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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1903 - 31. Oktober 1903)
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bändeln. Di« badischen Revlstonisten,wäLtzn.,Mstande, den ,
gleichen Fehler zu machen, wie die bayerMeW welche den !
Landtag an das Zentrum ausgeliefert hgttem Mit dem !
„Volkssreund" ginge es so nimmer weiter, wäre das
Blatt zielbewußter redigiert, so stünde es besser um das-
setbe. Aber in Mannheim habe man sogar glücklich Eich-
horn abgeschaffch weil er kein Nevisionist sei. Die Aka-
demiker und Redakteure glaübten, von ihren Schreibstuben
aus die Arbeiter regieren zu dürfen, was sich die Ar-beiter
verbitten müßten, yon denen die Kleinasibeit der Agitation
gründlicher besorgt würde. Die Arbeiter hätten nicht
nötig, sie durchzusüttern. Ein anderer Redner nannte
Kolb das enfant terrible, dem der Ilnschluß an die bürger-l
liche Linke die Hauptsache sei. Man wisse gar nicht, wohin
der Revisionismus schließlich noch gesteuert hätte, wenn
Bebel nicht so gründlich Üazwischen gefahren wäre. Kslb
hätte nichts Schimmeres leisten können, als feinen Aufruf
-an die Parteigenossen gegen dis Führer; er, Redner, habe
Larüber ein Gefühl der.Gcham. Bebel habe s. Z. mit
Recht gesagt, was in Baden gesündigt worden sei, gehe
nicht auf eine Kuhhaut. Nur Ad. Geck habe s. Zt. feinen
Mann gestellt. Kolb habs mit Dreesbach gegen Eichhorn
intrigiert. Unter Kolbs Leitung sei eine größere Ver-
breitung des Parteiblattes unmöglich. Man dürfe des-
halb mit ihm die geplante Umwandlung des Blattes mit
Hülfe -on Parteigeldern nicht oornehmen. Ein anderer
Redner wollte auf die revifionistischen Mittelchen, wie Aus-
bau der Sozialgesetzgebung, Tarlfgemeinschaften der Ge-
werkschafteüfKonfumvereine ufw. lieber pfeifen und nichts
zu tun haben,mit einer Anlchnung an bürgerliche Par-
teien. Das seien allemal die Unterdrücker der Arbeiter.
Wieder ein Redner riet den Redakteuren Kolb und Willi,
sich besser der städtischen Är'beiter in Karlsruhe anzu-
nehmen und sich zu merken, daß Bebel einst einem Gs-
nossen geraten habe, wenn er dem Oberbürgermeifter
Schnetzler nicht gewachfen sei, lieber vom RaHaus weg-
zubleiben. Kolb sei früher enragierter Radikaler gewesen.
Jetzt habe er sich zu einem Aufruf gegen die radikalen
Führer Verstiegen, der ein klägliches Produkt von Angst
und Feigheit sei. Auf der Landesversammlung müsse
dafür gesorgt werden, daß das Geld 'der Partei nicht ver-
geudet werde zu Gnnsten der Bestrebungen von Kolb und
Dreesbach. Wieder ein Redner sprach die Hoffnung aus,
daß Kokb vorhsr von selber gehe. Schließlich nahm die
zieiülich'hut'besuchte VersaMtnIüng ' eine Refolntion an,
sin welcher die Befchlüssesin Dresdeü'gebilligt und die Ew
wartung aüsgefprochen wird, daß die Revisionisten sie
refpektieren, u-nd ekne ,zweite Resolution, in welcher gegen
die Redaktionsführllng Kolbs und seine einseitige Stim-
muügsmache zu Gunsten schwächliche'r Revisionspolitik und
das Aufgeben des Klassenstandpunkts energifch prote'stiert
wird.

Hessen.

Darmstadt, 12. Oktober. Das Wahlkomites der
Zentrumspartei richtet an die Zentrumswähler in
einem Aufruf das Ersuchen, bei der bevorstehenden Land-
tagserfatzwahl für die n a t i o n a l l ib e r a I en Kandi-
daten einzutreten, denn .es sei gelungen, „von 'den Kan-
didaten Landgerichtsrat Dr. Ruff und Architekt Müller
Erklärungen zu erlangen, daß fie im Verhältnis der ver-
fchiedenen Konfessionen zueinandsr die Aufrechterhaltung
friedlicher Beziehungen! wünschen und keine kultur-
kämpferifchen Neigungen habeil."

Württemberg.

— Das „T übinger TagebIat t" berichtet: Die
skandalösen Vorgänge auf dem sozraldemokratischen Parteü
tage uüd das dort, wie auch in den Stuttgarter Verfamm-
lungen den akademisch gebildeten sogenannten „Revifio-,
niften" ausgesprochene Mißtrauen häben auch den hiesigen
Vertranensmann der Gewerkschaften, Professor a. D. Dr.
Maier, der der Vollmarschen Richtung huldigte, zum
Austritt aus der s o z i a l d e m o k r a ti s ch en
Partei bewogen.

Aus der Karlsrnher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dcm Prorektor der Technischen Hochschule in Karlsruhe, Hofr'at
Prof. Dr. Adolf v. Oechelhäuser, das Ritterkreuz 1.
Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen, dem
Ersten Vorstandsbeamten -der. Reichsbankstelle in Karlsrühc,
Kaiserlichen Bankdirektor Heinrich Beling, das Ritterkreuz
1. Klasse des Ordcns vom Zähringcr Löwen verliehcn, dem
Mitinhaücr der Anstalt für Glasmalerei und Kunstverglasung
von Wilhelm 'Franke in Naumburg an der Saale, Karl
Dusberger, die nachgesuchte Erlaubnis zur Annahme
und zum TragM der ihm von dem Herzog Ernst bon Sachsen-
Altenburg berKehencn, zur Erinnerung cm das fünfzigjährige
Regieruntzsfubiläum gestifteteü Erinnprungsmiedaille erteilt
und den Bezierkstierarzt Wilhelm Müllerin Waldshut zum
Zuchtinspettor-des Verbandes der oberbadischen Zuchtgenossen-
fchaften mit.hLm Wohnsitz in Radolfzell ernannt.

Aus StaÄt uud Lsnd.

Heidelbsrg. 13. Oktober.

Soiree Fly unb Slade. Ueber das Künstlerpaar FIy
nnd Slade, das bekanntlich Mittwoch, den 14. Ottober, im
Harmoniesaale Näch mehrjähriger Abwesenheit wieder einen
seiner hochinteressanten Abende veranstaltet, entnehmen wir
Len „Münch. Neuesten'Nachrichten" folgendes: Wenn die lan-
gen Winterabende mit ihren weißen Nebeln oder heulenden
Stürmen kommen, werden gerne die Erinnerungen an die
Märchen der Kinderwelt, die Klopfgeister und all' den ge-
heimnisvollen Spuk wach. Da gibt man sich dann gerne dem
Zauber ein paar Stunden 'hin, wcnn die Herrscher in der Gei-
sterwelt so graziös und vornchm die Jllusion zu bieten wissen,
Ivie dies am Donnerstag - Abend das Künstlerpaar Flh und
Slade vor vollem Hause und unter stürmischem Beifall im
großen Mathildensaale tat. Unglaublich ist ja auch die Herr-
fchaft dieser beiden über die ihnen dienstbaren Geister, die
'ihnen die schwärzesten Geheimnisse und Taten der Be-
sucher, selbst die im Geiste verübten, verraten. Mit den Fin-
gerspitzen zieht Frau Slade den erschienenen Herrschaften aus
der Stirne, woran sie dcnken. Ganz besonders aber fesselt die
Zuschauer der unheimliche Geisterraum, in dem Frau Slade
mit ihren Dienern aus der vierten Dimen-sion allerlei Spuk
treibt, um zum Schlusse als Geschenk für die Damen von der

Unsichtbaren sich die schönsten und duftigsten Blumen bringen
zu laffen. Daß die Herren, die zur Kontrolle auf das Podium
kamen, trotz aller Wachsamkeit die 'Geister nicht sehen konnten,
ist begreiflich, sonst aber alles unbegreiflich. Jedoch amüsant
ist das geheimnisvolle Treiben, und taum einer der zahl-
reichen Besucher dürfte bereuen, der spiritistischen Sitzung und
der elozanten Geisterarbeit beigewohnt zu haben.

— Dic diesjährige Wnnderversnmmlung bcr süddcutschcn
und Schweizer Zahnnrzte, welche am 10. und 11. d. M. hicr
tagte, nahm einen überaus befriedigenden Verlauf. Mehr als
hundert Kollegen beteiligten sich an den wissenschaftlichen Dar-
bietungen, und um den Charakter des Kongreffes zu illustrie-
ren, genügt es, aus der Zahl der Teilnehmer einige Namen
hervorzuheben: Miller-Berlin, Berten-München, Römer-Straß-
Lurg, Preiswerk-Basel, Michel-Würzburg, Die intereffanten
Vorträge, sowie die Art der Diskuffion haben sicherlich in allen
Teilnehmern das Gefühl hinterlaffen, daß hier ein Fest ge-
feiert wurde, das das ProgramM eines beschränkten Jntereffen-
kreises weit überschritt, zwar in inniger Fühlung mit dem
Zentralverein, aber doch eigenartig, süddeutsch. Ein sehr fröh-
licher Bierabend in der Harmonie am Samstag gab der Wis-
senschaftlichkeit einen Ruhepuntt, ein sonntägliches Festeffen bei
Schrieder beschloß die Versammlung.

X Jm Kaiser-Panorama ist diese Woche eine Reise durch
das nördliche Tirol, Kufstein, das wilde Kaisergebirge und eine
Besteigung der Elmauer Haltspitze ausgestellt, welche uns wieder
durch eine Reihe von alpinen Schönheiten führt, die jedem
Naturfreünd von größtem Jntereffe sein müssen. Das wilde
Kaisergebirge ist eines der meistbesuchten Teile der nördlichen
Alpen, da es von München aus teicht zu erreichen ist. An
wilden Partien und großartigen Szenerien rivalisiert es mit
den bekanntesten Teilen der Tiroler und Schweizer Alpen.
Weitüekannt sind seine gefährlichen Spitzen, darunter das
Totenkirchl, welches schon manches Opfer gefordert hat. Die
Aufnahmen sin'd zu den besten zu zählen, welche das Kaiser-
panorama noch gebracht hat und sind von täuschender Natur-
wahrheit. Da die Serie alle interessanten Punkte des ganzen
Gebirgsstocks wiedergibt, ist diefelbe ebenso abwechslungsreich
als inreressant und gewährt ein vollständiges Bilb eines der
schönsten Teile des Alpengebiets.

->- Bezirksratssitzung vom 10. Oktober. Jn Betreff des
Bebauungsplans des westlichen Teils von Handschuhsheim
wurden die Baufluchten festgestellt. Der Beschluß über das
Bauvorhaben des Ärchitekten Richard Kirchhofs, Ecke der Rohr-
bacherstraße und Eselsgründergaffe in Heidelberg 'wurde ver-
tagt. Das Gesuch der gleichen Firma, betr. das Bauvorhaben
in der Rohrbacherstraße, wurdc zurückgezogen. Jn Betreff des
Gesuchs der Museumsgesellschaft um Genchmigung zur Ec-
richtung einer Kegelbahn Plöck 50 in Heidelberg wurde die
erhobene Beschwerde abgewiesen. Jn Betreff des Bauvor-
habens der Kronenbrauerei Heidelberg-Neuenheim an der
Brückcnstraße Ivurdc der erhobenen Beschwerde stattgegeken.
Das Gesuch des Wirts August Josef Brand von Leu^xrshstusesi
um die Erlaubnis zum Betrieb der Realgaftwivtschafi zum
Jägerhaus in Schlierbach wurde genehmigt, - Dtzs Gesucv des
Martin Klees um Erlaubms zum Betrieb einer Schankwirtj
schaft wurde von der Tagesordnung abgesetzt. Betreffs Er-
richtung einer Verbandsabdeckerei in Ladenburg wurde Ent-
schlietzung getroffen und für die Gemeinde Altenbach unö
Waldwimmersbach die Schatzungsratsmitglieder ernannt.

si- Schöffengerichtsfitzung vom 10. Oktober. Heinrich Ed.
Lambelly in Untersuchungshaft erhielt wegen Bettelns und
Landstreicherei 4 Wochen Haft und wurde der Landespolizci
überwiesen. Die Verhandlung gegen Eisig Fränkel und Joel
Großwachs hier, angeklagt wegen Uebertretung der Gewerbe-
ordnung, wurde vertagt. Severin Schmieder hier erhielt we-
gen Uebertretung der St.-P.-O. 25 Mk. Geldstrafe oder 5 Tage
Haft. Die Verhandlung gegen Karl Merz hier, angeklagt
wegen groben Unfugs, wurde vertagt. Luise Dietrich Ehefrau
geü. Steinmetz von Wicblingen erhielt wegcn Beleidigung des
Wilh. Behrens in Wieblingen 3 Mk. Geldstrafe oder 1 Tag
Haft. Franz Taver Kunzmann von Eppelheim erhielt wegen
Belcidigung des Nikolaus Hetterich in Eppelheim 15 Mk.
Eeldstrafe oder 3 Tage Haft.

X Noch gut abgelaufen. Als gestern Abend ein Packträger
an den Zug, welcher 9.20 Uhr von Mannheim hier antomml,
eilen wollte, rutschte er vom Bahnsteig ab und fiel auf das
Gleis. Nur der Geistesgegenwart eines Zugführers, welcher
denselben sofort vom Gleis wegriß, hat er es zu verdanten,
-daß ihm die Beine nicht abgefahren wurden.

X Flüchtig ist der Kaufmann Thomas aus Münster,
welcher seinem Prinzipal 25.95 Mart untevschlug. Anzeige ist
erstattct.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Zögling aus
Mannhcim, wclcher einer Anstalt entwichen ist. Zur A n -
zeige kamen zwei Personen wegen 'Ruhestörung und ein
Kaufmann wegen Betrugs.

Ziegelhausen, 12. Ott. (P r e i s s ch i e ß e n.) Ge-
stern fand hier das alljährliche Endschießen der hiestgen
Schützengesellschaft mit Preisverteilung statt. Ein rezes Le-
Len entfaltete sich daselbst. Die ausgestellten Preise ermun-
terten die Schützen und jeder tat sein Möglichstes, um preis-
gekrönt zu werden. ,.Seit der Neuerstellung des Schießhauses
ist die Beteiligung eine viel regere als sonst, Ivas anch aus den
Punttzahlen des Schießens hervorgeht. Oberschützenmeister
Runz hob dies besonders hervor. Nach dem Schießen zog der
Verein nach dem Gasthaus zum Lamm, woselbst die Preisver-
teilung stattfand und der Fidelitas freier Lauf gegeben wurde.
Genannt seien die drei ersten Preisc: 1. Preis 63, 2. Pr. 50,
3. Pr. 49 Punkte. Für das nächste Jahr ist Martin Wolf
Schützenmeister, vorjähriger Schützenmeister war Herr Geb-
hard.

si- Schwetzingen, 12. Okt. (G a r t e n b a u v e r e i n.)
Nachdem schon vor einigen Wochen verschiedene Blumenzwie-
Leln zum Einpflanzen an die Mitglieder des Gartenbauver-
eins verteilt worden waren, fand gestern Nachmittag eine Ver-
sammlung des Vereins im Erbprinzen statt, welche recht gut
besucht war. Herr Kassier Dörfer hob zunächst den Zweck des
Vereins hervor, der nicht bloß ein materieller, sondern auch ein
idealer sei, nämlich der, den Sinn für die Schönheit der Pfan-
zenwelt zu wecken und zu pflegen. Herr Hofgärtner Unselt
sprach sodann über dic Aufbewahrung des Obstes, wobei Red-
ner betonte: daß Licht, Lust, Temperatur und entsprechenöe
Feuchtigkeit besonders in Betracht zu ziehen seien, daß aber
zu viel Feuchtigkeit, die leicht Schimmelbildung befördere, Lurch
Chlor'kalium vermindert wevden müffe. Herr Obergärtner
Beuß machte hierauf einige Mitteilungen über Zierkürbisse,
von welchen eine größere Anzahl untcr die Anwesenden ver-
teilt wurden. Schließlich fand die Verlosung fchöner Topf-
pflanzen statt. Bei der diesjährigen deutschen Hopfenaus-
stellung in Berlin erhielt Herr Joses Kaufmann dahier, ein
unermüdlicher Hopfenzüchter, wiederum einen 1. Preis, der
demselben mit Recht gebührt.

Mannheim, 11. Okt. (Eine Aussperrung sämt-
licher S ch n e i d e r g e h i I f e n) ist hier in Sicht. Die
Ursachen dazu sind in Difserenzen zu suchen, welche vor
einiger Zeit bei Lersch (Koppels Nachfolger) zwischen der
Firma und der Arbeiterschaft entstanden sind. Sollte der
Streit bei Lersch nicht beendigt werden, so werde nach einer
Ertlärung, welche vom Arbeitgeberverband in einer resultat-
los verlaufenen Unterhandlung mit dem Schneiderverbande
abgegeben wurde, eine Aussperrung sämtlicher Schneidevgehil-
fen erfolgen.

Mannheiii!, 12. Okt. (N a ch d e m Voranschl a g f'

Hof - und N a t i o n ä l bh a t'e rA> pro 1903-04 sind^,^
Ausgabcn von 672 100 M. aüf-stTO 200 Mt. gcsticgen. 7^
Gesamteinnahmen betragen ö04'L'ÜO Mk., der Fehlbetrag "

136 000 Mk. ist durch cinen ciutzerordentlichen Zuschutz
Stadtkasse zu deckcn. Jm Spieljahr 1903-04 sollen gcg>
werden im Hoftheater 288, im „Neuen Theater" 100 v ^
stellungen. . ^ -

Ludwigshafen, 12LiL>tt. (D'i e I u 0 i l ä u m s f e > ^ jj
l i ch k e i t e n) der StaLt Ludwigshafen fandcn gcstern ^
der Einweihun'g des städMchen Jubiläumsbrunnens ihren -
schluß. ----- g-

Bruchsal, 11. Okt. (Feue v.vi -, Jm Hinterbau des
hauses zum Löwen brach gestern Mend gegen 10 Uhr FeU
aus, das den Dachstock des mit Hep und Stroh gefüllten ^
bändcs zerstörte. Die Feuerwehr M»r alsbald zur Stelle ^ ,
es gelang ihr, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken.
crstenmale hatte die Sanitätskolonne Gclegenhen,
Aktion zu treten, da sich auf der Brandstelle ein Un g l
eignete. Feuerwehrkommandaüt Haßmann sank plH
vom S ch l a gig. e t r 0 f f e n , nieder. Die Sanitätskole' ,
verbrachte denseH§n sofort in ein benachbartes Haus und nnv
bis zum EintMfün des Arztes den Schwcrkrantcn fn i' h
läufige BehanSliinf;. Nach einer halben Stunde vcrsw
Haßmvnn, nachdem er mit seinen alsbald herbeigceiltcn si
gehörigen noch einigei Worte gewechfelt hatte, und es ko».^
der herbeigerufenH Arzt nur noch den Tod konstatiercn. Fx
Verstorbcne erfreute sich bei der hiesigen Bevölkerung (UfZ,,
Beliebtheit, und herzliches Beileid wcndet sich den Hintevw
benen zu, welchc den bei Ausübung freiwillig übernoinnnp
Pflichten so jäh aus dem Leben Geschiedenen betrauern. ,
Karlsruhe, 11. Okt.j (Zu was ein Schwiw'
v erein nützlich sein tann.) Jm Karlsruher Sta
ratsbericht lcsen wir: Vor einiger Zeit ist beim Beladcn c» ^
Kvanes im Nheinhafen cine mit schwefliger Säure 'gH.- ,,,
Bombe in den Hafen gefallen. Mitglieder des h>»»^-g-
Schwimmvercins „Poseidon" haben die Bombe aufgesuchtz l ,
daß dieselbe gehoben werden konnte. Der von der bezüguvO
Versicherungsgescllschaft eingesandte Bcrgelohn von 40
wird cinschließlich ekner Vergütung von 20 Mk. aus der
hafenkasse dem Schwsmmverein „Poseidon" für dessen U»n,„
stützungskaffe mit verbindlichstcm Danke für den geleistc»-
wertvollen Dicnst übevwMen. .

Karlsruhc, 12. Okt.' (P r e i s g e k r ö n t.) Pcofcst^
Ratzel ist bci dem Wettbßwerb für einen Neubau der Kölv
Handelshochschule mit eiü'cm zweitcn Preise ausgezeichnet
den. Der erste Preis wurde dem Dr. ing. Ernst VettcrW> '
Privatdozent an dcr TechnischewiHochschule in Darmstadt, 1 ,
erkannt. Der Umstand, daß sochdhl der erste als auch fch
zweite Preis des großen Wettbewers, an Dozenten süddeutsw>j
technischer Hochschulen gefallen sind, stellt dcm geistigen Lcoch
an diesen Bildungsstütten und auch'dir praktischcn Tüchtig^
ihrer Lehrer das beste Zeugnis ansl'r

Karlsruhe, 12-,,-Qkt. (Z u r Warnung) für alle

jenig'e'n, die gelcgesi-tlich zu einer -Reise das K i l 0 m c t c »
heft cines Äekairsiten benützen, dient eine Anklage
Betrugs, welchc vor der hiesieen 'Strafkammcr zur
tung kam. Der Kaufmann Ferdinand Dreifuß aus Herl«.
berg, hicr wohnhaft, fuhr s. Z. mit deni Kilomcterheft c>»^
hiesigen Kaufrnanns mit Schncllzügen nach Mannheim »v
zurück. Mit der Benutzung des Kilometerhcftes verstictz
gegen die Bestimmungest-über den Verkehr mit Kilometc .
heften. Daraus würdenvi-hm jedoch Nachteile nicht erwnchst
sein, wcnn er die Fahrt nlit Personcnzügen zurückgelegt HHn,
Ta er aber mit Schnellzügen fuhr, nahm die Anklage aiu >-)!'
dcr Eisenbahnfiskus geschädigt wordcn sei, weil Dreifutz v
die Vergünstigunz, die das Kilomsttcr'heft bei Schnellzügen 8)
währt, und auf die er als Nichtbcsi'tzer eines solchen
keine Ansprüche hatte, zu Nutzen Machte. Die Schädig»F
wurde in der Differenz, die in dem Preise für eine Fahrt.^',^
dem Kilameterhcft und mit dem für Schnellzüge gültigen
tourbillet licgt, crblickt. Der Gerichtshof schloß sich der von » ,
Anklage vcrtreteuen Auffassung cm u. erachtete dcn Tatbesü»,^
des Betrugs für gegeben. Es versttzteiltc deshalb den Antz>-"
klagten zu 4 Tagen Gefängnis: , z

Karlsruhe, 12. Okt. (D a s h i e s i g e Schwurg^
richt), deffen Sitzungcn heute begannen, verurteiltc den "
Jähre alten Friseur Aügust Elsenhans aus Baden chcgf,
fahrläffigen Falscheides zu 5 Monaten Gefängnis, abzüg>>»

3 Monaten llntersuchungshaft. ,

Konstanz, 12. Okt. (Ein i n t e r e s s a n t e s Ha u
Herr Architekt 'H. Blattner jr. verkauste um 150 000 Mt.
von ihm renovierte Ralmsche Haus, Weffenbergstraße Nr- "
an Otto Aigeldinger, der sein Delikatessengeschäft dähin »c>(
lcgen wird. Dieses Gebäudc, in dem jetzt prächtige, alte
ten entdeckt wurden, spielt in der Geschichte der Stadt Konsta»s
eine Rolle. Es war vis 1889 die St. Lorenzkirche, wc>a^
vcrmutlich von Bischof Heinrich von Klingenbcrg 1306 erbafi
worden ist. Jn der Reformation wurdc sie cntweiht und lö''),
z» einem Zeughaus mit einem Gemach für Ratsitzungcn »»»
gcbaut. Dort hielt Ler Rat in Harnischen z. Z- des Uebc>()
falles durch dic Spanier vom 6. August 1548 an drei Tage »»^
zwei Nächte lang Wache. Die Kirchc wurde 1561 wieder
tatholischen Kullus übergeben. Später wurde sie Privathn»-)

Aus Bndcn. Jn H e- i l,i g e'n zell brannten das Woh»^
und Oekonomiegebäude, sowie die Zigarrenfabrik -dcs La»>.
wirts, Joseph Kcller vollständig nieder. Die Fabrit war »
Herrn Zigarrenfabrikanteii) Geiger in Obevweier vermietc»
Der Schaden beläuft si'cb aus ca. 30 000 Mk.

HeideLbergcr VereittsKngelegeNheitett.

8. Licdertafcl. Vom herrlichstcn Herbstwetter begünstig^
untcrnahm der Berein am letzten Sonntag in aller Frühe cin»
Herren-Ausflug über Wiesloch-Eichters'heim nach Sinshci>»i
Der sonnige Oktobertag übte auf die Gemüter der nähezu LZ
Teilnehnier eine erfrischende Wirkung, so daß tagsüber allgH
mein nur Frohsinn, Sangeslust und Eintracht hcrrschte. No>
Wiesloch fuhr man nacki , kurzer Rast in der „Pfalz" »»»>
Eichtersheim, woselbst im Gasthaus zur „Post-Ritter"
frugaler Morgenimbiß eingenommen wurde. Die froh^
Sängerschar, die „allzeit singbcreit" des Weges zog, erwcan
in dieser Morgenstnnde frühes Leben in den idhllisch gelegcrn»
Dörfern, die von ihr durchwandert wurdcn. Jn Eschelba»)
fand vor dem Hause des Ratschrcibers cine photograp'his^
Aufnahme statt, nachüem zuvor diescm Herrn eine Sercna^
dargebracht wurde. Zu Ehren der 1870 im Felde geblicbenc>
Krieger sang dpr,Verein vor deni Kriegerdenkmal in Düh»^
ein patriotischcs Licd. Grohe Heiterkeit erregte der nachsab,)
rende Leiter- bezw. Sanitätswagen, der die vorzeitig „schlapp
Gewordencn nachsührtc. Jm Gasthofe zum „Löwen" in Sin-Y
heim vereinigtc sich die Liedertascl riach dem Mittagsmnh^
mit dem Lefreundeten Liederkranz Sinsheim um gemeinschassj
lich mit diesem Verein ein Konzert mit Bankett zu vcransta^
ten, im Verlauf deffen der Vorstand,l«s Liederkranz die Hp»
delberger Sangesbrüder herzlich MWkommen hicß und c>>
Hoch auf sie ausbrachte. Der 1. Mdrsitzende der Liedertafc>
dankte für den liebevollen Empfang und ehrte die Sinshcinic>-
Abwechselnd trugen die beiden Vereine Einzel- und gemei»,)
schastlich gesungene Chöve vor. Für den humoristischen
svrgte der bewährte Vereinskomiter der Liedertafel. Jm Ve>st
laufe der in jeder Art „g^nußreich" verlebten Stunden schlossc»
die beiden Vereine enge Frcundschaft und nur zu bal»
mähnte das Signal die Heidclberger zur Heimfahrt in ihr gc^
liebtes Alt-Heidelberg.
 
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