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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1903 - 31. Oktober 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0748

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hiervon sind 4 in Banjaluca (Bosnien) und 6 in Menzin-
gen, Schweiz, also 10 Billette ins Ausland genommen.

Bethen'brunn gehört zur Gemeinüe Wintersulgen (A.
Pfullendorf) und zahlt etwa 160 Einwohner. Man darf
somit ruhig annchmen, daß mindestens die Hälfte des
weiblichen Nachwnchses von Bethenbrunn ins Kloster
wandert, natürlich nicht ohne,die entsprechende „Mitgift".
Wie viele Arbeitskräfte uüd materielle Hilfsmittel wsrden
dadurch der kleinen Heuberggemeinde entzogen! Auf die-
sen Mißstand häben unsere ultramontanen Abgeordneten,
die im Landtag ' ihre stereotypen Jeremiaden üüer den
Dienstbotenmangel und die notorische Armut der Landge-
meinden vom Stapel lassen, noch niemals hingewiesen. Es
wäre doch gewiß lobenswerter und sicherlich auch Gott
wohlgefälliger, wenn die jungen Burschen und Mädchen
daheim blieben und ihre Eltern in dem schwsren Kampf
ums Dasein unterstützen würden, anstatt in einem wild-
fremden Kloster einer unsicheren, vielleicht traurigen Zli-
kunft entgegenzugehen. Daß so viele „jüngere Personen"
aus Bethenbrunn ins Kloster gehen, geschisht jedenfalls
nicht von Ungefähr. Die treibende Knaft ist in der Regel
nicht der innere Zwang und die Begeistsrung sür das
Klosterleben, sondern ein Zelot, der sich um das spätere
Schicksal der jungen Leute e'benso wsnig kümmert, als um
bie unglücklichen Eltern.

Karlsruhe, 15. Okt. Finanzminister Dr. Bu-
chenberger hat sich behufs Teilnahme an^ den Bundes-
ratsverhandlungen nach Berlin bsgeben.

Mannheim, 14. Okt. Kaufmann Albert Sütz-
kind, der eine der beiden sozialdemokratischen Land-
tagskandidaten, ist von seiner Kandidatur zurückge-
treten. Schade!

Mannheim, 15. Okt. Zn dsr gestrigen geselligen
Zusammenkunft des n a t i o n a l I i b e r a l e n Ver-
eins im Scheffeleck — die nebenbei bemerkt sehr gut bs-
sucht war — streifte der Vorsitzende, Herr Ernst Basser-
mann, gelegentlich einer längeren Ansprache auch das
ges cheiterte 'Wa h l bündnis. Wenn die D e m o-
kraten, so führte er aus, Hre Ablehnung damit be-
gründeten, daß das Bündnis sich nur auf Mannheim und
nicht auf das ganze Land hätte erstrecken sollen, so sei dsr
-Grund jedenfalls nicht süchhaltig. Der hiesige national-
liberale Verein sei natürlich nicht befugt, übsr den Bkann-
heimer Wahlkreis hinaus Bündnisse abzuschließen. Hätten
die Demokraten gewünscht, das Abkommen auf eine brei-
tere Basis zu stellen, so wäre es ihre Sache gewesen,
eine Anregung inMesem Sinne zu geben. Die hätte dann
an den geschäftsführenden Ausschutz der nationalliberalen
Partei in Karlsruhe geleitet werden können, und es wäre
gar nicht ausgäschlossen gewesen, daß man auch über andex^
Wählkreise zu einer Verständigung gelangt wäre. —
Diese DarleguNgen werden die wsitverbreitete Ueberzeu-
gungen verstärken, daß es dem Vorstand des demokra-
tischen Vereins gar nicht dagum zu tlin war, das ange-
tragene Bündnis ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Sonst
hätte er auch nicht seinen äblehnenden Beschluß der Otzf-
fentlichktzit übergeüen, bevor der Verein Stellung dazu
nehmen konnte. Der Verein war damit im voraus fest-
gelegt, wenn er nicht seinen Vorstand desävouieren wollte.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Könizliche Hoheit der Großherzog haben
den nachgenanuten Beamten und Bediensteten der Fürstlich
Fürstenbergschen Berwaltung Auszeichnungen verliehen,
nämlich: das Ritterkreuz 1. Klasse des Ordens vom Zährin-
ger Löwen: dem Fürstlichcn Kammerrat Max Gänshirt
in Donaueschingen; das Ritterkreuz 2. Klasse dessclben Or-
dens: dem Rechnungsrat Karl Wagner daselbst; die silberne
Verdienstmedaille: dem Kammerkutscher Karl Raus und dem
Hausmeister Adolf Meder; dem Oberbaurat und Professor
Karl Schüfer in Karlsruhe die Erlaubnis zur Annahme
und zum Tragen des ihm von dem Grotzherzog von Hessen
verliehenen Ehrenkreuzes des Verdienstordens Philipps des
Grotzmütigen, dem Verwalter des Friedrichsbades in Baden
Karl Christian Zachmann die Erlaubnis zur Annahme
und zum Tragen der ihm von dem Großherzog von Luxem-
burg verliehenen goldenen Medaille des Ordens der Eichen-
krone erteilt.

Karlsruhe, 15. Oktober. Ter Großherzog
und die Großherzogin werden morgen Vormittag
8 Uhr von Schloß Mainau abreisen. Dieselben gedenken
gemeinsam bis Singen zu fahren, von wo die Großher-
zogin sich nach Lausanne und 'Genf begeben wird, um
dort zwei Tage zu verweilen und am 19. d. M. in Karls-
ruhe einzutreffen. Der Großhsrzog wird morgen Nach-
mittag in Karlsruhe ankommen und bis zum 20. d. M.
daselbst bleiben. An diesem Tage gedenken die Großher-
zoglichen Herrschäften nach Bretten zu reisen, um an der
Feier der Einweihung des Melanchthonhauses teilzu-
nehmen.

Ausland.

Ocstcrreich-Ungarn.

Zur bevorstehmden Ankunft des Kö ni g s der B e l-
gier in Wien erfährt die „Morgenpost" von dort, der
König häbe vorher seine Bereitwilligkeit erklärt, allen
Wünschen Kaiser Franz Josephs betreffs O r d n n n g der
Ve r m ö g e n sv e rh ä ltn i s s e seiner Töchter,
ber Gräfin Lonyay und der Prinzessin Luise von Koburg,
zu entsprechen. Erstere erhält einen bedeutenden Betrag
aus dem Nachlaß ihrer .Mutter, für letztere bezahlt der
König Schulden ink;Betrage von 2 Ellionen. Bezüglich
der Aussöhnung des Königs mit der Gräfin Lonyay sind
hefinitive Besffmmungen noch nicht getroffen , do-ch wird
die Zusammenknnft des Königs mit der Gräfin ksines-
wegs in Wien stattfinden.

Frankrcjch.

Paris, 15. Okt. Die hiesigen Blätter, die dem e n g-
I i s ch - f r a n z ö s -is ch e n S ch ie d s g e r i ch t s v e if-

trag Besprechungen widmen, sind mit wenigen Aus-
nahmen darin einig, dem Vertrag nur eine geringe Prak-
tische Bedeutung znzuschreiben.

Die Proben zu ,dem HeideWerger Musikfest sind uach allen
Seiten hin in -vollem Gange: Volkschor, Bachverein, Männer-
chor, städtisches Orchester, durch hiesige Musiker be-
deutend verstarkt. Zu den Proben, zwei Tage vor Beginn des
Festes, Iverden gegen 30 der ausgezeichnetsten Mitglieder der
Meininger Hofkapelle eintreffen, autzerdem werden
in einigen Werken, speziell in R. Strautz' „Taillefer" 20 der
besten Bläser der Boettge'schen Kapelle in Karlsruhe mitwirken,
so datz der grotze Saal der nsuen Stadthalle ein Orche st e r
von weit über 1 0 0 M i t w i r k e n d e n und einen Ehor
von über S 0 0 S i ngenden (in Haydns schöpfung) auf-
nehmen wird.

Von den Neueinrichtungen bewährte sich bereits bie Or -
ch e st e r s ch a l l w a n d ausgezeichnet; auch die e l e k t r i s ch-
pneumatische Qrget scheint wirklich noch vor dem Feste
fertig zu werden und den von Professor Wolfrum an sie gestell-
ten Amfgaben Genüge zu leisten.

Es 'wird sich nun noch um die Wirkung des versenkten Or-
chesters, 5es unfichtbar singenden Chores, der Beleuchtuugs-
versuche nnd nebenbei um —, tausenderlei Kleinigkeiteu- han-
deln.

Die Aufführungen beanspruchen das Fnteresse der ganzen
musikalischen Welt des Jn- und Anslcmdes, namentlich die Her-
ren von der kritischen Feder werden in ihren ,Spitzen< ausnahms-
los vertreten sein. Von Musikern und Komponisten, die anwe-
send sein werden, nennen wir vorläufig nur die Mitwirkenden:
Dr. Richard Strautz, Max Schrllings, Julins
Boths , die bereits am 22. eintreffen werden, dann Sig -
mund vom, Hausegger, Prof. H e u bn e r (Koblenz),
Th. Müller - Reuter - Krefeld, >S ch w i ck e r ath - Aa-
chen, Dr. Haym - Etberfeld, Dr. Huber - Basel, Dr. F.
Hegar - Zürich, SAter - Basel, Generalmusikdirektor
Steinbach - Köln, Hofrat Steinbach - Mainz, Prof.
Volbach - Matnz, Klatte - Berlin, Letzmann - Ber-
lin, Dr. Mar'sop - Mimchen, Ehlers - Königsberg, Dr.
Arthur 'Seidl, Herren aus Brüssel, Amsterdam, Paris,
Wien, Rom.

Aus Stadt uud Land.

Heidelbsr g. 16. Oktober.

— Zum bevorstehenden Mnsikfest. Vcrschiedene, von aus-
wärts hierher gelangte Mitteilungen lassen darauf schlietzen,
datz da und dort angenommen wird, die Plätze für das vom
24. bis 26. d. M. dahier stattfindende Musikfest seien bexeits
sämtlich vergeben. Wir können demgegenüber mitteilen, datz
-MrLert nöch in deü MusikalienhäNdlungLn vo-n E. Pfeiffer
nrlndÄvön:KZH o chst e i n Plätzp i« alle» Preislagen zu haben
ffvd. iSWrdinM- wird, wer,auf solche Plätze reflektiert, bei
dem zü erwärtenden Andräng gut tüsiii.die Bestellung nicht
bis kurz vor dem Feste zu verschieben, fie vielmehr jetzt schon
zu bewirkcn.

* Vortrag im Verein Frauenbilbnng—Frauenstudium.
Am Montag, den 19. d. M., abends 8 Uhr wird Frau Marie
Stritt aus Dresden im großen Saale der „Harmonie" einen
öffentlichen Vortrag halten, über: „Die Frauen und die Po-
litik". Frau Stritt, wie bekannt, die Vorsitzende des Bundes
dcutscher Frauenvereine, hat auf Einladung der evangelisch-
sozialen Vereinigunz in Karlsruhe einen Chklus von Vorträ-
gen gehalten und wird nun auf die Bitte d-er hiesigen Abtei-
lung des Vereins Frauenbildung—Frauenstudium auch hier
sprechen. Das gewählte Thema wird alle diejenigen interes-
sieren, die sich der Frauenbewegung angeschlossen Haben, oder
wenigstens ihr Ausmerksamkeit und Teilnahme zuwenden,
und es ist darum zu hoffen, daß man die Gelegenheit benuhen
wird, die hier nicht unbekannte Rednerin, auch über diesen
Gegenstand sich äutzern zu hören.

X Cafs Alt-Heidelberg. Den Bewohnern der Weststadt
ist es gewitz sehr angenehm, daß Herr Aädreas Classen, im
Eckhause Rohvbacherstr. 29, morgen ein „Cafe A l t - H e i-
d e l b e r g" eröffnet. Herr Classen verabreicht außer prima
Kaffee, Tee, alle alkoholfreren Getränke, sodann auch Apfel-
wein, und führt eine reichhaltige Speisekarte. Zwei Billards
sind in dem Cafe aufgestellt. Herr Classen, der ja als Restau-
rateur des Bremeneck, sowie in den letzten Jahren des Mu-
seums und des Stadtgartens sich stets einer grotzen Bcliebtheit
erfreute u. stets prima Küche u.Keller führte, wird gewitz autzer
den Bewohnern des aufblühenden Städtteils auch von seinen
früheren Gästen aufgesucht werden u. dürfte man dem neuer-
öffneten Cafe Alt-Heidelberg eine gute Zukunft prophezeien.
Für die studierende Jugend ist das neue Re-
staurant sehr anziehend, es enthält den Hei-
delberger Festzug des Jähres 1886 — die Heidelber-
ger Studenten in ihren Kostümen —, und verdient als Se-
henswürdigkeit Heidelbergs besucht zu werden. Das Bild ist
gemalt von den Herren Günkel und Pfau. Freunden und
Gegnern.<des Alkohols wird es gewitz sehr willkomm-en sein, in
senem Stadtteil ein erstklassiges Lokal zu haben, obgleich uns
einige langjährige Gäste des Hrn. Class e n versicherten, datz
sie allerdings doch bedauerten, nicht dort auch ein gutes Glas
Bier und Wein haben zu können.

X Vom Bntaillon. Gegenwärtig werden von einer Ab-
teilung des hiesigen Bataillons Pionierübungen aus-
geführt. So wurde von ihr gestern eine Brücke über den
Mühlkanal beim ehemaligen Zementwerksplatz geschlazen. Aus
primitivem Material hergestellt, war die Brücke doch gut halt-
bar und erregte das Jnteresse der Passanten, die zufällig an
jener Stelle vorbeikamcn.

si- Zusammenstoß. Gestern Abend zwischen 8 und 9 Uhr
stietz in der Nähe des Karlstors ein Wagen der elektrischen
Bahn mit eincm Sodawasserfuhrwerk zusammen. Das Fuhr-
werk wurde stark beschädigt und auch das Pferd erlitt Ver-
letzungen. Der Kutscher konnte sich durch Abspringen retten.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde eine Kellnerin
wegen Unterschlagung, ein Zimmermann wegen Fahrrad-
diebstahls, ein Schriftsetzer, ein Taglöhner, eine Kellnerin
und ein Metzger wegen Landstreicherei, ein Artist wegen
Bruchs der Ausweisung und ein Hausbursche wegen Betrugs
und Urkundenfälschung. Zur Anzeige kam 1 Person wegen
Rnhestörung.

Mannheim, 1 o. Okt. (Der zukünftige Bürger-
meister von Villingen.) Wie dem „Mannh. Anz."
aus Villingen berichtet wird, fand dort eine Vorbesprechung
des Bürgerausschusses wegen der Anstellung eines Berufsbür-
germeisters statt. Alle Parteien einigten sich auf die Person
des Gerichtsrates Dr. Braunagel beim Gewerbegericht Mann-
heim, der bekanntlich unter drei Kandidaten mit in engerer
Wahl stand. Die Wahl des Herrn Dr. Braunagel zum Bür-
germeister von Villingen dürfte demnach autzer allen Zweifel
stehen. Nur unzern wird man diesen tüchtigen Beamten von
Mannheim scheiden lassen.

8 Mannheim, 14. Okt. (Die Strafkammer) ver-
urteilte heute den Metzgermeister Georg Julius Büchner aus
Alt-Lutzheim, der aus Konkurrenzneid den Metzgermeister
Knaettle durch üble Nachrede geschäftlich zu schädigen suchte
und der bei dem dadurch entstcmdenen Beleidigungsprozeß die
Zeugen zum Meineid berleiten wollte, zu 1 Jcchr 1 Monat
Zuchthaus.

Pforzheim, 1ö. Lkt. (Todcsfall.) Johanna
Wittum, die Tocht-er drs Landtagsabgeordneten Wittum ia
Pforzheim, ist plötzlich in Sao Paulo in Brasilien ini Alter von
33 Jahren gestorben. Fräulein Joharma Wittum ist
weiteren Kreisen bekannt geworden, da sie als Schwester des
Roten Kreuzes in Kamerun, in Togo und später während dc->
Burenkrieges in Transvaal als Krankenschwester tätig war-
Jn ihrcr Anteilnahme an dem Geschicke der durch den Krieg
verarmten Buren hielt Früulein Wittnm nach ihrer Rücktehr
in einer Reihe deutscher Städte Vorträge über ihren Aufent-
halt in Transvaal und über die dortigen Verhältnisse wäh"
rend des Kricges. Das finanzielle Erträgnis dieser Vorträgc
überwies sie neben dem Ergebnisse weiter-er Sammlungen den
Buren. Auch wurde Fräulcin Wittum allgemeiner bekannt
durch ein Buch, daß sie nach ihrem Aufenthalt in Togo als
Krankenschwester herausgegeben hatte. Jm Juli dicses Jah-
res reiste Frl. Wittum wicderum im Auftrage der Leitnng dcs
Rotcn Krcuzcs in Berlin, üach Sao Paulo in Brasilien, um Zn
das dortige Spital einzutretxä. Gestern Nachmitag kam plötz-
lich die Meldung an die Familie Wittum nach Pforzheim, datz
ihre Tochter Johanna plötzlich erkrankt sei; schon wenige
Stunden darauf folgte eitsZ'Telegramm, welches den Tod
meldete.

Walldürn, 18. Okt. (E i s e nb a h n u nf a l l.) Aw
14. ds. Mts. entlief auf Station Walldürn ein Wagen in dcr
Richtunz Rippberg und stietz 200 Meter vor dieser Station aus
den vorausfahrenden Personcnzug 498-6. Verletzt wurde
niemand; ebenso entstand keine Betriebsstörung. Der Mä-
terialschaden ist unbedeutcnd.

Freiburg, 15. Okt. (Haltlose Gcffüchte.) Jn letz-
ter Zeit kursiercn in hiesiger Stadt Gerüchte über ein angcb-
liches Vorkommnis in der UniversitätsäFrauenklinik, die geeig-
net wären, Beunruhigung in weiten Kreisen der Bevölkerung
insbesondere unserer Frgnenwelt, hervorzurufen und anderer-
seits den bedeutenden Ruf der Anstalt schwer zu schädigen. Ju
Nr. 237 des „Karlsruher Volkssreund" erschicn nun ein Ar-
tikel aus Frciburg, in dec jenes Vorkommnis als tatsächlicki
geschehen berichtet wurde. dem Artikel wurde behauptet,
bei der Sektion der Leiche eiuer Frau, die einige Tage vorher
in der Klinik opcriert wordöstmvar, habe man eine Schecrc,
2 Pinzettcn und eine Watte^Mel gefnnden. Die Sektion sel
ohne Wissen des Operateurs vorgcnommen worden. Jn Nr-
240 des „Volksfreund" ist nun folgMde Berichtigung
erschicnen:

Es ist nicht richtig, datz der Operätöstr von der Scktion
nichts wußte. Er hat im Gegenteil darälls'bestanden, datz die
Erlaubnis zur Sektion bei dem Manne der Frau eingeholt
wurde. Es ist nicht wahr, datz eine-Scheere, zwei Pingetteri
und eine Wattekugehi bei der SektioS gefunden wurden.

Ebenso unwahr^M,, daß ein Herr, der bei der Seknou
„mitwirkte", gemeiül yabe, ob nicht auch noch ein Handtuch
zum Vorscheine komzne. .

Es ist ferner nicht t'währ, daß dcr Operateur erklärt habe,
es sei ihm ein schlechter Streich gespiclt wordcn.

Tatsache ist, datz beijder Operation zur Skillung'der Btu-
tung 2 Arterienklemniöü an stark sprihendesi Gösätzön''chan-j
gen blieben, welche absichtlich zurückgelassen wurden. Die
Bauchhöhle wurde nicht geschlossen, sondern mit Gazestreifery
tamponiert, wie dies bei ähnlichen Operationen nicht selten ze-
schieht. Gazestreifen und Ar erieksemmcn wärcn in den näch-
sten 4—5 Tagen vollständig entfernt worden, wenn die Frau
länger gelebt hätte.

Lant Sektionsprotokoll des pathologischen Jnstituts fanden
sich als Todesursache eine hochgradige Nierenentzündung,
pneumonische Herde und eine eiterige Bauchfellentzündung,
deren Entstehung bei der Operation einer fast verwachsenen,
doppels-eitigen, zerfallenen un-d in die Bauchhöhle durchgebro-
chenen Krebsgeschwulst der Eierstöckc erklärlich genug ist.

Dr. Hegar,

Direktor der Frauenklinik.

Aus Baden. Jn U n t'öi? - Ambringen brannte däs
Anwesen des Lcmdwirts Albau Senn nieder. Der Schaden
dürfte sich aus ca. 6000 Mark belaufen. Die Entstehungs-
ursache ist noch unbekannt. — Jn Wolfach ist Altbürger-
meister und Sparkassenvorstand Ambruster gestorb'en. Der
Verstorbene erreichte ein Alter von 72 Jahren. — Jn T r i -
bcrg waren am 13. ds. Mts. die Vcrtreter der gröheren
Uhrenfabriken des badischen Schwarzwaldes versammelt, um
unter Vorsitz des Handelskammerpräsidenten Wenz wegcn Er-
zielung besserer Berkaufspreise zu beraten. Es herrschte, wie
das „E. v. W." hört, volle Einmütigkeit. — Ein Mädchen aus
Dittigheim war längere Zeit im Dienste bei einem Ehe-
paar in Mannheim. Vor einiger Zeit starb der Mann und
die Frau kränkelte darauf auch. Das Mädchen pflegte die alte
Dame, bis sie nach einigep Wochen ftarb. Als man ihr Testa-
ment öffnete, da zeigtö eI'sich, datz,die Verstorbene dem Mäd-
chen eine vollstän-dige-HjMmcreinrichtung und 12 000 Mark
vermacht hatte.

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Heidelberger Bereinsangelesienheiten.

-j- Theosophischc Gesellschnft. Morgen, Samstag Abend
halb 9 Uhr findct im Lokale des Kaufmännischen Vereins eine
Vorlesung statt über: „Die Geheimlehre in der jüdischen
Religion". Der Zutritt ist für Jedermann frei.

Theater- und Kunstnachrichten.

/r, Heidelberg, 16. Okt. (I m S t a d t t h e a t c r) gc-
langt nächsten Sonntag als erste Operettenvorstellung in dieser
Saison „D c r a rm e Jonathan" zur Aufsührung in den
Hauptrollen besetzt mit den Damen Koppenhöfer, Kornar,
Bonns, Bereny, Pilna, Keller und den Herren Mark, Bren-
ner, Robert, Becker, Schneider, Stauffert, Wagner, Schütt.
Jn der Titelrolle debutiert Herr Hey, der bestimmt ist, das
Fach des Tenorbuffo in dcr Operettc auszufüllen.

— Heidelbcrg, 16. Okt. Für die „Neuen Solisten-
K o n z c r t c" zu populären Preisen ist auch Frau Erika
Wedekind -g-ewonnen worden, wovon wir den Lesern
gerne Nachricht geben.

— Samstag, den 17. ds. Mts., gelängt im Mann -
mer Hoftheater die Komödie von Oktö Ernst: „Flachs-
mann als Erzieher" zur ersten Wiedergäbe in dieser Spiel-
zeit. Sonntag, den 18., nachmittags halb 3 Uhr, bringt das
Hoftheater als dritte Nachmittagsvorstellung un-d ebenfalls zu
ermäßigten Preisen den überaus lusngen Sch-wank: „Ma-dame
Bonivard" von A. Bisson und Aiuoine Rars, zur Aufführung,
während abends halb 8 Uhr im „Nöuen Theater" rm Rosen-
garterr der unverwüstlrche: „Raub der Sabinerinnen" feinen
Einzug halten wird. Zu sämtlichen drei Vorstellrmgen sind
rroch Karten für alle Plätze-Ääufkich.

Elngesandt.

Heidelberg, 16. Okt.

Seit zwei Sonntagen mutzte die Polizei im Theater bei
den beiden Galerietreppen einschrcrten, um ein Urrglück durch
Fallen zu verhüten. Nn anständiger Mensch kann Sonntags
unmöglrch anf den 2. Rang, weil man gestoßen, gepufft urid
getreten wird. Vorrgen Sonntag frel ein Mädchen auf der
'link-en Treppe und erhielt zahllose Tritte, bis einige sie aus-
richteten. Jrr unserer Nachbarstadt Mannheim hat die Galerie-
loze eine besondere Treppe und doch wird dieselbe eine
S t u nd e vorher frergegeben, sodaß diejerrigen, welche früh-
zeitig kommen, oben-stehen, je aus einen Absatz 3 und 8, sv
 
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