Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1903 - 31. Oktober 1903)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0687

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zweites Blatt

ls. ZahkW«. — -l» zzz

tüH. i. At-btt IM.



ieint täglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monatltch 80 Pfg. in'S HauS gebracht, bri drr Erpedition nnd den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.

-igenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezcile 40 Pfg. Für htestge GeschäftS- nnd Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzetgen
Pimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln dcr Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 83.



Generalversammluttg des Vadischerr
Lehrervereins.

Baden-Baden. 5. Okt.

ann Grimm eröffnete um halb 11 Uhr die
, " . i li ch e H a u p tv e r s a m m l u n g. Er erteilte
das Wort dem Vorsitzenden des Ortsausschusses.

. hrer Konrad, der den Kollegen. die sich aus
nlen des Landes sehr zahlreich in der festlich ge-
. sm städtischen Turnhalle eingefunden hatten, im
des Hauptausschusses einen freundlich gehaltenen
ungruf; entbot.

. ' , ^ ergreift der Ehrenpräsident des -Ortsausschusses,

- ' rgermeister Dr. Gönner. mit stürmischem Hän-
,en begüßt. das Wort, um die Wersammlung im
der Stadtgemeinde Bäden zu begrüßen unü will-
i zu heißen. Jm Kampfe ums Dasein könne nur
- ge mit Erfolg konkurrieren, der mit einer tüchtigen
.ung, mit einer möglichst umf-assenden allgemeinen
g versehen, in die Arena treten könne. (Bravo!)
men der Verwaltung der Stadt Baden wünsche er
, rsammlung einen reichlich befriedigenden Erfolg zu
geratungen und Entschließungen. (Veifall.) Ober-
' ZaiIer - Augs'burg iiberbringt die Grüße des
" ischen Lehrervereins. Die Grüße des württember-
, - . Lehrervereins üüerbringt Hauptlehrer Honold -

^ - iart. Oberlehrer Vecker begriißte die Versammlung
inen des Hessischen Lehrervereins. dessen Kämpfs
. ' istserstellung in der letzten Zeit einen befriedigenden
stigen Abschluß gefunden haben. Obmann Grimm
. den Vorrednern für die freun'dlichen Wünsche.

.,s die Einladung zur Landesversammlung ist von
vßh. Ob e r s ch u l b e h ö r d e folgendes Schreiben
liifen: „Wir sprechen für die freundliche Einladung
dlichsten Dank aus. Wir werden die Ergebnisse der
idlungen mit Jnteresss verfolgen. Dr. Arnsperger."

- r Amtsvorstand von Baden-Baden. Geh. Oberregie-
'ats Haape. bedauerte brieflich, zeitmangclhalber
rschbinen zu können. weil gleichzeitig der balneolo-
Kongreß tage. An seiner -Stelle wohnte Amtmann

' den Verhandlungen bei. (Beifall.) Ein Antrag,
s lGroßherzog folgendes Telegramm zu richten:
.. - jrber 1000 Mitglieder des Badischen Lehrervereins.
, ersaminelt zu ernster Beratung über die Hebung
oi'Ies unserer Volksschule, senden. Ew. Kgl. Hoheit
„ - .ckbarer und treuer Gesinnung ehrfurchtsvollen Gruß
- mldigung". wurde einstimmig angenommen.

> Beratungen wurden eingeleitet durch einen zwei-
gev Dortrag des Hauptlehrers Rödel -Mannheim
. ,,-ie Bedeutung einer zeitgemäßen

ZbNdung und die hieraus sich erge-
ien Forderunge n". öer in folgsnden Leitsätzen

- pne zeitgemäße Volksbildung ist eine der wirksamsten
lchlch für erhöhte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit

^ iw'-' Volkes, bedingt mit seiner Stellung auf dem Welt-

r-ich;

>i7.

'biz'
. .

4

Hinter den Kuliffen.

Roman von Karl Postumus.

(Nachdruck verbolcn.)

(Fortsetzung.)

Lippen schwebte eine herbe Zurechtweisung, als
ck PNl öffnete und der Oberst hereinrief: „Liebe Frau,
cMhe djch ^ mir l"

seMerTiimme lag ein so fremder Ton, daß die Töckner
gend ansahen.

Papa nur hat?" fragte Liddy.

Z sUckte die Achseln, erhob sich gähnend und legte ihre
ch' öeräuschvoll fort, wobei sie halb ernst, halb scherzen)
»Uffl Ob wir nicht immer auf einem niedlichen
nihwen snsten? Und das heißt „kebcn"! Hab ich die
n'cf mttl Uh, pen ganzen Krimskram über Bord wer-
^jagen jn die Freiheit, — in eine Welr von Glanz

Vraut antwortete nicht, hörte auch wohl nicht.
r'lli r-göldenen Reif, den „er" ihr. gegeoen hatte.
lBten! Kaum konnte sic es erwarteu, von ihm in
u>^'Zuhrt ^n wcrdcn. An seiner Stelle allein, ob auch

w ^ puze der Welt, war Sonne und Glück! —--

c Ivie der Mitz aus heiterem Himmel war Äurch den
d. Patows bei Bernas Traüer eingezogcn.
satz in ihrem Zimmer und ichaure trübe vor
. sttz. mnnte nicht mehr weinen. Warum führte kein
Uis Reiche öes Todes? Es war zu unfaßlich, die
last ä Nd nje' wreder fühlen, nie in seine Angen nwhr
zv»U Alles ringsum änderle sich für 'ie, seitdcm dcr
wc'ff'W-oche uerschiedcn war. Der Boden wich gleichsam
-W't wnM"' ^ Ehr sie begriff, daß Ve nichl nur das
den allzcit bereiien Fceund uud Ratgeber
" Istn.Ammer mehr wurde cs chr llar, wic uahc
^ c f'ch.^?^n waren, »nd wie dic klast nde Luck-. nnmaad,
> nsi u'cyt, ansfullen könne.


markte, sein Ansehen und seine Machtstellung unter den
Völkern und ist Vorbedingung und Stütze des stttlichen
und legalen Handelns.

II. Allen der Hebung der Volksbildung dienenden Veran-
staltungen, vornehmlich der Volks- und Fortbi'ldungs-
schule, ist deshalb eine vermehrte Pflege zu widmen.
Jnsbesondere ist zu fordern:

1. eine Umgestaltung des Normallehrplans und der
Bolksschullesebücher unter Mitwirkung von Vertre-
tern der Lchrerschaft;

2. eine Erweiterung der Unterrichtszeit an unseren
Volks- und Fortbildungsschulen;

8. die allgemeine Durchführung der Schulaufsicht durch
in der Volksschulpraxis bewährte Schulmänner (Be-
seitigung der schultechnischen Aufsichtsbefugnisse der
Ortsschulbehörden); die Schulaufsicht soll Schullei-
tung und nicht Schülpolizei sein;

4. solange die Volksschullehrer ihre Ausbildung noch in
besonderen Lehrerbildungsanstalten erhalten, find
diese so einzurichten,

a) daß der erfolgreiche Besuch von sechs Klassen
einer Mittelschule oder das Bestehen einer ent-
sprechenden Prüfung Bedingung zur Aufnahme
in das drei Jahreskurse umfassende Seminar ist,

b) dah dieses als höhere Lehranstalt anerkannt
wird, deren Absolvierung das Recht zum ordent-
lichen Besuch der Hochschulen berechtigt,

c) daß an dem Seminar nur akademisch gebildete
Le'hrer wirken,

ä) daß mit demselben eine vollständige, alle Volks-
schulklassen umfassende Uebungsschule verbunden
sein muß, an der nur etatmäßige Lehrer tätig
sind,

e) daß mit dem Seminar kein Jnternat verbunden
ist;

5. Gehaltliche Gleichstellung der Bolksschullehrer mit
den gleichzuachtenden Beamten unter Einreihung in
den Beamtengehaltstarif öhne Mehrbelastung der
Gemeinden;

8. Vermehrung der Hauptlehrerstellen.

Der Vortrag Rödels wurde häufig durch stürmrschen
Beisall unterbrochen, der sich am Schluß zu einer impo -
santen Kundgebung gestaltete. Da sich zur Dis-
kussion nicmand ineldete, konnte Obmann G r i m m unter
dem Jubel der Versammlung fsststellen, daß die Leitiätze
einstimmige Annahme gefunden haben.

Um hakb 3 Uhr versammelten sich etwa 600 Lehrer
zum gemeinsamen Festmahl im großen Saale des
Konversationshauses. Um 6 Uhr fand im Konversaiions-
haus ein Festkonzert statt und abends fanden die
Festgäste Gelegenheit, die prachtvollen Säle in strahlender
Beleuchtung zu besichtigen.

Nach 9 Uhr versammelten sich gegen 1000 Lehrer wie-
der in der Turnhalle zum Bankett, das alle in fröh-
lichster Stimmung bis Mitternacht vereinigt hielt. Musik-
stücke der 111er Kapelle, Solovorträge und Toaste wech-
sslter in bunter Reihenfolge. Besonderen Beifall sanden
die prächtigen Vorträge des Hauptlehrers Hafner aus
Karlsruhe.

Aus Ltaot rmd Laad.

Mannhcim, 5. Okt. (Volkstümliche Konzerte
im R o s e n g a r t e n.) Das erste dieser Konzerte, welche
von nun ab regelmäßig jeden Sonntag Nachmittag von
3—S Uhr im schönen Nibelungensaal stattfinden, eröffnete

Und chre Knabcn? Anna zncktc leicht die 2chu!t.-rn. Was
koanr- man von Kmdern verlangen? Di- veh.-ni p-r Mui>
tec b-.nge Fragen nicht zu beantworten.

Was? Die vielbenerdete Gräfin Berna wa.h» iich 'Sorg.ni?

Ja, schwere Sorgen. Denn zwischen ihr und ihrem Gatten
hatte sich, seit wann, wußte sie nicht, eine Scheidewand errichtet.
An seinen tadelsüchtigen Spott hatte sie sich> fast schon gewöhnt,
seit geraumer Zeit vernachlässigte >er sie aber allzu sühlbar.
Wenn er so über sie, gleichsam als wäre sie Luft, hinwegsah,
stieg eine unuennbare, angstvolle Unruhe in ihr auf. Tief ge-
demütigt, suchte ihre scheue, bescheidene Natur ihres Mannes
kühle Rücksichtslosigkeit in ihren eigeven Mängeln zu begründen.

Weil er so oft fort war, schalt sie sich unfähig, ihm sein Heim
so kömfortäbel zu gestallen, wie er es wohl verlangen durfte.
Es fehlte ihr eben jene Gabe, die Dienerschast überlegt zu lei-
ten. Deshalb tadelte sie sich oft, ohne jedoch die nötige Umsicht
zu erlernen. Noch jM schämte sie stch, bei der letzten Gesell-
schaft keine Tischwäsche ausgegeben zu haben. Aber sie hatte
mit Effinger das Bild aufgestellt und sich in allerlei Kunstereig-
nisse vertieft, ihm auch noch ihre letzten Malereicn vorgelegt.
Dabei war die Zeit so schnell entflohen, daß ste ihr einziges
Hausfrauendepartement, den Leinenschrank vergatz.

Uebrigens hatte sie Pauls Spott weniger erregt, als die
Taktlosigkeit Fräulein Adlens, den Hausherrn auf die Ver-
säumms aufmerksam zü machen. Mißtrauen lag Anna sehr fern,
aber sie spürte seitdem, so oft sie die schöne Bonne ihrer Knaben
sah, eine unangenehme Empfindung, die rückstrahlend auf alles
andere wirkte. Dies nicht änder-n zu können und ihren Pscich-
ten nicht gewachsen zu sein, machte Anna Berna unglücklich.
Jede andere Srau in ihrer Stellung würde diese besser ausfüllen,
würde in der >Gesellschast anregender und gewandter sein. Wie
beneidenwert niedlich oft sogar junge unbedeutende Mädchen
plauderten und ihre Umgebung erheiterten. Sie dagegen fand
in ihrer Schwerfälligkeit nie d'en rechten Ton, andere zu fesseln.
Selbst wenn sie einmal ungezwungen, so recht von innen heraus,
von ihren Reisen u. ihren schönen, genußreichen Ermnerungen

!

l

gestern die Kapelle des hiesigen Grenadier-Megiments. Der
äußerst zahlreiche Besuch desselöen bewies, daß derartige Ber-
anstaltungen beim musikliebenden Publikum immer großen
Anklang finden, zumal wenn es weiß, daß eine gute Kapelle
konzertiert. Das gestrige Programm bestand aus 12 Num-
mern, wovon 6 auf Streichmusik und 6 auf Militärmusik ent-
fielen. Bei der Wiedergabe der einzelnen Piecen bewiesen
Meister Vollmer und seine Leute, daß sie nicht nur auf ihrem
speziellen Gebiete, der Militärmusik, Hervorragendes leisten,
sondern daß sic auch auf dem Gebiete der Streichmusik wbhl zu
Hause sind. Das Publikum spendete reichlichen, wohlverdien-
ten Beifall, wofür die Kapelle durch die üblichen Zugaben
dankte. Das Konzert fand bei Restauration statt und man
wurde flott und ohne Störung bedient.

Karlsruhe, 5. Okt. Die vor einiger Zeit vont Großh.
Ministerium des Jnnern zum Schutze der Anlagen
des Schwarzwaldvereins (Aussichtstürme, Orien-
tierungstafcln, Wegc, Brücken, Wegweiser, Nuhebänke usw.)
getroffenen Maßnahmen, über die in der „Karlsr. Ztg."
(Nr. 241 vom 2. September d. I.) bereits berichtet wurde,
haben eine Ergänzung dadurch ersähren, daß nun auch die
Großh. Forst- und Domänen-Direktion sämtliche Forstschutz-
beamten angewiesen hat, die obengenannten Vereinsanlagen,
soweit dies ohne Beeinträchtigung des Dienstes und her Jn-
teressen der Waldbesitzer geschehen kann, zu überwachen. Von
wahrgenommenen Beschädigungen haben dieselben unverzüglich
dem vorgesetzten Forstamte Anzeige zu erstatten, das seiner-
seits das zuständige Bereinsorgan benachrichtigen wird. Den
Fcrstämtern ist bei diesem Anlasse seitens der Großh. Forst-
und Domäncndirektion noch besonders empfohlen worden, die
Bestrebungen des Schwarzwaldvereins, soweit sich dies mit den
forstwirtschaftlichen und polizeilichen Aufgaben verträgt, in
entgegenkommender Weise zu fördern.

Personalnachvichten.

Jm Bereiche der Reichslmnk.

Bei der Reichsbanknebenstelle in Karlsruhe: Post,
kaiserl. Bankdirektor und erster Vorstandsbe.inuer, in gleich-'r
Eigenschaft von der Reichsbankstelle in Elüerfeld hierhcr ver-
setzt. Linz, Bankdiätar, zum Buchhalterei-.Assistcnten ernannt.
Bei der Reichsbcmknebenstclle in Lahr: Böhmig, Bankdintar,
in gleicher Eigenschaft bon der Reichsbankhaüptstelle in Mün-
chen hierher versetzt.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für
den Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.

Momsten-llertsursnt.

HcmptsLraße 77. Heidelberg. Ecke Bienensti a§ie.

läm. V«» LSlllM LxiIÄMl««, ""N«

bringt »tot» ä« >mk ä«m 8«l>i«ts äor Lunst?

LLvurmLnilUicrsrr in smügLsr, »ovi« daotmpartsr LaskMronx
_»M»« krsmpt« Svälsnlln,.

ilirnvr, Mülmarm L

8p«r1»l8v»«I»i^t kSr u.

18k llanptstr., li »nisrsn ven »nezodautsll RLllinsn lüö,
smpk«dI«nkV«i4od,nix,ll,Soel»»»it«n».ä^.»I,p»»»snäs6s»eii«nLr
ron äon «ink»ed»t«n bi» ru äsn lsinswu
L»1!ka»»»i»vL«« (ron 8 nnä 12 T»»»sn) in rsicbsr
SLsv-, VksLr»-, V»»olr Sbrvlos.
tlnr «r,t«, k»0rilr»t. jji Lillixsts ? r » i s ».
X«lt»»t«i ksiedükl äieser krsoeb« »nr kiatrs.

erzählte, bemerkte sie oft, wie man ihr nur aus Höflichkeit mit
halbem Ohr zuhörte. Dann war es mit ihrer Beredtfamkeit
aus, sie stockte und wurde wieder im brausenden Meere leichter
Unterhaltung der einsame Felsen, an dem sich die Wogen brechen.

Ob sie ihrem Manne auch immer langweilig wurde, datz
cr sich deshalb durch diese ungartschen Jagdreisen Unter'haltung
schuf, sich ihr immcr mehr entfremdete? Jn ihrer Verein-
samung fragte sie sich oft, warum ihre Liebe ihren Mstnn
so wcnig zu fesscln verstehe, wo doch andcre junge Fraucn es
verstünden, ihren Gatten an sich zu kettcn?

Als sie bei der angstvoll erneuten Frage zufällig an den
Blumentisch trat, rötete sich ihre bleiche Stirn ganz vistlegen.
Alle Pflanzen lietzen da traurig die Blätter hängen, waren
halbe Leichen. Jede Knospe, jedes keimende Blatt sprach ihr
bon dem geheimnisvollen, zauberhaften Werden in der Natur.
Daß aber diese Pflanzen in ihren irdenen Scherbön, des er-
frischenden Taues, des befruchtenden Negens beraubt, pflege-
bedürstig waren, fiel der Gräfin trotz ihrer Lie'be nie ein.

Ganz erschrocken betastete sie das harte, trockene Erdreich
und griff mechanisch zum Gießkännchen. Es war leer. Nun
klinge'lte sie und fraate den Diener, weshalb er sie nie be-
gossen habe? Als dieser meinte, Frau Gräfin habe vielleicht
die Pflege dem Stubenmädchen aufgctragen, ihm sci nichts
befohlen, wurde die Zofe gerufen. Die fügte einer ähnlichen
Ausrede noch den Zusatz an, der Sandrominer Gärtner habe
ja die abgestorbenen Blumen wöchentlich durch neue erseht.

Der Gräfin Augen wurden immer ernster. Weil sie nicht
befohlen hatte, waren die armen Dinger hingewelkt und ver-
kommen? Welche Grausamkeit lag in diescm Mangcl an Urn-
sicht! Bei dem Selbstvorwurfe bemerkte sie zum erstenmale
einen anderen Mißstand, deshalb rief sie dem Mädchen, das
schon die Türe hinter stch schließen wollte, schnell zu:

„Karoline, Sie vergaßen, hier Staub zu wischen, — und
— sehen Sie nur, die abgerissenen Fransen an den Sesseln an-
zunähen. Tun Sie es bald!"

(Fortsetzung folgt.) ^ ^
 
Annotationen