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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 280 (2. November 1903 - 30. November 1903)
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Mindereinnahmen, ebenso im Güterverkehr. Die Ge-
samteinnahmen zeigen sogar 17 Mehr- und nur 1 Min-
dereinnahme, die Summe der Einnahmen im Rechnungs-
jahr 13 Mehr- und 5 Mindereinnahmen. Der wirtschaft-
liche Aufschwung gibt sich deutlich zu erkennen.

Karlsruhe, 23. Nov. Der Verein der Boden -
reformer hielt gestern eine Versammlung ab, um
Stellung zu nehmen gegen die drohende Erhöhung der
städtischen Umlagen. Die Bödenreformer wollen nicht
Verminderung der Ausgaben, sondern Dermehrung der
Einnahmen herbeiführen. Um dies zu ermöglichen, er-
streben sie eine anidere Steuerverteilung, deren Art in
folgenden Sätzen, die die gestrige Versammlung in Form
einer Resolution annahm, zum Ausdruck kommt: Uin
unserer Gemeinde die Mttel zur Verfügung zu stellen,
ihren fortwährend wachsenden Aufgaben in kultureller,
sozialpolitischer, hygienischer und ästhetischer Beziehung
gerecht zu werden, ohne die erwerbstätige Bevölkerung
zu fehr mit Äbgaben zu belasten, Halten wir für not-
wendig: 1. Die Veranlagung der Grund- und Häuser-
steuern zu dem Verkehrswert vorzunehmen und, wie bei
anderen Steuern, Selbsteinschätzungen in möglichst kurzen
Zwischenräumen durchzuführen, wobei für die Gemeinde
ein Uebernahmerecht (Vorkaufsrecht) zu diesem Selbst-
einschätzungswert gesetzlich festzulegen wäre; 2. der Ge-
meinde einen Teih der staatlichen, evtl. zu erhöhenden
Liegenschaftsverkehrssteuer zuzuweisen und eine Zuwachs-
steuer auf Liegenschaften zu Gunsten der Gemeinde anzu-
bahnen. 8. Ein Entgegenkommen der 'Großh. Staatsre-
gierung bei den bevorstehenden Verhandlungen über die
hiesige Bahnhofsfrage, als die Verwertung des jetzigen
Bahnhofareals, Zusahrtsstraßen und Straßenbahnen zum
neuen Bahnhof, Verlauf der Maxau-Bahn.

Baycrn.

München, 25. Nov. Jn der AbgeordnetenkammLr
wurde heute der Antrag des Abgeordneten Adolf Mül °
ler und der sozialdsmokratischen Fraktion, „das Kriegs-
ministerium zu ersuchen, dähin zu wirken, daß Offi-
ziere und Unteroffiziere, deren Mitschuld, sei
es durch aktive Beteiligung, sei es durch Mangel an pflicht-
gemäßer Beaufsichtigung, an systematischen Soldaten-
mißhandlungen nachgewiesen ist, unnachsicht-
lich aus 'dem Heere entfernt werden", ein-
stimmig angenommen. Für jede Fraktion sprach
je ein Redner, die sich streng sachlich, aber sehr energisch
unter Erörterung schwerer Einzelfälle gegen die Sol-
datenmißhandlungen aussprachen, der Dendenz des An-
trages und den gegenseitigen Ausführungen zusümmten
und energischen Schutz des Beschwerderechts verlangten.
Kriegsminister v. A s ch erklärt, er werde alle Mtiel da-
ran setzen, um den Soldatenmißhandlungen und dem
Mißbrauch der Dienstgewalt mit aller Energie zu begeg-
nen. Er habe auch heuer schon zwei Offiziere, die es an
der nötigen Aufsicht hatten fehlen lassen, verabschiedet.
Unteroffiziere habe er nicht mehr kapitulieren lassen.
Einige Bedmken gegen den Antrag könne er jedoch nicht
unterdrücken. Eine Entfernung aus dem Heere sei ohne
richterliches Urteil nicht möglich, und Unteroffiziere, die
ihre gesetzliche aktive Dienstpflicht noch nicht ganz erfüllten,
könnten aus dem aktiven Dienst nicht entfernt werden,
aber mit Entfernungen aus dem aMven Dienst solcher
Offiziere, die es an der nötigen Aufsicht fehlen ließen,
gehe er vor.

Ausland.

Frankreich.

Varis, 25. Nov. Mehrere Blätter bestätigen die
Mitteilung eines Cherbourger Blattes, daß ein Soldat
namens Diot vom 1. Kolonial-Regiment, der bei der
Rückreise des italienischen Königspaares
mit der Ueberwachung des Bahngleises betraut war, fünf
g r o ß e P f l a st e r st ei ne auf das Gleise gelegt have.
Die Steine wurden rechtzeitig dnrch einen Streckenauf-
seher der Westbahn entdeckt und entfernt. Diot wurde
verhaftet und wird jedenfalls vor ein Kriegsgericht ge-
Gellt werden. Mehrere seiner Kameräden behaupten, daß
er nicht mehr ganz zurechnungssähig sei. Ferner wurden

gräfliche Paar verläßt mit einer Verbeugung vor dem >
Gerichtshof den Gerichtssaal.

— Dresden, 26. Nov. (DieneueDresdener §
P r i n z e n a f f ä re.) Nach den „Dresdener Nachr."
ist von einer F l u cht der P r i n z e s s i n S ch ö n b u r g-
WaIdenburg mit einem Be'dienten keine Rede. Die
Prinzessin lebt mit ihrem Gatten im Scheidungsprozeß.
Das Ehepaar befand sich seit dem vorigen Jahr in Steier-
mark und ist bereits seit dem Frühjahr getrennt. Binnen
kurzem ist der Scheidungsprozeß vor dem Oberlandesge-
richt zu erwarten. Die Ehe des Paares hat schon bei
ihrem Abschluß der ebronigue seLuänIeuss reichlichen
Stoff geboten. Der einem alten protestantischen Fürsten-
hause entstammende Prinz Friedrich von Schönburg-
Waldenburg erregte durch seinen Uebertritt zum katho-
lischen Glauben Aufsehen. Der damals sehr verschuldets
junge Mann bemühte sich, in Oesterreich eine reiche Heirat
zu machen, was ihm jedoch vorerst nicht gelang. Erst im
Jahre 1897 verlobte er sich — wie später in einem Prozeß
'der Rabbinatskanldidat Tr. Alois Freund behauptete,
durch seine Vermittluyg — mit der jüngsten Tochter dgs
in Venedig residierenden Don Carlos, der Prinzessin
Alicia von Bourbon, Jnfantin von Spanien. Schon im
Anfang der Ehe soll das Verhältnis der beiden Ehegatten
nicht das idealste gewesen fein, wozu auch der große Geiz
des Schwiegervaters, der 'die Schulden des Schwieger-
sohnes nicht bezahlen wollte, das seinige beitrug. Die
Prinzessin soll gegenwärtig in Jtalien weilen, etlvas
Näheres Wer ihren Aufenthalt scheint niemand zu wissen.

inArles, wenige Stunden vor der Ansahrt des Zuges,
in dem sich das italienische Königspaar befand, am Sonn-
tag d r e i A n a r ch i st e n festgenommen, zwei Jtaliener
und ein Spanier. Mese 'der französischen Polizei als sehr
gefährlich signalisierten Personen sollen die Absicht ge-
habt haben, zwischen Arles und Tarascon die Schieney
loszuschrauben, um eine Entgleisung 'des Zuges mit dsm
italienischen Königspare herbeizuführen. Eine Durch-
suchung der Zimmer dieser Anarchisten in einem kleinen
Hotel der Stadt soll zur EntdeckMg sehr kompromittieren-
der Schriften und Briefschasten geführt haben.

England.

London, 26. Nov. Gestern Abend fand in der
Queenshall unter dem Vorsitze des Herzogs von Devon-
shire eine von der u n i o n i sti s chen L i g a sür Z o l l-
freiheitder Lebensmittel veranstaltete Ver-
sammlung statt. Unter den Teilnehmern befanden sich
auch Lord Hamilton, Lord Goschen und die. ftüheren Mi-
nister Ritchie und Hicks-Btzach. Jn einer Ansprache führte
der Herzog von Devonshire aus, die Liga bekämpfe nicht
bloß die Besteuerung der Lebensmistel, sondern sei zum
Widerstande gegen jedm Versuch entschlossen, überhaupt
Schutzzölle einzuführen. Der Plan, Vorzugszölle zu
schaffen, sei dem Geiste eines einzigen hervorragen'den
Staatsmannes entsprungm. (Beifall, aber auch Murren
und Zischen.) Es fei nicht die Politik der Regierung, die
jetzt dem Lande unterbreitet werde. Was die Vergeltungs-
zölle angehe, so glaube er, daß viel zu ihren Gunsten zu
sagen sei. Die Versammlung nahm schließlich einen Be-
schlußantrag an, der stch gegen die Errichtung eines Sy-
stems von Vorzugszöllen oder Schutzzöllen wendet.

Rußland.

Petersburg, 25. Nov. Die Einzelheiten
der Kiewer Studentenunruhen sind bis jetzt
bekannt: Am 16. November, dem Jahrestag der Hin-
richtung Balmaschews, der den Minister Szipiagin er-
mordete, kam es in den Universitätshörsälen zu Versamm-
lungen mehrerer hundert Studenten, die 'den Kurator,
den Rektor und den Jnspektor mit Geschrei und Johlen
begrüßten. 29 Studenten wurden verhaftet. Am selben
Tage fanden im Polytechnikum Verfammlungen statt; in
der Aula hielten die Studenten eine Gsdächtnisfeier ab.
Studenten 'der mechanischen Abteilung forderten Ent-
lassung der Professoren Sworikin und Lomonosow.

Aus StadL und Land.

Heldelbcrq. 25. November.

V Bon der Nnivcrsität. Aus der Feder zweier Dozenten
der hiesigen Universität werden demnächst zwei Lehrbücher
eLscheinen, welche in der Tat einem „dringenden Bedürfnis"
entsprechen, für deren in Studium und Staatspraxis hochwich-
tige Gegenftände bisher keine brauchbaren und die höchsten An-
forderungen der Wissenschast befriedigenden Darstellungen
merkwürdigLrweise vorhanden sirüd. Auherordentlicher Pro-
fessor Dr. Alfred Seng veröffentlicht „Grundzüge des fran-
zösischen Zivilrechts und des badischen -Landrechts" (im Ver-
lage des Waisenhauses in Halle); auherordentlicher Professor
Dr. Friedrich Affolter eine: „Kurze Darstellung des ba-
dischen Verwaltungsrechts'" (Karlsruhe, Lei Braun). Beide
Herren haben über diese Themen bereits Vorträge gehalten,
Prof. Dr. Seng in regelmähiger Widerkehr an der Univer-
sität, Prof. Dr. Affolter vor kurzem in den von Handelskam-
mer und Kaufmännischem Verein veranlatzten öffentlichen
Vorlesungen.

V Kaiserpanorama. Die Leitung des Kaiserpanorama
sieht sich genötigt, um den vielseitig erhaltenen Anfragen zn
genügen, die Stereoausnahmen von Heidelberg noch diese
ganze Woche bis einschließlich Samstag auszustellen, an wel-
chem Tage u n w i de r r u f l i ch die Serie zum letztenmal
zu sehen ist, da sie dann kontraktlich ihre Reise in andere
Städte antreten muß.

-k- Grof.es deutsches Gustav-Adolf-Fest 1904. Anf eine
Einladung des Herrn Stadtpfarrers Schmitthenner hatten sich
am Montag Wend in der Sakristei 'der Peterskirche eine Reihe
von Herren und Damen verfammelt, um über die ersten Schritte
zu beraten, die zur Einleitung 'des großen deutschen G u stav -
Adolf-Festes geschehen sollen, ovs im nächsten Jahre
vom 19.—22. Sept. hier in Heidelberg geseiert werden soll.
Die Anwesenden, Vertreter des Kirchenregiments aus Karls-
ruhe, Verireter der zum Stadtbezirk Heidelberg gehörigen
evgl. Kirchengemeinden, Vertreter vieler 'evgl. Organisationeu
und Vereine, waren einstimmig der Ueberzeugung, 'dah die
Stadt sich nicht der Verpflichtu-ng entziehen köune, dem größten
evgl. Vereine Deutschlands eine gastliche Stätte zu bereiten,

Jhr l^- Jahrs altes Söhnchen hat die Prinzestin mit sich
genommen. Die Prinzessin hat mit ihrer Kousine, der
ehemaligen Kronprinzessin von Sachsen, in eifrigem Brief-
wechsel gestanden. Prinz Friedrich Ernst von Schönbnrg,
der mit seinem Vater völlig zerfallen ist, hält sich schon
seit mehreren Wochen in Steiermark zu Jagden auf. Wis
aus Venedig gemeldet wird, richtete Don Carlos ein
Rundschreiben an seine Anhänger, worin er den „T o d"
derentflohenenTochter mitteilt. Als vor Jahren
eine andere Tochter, Prinzessin Elvira, mit dem Maler
Folchi entfloh, tat Don Carlos das Gleiche. Man darf
hieraus schließen, daß das Verhalten der beidm Töchter
trotz dem Dementi der „Dresdener Nachr." doch sehr ähn-
lich sein mnß. Es soll indessen nicht ein Kutschcr, sondern
ein italienischer Offizier in Frage kommen. Don Carlos
hat noch zwei weitere Töchter, eine ist österreichische Erz-
herzogin geworden, die andere mit einem italienischen
Fürsten verheiratet.

— Syrakus, 25. Nov. Heute Vormittag fand eine
heftige Er-derschütterung statt.

— Der entrüstete Onkel. Eine hsitere SzeUe ereig-
nete sich, nach der „Täglichen Rundschgu", in einer schls-
sischen Stadt. Einem Kaufmann war ein strammer Junge
geboren, was der glückliche Vater seinem Brüder mitteilte
nrit den Worten: „Heute ist bei mir ein Junge einge-
troffen, der stch für deinen Neffen ausgibt." Sofort ant-
wortete dieser: „Du weißt, daß ich keinen Neffen habe.
Glaube dem Betrüger nicht, wirf ihn hinaus oder laß ihn
verhaften." Erst ein Brief mußte den „Onkel" aufklärsn.

zumal da wir jetzt in der Lage sind, in der Stadthalle der^
Vcreine ein enrsprecheüdes Lokal zu bieten, nachdein Hc>
Bürgermeister Wielandt bereitwillig die Uebcrlassung <
Stadthalle in Aussicht gestellt hatte. Unter dcm
Herrn Dekan D. Hönig wurde das umfangreiche Progrwsst
einer Gustav-Adolf-Feier durchgefprochen und die Vorarbem
an scchs Ausschüsse verteilt.

X Gustav Adolf-Bazar. Gestern Nachmtttag 4 Uhr lpistP
der Bazar im grohen Saale der „Harmome" unter zah>^
cher Beteiltgung der Heidelberger Bevölkerung erössnet.
Damen bes Frauenveretns zur Gustav Adolf-Stiftung, 1"' ^
zahlreiche junge Mädchen haben sich eifrig in den Dicnst
guten Sache gestellt. So sind viele Verkaufsstellen errM
tet, an denen man nützliche und urmütze Gegenstapst

zu zivilen Preisen kaufen kann. Am eifrigsten wird aber
entstandenen Gartenrestaurant zugesprochen, in dem, von
ter Damenhand serviert, vorzüglicher Kaffee oder
mtt Kuchen, Sekt usw. zu haben tst. Wer also seinen
mtttagskaffee in angenehmer Umgebung geniehen will, der e
um 4 Uhr in den Bazar, unterhaltende Stunden sind ^
sicher.

st- Ueber Warenhäuser spricht heute Abend im „P^
Max" Herr Lenz. (Näheres siehe Jnserat).

/X Die Bergbahn wird von Montag an thren Betrieb l"
Lieses Jahr einstellen. (Näheres siehe Jnserat). ,

>j« Versainmlung der „Deutschen Friedensgesellsch"i i
Zwecks Gründung einer Heidelberger Ortsgrupp
der „Deutschcn F r i e d e n s g e s e l l s ch a f t"
staltete ein Komitee hiesiger Herren gestern eine öffeutU^
Versammlung im „Tannhäuser". Dcr Besuch derselbcn
wenig zahlreich. Herr Hassemer übernahm auf WuUU
des Komitee's den Vorsitz un>d erösfncte die Versaminlung "
einer kurzen Ansprache. Er bedauerte aufs lebhafteste,
diese Gründungsversammlung so schwach besucht sei, er hvü
jedoch, daß dies nich-t eiu Zeichen sei, daß die Heidclberger diest
Bewezung interessenlos gegenüberstehen, sondern dah ^
Grund des schwachen Besuches nur in der von VeranstaltuUv^
jedcr Art geradezu überschwemmten Zeit zu suchen set! ^
ertcilte dann Herrn Dr. Adolf Richter aus Pforzheim ö ^
Abhaltung seines Vortrages: „Zweck und Ziele der Deutlsvs,.
Friedcnsbewegung" das Wort. Herr Dr. A. Ri 4 l
erörtcrte nun in ausführlicher Weise dieses Thema. Et ^
gann mit etnem kurzen Rückblick auf die Enfftehung der » so
densbewegung, welche schon in den 50er Jahren vereinzelt- ^
in Brüssel, Frankfurt und Stuttgart zu finden war. Währt ^
dieselbe in Frankreich und England grohe Forffchritte macy
war sie in Deutschland wieder eingeschlafen. Erst iu < ^
Jahren 1891 u. 1892 entschloß sich der Redner im Vereine
anderen Herren, die Bewegung wieder in Fluß zu briuS^
Sie erlietzen einen Aufrus an das deutschc Volk, und lUst^
Mithilfe der „Friedensapostelin" Baronin Bertha ^Üstsiii
gelanz es, eine Ortsgruppe der Friedensgesellschaft in

be-'

zu

gründen. Seit dem Jahre 1892 machte sich nun auch

Deutschland cin fortwährend stcigendes Jnteresse für biese
wegung bemerkbar, daß die Gesellschaft heute in Deutsch-^^
gegen 70 Ortsgruppcn mit 8000 Mitgliedern zählt. Jtz
sei dies wcnig, in keinem Verhältnisse zu andcren Natwu ^
so z. B. Frankreich, wo die Friedensbewegung kolossale
schritte macht. Der Redner schilderte nun in grellen
die furchtbarc Wirkung eines Krieges und bezeichnet« «s » „
Pflicht eines jeden Patrioten und MenscheNfreundes,
suchen, um -dieses furchtbare Gespenst zu verscheuchen.
Friedensgcscllsckiaft sei von jeher bemüht, dahin zu wirken,

i Wege der Streit zweicr Völker NVchj-i,-
erklinge der Ruf nach stetcm Friedeusö^

nur auf fricdlichem Wege der Streit zweier Völker gei
tet werde. Doch erklinge der Ruf nach stetcm Frtede
stand noch schwach. Die größte Hoffnung setze man t>us
ncue Generation. Die Kinder von heute sollten schon so
gen werden, daß alle Kriegs- und Streitlust in ihnen iu 1 ß
hester Jugend erstickt wird. Der Lehrer erzähle ih^"tzonü
nicht alle großen Männer Schlachten gewannen, und di«
ter säe in das junge Gemüt die Friedensliebe. Ter Rc ^
begrüßt daher nnt großer Freude dte effchienenen DsiUI ^
welche in dieser Bewegung viel Gutes und Ersprießliches i"^st
fen können. Zum Schluß seiner Rcde übergehend, beuu
Herr Dr. Richter, daß die Deuffche Friedcnsgescllsckiasi HQiiig
wiß nicht verlangt, daß Deutschland zuerst mit der Abru»
beginne, doch es käme die Zeit, Ivo alle für diese ideale
gung zu haben wärcu, wo eine Nation uach der andercu
sclbst abrüstc. Mcdizinalrat Dr. Mittermaier dankte iu> ^
mcn der Zuhörer Hcrrn Dr. Richter für seinen Vorirag- ^
bitte ihn, später noch einiges über den lctzten Kongretz
Frtedensgesellschaft in Rouen den Anwesenden zu ber>»^.^r
Herr Dr. Richter tut dies sofort und berichtet noch in !»ui»^
Rede über den Verlauf oben erwähnten Kongrcsses. Z»r
kusion meldete sich niemand. Ter Ortsgruvve Hcidclberß^,
Deutschen Friedensgesellschaft traten über 20 Herrcn
men als Mitglieder bei. — r

lb Strnfkammersitzung vom 20. ds. Voffitzender: 2aU
richtsdirektor Dr. West; Vertreter der Großh. Staatsbehm^-
Staatsanwalt Dr. Sebold. 1) Wegen Diebstahls i"st„,itt
derholten Rückfall wird Fuhrmann Georg Heinrich
von Petersthal zn 5 Monaten Gefängnis verurteilt. 2'
schlimmen Wcgen bcfiudet sich der Student Franz Köst^st.^U
Orcl. Erst kürzlich wurde er hier vom Schöffengcricht cd
Diebstahls zu 2 Monaten Gcfängnis verurteilt, nachbc>u
bereits in Darmstadt wegen Betrngs 'bestrast worden
außerdem schwebt ein Verfahren wezen Erpresiungsver
gegcn ihn in Stuttgart. Jn der Nacht auf den 19. Jw
Js. schlich er sich in cin Haus in Schlierbach ein und stasl
selbst ein Fahrrad. Den hierbei benutzten Hausschlüssei
er beim Verlassen der Wohnung mitgenommen. Seine fa
wird auf 7 Monate Gefängnts bemessen, die mit dcr
Schöffengertcht ausgesprochenen in 8 Monate Gefängu>^-^p
sammengefaht wird. 3) Die 18 Jahre alte Katharina
ner von Heiligkreuzsteinach und die 57jährige ^a -^qcll
Emig, geb. Schäfer, von Eberbach find des Vergchens
Paragraph 218 angeklagt. Das Gericht erkennt dic AE
ten für schuldig und verurteilt die Gärtner zu 1 Wow,e ^
dic Emig zu 2 Wochcn Gefängnis. 4) Die Berufung
mentarbeiters Heinrich Arnold von Lcimen gegen ciu »-Af-
Körperverlehung auf 5 Wochen Gefängnis erkennendes '
fi.nzerichtliches Urteil wird vertagt. 5) Die Berufu»n
Landwirts Gg. Braun von WaldhilSbach gegen ein Ur^
Schöffengerichts, nach welchcm er wegen Bedrohung
Gefängnis erhalten hattc, wird als unbegründet zurüusi
sen. 6) Aus die Berufung des Taglöhners Sebastian - ,^i>
von Gaiberg wird daS Urteil des Schöffeugerichts, Qsfc^
den Angeklagten wsgen Erregung öffentlichen Aer^^^,,fi
eine Gefängnisstrafe von 6 Wochen ausgesprochen hattc-
gehoben nnd Reichard freigesprochen. 7) Der 20 Jyht, ^i>ü
Bäckergehilfe Chffstian Lampart von PfalzgrafenweiU .

eines Sonntags Abends spät heiin und war infolge ^^rbest
gnügungen dcs Tages außer Stande, die ihm obliegende -
zu verffchten. Auf die berechtigten Vorhaltungen seines
sters geriet der nnbotmäßige Bursche in Zorn, zpS
Gummischlauch aus dcr Tasche und mißhandelte dan>>> > ^>S
Dieister, einen bejahrten Mann, in erheblicher Weiir- -
Schöfsengericht hielt für diese Frechheit ein« Strafc
Wochen Gefängnis sür angemessen. Der Angeklagtc
heute mit seiner Berufung kostenpflichtig abgewiesen. «iü
43 Jahre alte Taglöhner Viktor Kober von Landshaui ^ih^
21 mal vorbestrafter, gefährlicher Mensch, belästigte uu
handelte mit zwei anderen Raufbolden gemcinschaftlub^ör
Nachts vor dein hiffigen Bahnhofe mehrere Lcute. Das
 
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