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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 280 (2. November 1903 - 30. November 1903)
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f Hessm.

Darmstadt, 7. Nov. Das r u s s i s ch e K a i s e r -
tp aa r ist uebst Töchtern sowie dem Großherzog un-d der
Prinzessin Elisabeth mittels Sonderzuges heute Nach-
mittag 4,15 Uhr nach RußlanÄ abgereist. Es sand
keine offizielle Berabschiedung statt. Graf Lamsdorff, der
Minister des Aeußern, vsrließ heute Abend Darmstadt.
Prinz und Prinzessin Htzinrich von Preußen sind nach
Bonn abgereist.

Preußen.

— Bebel hat in Breslau gesprochen: aus seineu
Worten s-chein't hervorzugeheu, 'daß gegebenensalls die S o-
zialdemokraten die Konserva.tiven unter-
stützen wollen, um die Freisinnigen durchfal-
len zu lassen, falls letztere nicht in erster Linie einen
Sozialdemokraten zum Mgsordneten wählen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Ho-Heit der Großherzog haben
den Präsidenten des Evangelischen- Oberkirchenrats, Geheimen
Rat erster Klasse D. Dr. Wielandt, auf sein Ansuchen
von seinem Amt enthoben und unter besonderer Anerkennunz
seiner langjährigen, ausgezeichneten und erfolgreichen Dienste
in den- Ruhestand versetzt, sowie demselben die goldene Kette
zum Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.

— Revident Friedrich Reichert 'bei der Oberdirektion
des Wasser- und Straßenbaues ist zum Expeditor ernannt
-worden.

Auslarrd.

Frankreich.

Paris, 7. Nov. Der S-oldat Martier vom 145.
Jnfanterieregiment ist nach dem „Maün" aufgefordert
worden, seine Erfindung, wona-ch eine Mitrailleuse
450 Patronen in der Minuts soll abfeuern können, vor
dem zuständigen Ausschusfe zu erläutern.

England.

London, 6. Nov. Dis „Daily Mail" hat, wie man
der „Köln. 'Ztg." berichtet, den Versuch gemacht, sich die
letzte Rede Chamberlains von Birmingham auf die
Entfernung von etwa 170 Kilometer durch d-as EIektro-
- h o n in ihren hiesigen Steno-graphtznraum zuko-mmen zu
lassen. Dort saßen zehn Stenographen an der Arbeit und
nahmen, 'den App-arat am -Ohr, die R-ed-e auf, -ei-n-er n-ach
dem andsrn je zwei Minuten, wor-auf jeder sein Sten-o-
gramm einschrieb und das Manuskript dem Setz-er zu-
stellte, ehe wieder an ihn die Reihe kam. lGegen Ende er-
solgte die Ablösung von Minute zu Minute. So begann
Herr Cha-mberlain die Rsde um 8,10; um 8,12 begann der
erste Stenogr-aph sein Sienogram-m auszuschreiben und um
8,22 bega-nn der Setzer die erste Lieferung Manufkript zu
setzen. Um 10,5 hat Herr Chamberlain geendet und setzte
sich niedsr, um 10,10 beendets der letzte Stenograph sein
Manuskript und um 10,20 war die g-anze Rede durch Ver-
mittlung des Elektrophons in Lon-don sür den Drrrck gesetzt.
Dagegen begann der telegraphische Wortl-aut erst um 9,23
in London einzulaufen und das Ende ging um 11,37 ein,
nachdem schon seit 10,32 die auch im Vtzrlag-e der „Daily
Mail" erschein-end-e „Evening News" mit dem vollen steno-
graphischen- Bericht erschienen war und- in den Straßen ver-
kauft wurde. Die Stenographen versichern, es sei weit
leichter, weil w-eniger zerstreuend, ein-e Rede i-m still-en
Zimmer durch d-as Elektrophon als in einem großen, von
Mensch-en g-efüllten Raum -aufzunehmen. Un-t-erbrechungen,
zufälliges 'Geräusch, Husten und dergleichen sollen viel
weniger stören.

Ocstcrreich-Ungarn.

Pest, 7. Nov. Ab g e o r d n e t e n h a u s. Fin-anz-
minister v. Lukacz reicht eine Vorlag-e ein, in- welcher die
Jndemnität bis Ende Dezember nachgesucht wird.
Alsdann interpelliert Abg. Ugron über die Balkaw
Politik. Hierauf wird zur Wahl dss Präsidenten geschrit-
ten. Abg. Perczel wird zum Präsidenten und Ennerich
Fakabffy zum Vizepräsidenten gewählt.

Türkei.

K o n st a n t i n o P e I, 6. Nov. Die drei Söhne des
früheren Marschalls Fuad Pasch a, der in den Kase-
matten von Damaskus eingesperrt ist, teilen nunmehr
das Schickfal des V-aters. -Sie wurd-en -aus ein-e Anklage
der Gs'heimpolizei verhastet, Legradiert und nach
Diarbekir verbannt. Alle drei waren. Offizi-ere
in hiesigen Garderegimentern. Man vechaftete in der
vorigen Woche erst einen der Brüder und zwang ihn, seinen
Brüdern einen harmlosen Brief zu sendsn, in dem er sie
bittet, ihn zu besuchen. Als die Brüder diesem Wunsche
n-achkanien, wurden sie verhaftet. Das Treiben der Ge-
heimpolizei erregt, wie man der „Frankf. Ztg." schreibt,
steigendsn Unwillen.

K o n st a n t i no P e l, 7. Nov. Nach amtlichen tür°
kischen Berichten sind alle Redifbataillone zwei-
ter Klasse (früher Jlaw-eh) des drittenKorps Sa-
lonik entlassen- word-en. Der Vali von Uesküb
meldet Ruhe im gan-zen Vil-ajet; der Vali von Monastir
msldet, daß überall, wo d-er Reformplan christliche Feld-
h-üter vorschr-eibt, sol-che ernannt worden sind. Mehrere
hundert Ausständische haben in Monastir ihre Wafscn ab-
geliesert und sich unter-worsen. Sie sind begn> adigt
worden.

Ko n st a n ti n o Y e l, 7. Nov. Bsi dem gestrigen
Selaml-ik waren die Kadetten und Matrosen des deut -
schen Schulschiffes .Moltke" zugegen. Als der Sultan
Befehl zum Vorbeimarsch der türkischen Truppen gab, for-
mierte sich eine Abteilung aus den deutschen Kadetten und
schloß sich dem Vorbeimarsch an. Die „Moltke" bleibt
eine Woche hier.

Afrika.

— Bei Melilla (Marokko) finden fortwährend
Kämpfe zwischen Anhängern des Sultans und denen

des RebeIlen Rogis statt. Alls Dörfer ringsum bren-
nen, viele Flüchtlinge bringen ihr Vieh und Hausgerät
nach Melilla- in Sicherheit, man zähk^ viele Tote und Ver-
wundtzte. Me spanische G-arnison bewacht die Grenze
des spanischen Presidios; die Aufständischen haben dis
Oberhand.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg. 9. November.

-p Durchgereist. Vergangenen Sarnstag Mittag 12.21 Uhr
traf I. K. H. d-ie Großherzogin von Baden auf der
Neise von Karlsruhe nach Mannheim hier ein und setzte als-
bald die Reise fort. Auf der Rückreise kam die Großherzo-
gin um 8.10 Uhr wieder hter an und fuhr alsbald nach Karls-
ruhe weiter. — Gestern Nachmtttag 2.31 Uhr traf S. Dnrchl.
der F ü r st zu Hohenloh -e, Statthalter von Elsatz-Loth-
ringen, aus Straßburg hier ein und fuhr alsbald n-ach Eberbach
bezw. Keilberg weiter.

V Harmonie-Konzert. Wennschon an Konzerten hier auch
in diesem Winter kein Mangel ist, so will die Harmonie-Ge-
sellschaft doch ihr -belie'btes Künstlerkonzert nicht miss-en. Es
findet -am kommenden Donnerstag, den 12. November, statt.
Als Solistin ist neben Frl. Sannchen Weinreiter, der
beliebten Schülerin Sahlenders, -Frau S u sedu Cave aus
Dortmund, eine gefeierte Altistin, gewönnen worden. Mit
ganz -besonderem Jnteresse sieht man- dem Auftreten dieser
Künstlerin entgegen, verbirgt stch hinter dem- französischen
Namen doch eine Heidelbergerin, die vcm ihrem Auf-
treten als Dilettantin gar vielen Harmonie-Mitgliedern und
auch weiteren Kreisen unter ihrem Mädchennamen S u s.
Keller noch in Erinnerung sein wird.

V Der Liederkranz veranstaltete gestern Nachmittag in
seinem Heim die erste Bierprobe. Dieselbe war trotz
des schönen Wetters und der rinderweitigen Konzerte sehr gut
besucht und keiner der vielen Anwesenden wivd es dereut ha-
ben, ihn mitgemacht zu haben, da das Gebotene wtederum
vorzüglich war und man sich bis zuletzt auf das Beste unter-
hielt. Sologesänge, Männerchöre, Gesamtlieder, humoristische
Prosavorträge, Kouplets, Theater- und Musikstücke w-echselten
in rascher -Reihenfolge ab und erweckten die Ausführungen
jeder einzelnen Darbietung stürmischen Beifall.

Vo. Rudergesellschast. Gestern sand die Einweihung des
am Hausacker neu erbauten Bootshauses der Nuderge-
scllschaft statt. Da mit dieser Einweihung auch das S. Stif-
tungsfest verbund-en war, so bewegten sich 'die Fei-erlichkeitcn
in einem größeren Rahmen und- sie ncchmen, dank den um-
sichtigen Vorbereitungen, einen glänzenden Verlauf. Am
Vorabend versammelte sich die Rudergesellschaft rmt ihren
Gästen zu einem Bankett im Liederkr-anzlokal. Dasselbe nahm
ein Viertel nach 9 Uhr seinen Anfang. Nach einem schneidiz
vom Orchesterverein durchgeführten Marsch ergriff der 2.
Vorsitzcnde das Wort und bcgrüßte die Erschienenen aufs
herzlichste. Darauf stieg -ein Li-ed. N-achdem dieses verklun-
gen, hielt Herr -Schw-eizer eine Ansprache, in der er aus-
führt-e: Als vor S Jahren, am 4. Juni 1898, unser 10 zu-
sammentraten, um die Gesellschaft zu gründen, da war-en sich
alle bewutzt, dah es keine kleine Aufgabe sei, die es zu erfüllen
galt und Niemand glaubte, daß die Entwicklung so günstigen
Verlaus nehmen würde, wie wir es heut-e zu unserer großen
Freude konstatieren können. Aus kleinen Anfängen heraus
entwickelte sich die Gesellschaft r-asch und stetig zu ihrer heu-
tigen Blüte. Gar bald gew-ann sie d-ie -Sympathie der Heidel-
berger Bürgersch-aft und di-e Freundsch-aft -vieler Ruder-Vereine
der 'ben-achbarten Städte. Als Lie Farb-eNW-ahl durch die An-
nahme des weißen Sterns im bläuen Feld erledi-gt war, ging
es mit srischem Wag-emut an die Anschaffun-g einiger Boote.
Bald lagerten zwei Vierer, ein Z-Weier und ein Skiff in dem
Hintergebäude des Hauses Untere Neckarstraße 24, welches
uns seit jener Zeit bis vor kurzem als Bootshaus diente. Un-
sere Aufnahme in den deutschen Ruderverband erfolgte am
21. April 1900 und damit begcmn d-er Hauptaufschwung des
Vereins, der nun seinen Mitgliedern Geleg^nh-eit bot, die auf
den heimischen Gewässern erlangte Kraft und Geschicklichkeit
auch auf den fremd-en grohen Regatten mit anderen Rnderern
zu messen. Auf den Regatten, welche unser Verein in d-i-esen
letzten 4 Sommern besuchte, startete er 32 M-al und hatte den
gewiß schönen Erfolg, 11 Mal den Sieg für s-eine Flagge zu
erringen. Gegenwärtig haben wir die stattliche Anzahl von
182 ausübenden und unterstützenden Mitgliedern zu verzeich-
nen und unser Bootsm-aterial ist auf 10 Boote angewachsen.
W. H! Das Rudern hat als Sport in DeutschlcmL Aufncchme
gefunden. Jst es nicht in der Tat ein anerkenn-enswertes
Streben, -die jungen Leute durch zweckmäßige Be'wegung in
frischer, staubfreier Luft körperlich- zu stählen? Kraft, Aus-
daper und Disziplin, das sind die Eigenschaften, welche betm
Rudern g-anz besonders gepsl-egt werden, alle drei sind aber
auch von größtem'Nutzen im täglichen Leben. Wir haben es
uns zur besonderen Ausgabe gem-acht, diese Gedanken hinein-
zutragen in die Komptoire und Bureaus, denn vor allcm ist eZ
notwendig, bei den Leuten der Feder und- der Beschästigung
ohne ausreichende Bewegung d-as entsprechende Geg-engewicht
zu schasfen. Ein dankbares. F-eld- ist es, welches wir gefunden
haben und mit Begeisterung wird unserem Werben Folge ge-
leistet. Eine gute Weiterentwickelung im neuen Heim kann
dann nicht ausbleiben und dieser Zuversicht wollen wir in
einem- kräfti-gen Hurra Ausdruck geb-en. Der 1. Vorsitzende der
Gesellschaft, Herr Odenwald, begrüßte sodann die Ver-
treter des Kölner Rudervereins, sowte der Ruderg-efellschaft
Mannh-eim und wünschte, datz die -guten Weziehungen, welch-e
zwischen den beiden Vereinen und der Heidelberger Ruderge-
sellschaft bestehen, von recht langer Dauer sein mögen und
ließ die Mitglieder darauf in ein kräftiges hipp, hipp, hurra
einstimmen. Nachdem Herr Kesselbach die Telcgramme,
welche im Verlauf des Abends von den v-erschiedenen auswär-
tigen Brudervereinen eingetroffen waren, verlesen hatte,
dankte H-err Chemiker Lüdecke im Namen der Rudergesell-
schaft Mannheim für die freundliche Einladr.ng und wünschte
der Rudergesellschaft ein ferneres Wachsen, Blühen und Ge-
deihen. Den verschiedenen anderen hiesigen Vereinen, welche
an der Feier teilnahmen, Lankte Herr Kesselbach aufs
herzlichste. Apotheker Freysold dcmkt-e im Namen der
Gäste; Herr Napf dankte im Namen des Rudervereins Köln
und überreichte die Freundschastsfla-gge des Verems. Herr
Hügel dcmkte im Namen des Turn- und Fechtklubs, Rechts-
praktikant Wipfler im Namen des Akademischen Sport-
klubs, Herr -F r a n k im Namen der Lätitia, Herr stud. med.
Ullrich im Namen des Lawn-Tennis-Klubs, Herr Bitt-.
ler feierte Kaiser und Groß'herzog als die edlen Förderer
des Rudersports und brachte ein begeistert aufgenommenes
Hurra auf dieselben aus. Jm Verlaufe des Abends gab Herr
Bittler noch bekannt, das Juweli-er Kesselbach einen Pokal ge-
stistet habe, welcher d-emjenigen Ruderer zufallen werdc, der
die meisten Fahrten während des Jahres 1904—05 in einem
mehrsitzigen Boot mitgemacht habe. Gegen halb 1 Uhr er-
reichte die offizielle Feier ihr Ende und die Fidulität trat in
ihre Rechte ein. Herr Ed. Bittler erfreute die Anwesenden
mit einem humoristischen Vortrag, Dr. Evans mit VemVortrag
zweier englischer Lieder. Beide ernteten stürmischen Beifall.
Nach diesen beiden Vorträgen verließ der Berichterstatter die
Korona, welche zum grötzten T-eil unter Liedergesang und
Becherklang bis zum frühen Morgen beisammen blieb. Gegen
halb 11 Uhr fand heute die Einweihung des Bootshauses

statt. Als Vertreter der Stadt waren Bürgermeister Prof-
Dr. Walz und einige Stadträte, als Vertreter des Militär?'
Oberstleutnant Schöngarth erschienen. Nach einem von derN
Orchesterverein vorgetragenen Choral übergab das Vereins^
mitglied Architekt Hagedorn, welcher in seiner freien Zcit
die Bauarbeiten überwachte, unter einer kurzen Ansprachc
dem Vorstand die Schlüssel zum neuen Haus-e. Dieser dankto
in einer Ansprache allen denen, welche an dem Bau mttgewirkt
und begrüßte die Vertreter der Stadt und des Militärs. Bür-
germeister Walz dankte im Namen der Stadt für die EiN^
ladung und versicherte, daß die Stadtverwaltung der Ruder-
-gesellschaft großes Jnteresse entgegenbringe. Sein Hoch galt
dem Wachsen, Blühen und Gedeihen des Vereins. Hierauf
fand eine Besichtigung des Bootshauses sowie des Vereinshau"
ses statt. Jm Vorstandszimmer überreichte Herr Kesselbach
Bürgermeist-er Walz sowie Oberstleutnant Schöngarth in deru
von S. K. H. dem Erbgroßherzog zu der Mannheimer
gatta gestifteten und von der Rudergesellschast gewonneneU
Ehrenpokal den Ehrentrunk. Nach der Einweihung uahur
man im Vereinshaus einen kleinen Morgenimbiß ein. GegeU
1 Uhr begaben sich die Vereinsmitglieder zum Festmahl "p
den „Perkeo". Den -N-achmittag verbrachten sie in schönstec
Harmonie im Ver-einshaus, den Abend in der neuen Stadt--
halle. Damit endete der für die Rudergesellschaft Heidelberg
so bedeutungsvolle Tag. Welche Achtung und Liebe sich oie
Rudergesellschaft bei auswärtigen Rudervereinen erworbeU!
hat, d-as beweist der zahlreiche Besuch d-es Festes, es wnccu
vertreten: die Kölner Rudergesellschaft von 1877, die Karls-^
ruher Rudergesellschaft Salamander, die Frankfurter Ruder-
gesellschaft Sachsenhausen, der Mannheimer Rudervereiu
Amicitia, die Mannheimer Rudergesellsch-aft, der Mcirmhci-ner
Ruderklub, der Rastatter -Ruderklub, der Eberbacher Ruder-^
verein, der Ludwigshafener Ruderverein, Ler -Frankenthal.r
Nuderverein, die Straßburger Rudergesellschaft un'd der
Karlsruher Ruderverein „Sturmvogel".

X Alldeutscher Gautag. Sonntag, den 15. November, f>P
det im Hotel „National" in Mannheim der nächste alll
deutsche Gautag statt. Auf der Tagesordnung steht u. u-
ein Vortrag des Herrn Rechtsanwalt Claß-Mainz über
„Wandlungen- in der Weltstellung des deutschen Reichs sc>r
1890", der ohne Zweifel weitere Kreise interessiert. D>b
Verhandlungen, die um 3 Uhr Nachnnttags beginnen, sin»
öffentlich und es hat jedermann frci-en Zutritt.

X Lebende Bilder. Gestern Abend führte uns Direktor
Allesch eine Reihe von lebenden Bildern aus dem Leben Jes"
vor. Von Bethlehem bis Golgatha h-eitzt es im Prrgramm um
in der Tat konnten wir den ganzen Le'benslauf des Erlöser^
verfolgen. Einzelne Bilder waren, was Anordnung, Ausdrua
und Kostüme anbelangt, wirklich gut. Der Christusdarsteller
vcrdient, abgesehen von einer wenig vorteilhaften Maske, be^
sonderes Lob.

-p Wissenschaftliche Exkursion. Die Zellstoff-Fabrik W-alkp
hof in Waldhof bei Mannheim war am letzten Samst-ag daS"
Ziel -eines nationalökonomischen Ausflugs von Studenteu-
Lehrern und Beamt-en aus Hcidelberg unter Führung eines
Dozenten. — Den Zellstoff, welcher zu den Kohlehydraten ge--'
hört, verwend-et man besondcrs zur Herstellung von Papirr-
ferner von Celluloid, Schießbaumwolle usw. Die Benützunll
zu Papier statt der Hadern- und des Holzschlifses hat mtt den
50er Jahren des 19. Jahrhunderts bcgounen. Durch stark^
ausländische Konkurrenz wird Deutschlands Produktion vw
Zellstoff immer mehr zur Verseinerung der Oualität gedrängk'
Die Fabrik Waldhof, welche von den Herren Komm-erzieiiräteu
Haas und Kleinuf 1884 gegründet w-urde, hat sich in kurzer
Zeit mächtig entwickelt. Sie arbcitet mit 9 Millionen Aktiein
kapital; scit Ende der 80er Jahre zählt sie fast stetig 15 PrE
Dividende. Jhre Arbeiterzahl ist von 1101 in 1889 a"k
1723 in 1903 gestiegen; ihre Produktion in Tonnen von 4tb"
in 18-86 -aus 46 912 in 1902, in 1000 Mk. von 735 in 188
-auf 7689 in 1902. Zur chemischen Gewinnun-g des Zellstylk.
wird das Sulfitverfahren verwendet. Das Holz wird^ sr-st
fein zerkleinert und mit einer Lauge gekocht, die aus schweflig^
Säure, Wasser und Kalkstein gewonnen ist. Hieran schlirsi
sich das Waschen und Bleichen mit Chlorkalk. Den Abicbluo
bilder — dies nur teilweise in der Fabrik — die Produktiv'
des Papiers in den verschi-edenen Stärke-graden und Farkew
Unter den objektiven Produktionsfaktoren sind die 70 Dampll.
maschinen mit 6200 Pferdekrüften hervorzüheben; ferner 8.
Rohrbrunnen, die täglich ca. 35 000 Kubikmcter Wasser hebe»'
serner di-e fein entwickelte Wasser- und Schienenverbindurw
zur Zirkulation der Güter. Die Arbcit läuft Tag und Naw^
weil der Prozeß nur schwer ausgesetzt werden kann; am Son»(
tag ruht er im wesentlichen.Die Arbeiter haben Schich-tcn »v
6—6 Uhr und ca. 10 Stunden esfekti-ve Arbeitszeit. Eine
größeren Schulung bedürfen die meisten nicht. Der durwt
schnittliche Lohn der Tagelöhncr ist von Mk. 2.40 !n 1889 a>j
3,15 in 1902 gestiegen; d-er durchschnittliche Lohn besserer
beiter von Mk. 8,30 in 1889 aus 4,30 in 1902. Die Fab^
hat eine Arbeiterkolonie von ca. 100 Wohnungcn (die ÄioW
nung 12 resp. 10 Mark per Monat) und 6 Schlafsälen. Zx
-der Kantine werden Spciscn und Getränke (k-ein Alkohm!
zu oder etwas untcr den Selbstkosten verabreicht.. Badeeinrmb
tung mit ko-stcnfreier Benutzung. Eine Stiftung für bcsondsst
Notfälle und andere Unterstützungen. Die Fabrik hat siv.
den -warmen Dank der Besucher und dcn Wunsch verdient, ogä
sie zu Ehren der deutschen Volkswirtschast wcitcr gedeihe.
Direktion lieferte reich-es Material für den einleit-enven Vvv?
trag; sie, die Beamten, Werkmeister und Arb-eiter nahmv,
freundlich an der Belehrrmg durch Gewährung weiterer
läuterungen teil. Die bad. und die preuß.-hessische Bahnvc 1
waltung zeigten großes Entgegenkommen. Die St-adt Ma»>
hcim gcwährte V-ergünstizung aus der elektrischen Bahn. ^

— Tcr Heidelbcrger Universitäts-Kalender, herausgcgebv»
von Otto Petters, ist in 23. Ausgabe — Winterhalbjahr 10 ^
bis 1904 — erschienen. Er enthält auch die Veränderung)-
in den Vorlesungen bis auf die neucste Zeit. Das Büch1V> '
dessen praktische Br-auchbarkeit längst erprobt ist, brtngt Älls l
was von einem derartigen Universitätskalerider nur crwaNs,
werdcn kann. Er besitzt mit Recht die Gunst der akadeinisa^
'Kreise. . .

V Der crste literarische Abend dcs Heübelvereins veriall^.
melte am Samstag im Nkusikersaale der Stadthalle eine reK -
ansehnliche Zühörerschar. Herr Eckhof trug Hebbel'sche
dichte vor. Kraftvolle Akkorde schlägt Hebbel an. Er hat
zu sagen und er wciß etwas zu sagen. Es ist bei ihm alles
klar und so deutlich! Auch wo er in die Tiefen steigt, die p'§
Unerforschliche grenzen, bleiben seine Vorstellungen klar,
Empfindungen deutlich, findet er den treffenden Ausdri^,^
Etwas ungemein Gesundes steckt in seinen Gedichten: s4ij)
daß, manche gar zu aphoristisch sind. Herr Eckhof wurde
Ged'anken- und dcm Empfindungsinhalt der Gedichte ^
Beste gerecht, so daß die An-wesenden eine angenehme, a»
gende Stunde verlebten. ^

Zur Reform des höheren Mädchenschulwesens. Der
ein Fraue nb ildun g—-F rauenstudium wird »aw
ster Zeit gemeinsam mit dem Lehrerinncnve rs-y-
einen Vortrag über d-ie Reform der deutschen höheren

chenschulen veranstalten. Die Rednerin,

Fräulein ÄnA

Iungk von Karlsruhe, ist besonders befu-gt, über dcn -
tigen Gegenstand zu sprechen, der seit Jahren weite Kreise
schäftigt: hat sie doch im Austrag-e des allgemeinen deutja!^
Lehrerinnenvereins eincn neuen Lehrplan für Höhere xt
chcnschulen cntworfen, -wie cr den Bedürfnissen der Gegenw ^
entspricht. Dieser Entwurf ist aus der diesjährigen
versammlung des allgcmeinen deutschen Lehrerinnenvere
 
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