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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 256 - 280 (2. November 1903 - 30. November 1903)
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ordentlichcn Professor Dr. August Schuberg, ersten Assi-
stenten an unserem Zoologischen Jnstitut und Museum, vertre-
ten. Bei seinem 25jährigen 'JubiläUm als Ordinarius der
Zooloche an der Ruperto Carola kam beretts in diesem Jahre
die Anhänglichkeit seiner russischen Schüler zu festlichem
und rührendem Ausdruck. Nu» ist Geh. Hofrat Professor Dr.
Bütschli, zum Dank, zum Ehrenmitglied der Universi-
täten Moskau und Petersburg ernannt worden. —- Wirkl.
Geh. Rat Professor Dr. Eugen Jagemann, Gesandter a.
D„ hat einen Lehrauftrag für kleinere staatsrechtliche
Vorlesungen und Vorlesungen über Strafvollzug und Ge-
fängniswesen erhalten.

X Neue Preisaufgaben. Für das Studienjahr 19Ü3—04
sind von den fünf Fakultäten die folgenden neuen Preisauf-
gaben, am Geburtsfest des NeuLegründers unserer Hochschule,
Großherzogs Karl Friedrich, verkündigt worden. Von der
theologischen Fakultät: „das Verhältnis der Recht-
fertigungslehre Osianders zu der Luthers"; von der juristi-
fchen: „die Haftung des Staates für das Verschulden seiner
Beamten nach Reichs- und Landesrecht"; die medizini-
sche Fakultät wünscht „Neue Untersuchungen über die Selbst-
reinigung der Flüsse"; die philosophische Fakultät setzt
zur Be>werbung aus: aus der Philosophie: „Kritische Dar-

stellung von Auguste Comte's Geschichtsphilosophie"; 8. aus
der Alten Geschichte: „die Reisen des Kaisers Hadrian". Die
seit der Untersuchung von Julius Durr (Wien 1881) sehr an-
gewachsenen Zeugnisse der Jnschriften, fowie die Münzen sind
vollständig zu verwerten. Die Bedeutung dieser Reisen für die
Organisation des Reiches und, wo möglich, für die Kultur der
Zeit sind darzulcgen; L. aus der englischen Philologie: „Ge-
schichte der orientalischcn Stoffe in der neuenglischen Literatur
mit Rückblicken auf die orient-alischen Stoffe in der alt- und
mittelenglischen und verzl-eichenden Ausblicken auf die orienta-
lischen Einflüsse in den anderen europäischen Literaturen".
Das Thema der naturwiss-enschaftlich - mathe-
matischen Fakultät lautet: „Es soll untersucht werden, in
welcher Weise die bei den Orchideen bisweilen auftretende
Polyembryonie entsteht". Die Konkurrenzarbeiten sind bis zum
15. Oktober 1904 einzureichen. — Als 'Preisfrage für
die Hofrat Moo s'sche Stiftung ist von dem Direktor der
Ohrenklinik aufgestellt und -von der medizinischen Fakultät
genehmigt worden das Thema: „Jst die Helmholtz'sche Reso-
nanztheorie der Schallperception noch heute in ihrem bollen
Umf-ang aufrecht zu erhalt-en? Gewünscht wird eine kritische
Durchsicht sämtlicher Arbeiten, die sich mit der Helmholtz'schen
Theorie beschäftigen, und di-e Abgäbe eines möglichst auf eigene
Erfahrungen g-estützten Urteils". Die Bearbeitungsschriften
für diesen Preis sind bereits bis 1. Mai 1904 einzuliefern.

? Mathematiker-Kongreß. Der dritte internationale Ma-
thematiker-'Kongreß findet bekanntlich! in den Tage». vom 8.
bis 13. August 1904 hier statt. Mit demsel-ben wird, wie
jetzt mitgeteilt wird, eine Ausstellung mathematischer Modelle
(einschließlich älterer historisch wichtlger Modelle) und einer
Ausstellung der mathematischen Literatur unter Beschränkung
auf die letzten zehn Jahre verbunden sein.

V Zweiter akademischer Vortrag. Herr Amtmann Dr.
Heinze besprach gestern in sehr eingehender, fefselnder Art
das Zwangserziehunzswesen in Baden. Jn
den letzten 20 Jahren ist das Verbrechertum unter der deut-
fchen Jugend stetig gewachsen. Jm Jahre 1896 gab es unter
100 Tausend jugendlichen Personen 697 Bestrafte. Die Stra-
fen müssen erfolgen in crstcr Reihe wegen Diebstahls, dann
wegen Sachbeschädigung UNd Körper-berletzung. Auch die
Rohheitsdelikte nehmen mehr und mshr zu, datz sich Staat und
Gesellschast nach einer Abhilfe um-sehen müssen. Die Ursachen
der wachsenden Kriminalität stnd mannigfaltig, die stetige Ver-
breitung anreizender Genußmittel, besonders des Alkohols,
mag eine Hauptursache sein. Die Frage der Errettung der
verwahrlosten Jugend hat einen Lösungsversuch erfahr-en durch
das Zwangserziehungsgesetz für Baden vom 16. August 1900.
Redner erläutert nun dies Gesetz eingehend,-indem er einlei-
tend ausführt, wie die Zwangserziehung aus kleinen Anfängen
erwachsen ist, und gibt, da er als Beamter felbst in Zwangser-
ziehungssachen gcarbeitet hat, ein paar Fälle bekannt, an denen
man das Wesen der Einrichtung gut kennen lernen kann. Ein
lljähriger Schüler stiehlt eine Ühr. Er kommt mit einer
Schulstrafe fort. Jm Wiederholungsfalle kann es bei einer
solchen nicht bleiben. Da für die andern Schüler eine mora-
lische Ansteckungszefahr besteht, ist der Lehrer für Zwangser-
ziehung, und das Verfahren wird eingeleitet. Ein anderer
Knabe, durch Jndianergeschichten aufgeregt, geht seinem Vater
durch. Da er kein Geld mehr hat, treiben ihn Hunger und
Kälte zur Rückkehr. Er wird in der Schule und besonders
zu Haus durch Schläge und Fasten bestrast. Dies bringt den
Knaben dazu, noch einm-al davon zu laufen. Als er zurückge-
bracht wird, verlangt der Vater seine Aufnahme in eine
Zwangserziehungsanstalt. Der Lehr-er spricht sich gegen den
Antrag aus, 'der Knabe sci nicht üöse, sondern nur sch-eu und
verbittert. Das Kin-d kommt niit einer Verwarnung fort.
Wenn zur Verhütung des völligen ftttlichen Verderbs Zwangs-
erziehung notwendig erscheint, stellt das Bezirksamt Antrag
an das Vormundschaftsgericht. Die Eltern, der Vormund,
Gegenvormund, die Verwandten, die Geistlichkeit und- die
Schulbehörde werden vernommen. Erst dann wird Zwangser-
xrchung angeordnet. Damit ist aber noch nichts über ihrc
Ausführung entschieden. Der Zögling kann nämlich sowohl in
einer Besserungsanstalt wie in einer Familie untergebracht
werden. Sehr junge Kinder, befonders Mädchen, empstehlt
es sich nicht, ohne Weiteres in eine Anstalt zu bringen. Auch
ist es nicht ratsam, Kinder in der Nähe ihres Lisherigen Auf-
enthaltsorts bei einer Familie unterzubringen. Besser ver-
pflanzt man sie auf ganz aNderen Boden. Eine Familie
nimmt ein Kind in der Regel in Zwangserziehung, um aus
dem Verpflegungsgeld und der Arbeitskraft des Kindes etwaZ
hexauszuschlagen. Verlangt wird von einer solchen Familie
mn geordneter HllNZHalt und^geiunde Wohnung. Auch dür-
fen nicht mehr als 2" Zöglinge aus emmal gehalten werden.
Besonders zweckmähig ist es auch, datz für jeden Zösiling ein
Fürsorger bestellt ist, welcher die Leistungen der Familie rM
Auge zu behalten und sich von der Haltung des Zöglings von
Zeit zu Zeit ein Urteil zu bilden hat. Richt selten sind- die
Fälle von Verwahrlosun-g so schwer, datz nur die Behandlung
in einer Anstalt Besserung erwarten läßt. Bei der Wahl der
Anstalt ist der Ausbildungszweck des zu Bessernden zu berück-
fichtigen. Auch hier soll die Erziehung iNdivualisieren. Hier
muß sich der Zögling einer festen Disziplin fügen. Es wird
über ihn Bericht erstattet, denn inr Falle einer offentsichtlichen
Besserunz kann eine Entlassung, d. h. Aufhebung der Zwangs-
erziehuwg durch das Vormundschaftsgericht erfol-gen. Die
Kriminalität der JugeNdlichen ist in Baden, seit wir das Ge-
setz haben, nicht so gewachsen wie in den anderen Staaten.
Die Anstaltserziehun-g verlief im Jahre 1898 für 339 Zög-
linge mit befricdigendem, für 74 mit unbesriedigendem Resul-
tat. Mit einem Appell an Private und Vereine, den Behör-
den in dieser wichtigen Sache an die Hand zu gehen, schloß
der anregende Vortrag.

X Als Stadtverordnete wurden iN"einer gestrigen ver-
traulichen Zusammenkunft der Stadtverordneten die Herren
Privatmann Spitzer und Brauereidirektor Ohliwger vorge-
schlagen.

ch Eröffnungsessen im „Rodensteiner". Auf die von dem
jetzigen Restaurateur, Herrn Freudenberger, ergan-
gene Einl-ad-ung fand sich gestern Abend eine ansehnliche Zahl
von Geschäftsfreunden und Gästen in den Räumen des „Ro-
densteiners" zusammen, um die Leistungsfähigkeit von Küche

und Keller des neuen Wirts einer Prüfung zu unterziehen.
Dieselbe ftel in jeder Beziehung vorzüg-lich aus. Die kulina-
rischen Darbietungen, sowi-e die mustkalischen vom Orchester-
verein befriedigten jeden Teilnehmer und wünfchen wir Herrn
Freudenberger und seinem Bestreben guten geschäftlichen Er-
fol-g.

X Zimmerbrand. Durch den Leichtsinn eines Dienstmüd-
chens entstand gestern im Hause Ziegelgasse 14 ein Zimmer-
brand. Das Mädch-en warf nämlich ein brennendes Streich-
holz auf den Tisch, wodurch die Tischdecke Feuer fing und ver-
brannte. Auch ein in der Nähe liegendes Kopfpolstcr ver-
brannte mit.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden ein Kaufmann
wegen Unterschlagung, eine Berkäuferin wegen Diebstahls,
ein Hausbursche weg-en Fälschung seiner Legitimationspapiere
und eine Kellnerin wegen Umherziehens. — Zur Anzeige
kamen 4 Personen wegen Ruhestörung bezw. Unfugs.

8 Mannheim, 24. Nov. (S e l b st m o r d e.) Heute ka-
men hier 2 vollendete und 1 versuchter Selbstmord vor. Gegen

8 Uhr morgens erschoß sich im Friedhofpark der verheiratete
Kr-ahnenführer Franz Scheurer. Der Tod tr-at alsbald ein.
Um dieselbe Zeit erhängte sich im Hause s 2 Nr. 8 der ledige
Friseur Carl Straußmann aus Bruchsal. Und zwischen 8 und

9 Uhr sprang die Ehefrau Rosa Stoll aus Rappenau, wohnhaft
Schwetzingerstr-atze 32, in selbftmörderischer Absicht in der Nähe
der Stef-anien-Promenade in den Rhein, arbeitete sich aber
s-elbst wieder an das Ufer und wurde von einem Anlagefchützen
herausgezogen. Bei allen Dreien sind die Motive zu der Tat
nicht genau Lekannt.

I) Mannheim, 24. Nov. (Eine blutige Messer-
stecherei) fand diese Nacht in der Sackgafse in Q 7 statt.
Zwei Schiffsknechte Franz Josef Mildenberger und Alfred
Hausmännel brachten sich gegenseitig nach kurzem Wortwechsel
Messerstiche in den Rücken und in den Leib bei, so daß beide
schwerverletzt ins Allgemeine Krankenhaus verbracht werden
mußten. Die Verletzung Mildenbergers ist lebensgefährlich.

U Karlsruhe, 24. Nov. (Ge -zen die S ch i s f a h r t s-
aLgabe n.) Die Han>delskammer für die Kreise Karlsruhe
und Baden hat in ihrer gestrigen Plenarversammlung zu der
Frage der Wiedereinführung von Schiffahrtsabgaben auf den
preutzischen Wasserstraßen einstimmig folgende, der Großher-
zoglichen Regierung und dem Bundesrate zu unterbreitende
Erklärung angenommen: Die Handelskainmer zu Karls-
ruhe legt gegen die eventuelle Einführung von Schiffahrts-
abgaben entschieden Protest ein und spricht sich ins-
besondere auch geg-en die Annahme aus, daß die zur Korrektion
des Rheines ausgeführten Arbeiten dem Strome seinen- Cha-
r-akter als natürliche Wass-erstraße benommen hätten. Gleich-
zeitig gibt die Kammer der Hofsnung Ausdrr ck, daß nicht
allein von jeder Maßnahme zur Mnführung von Schiffahrts-
abgaben abgesehen, sondern dah auch den beteiligten Kreisen
durch eine bestimmte Erklärung von Lerufener Seiie die zur
gedeihlichen Entwicklung jeder geschäftlichen Tatigkeit erför-
derliche Ruhe in Bälde wiedergegeben werden wird.

iL Karlsruhe, 24. Nov. (Die Kürnbacher Hes-
sen) werden doch badisch werden! Der Finanzausschuß der
hessischen Kammer nahm mit 5 gegen 2 Stimmen den
Staatsvertrag zwischen Hessen und Baden an, wonach der hes-
sische Anteil der Gemeinde KürnLach gegen Gebietsaustausch
mit 175 000 Mark an Baden übergeht. Der Staatsvertraz
liegt im wohlverstandenen Jnteresse der Gemeinde Kürnbach
und beseitigt die letzte Erscheinung eines Kondominats (d. h.
der Gesamtherrschaft mehrerer Gebi-eter über ein-en Landes-
teil) in Deutschland. Noch vor wenigen Ta-gen sind die Kürn-
bacher Hessen beim Finanzausschuß vorstellig geworden und ha-
ben erklärt, daß sie li-cber hessisch bleibcn wollten.

— Haslach, 24. Nov. (Ein betrübendes Un-
g l ü ck) hat sich hier oberh-alb der Stadt am Bahnübevgange er-
eignet. Gestern Morgen fand man dort -auf den Schienen
die gräßlich zngerichtete Leiche des 27 Jahre alten B-ahnwart-
ablösers Richard Schätzle aus Hofstetten, Kopf und Beine wa-
ren vom Rumpfe getrennt.

iVl Freiburg, 24. Nov. (V o n der U n i v e r s i t ä t.)
Nach der endgiltigen Feststellung beziffert sich die Frequenz
unserer Universität im Wintersemester 1903—04 auf 133-1
immatrikulierte Studieren-de un-d 156 Hospitanten, zusammen
1487 Hörer (im Vorjahre 1271 immatrikulierte Studieren-de
und 191 Hospitanten; sonach mehr 60 Studierende, weniger
35 Hospitanten). Unter den immatrikulierten Studieren-
den befinden sich 26 Frauen (1 stud. cam., 19 stud. med., 2
stud. philol., 1 stud. philos. und 3 stud. rer. nat.)„ unter den
Hospitanten 85 Frauen. Die immatrikulierten Studierenden
verreilen sich auf die einzelnen Fakultäten wie folgt: Theo-
logen 186, Angehörige der rechts- und staatswissenschaftlichen
Fakultät 392, Mediziner und Pharmac-euten 374 und- Ange-
hörige der philosophischen Fakultät 380.

N Lahr, 24. Nov. (B e r u n g l ü ck t.) Als gestern Nach-
mittag der Lan-dwirt Heinrich- Büche aus Wittenweier seinem
Mit Kies beladenen Nachen von einer Kiesbank im Rhein ab-
gestohen hatte, versank der Kahn mit dem Jnsassen plötzlich.
Die sofort angestellte- UntersuchuNg war von negativem Ersolg;
'weder die Leiche des Büche noch das Schiff sind bis jetzt gesun-
d-en worden.

Theater- und Kunftnachrichten.

Heidelberg, 26. Nov. (S t a d t t h e a t e r.) Als Novi-
tät bringt die Theaterdirektion näch-sten Sonntag den dreiakti-
gen Schwank „D e r Hochtourist" von Curt Kraatz und
Max Neal zum ersten M-ale zur Aufführung. „Der Hoch-
tourist", ein übermütiger Schwank voll Witz un-d Humor, be-
herrscht heute den Spielplan aller deutschen Bühnen und hat
überall den größt-en Heiterkeitserfolg aufzuweisen.

— Konzert Knittel. Wie aus heutigem Jnser-at ersichtlich
ist, findet wegen plötzlicher Erkrankung der Konzertgeberin das
für heute angesagte Konzert „Knittel und Faist" nicht statt.
Dasselbe ist auf unbestimmte Zeit verschoben.

Handel und Verkehr.

Msiirrkeim, 24. November. Oberrheiniiche Bank 94.— B„
—.— G. Rhcin. Creditbank —.— B , 140 50 G. Rhein. Hyp.-
Bank 190.25 G., —B., Branerei Kleinlein, Heidelberg. —B.,
173.50 G. Schroedl'sche Krauerei Heidelberg —B. 195.— G.
Portland-Zementwerk Heidelöerg 119.— B., 118.— G._

Wnsserftand

N e ck a r.

Heidelberg 25,2.59,gest.0.98m
Heilbronn 24., 2.10 gest 0 21m
Mannhetm 24,4.30, aest 0 36 m

Rhein

Lauierburg 24 4.26, gest. 0.28 m
Blaxau', 24,4.40, gest. 0.30 m
M.rnnbeim 24.4.16. aest. 0.41 m

KleLne Zeitung.

— Tic Prinzessin Alice t>. Schönburg-Waldenburg,

eine Dame der -höch-sten- sächstschen Aristokratii.', ist mtt
ihrem Ku t s ch e r d u r -ch g eb r a n n t. Sis stammt
aus dem Hause Bourbon-Anjou und ist die Tochter des
Prinzen Carlos. Geboren am 29. Juni 1876, vermählte
sie sich am 26. April 1897 mit dem Prinz-en v. Schön-burg-
Waldenburg. Jhre Schwester Elvira hat sich bekanntlich
vor einigen Jahr-en wider den Willen der Eltern einesti
Maler zugesellt. — Zur Affäre der Prinzessin Alice von

Schönburg wivd der Tatbestand
analog der Afsäre ihrer Kusine,
Luise, bezeichnet.

authentisch als gan)
der Prinzessin

Neueste ^tachrichten.

Köln, 24. Nov. Die „Köln. Volksztg." meldet aus Rorn-
Bischof Anzer, der gestern noch vom Papst in Audrenz ernp^
fangen wurde, rst heute Nachmittag 5 Uhr an einem Gchirrr^
schlag plötzlrch gestorben. Bischof Anzer, der Chef ber
deutschcn katholischen Missionen rn China, ist in weiteren Kre^
sen erst dnrch dic Pachtung dcs Gebretes von Krantschou uM
durch die Wirren in China bekanrrt geworden. Man kcwn
nicht Lehaupten, daß sein Einfluß in China ein besonders
-günftiger war; denn die Tätrgkeit der Misfionen hat die ÄE
brüche des Fremdenhasses mitverschuldet. Da der Bischof ^
strebt war, den deutschen Einfluß in Chrna zu steigern, wa
er rn Berlin einc geschätzte Persönlichkeit, deren Rat sehr wrtz'
kommen war. Wie es scheint, hat aber Anzer rn neuerer A'
eine Tätigkeit entfaltet, die irr Berlin wem-ger Beifall fasw'
Auch rn Rom scheint man neuerdings sein Auftreten in Chw^

nicht für ganz einwandfrei zu h-alten. Es verlantete derrn

auch, datz die Propagan-da rhn d-urch einen- anderen Prälatzv
ersetzen- möchte. Wieweit der Empfang beinr Papste nrit dre"
sen Dingen zusammenhängt, wird man wohl bald erfahrEIst
Der Bischof starb nach der „Frankf. Ztg." in Gegenwart dcs
preußischen Gefandten Frhrn. v. Rotenhan. Von Gebrtt
war Anzer ern Bayer. . -

Berlin, 24. Nov. Dem „Reichsanzeiger" zufolge wir^
der Reichstag am 3. Dezember zusammeu"
t r e t e n.

Bcrlin, 24. Nov. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolS'-'
ist als Nachfolger des Präsidenten Dr. Barkhausen

Präsident des Landeskonsistoriums in Hannover Voig

ts

zum Präsidenten des evangelis-chen Obel'
kirchenrats ernannt worden.

Bcrlin, 24. Nov. Der Redakteur des hiesigen anw"
chisttschen Blattes „Neues Leben", Metallarbeiter Kn v^
bel, wurde von der 4. Strafkammer des Landgerichts
wegen Majestätsbeleidigung durch einen dtt"
tikel: „Der Kaiser der Sahara" zu sechs Monaten
fängnis verurteilt.

B-crlin, 24. Nov. (Prozeß Kwilecki.)

Bericht über den gestrigen Verhandlungstag, der den
Schluß det' Zeugenvernehmung und das Plaidoyer dcs
Staatsanwalts Müller brachte, findet der Leser tw
Blatt. Heute sprach der Erste Staatsanwalt Steinbrech '
Er führte aus: Bei der Verwvrrenheit der Wirtschaft avl
Wroblewo im Jahre 1896 und bei der Aussicht der
fin, nach dem Tode ihr-es Gatten auf ein Gnadenbrot
gewiesen zu sein, war sür die Gräsin die Eristenz ein^
Majoratserben das einzige Mittel, ihrer Sorgen ledw
zu werden. Darum beschlost sie „corriAer lrr kortnve -
Als Beweis der Schuld der Gräfin führt der Staatsanwa-
die Vorgänge in Krakan und Berlin an. Es sei Tatsaad(
daß das Kind der Cäcilie Meyer von .Krakau nach Bersttt
gekommen sei. Was mit ihm geschehen, darüber s-ei
Gräfin die Antwort schuldig geblieben. Jhr Verhalt«-'^
in Berlin bilde eine Kette von Sonderbarkeiten.
Entbindung habe nicht stattgefunden. Die AehnlickM.
beweise für noch gegen die Gräfin etwas. Er halte es st^
zweifellos, daß die alte Andruszewska vom 23. bis^ 2^'
Januar 1897 in Krakau war. Redner kritisiert verscklv^
dene Zeugennussagen und weist Angriffe der polnisckl^
Presse gegen den Grafen Hektor zurück. In dem Zi^
Prozeß, in welchem Graf Hektor zur Anerkennung
Legitimation des Kindes gezwungen werden sollte,
nach Ansicht der Zlnklagebehörde drei Meineide
leistet worden. Es sei zweifellos, daß die Gräfin ans lls
winnsüchtiger Absicht das Kind untergeschoben habe. st-
halte auch dieSchuld des Grasen für erwwst '
Das Ehepaar habe genreinschaftlich gehandelt. Doch
dem Grafen mildernde Ilmstände zuznbilligen, nickst
der Gräfin. Ter Staatsanwalt Plaidiert sodann bi
Schuldigsprechung der übrigen Angeklagten nnter 3H
billigung mildernder Umstände. — Nach kurzer Psth^
beginnt derVerteidiger Justizrat Wronker „
Plaidoyer. Das Sensationelle des Prozesses liege in
Tatsache, daß wieder die Leiter der Jnsttz nicht in
nung sein müsse. Die Zengcn, die für die Gräfin Aw'
sagen machten, vereidige man nicht oder nur in
oder man eröffne das Meineidsverfahren gegen sie. Dlib
werde dem Untersuchungsrichter nnr Belastendes
sührt, wodurch falsche Voreingenommenheit entstan^
sei. Daraus sokste, daß die Zeugenvereidigung in '
Voruntersuchung ein schwerer Fehler war, dnrch desti
wöhl dem Staat als den Geschworenen unnöfige Kol
erwüchsen. Dein Gutachten des Sachverständigen P
fessor Dührssen könne man keinen Wert beilegen. Dar"
tritt auf scinen Wunsch eine Pause ein. — Nach der P^'
sährt Rechtsanwalt Wronker sort: Mit der „so

Unterschiebnng stcht und fällt die ganze An-klage.
beruht sie auf einer Säule, der Abwesenheit der
Andruszewska. Zweifelnde wollen wissen, daß sie veri^
war, darunter die Hedwig Andruszewska. Der Ber ^
dig-er eutwirft von diescr ein wenig schmeichelhaftes W ^
Die Hedwig werde von ihrer eigenen SchwägerM
Meineids beschuldigt und vergeudete in kurzer Zeit b
Mark. Das sei nun die Hauptbelasttingszeugin! War
sollte die Gräfin die Hedwig sich nicht erkauft haben i si
gerade die Anwendung der Peitsche gegen die Hst'"
zeige das gute Gewissen der Gräfin. Das eindrucksvj>
geschickte Plaidoyer des Verteidigers dauerte fünf -st
>den. Nach einer Pause erklärt Rechtsanwalt Dr. Sstv
als Verteidiger der angeklagten Frau Knoska und Ch^
owska, daß er auf ein Plaidoyer verzi-chte. Er halte ^ ^
für unschuldig nnd bitte nm deren Freisprechung. Da ^
nahm Rechtsan-walt Eger zur Verteidigung der ^
klagten Ossowska das Wort. Er bittet um Freisprrw
seiner Klientin, da es psychologisch unwahrscheinlrck!
daß ihr Geständnis >der Wirklichkeit entspreche. ggs

Wien, 24. Nov. Die „Grazer Tagespost"

Ardning in der Obersteiermark, daß gegen -den dorttge
 
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