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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 280 (2. November 1903 - 30. November 1903)
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Schaden als sehr groß erkennm läßß aber noch nichj
ziffernmäßig abschätzt, wir>d in nachstehendeni Telegramm
Lbermittelt: Petersburg, 12. Nov. Das Feuer in
lem Postzuge Petersburg—Moskan ist durch Selbstent-
gündnng de« Jnhalts einiger aus dem Ansla») siainmen-
der Sendungen entftandsn. Vernichtet wurden 4Ü7 inter-
nationale Pakete, 11 Säcke, daruntcr 2 mit Zeitungen
und 9 mit Korrespondenzen, 3 Ballen mit Paketen, 1 Ballen
nnt Zeitungen und' außerdem 13 Pofttaschen, deren Jn-
halt aus Wertpatzieren und Kreditbilletten bestand, aber
zum größten Teil unversehrt blieb. Vom Feuer beschädigt
wurden 50 Posttaschen; der Jnhalt dieser Taschen blieb
völlig intakt. 52 Posttaschen und 28 Säcke sind beim
Löschqn des Brandes durchnätzt wordsn.

Handel und Verkehr.

Mannheim. 12. Novbr.lProdukte nb örse.) Per 100 Kilo-
Weizen hierländ. 17.25 bis —, rbeinischer 18.— bis —-—.
Azima 17 60 bis 18.—, Tcheodosia 18.— bis—Saxonska —.—
bis —.— Ulka 17.— bis 17.50, Taganrog 17.— bts 17.75. rn-
mänisch. 17.50 bis 18.—, amer. Winter I118.— bis —.—, amer.
Spring —.— bis —, Californier —.— bis —.—. La Plata

17.50 bis 18.—, Bahia blanka —.— bis —, Semence Rusfe
—.— bis —, Kernen 17.— bis —.—, Roggen Pfälzer
neuer 14.15 bis —.—, nordd. —.— bis —.—, russischer 14.50,
bis —.—, Gerste hies. Gegend 15.50 bis 16.25 Pfälz. 15.50 bis
16.50, Ungarische —.—bis —.—, Futtergerst 11.50 bis—.—,
Hafer Bad. 13.— bis 14.50, württ. Alp. —bis —, Nord-
deutsch —. bis —.—, Hafer russ. neuer 13.75 bis 15.—, Mais
Amerik. mixed. 12.— bis —, La Plata 11.80 bis —.—, Donau

12.50 bis —.—, Kohlreps Deutscher 21?/« bis —.—, ungar.

—.— bis—, Wicken 18.— bis—.—, Kleesamen deutscher
120.— bis -.130, Amerikaner 110.— bis 115.—, Lucerne 115 bts
124.—, Provence 120.—- bis 140.—, Esparsette 30.— bis 34.—
Amerik. — — bis —.—, Leinöl mit Faß 45.00 bis —, in
Waggon 42.50 bis —.—, Rüböl mit Faß 55.01 bis —.—, in
Waggon 52.00 bis —.—, Petroleum Amerik. 20.50 bis —.—
in Fässern 25.—bis —, bei Waggon 24.80 bts russ.

Nobel 18.70 bis —.—, in Fäifern 24,— hjs —.—, bei Waggon
22.30 —, gew. russ. 18.40 bis —. in Fässern 22.50 bis—.—
hei Waggon 23.50 bis —.—, russ. Mcteor 19.60 bis —.—, in
Fässern 23.40 bis —, bei Waggon 24.40 bis —, 70er
Rohsprit 54,60 bts —.—, 90er Rohsprit 38.50 bis —.—, Roh-
prit verstenert 120.50.

Weizenm. 00_0 1 2 3 4 Roggeum. 00 01

27.50 25.50 23.50 22.50 21.50 19.50 22.25 19.25

Tendenz: Weizen ruhig, Mais niedriger. Uebriges unver-
ändert.

In keinem Lpreekrimmsr

sollte fehlen:

LwrreAsEatte von veutt»!sna

una semen Eolonien in Wstt unä Silä . . .

—.-. 1 MsrL

Lxpeöition 8er „Zleiiklberger 2eitung"

Untcreneckarstratze 21.

Eine üppige Hochzeit.

London, 12. Nov. Die Londoner Zeitungen sind
heute voll von Berichten über dis Hochzsit des Her -
zogs von ^Ro xburg h sf der bekanntlich in Newyork
die reichsts amerikanische Erbin, Miß May Goelet, hei-
ratete. Die Trauung faud am Dienstag in der St. Tho-
maskir'che in Newyork statt. llngefähr 250 Gäste waren
geladen. Die Kirche soll mit rosa und weißen Blumen
in gsradezu zauberischer Weise dekoriert gewesen sein.
Lange Rosenguirlanden waren- quer über das Schiff der
Kirche gezogen, und Chor und Kanzel waren ebenfalls
in verschwenderischer Pracht dekoriert. Der Altar war mit
weißen Orchideen und Lilim bedeckt, und aus beiden Sei-

ten desselben standen gewaltige Palmen. Mesige Farren-
blätter hingen von den Galerien herab. Der Andrang
auf den Straßen, die in die Nähe der Kirche führen, war
ein so gewaltiger, daß 'die Polizei schon Stunden vor Be-
ginn der Feier dm Verkehr ganz verbietm mutzte. Eine
Zeit lang verlor die Polizei vollständig die Herrs-chaft
über die Menge, die wiederholt durch den starkeni Polizei-
kordon brach. Die Braut wurde von ihrem Bruder Mr.
Robert Coelet an den Altar geführt. Das kosib-are Kleid,
das sis trug, schien vollständig aus wertvollen Stzitzen
zu b-eftehen. Auch die Brautjungfern trugen tzrachtvolle
Kostüme und riesige Rosenbouqnets. Als die Braut
vor der Kirche Vorfuhr, drängte die Menge, die aus etwa
5000 Frauen bestand, mit solcher Gewalt nach vorn, daß
die Polizei sie nicht zurückhalten konnte, und so war Miß
Coelet für einen Augenblick so eingeschlossen, daß sie wöder
vorwärts no-ch rückwärts konnte. Wie gewöhnlich in sotz
chen Fällen benahmen sich die Newyorker nicht gerade stzhr
respektvoll, und es wird behauptet, daß viele tzer Neu-
gierigen sogar Stzitzen von dem Kleide der Braut herunter-
zureißen suchten, üm ein Andenken an dieses Ereignis
mit na-ch Haufe zu nehmen. Der Wagen mußte eine lange
Zeit halten bleiben, bis es -der Pvlizei gelungen war, die
Menge zu zerstreuen. Nachher fand ein EmPfang im
Hause der Mutter der Braut statt, zu dem 126 Gäste gela-
den waren, meist intimere Freunde der Familie. Auch hier
waren geradezn wnnderbare Dekorationen angebracht wor-
den, und die Emtzsangsräume glichen einem Feengarten.
Nach altenglischer Art wurde ein riesiger Hochzeitskuchen
serviert, dm der Herzog, ebensalls nach alter englischer
Sitte, mit einem Schwert verteilte. Stzäter begaben si-ch
der Herzog und die neue Herzogin in einem Extrazug
nach einem der Familie der Braut gchörenden Landhaus
in der Nähe von Newport, wo dis Flitterwochen verlebt
werden sollen. Das neuvermählte Paar wird in vierzehn!
Tagen nach Englan-d zurückkchren. Wie die englischen
Zeitungen b-erichten, ist dem Heißog kein 'Geld von der
Mitgist seiner Gemahlin ausgezahlt worden, da s-ein
eigenes Vermögen ziemlich bedeuten-d ist._

Vercmtwortlich für den redaktionellen Teil K. Montua, für
den Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.

Forman (Schnupfenäther)

klinisch erprobt und ärztlicher-
seits mehrfach als geradezu
ideales Schnupfenmittel
bezeichnet! Bei leichtem
Schnupfen Forman» Watte
(Dose 30 Pfg.). Bei starkem
Schnupfen Forman - Pastillen
50 Pf.) zum Jnhalieren mittels
Riechgläschens. Wirkung
frappant: Bei beginnendem
Schnupfen fast unfchlbar.
Jn allen Apotheken. Man
frage seinen Arzt.

-49 ASÄSAZZStRSI'. Vtz»

Ifoiier Inlmster.

lluuptstrusss
Isltzfou 208.


HeiSelberg

Liuxau^ 8uuckxa88tz
Ivlvkou 208.

Aviii- vüä Kie!kö8t»llrllut vr8l88 RrmM8.

Lmpksllls sinsm vsrsllrl. kublillum msinsn g-nt biii-gsi-livlis»
MltaMtiseli ru 80 kkZ., 8upps unck oin 6ang, im 4-bonnsmsnt
10 llartsn 6.50 Nü.,

ru 1 25 Ickk. 2 6än§s n. vssssrt, im Lbonn. 10 Lsrtsn 9.50 ^lb.

-lu 1.60 „ 3 „ n. „ „ „ 10 „ 13.60 Lllc.

RsiobbaltiZs vrübsüebs- nnck ^bsnckbarts. IVarmss vrübstüek
von 30 LkZ. an. ^dsnässssn von 60 ktz. an. 8pexiulau88elmuk
cker Lrausrei llsptusr, Larlsrubs, (IisII u. ckuuksi), sorvis
^uqnstinsrbrüu, blünebsn. iksiuv IVvlus sr8ter t'irnuu.
4 IISILS Slllsrlls. 4 »sus LHIsrlls.

2u rablrsiebsm Lssueb laäst sr^sbsnst sin

NSdvi-, Vvttsll-, 8MKv!- llllü Ivppit>>Irrs>v-

V0N

K«i88ö!«iv

Liilixst« krvi«s -sll Orösste Vusvvä!:! ^ itsviis Lsckisuunx.

wolle, „ein Wort hinzuwerfen." „Hörst, Marthel," fuhr sie
redselig fort, „Holz schickt uns der Herr Bürgermeister aus
dem Stadtforst, und di-e Vereine bescheren Dir Weihnacht
warme Kleider, da ist mir nicht bange. Wenn's nur Arbeit
gibt, hat's keine Not^hab' dte Miete schon halb zurückgelegt!"
Die kleine, resolute Person sah sich bei dem Geständnis trium-
phier-end um, ohne bei ihrer stumpffinnigen Schwester für die
gute Wirtschast aus ein besonderes Lob zu stoßen.

Jetzt schlug die Domuhr acht. Mit dem letzten Schlage
sprang das zierliche Mädchen auf, raffte Teller und -Mäser zu-
sammen, stellte die Nähmaschine an ihren Fensterplatz, warf
die Arbeit schnell in einen Korb und ihr geflicktes Hausjäckchen
ebenso flink ab. Schon im nächsten Augenblick schlüpste sie in
ein Kleid von geradezu verblüffender moderner Eleganz. Bei
näherer Betrachtung ri-es sein grober Stoff und die schl-echten
Spitzen freilich das Bedauern wach, daß -die Leute, im Be-
streben, sich wie die Reicheren zu kleiden, sür elenden Tant
mühsam erworbcnes Geld wegwerfen. Die kleine Näht-erin
war zwar im hellen Kattunkleidchen sehr niedlich; das fand sie
auch selbst, als sie sich in dem zwei handbreit großen Spiegel
zufrieden lächelnd besäh. Und all' der Putz war ihrer eigenen
Hände Werk! Das machte sie ganz stolz. Gerade hatte sie ihre
alten Pantoffeln unters Bett gestellt und schwarze Lederschuhe
über ihre an den Zehen ctwas zerrissenen Strümpfe gezogen,
als ste einen krästigen Männerschritt auf der Treppe hörte.
Gleich darauf klopfte es. Aber schon war das geputzte Mäd-
chen geschmeidig hinter die Tür geglitten. Martha ries kichern-d
„herein". Jm Augenblick des Eintretens aber hielt das Bräut-
chen dem stattlichen Unterosfizier — sie mußte sich für den
Ueberfall gew-altig hoch-recken — mit beiden Händen die Augen
zu. Dazu rief ste übermütig: „Bleib drautzen, Adolf, ich bin
noch nicht fertig!"

Mit tändelnder Gewalt suchte er sich bon den kleinen
Händen zu befreien. Nun hielt Adolf die fleißigen Fingerchen
mit der Rechten fest, schlang die Linke um seines Mädchens
Taille und hob das leichte Geschöpf zu sich empor, um sie ohne

viel Federlesens herzhast abzuküssen. Dann stellt-e er sie wie-
der auf ihre Füße und besah sie sich von allen Seiten.

„'Sackerement, das nenn' ich proper aufgezäumt! Mit
Dir kann man, weiß der Kuckuck, St-aat machen. Gelt, Marthe!"
fragte er und trat ans Bett. Gut gelaunt, schüttelte er die
winzigen Hände der Zwergin. Als sie aber neugierig wissen
>wollte, ob die Schwester bald zurückkäme, tat er zornig. Seine
laute Stimme schien in dem Stübchen gar keinen Platz zu
finden. „Zurück? Beim Morgen-zrauen, wenn Du ausge-
schlastn hast! Wir tanzen die Nacht durch und- schlagen der
Retraite ein Schnippchen. Was, Schatz? Morgen früh geht's
gleich ins Geschirr. Die verfluchten Kerle sollen beim Strie-
geln nicht über blöde Augen meinerseits klagen."

Die Nähterin nickte vergnügt. Er imponierte ihr unge-
mein durch seine kräftige Frifche. Unter dem weißen, rofen-
geschm-ückten Hute sah sie sehr verliebt und glücklich zu ihrem
Adolf auf und hatte das Gefühl, sein Adlerblick müsse allen
Menschen bis auf den Grund des Herzens dringrn. Weil ihr
Herzchen ohne Falsch war, fürchtete sie aber auch seiu stahl-
scharsts Auge mcht.

Ten Krankentisch behutsam neben das Bcrt setzend, er-

Den Krankeutisch behutsam neben das -Bett setzend, er-
mahnte sie nun: „Markhel, mach'. mir die Lsmpe vorsichtig aus,

„Ja, sa doch," brummte Martha.

„Daß Du kein Feuerwerk machst, stnst — Dreikreuz
Schock Granaten!" drohte der zukünstige Shwazer und lachie.

„Ja, ja doch — -geht nur!"

Die Zwergin war stets beleidigt, sehte man Zweifel in
ihre Vernunft oder Geschicklichkeit. Deshaib nickte sic dem
Paare auch zum- Abschiede nur ganz verdrojsrn zu. Toch tru-
gen ihre Züge eine Stunde später lvieder ihren gewöhnlichen
Ausdruck.

Sobald die Tür sich hinter der Schwester schloß, strickie
Martha und zählte "Re Maschen. Das >war ihre Unter-
haltung, wenn sie allein war oder sich unbeachtet wutzte. Auch
jetzt strickte sie und zählte, zählte und strickte. Geschickt han-

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Ailatten. Kun8t- uni! l.uxu8mvdel.
Rsio1i1lg,1tiM3 IcktZor in IVlübeln einf. Lu8-
flllii'ung, ilompl. Üilu8toi-rimm6l'.

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IIootoAraPlionstlgttor,

IleetoFrrtpIioitMgSSO-

käguMr, 61. ^ Pololoii 400-

VaplsrligttälmiK mtä Hllivvvsitsttslilleltstllläorei

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SoellTsIls-, LkvlsAvlllivIls- llllä LNrvll^88«dvsL«^

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dürZsrdrists, ^.ärssssll sto.

MMe» iÄLLA'.-'

Linrabmungen jsä°r ^

ksssopsrtouts Zut unä pre>b
vsrt.

ticrt-cn die winzigcn Finger, wobei >ich c.'r alte. grotze Zwcrg->

kops mit dcn schlafsen Hängebacken und dcm brciten
aufmerksam übcr die Arbeit senkte, vcn Ler kein B!ick u-
schweifte. ,

Zu beobachtcn, wie durch cin Ancinaiwerkctteu von Mk'-tx
an Maschc nach und nach cin Strumpf cntstand, dünkte dn'9
Strickerin viellcicht noch interessanter, als dem Mathcmat>M
die Lösung eines schwierigen Problems. Lsstnbar war
buckligc Mädchcn, das, ohne zu denken, ohne stch anzustceE
ohne Sorgen und Zweistl, aber auch- ohne dic Frcuden aniü»
lebte, recht glücklich. Denn weil 'ie keine anSere Ex>s^,§
kannte und ihre nicht ncidisch mit der beiscr gcstclltcr MciOP-j
ver-zlich, fühlte sie sich befriedigt. stn ibrer Wunschlo
entbehrte sie nichts, da ihre Schwester seck de>n Tode der
tcr für ihrc Pflege sorgte und die allgemcine Wohltätigkeu
reichlich bedachtc. Diese Almosen anznnehmen. bedrückte
Schwcstern nicht weiter. Warum sollvn: >ic nich: mit
lichem Dank entgcgennchmcn, was man ihnen freiwrllig u"
Gebettelt hätten sie nicht darum.

Gottlob empfand Martha auch keinerlei Bitterkeit,
Mutter Natur sie so ungemein sticfmütterlich behandelt
Des Mädchens Empfinden war eben in allem unklar und c-.-
sich nicht viel über das hinaus, was man mit „Jnstinkt'
zeichnet; dcshalb schon lag cs ihr fern, zu überlegen oder
vergleichcn. Vom Morgcn bis zum Abcnd strickte und zad ^
sie und dachte selbst nicht daran, hierdurch Marie ein
beim Broterwerb zu helfen. Strickcn gewährte ihr Besw^
tigung und unterhielt sie zugleich. Wcshalb dieser 'Flcist
Ansicht der Vercinsdamen „rührend" war, begriff Marw.^.
armes Gehirn nicht, dies LoL ging bei ihr zu einern
hinein und züm andern hinaus. Aehnlich dem Tiere, das^^
ißt und trinkt, ohne zu ahnen, daß Esfen und Trinken
haltung des Körpers nötig ist, nahm auch sie ihre Nah^
danklos von der Schwester an.

(Fortsetzung folgt.)
 
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