Kammer der A b g e o r d-
rreten setzte heute die Besprechung W' I nterp ella-
tionen über die Verstaatl i ch n u g der Pfä 1 zsr-
-bahnen fort. Minister v. P o d snn i l s betonte noch-
mals, daß das vorläusige Hinausschieben der Verstaat-
lichung nur dadurch bedingt wurde, daß keine wirts-chaft-
lichen Gründe die sosortige Verstaatlichung als notwendig
erscheinen ließen und daß durch das Hinausschieben keine
Schädigung zu befürchten ist, ferner datz durch die so-
ffortige Uebernahme das bayrische Budget stark belastet und
Lie Staatsschuld noch mehr erhöht würde; andere Gründs
gäbe es nicht. Der Minister gibt dann genaue Ziffern
Wer die Erträgnisse der Pfälzerbahnen, die sie unter
staatlicher Verwaltung haben würden und über die Be-
lastung des bayrischen Budgets und weist die Behauptung,
daß hochgesieüie Aktionäre der Pfälzerbahnen auf die
Frage der Verstaatlichung einen Einfluß hätten, als
völlig unbegründet zurück. Den Akticnären sei mit dem
Hinausschieben nicht gedient, l/mn bei dem Bekanntwerden
des Aufschubs seien die Aksten gefallen. Bezüglich der
Befürchtungi - daß öie Nachbarstaaten eine Ablenkung des
chfälzischen Verkehrs versuchen würden^ bemerkte der Mi-
nister: Wir tzgben von Seiten der preußischen Re-
igierung in Eisenbahnangelegenheiten stets ein bundes°
sr eu n üs ch a s t li ches Entgegenkommen ge-
fundeii und balren uns zu der Erwartung berechtigt, daß
auch ii! Zukum'r ein solches Entgsgenkommen gewahrt wer-
den wird, - Wenn es unsere R e se r v a t recht e gilt,
NMden wir es an der nötigen Schneidigkeit
mcht 'ehlen kaisen, wenn es nottut. Aber wir glauben,
die hier in Berrach: kommenden Angelegenheiten aus dem
Wege gegenseitigen freundschaftlichen Entgegenkommens
besser sördern und denselben Weg weitergehen zu können,
ben wir bisher erfolgreich beschritten haöen. Jm weiteren
Verlaufe der sich hieran anschließenden Erörterung fiihrts
Finanzminister Dr. v. Riedel aus, die VerstaailichungS-
srage sei so wichtig, daß sie mit größter Ruhe und Kühle
bshandelt werden müsse. Jn dem von 40 Jahren mit
den Pfälzerbahnen abgeschlossenen Vertrage übsr eine
sventuelle Verstaatlichung seien eine Reihe schwieriger Fra-
gen enihailen, die nicht im Handumdrehen gelöst werden
könräen; M Pfalz,,werde qicht lie'blos behandslt. Aui-
geschobsn sei auch chier nijb! aufgehoben. Weiterberatung
znvrienl i ---

>,:i

AuÄM».

Oesterrcich-llngarn.

P e st, 4. Dktober. Seit einigen Tagen weilt hier ber
matürliche Sohn des Verstorbsnen Königs Milan
und der Artemisia Christitsch zum Besuche bei seinem
Paten, dem Grafen Eugen Zichy. Er erklärte einem Mik-
arbeiter des Bu-dapester Tageblattes, er besitze das volle
Anrecht auf den serbischen Throü, da ihn sein Vater adop-
tiert habe. Die auf die Adoption bezüglichen Urkunden
befänden sich in den.Händen seines Nechtsanwalts. Er
lasse die Hoffnung nicht fahren, seins Rechte in Serbien
geltsnd zu machem- Dör junge Mann, der den Namen
Milan führt, und seinem Vater wie aus dem Gesicht ge-
schnitten ist, wollte ins Wiener Theresianum eintreien,
wurde jedoch aus höhere Anweisung abgewiesen. Er er-
klärt, seine Aufnahme in eine Schule zu Gotha könne als
feststehend betrachtet werden.

England.

— Die Nede, die Mr. BaIfour in Sheffield hielt,
wurde gleichzeitig in London öon einer Anzahl
Journalisten gehört, die sich, während Balfour in der
220 englischen Meilen entfernten Stadt sprach, in den
Bureaus der EIek t r o p h o n g e s e l l s ch a f t ver-
fammelt hatten. Die 'Einrichtungen waren so vorzüglich
getroffen worden, daß §ie Herren bequem in den Lehn-
stühlen sitzend jedes Wort, das der Premierminister sprach,
genau verstehen konnten, auch nicht die geringste Nnance
ging verloren, ja, man konnte selbst die Zurufe aus dem
Publikum, die Cheers und dergleichen mchr hören. Einer
ber Journalisten, die den Vorzug genaßen, aus dieser
Entfernung den Premierminister sprechen zu hören, be-
hauptet sogar in seinem Bericht, deutlich gehört zu haben,
wie in dem Moment, als Balfour die TribUne verließ,
ein Stuhl bei Seite gerückt wurde, der offenbar im Wege
stand. Einige Redakteure der großen Tageszeitungen waren
anwcsend und schrieben ihre Leitartikel dort unter dem
Eindruck der Rede, die in einer so gewaltigen Entfernung
gehalten wuvde. Jn dem Saal, in dem der Premier-
minister sprach, konnte man von den Vorrichtungen, die
das ermöglichten, kaum etwas sehen, nur zwei kleine, rohr-
ahnliche Apparate, deren Oeffnungen nicht viel größer
waren, als etwa das Zifferblatt einer Uhr, waren über
bem Tisch gerade gegenüber von dem Redner angebracht,
fodaß die, die nichts von der Sache wußten, disselbsn
kaüm bemerken konnten.

London, 6. Oktober. Jn einem Briefe, den Mi-
uisterpräsident-M alfour am 3. Oktober an den H er
zog vonDevonshire gerichtet hat, spricht er seine
Verwunderung aus, daß der Herzog ihm in einem Tele-
gramm mitgeteilt habe, dah-er demissionier e. Bal-
four erinnert den Hsrzog daran, daß er am 16. Sept.
versprochen habe, im Kabinett zu Verbleiben, nachdem
bie Politik der Partei nach allen Richtungen erörtert und
er dann an der Neubildung des Kabinetts mitgearbeitet
chabe. Aus dem Briefe Balfours geht hervor, daß der
Herzog sein Entlassungsgesuch mit der Rede Balfours in
Sheffisld begründet hat. Balfour behauptet in seinem
Briefe, daß zwischen der Sheffielder Rede und der Politik,
wie er sie in seiner Broschüre und seinem an Chamberlain
anläßlich dessen Entlassungsgesuches gerichteten Briefe
auSeinandergesetzt habe, keine Verschisdenheit bestehe.

Bröschüre wie Brief seien dem Herzog vorgelegt worden.
Balfour beklagt sich dann bitter über die Handluttgsweise
des Herzogs, die er nicht verftehe, besonders weil sie die
heilsamen Wirkungen, 'die er von seiner Shefielder Rede
erwartst, in Frage stellen und den Zwiespalt in der
Partei verstärkm werde.

Afrika.

— Dem „Standard" wird aus Durban gemeldet: Jn
einer Versammlung von Buren in Vryheid, die am
Samstag a'bgehalten wurde, sprach General Botha
von der in Europa gesammelten Geldsumme und teilte
mit, es handle sich um' 130 000 Pfund Sterling. Das
Geld werde von einem Komitee in Transvaal verwaltet.
Meses habe die Summe zwischen der Kapkolonie, der
Oranjekolonie und Transvaal geteilt. Die auf Trans-
vaal entfallende Summe sei sehr gering und belaufe sich
auf 40—50 000 Pfund Sterling für die Witwen, 30 000
Pfund Sterling für die Erziehung der Kinder. Die für
ihn selbft und Delarey besttmmte Summe sei in der obi-
gen Summe mit einbegriffen, und bilde einen Reserve-
sons von 15 000 Pfund. Botha fordert die Versammlung
auf, die Unabhängigkeit zu wahren, die jetzt darin bestehe,
die Muttersprache nicht preiszugeben.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 7. Oktober.

X Bachvereins-Konzerte. Wis wir vernehmen, beabsichtigi
der Vorstand des Bachvereins von jeht an seine Konzerte
außer zu den bisherigen Preisen auch zu ganz billigen
Preisen einem grötzeren Pnblikum zugänglich zu machen.
Das wird ermöglicht durch den grotzen Raum, der ihm in der
neuen Stadthalle zur Verfügung steht. Wir begrü-
tzen diese Neuerung im Jnteresse der Minderbemittelten aufs
lebhafteste.

-p Kaiser-Panorama. Diese Woche ist eine Reise in die
italienischen Alpen ausgestellt, welche uns das Großartigste
zeigt, was die Natur an Schönheiten auf dem Erdenrund
aufzuweisen hat. Die Alpen mit ihren ins Unenbliche auf-
steigenden Bergriesen, dem Montblanc, dem Monte Rosa, dem
Monte della Loccie usw., mit ihren Gletschern und Schluchten,
ans denen Mutter Sonne nie das Eis herausznschmelzen ver-
mag, bieten dem Auge Stoff in Hülle und Fülle. Aber selbst
in diesen schwindelnden Höhen treffen wir ein schützendes
Dach, welches uns nach dem mühevollen Aufstieg gastsicheN
Aufenthalt gewährt. Besonders gefahrvolle Stellen ffnden
wir am Gletscher Geant, und wenn man so in ben Fstblick
dieser Eis- und Schneefelder vertieft ist, erscheint es fast un-
glaublich, wie das fränzosische Heer unter Whrnng Navo-
lec-ns I. dieses Gebirge überschreiten kokinte. 'Me biesisthlige
Reife ist einzig schön, großartig und interessMt Mb.MMAdtm
unver-geßlich bleiben. ^ F" ,(^ ;

Fernsprechverkehr. Zum FernsprechWktzlfW rfiik
Heidelberg sind zugelassen: Löffingen, Dittishausen, Gösch-
weiler, Reiselfingen und Röthenbach (Baden). Die Gebühr
beträgt 1 Mk.

-p Monatsbericht der städtischen Arbeitsnachweis-Anstalt
Heidelberg. Nach amtlicher Zusammenstellung wurden im
Monat September 1903 im ganzen 1164 Gesuche eingetragen,
492 von Arbeitgebern, 361 für männl., 113 für Weibl. Per-
sonal, welche 757 Arbsitskräfte, 614 männl., 143 weibl., ver-
langten und die 773 Arbeitskräste, 663 männl., 110 weibl.,
zugewiesen erhielten. Arbeitnehmer wurden 690 eingetragen,
608 männl., 82 weibl., und konnte 672 sofort Arbeit nachge-
wiesen werden, 695 männl., 77 weibl. Befriedigt wurden im
ganzen 917, darunter 381 Arbeitgeber, 320 männl., 61 weibl.,
und 586 Arbeitnehmer, 475 männl., 61 weibl. Personen.
Arbeitnehmer, welche aber auf einen Cintrag verzichteten, da
ihnen nicht sofort passende Arbeit nachgewiesen werden konnte,
haben noch 618 bei der Anstalt vorgesprochen, 604 männl., 14
weibl. Leider ist bei unserer Anstalt immer noch ein starker
Mangel weiblicher Dienstboten zll verzeichnen, was auf. die
groß-e Konkurrenz der vielen gcwerbsmäßigen Vermittler zu-
rückzuführen sein dürfte.

— Rasch tritt der Tod den Menschen an. Fern von der
Heimat ist in der Nacht vom Sonntag auf Montag in einem
hiesigen Gasthof ein Lehrer aus Thal-Lichtenberg, Bez. Tricr,
einem Schlaganfall erlegen. Der Verstorbene, welcher magen-
leidend war, wo'llte sich hier im akademischen Krank-enhaus
einer Operation unterziehen. Er kam Ende der vorigen Woche
hier an, wurde -aber im Krankenhaus, da kein Platz frei war,
mit der Bemerkung abgewiesen, am Montag wieder zu kom-
men. Am Sonntag Mend ging er in seinem Gasthof wohlge-
mut zu Bett, um, wi-e er sagte, sich am Moutag rechtzeitig ins
Krcmkenhaus zu begeben. Die Wirtsleute kümmcrten sich in-
folgedessen am Montag nicht weiter um ihn. Erst gestern
Morgen, als man das Zimmer immer noch v-erschlossen fand
und auf eine Nachfrage im Krcmkenhaus erfuhr, daß der Leh-
r-er nicht angekommen sei, brach man das Zimmer auf und
fand ihn tot im Bett liegen.

Unfälle. Von seinem eigenen Fuhrwerk überfahren
wurde gestern der Fuhrmann Kettemann von Kirchheim,
als er sich mit einem schwer beladenen Wag-en Backsteine von
Brühl auf der Heimfahrt befand. Hinter Schwetzin-gen wollte
er auf den Wagen steigen, trat aber fchl und fiel untcr die
Räder, welche über ihu hinw-eggingen und ihm den rechten
Fuß zerquetschten. Außerdem erlitt er am Oberschenkel
schwere Verletzungen, sodaß er ins akademische Krankenhaus
verbracht werden mußte. Andere Fuhrleute, welche vor Ket-
tenmann herfuhren, merkten gar nicht, daß ihm ein Unfall
zugestoßen war, da die Pferde ohne Führer weiterging-en.
Erst ein Führmcmn, welcher nach Schwetzingen fuhr, fand ihn
auf der Strahe liegen und verbrachte ihn nach seiner Woh-
nung, — Jn Neuenheim brachte gestern ein Schreiner seine
linke Hand iu cine Hobelmaschine, wobei ihm drei Finger-
spitzen abgeschnitten wurden.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Taglöhner,
welcher wegen Bettelns und ein Schlosser, welcher wegen Un-
terschlagung ausgeschrieben ist. Zur Anzeige kamen drei
Personen wegen Ruhestörung.

Wiesloch, 6. Okt. (Die diesjährige Landes-
berlammlung des Evangelischen Bundes) im
Grohherzogtum Baden fand am 4. und 5. Oktober in Wiesloch
ftatt. Der Besuch hat alle Erwartungen übertroffen und be-
wiesey, 'wie kräftig der Evangel. Bund im Laufe der letzten
Jahre gerade in unserem badischen Unterlande sich entwickelt
hat. Schon der Eröffnungsgottesdienst in der geschmückten
ünd elektrisch beleuchteten Klrche vereinigte eine ungewöhnlich
große Menge aus Näh und Fern. Der Festprediger, Pfarrer
Hauß von 'Scmdhausen, stellte im Anschluß an Epheser 6,
'10 ff. den Kampf um Wahrheit, Freiheit und Seli-gkeit in den
Mittelpunkt des evangelischen Christentums und wies dem
Ebang. Bunde die Aufgabe des Beistandes in diesem Kampfe
ßu. Herr Obcrkirchenrat Oehler wünschtc dem Bunde, cr
möge bei allem Kampfe nie vergessen, daß seine Waffen stets
'lauter und gerecht sein müssen, und daß eine Zeit käme, wo
seine Arbeit nicht mehr nötig wäre; mit begeisternden Worten
ermahnte er, stets der Güter der Reformation eingedenk zu

Oehl-r ,
Oberkü^

Abend- ,

bleiben. Jn diesem Srnne überbrachte Herr
BundesversammlunA, ^Mx,,,wärmsten Grüße der
behörde. — . .. ß

Die beiden F e'stzmtMf a M m l u n g e n am
gleichzeitig in den größten Sälen der Stadt, in der
zum Erbprinzen und in der Konzerthalle zum grünen
'stattfanden, verliefen in jeder Hinsicht großartig und
Die Säle warcn bis auf den letzten Stehplatz gefüllä.
Erbprinzen begrüßte Herr Philipp Sieber von
die Versammlung im Nnmen dcs Ortsvereins, Herr Pl",
D'A lleux im Namen^hes Pfälzischen, Herr Pfarrer ^
im Namen des Hessischen Bundes und Herr Pfarrer
ning im Namen des Guftav Adolfvereins. He-f
nungsrat Rotenacker von Karlsruhe dankte für die » z:
hafte Geldspende, die ihm für Bundeszwecke überwiesen
Herr Pfarrer Karl von Sulzburg redete übcr „180o
1903, ein Vergleich" und zeigte iu klaren Bildern deü

heuren Unterschied der Zeiten, >die unsere Pfalz

zeigte in klaren Bildern deM u c,,
unrcr...,

katholischen Kurfürsten und unter dem Ladischen
hause erlebt hat. Herr Professor Thoma, der Land-ü^
stand des Bundes, hatte das Schlußwort. Mit zünd-^i
freimütigen Worten forderte er die Protestänten Baden-^ii
stch zu besinnen. auf die Aufgaben, die ihnen gestellt sej.st^!,-i>
einer Zeit, wo Schwäche und Aengstlichkeit auf allen
'den jesuitischen Ultramontanismus grohgezogen hätten. W«
'Worte fanden deWjuüelnden Beifall der gespannt aufms'^i>
den Versammlung. Einmütig nahm die Versammlung dl-
Thoma vorgeschlagcnen Refolutimien an. Jn der Konzef^
zum grünen Baum redeten Herr Pfarrer Weitzhel''

Pxivatd-A

vom Freiburger Diakonissenhause und Herr ^.

Niebergall «von Heidelberg, beide außSrordentlich
ziehend und mit lebhaftestem Beifall. Der Kirchenchor vett
Nerte mit seinen Liedern den Gottesdienst und die Veria''
lung im Erbprinzen.

Montag, den 5. Okt. vereinigte die geschäftliche Beimü,
eine stattliche Anzahl Herren und Damcn zu angestre"-^
Arbeit. Es kam vor allem die Organisation des Bundc^
Lande zur Sprache. Es wurde noch manches gute und^,),,!
Wort geredet und manches Jnteressante mitgeteilt. Der W
wird in die Arbeit des Winters mlt frischer Kraft einü-' -
— Ein gcmeinsames Mahl um 1 Uhr im Hotel des Hf,,,
Berger schloß das Fest. Alles in allem ein vortrefflich 6-
genes Jahresfest. ^

O Mannhcim, 6.-Okt. Der Chef des hiestgen GroM^,
lungshauses „Juliiksi Eglingcr und Co.", Ludwig K l
hatte sich vor einigen,)Lagen heimlich entfernt.
nun aus dem Schwarzwald gemeldet wird, hat sich Kllst
in einem Luftkurort vergiflet, Die AngelLgenhen ^i
regt um so mehr Aufsehen, als der andere Jnhaber, Wll">,.-
Printz, vor kurzer Zeit ebenfalls eines raschen Todes veEst'
den ist. Das Geschäft ist vorläufig im dic Hände des blKfe
gcn Prokuristen übergegangen. ..

U Mannheim, 6. Okt. (A e r i t c u n d K r a n k e u j ,,
s e n.) 0 Für die Krankenkassen ! ird der Beschluß des K? hii
Aerzieiagas manche Unterhantft'ngen nötig machen. Auoft„
hlßstgen Äe«t^ M^>en dem Lorstanb der gencmnten
ein Nltiniätnm gSstellt und i-.m Unterhandlungen gebeten
Kürze werden die von den Acczten zu stellenden ForderE,
mftgeteilt, folfte bis zu dem icstgesetztcn Zcitpunki eine
wort an den Vorstand des Lcrztevereins nicht cingetroi^
sein, 'so wird „gestreikt". >f-nptforderung ist fccie Ae»»
wahl und Festsetzung der Gebühren.

17 Karlsruhe, 6. ON! (V o n der S ü d st a d t.)
aus guter Ouelle verlautet, wird die Südstadt nunmehr ,
langersehnte, vielumstrittene P o st a m t erhalten. rü
die Frage der Erbauuug der elektrischen Straßenb
ist der Verwirklichung bedeutend Näher gerückt. Sie soll "
gleich mit der Frage der Müllabfuhr gerezelt tve"^l
die brermend geworden ist und in der die einleiteN>
Schritte bereits geschehen sind.

Karlsruhe, 5. Okt. (Eine e r h e b e n d e A -b s ch i e -
feier) fand am Samstag Abend im kleinen Saal der
halle statt. Aus allen Gauen des Landes waren ehem"^,„
Zöglinge des hiesigen Lehrerseminars I zusammengekowlN k
um ihrem früheren Direktor, Geh. Hofrat Leutz, der n



liS^

37jähriger Tätigkeit als Direktor der Änstalt in den Ruhel",,,-
tritt, noch einmal durch Wort und Tat die Liebe und W
ehrung, die sie für ihren Lehrer allezeit empfunden haben, b'
Ausdruck zu bringen. ..

Aus Baden. Jn O-ebniugcu st.nd zwei WohnhaNO,
nebst Scheunen niedergebrannt. Das Feuer wurde dv
Kinder verursacht. — Jn Göggin g e n wurden die
wesen der Land-wirte Hahn und Sicka durch Feuer. zerstört,.^
Jn Bach 'h e i m wurde ein Jtaliener crstochen. Der ,.
ist berhaftet. — Jn Karlsruhe hat sich am 5. ds. ein- --
der Beiertheimer All-ee wohncnde Frauensperson e r s cb n
s e n. Dieselbe soll an einer unheilbaren Krankheit
haben.

A"

1 >b o i ,

Geschäftliches.

Eine unbeschreibliche Anmut liegt jetzt wieder übcr C
Blumenfeldern der Stadt Erfurt. Malerisch, in unabseb".,
ren Flächcn, stehen in voller Blüte Hunderttaus-ende Nest^
Stiefmütterchen, Kapuzinerkresse, Centaurea, Campanula
wie si-e alle heißen, die licblichWKinder der Flora. Ein ttx
ßer Wohlgeruch erfüllt stundenweit die Luft. Farbige F"
durchfliegen die Felder und ins Gesumm der Bicncn klingt "
der Ferne dns Lied der Arb-eiter. Dort, wo die Samev -
reifen beginnen, erblickt man Vögcl, Stieglitz und Hänftstf
jcn-e buntgefiederten.-Minen Spitzbuben, welche eifrig
nehmen an der reifen Ernte, als ob sie das größte Recht
hätten. Jmmer großere Dimensionen nimmt der Erftst --
Gartenbau von Jahr zu Jähr an. Allein die Blumengmst
ncrei von Petcrscim erreicht eine Gesamtziffer in der
zucht und im Versand von jührlich 12 Millionen PflaNä^,
uud Zwiebelgewächscn. Erfurt schmückt zahllose Gärten ,
jährlich mit Blumcn. Eincm mächtigcn Füllhorn ist die
menftadt vergleichbar, Blumen ausgießend über die
Erde. s

— Auf der diesjährigen Allgemcinen Deutschen Aut'IH,
lung für Gewerbe, Jndustrie und Landwirtschaft zu
häben die „S i n g -e r" - N ä h m a s ch i n e n, welche bekäNst,
lich auf der großen Pariser Weltausstellung mit dem „Gra^.,,
Prix" ausgezeichnet wurden, wiederum einen hervorragwn --
Erfolg zu verzeichnen, und zwar war die Siuger Co. M
einzige Ausstcllerin, welche zwei erste Preise, nämlich 'K
Ehrendiplom zur Goldenen Mcdaille für Nähmaschinen " ,
das Diplom zur Goldenen Medaill-e für Kunststickereien dav" ,^
getragen hat. Diese Auszeichnungen sind ein neuer Be^.
für die weltbekannte Güte der „Original Singer-Nähmaw^
nen", sowie für deren Leistungen auf dem Gebiete der mod'-
uen Kunststickerei. ,,,

— Die Weiuversteigerung des Herrn Wilhclm Schla".,,:
Weingutsbesihers aus Nierstein, welche am 28. September
Konzerthause der Liedertafcl in Mainz stattfcmd, nähm en",,
sehr günstigen Verlauf, indem vom 38 ausgebotcnen N"",
mern nur 3 keinen Zuschlag sanden: - Die Weingroh'handlst:
I. F. Schweikert, Heid-elbsrg, erwarb bei diel.
Auktion 9 Nummern. Darunter hochfeine Rieslinge "
Auslesen wie: Oelberg, Rehbach-Floß, Auflangen Rie^ä'
Auslese, Streng, Rehbach-Mundelpfad, Hipiug Riesling "jz,
Sämtlichc 9 Nummern, welche einen ansehnlichen Wert r-kVl
scntieren, wcrden dcmnüchst hier bci mäßigen Prcisen Z.^-
Verkauf kommen, es wird somit Kenncrn und Liebhabern eä'
 
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