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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (1. Dezember 1903 - 31. Dezember 1903)
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Badischer Landtag.

Karlsruhe, 18. Dcz. Die B u d getkommi >-
i o n hat das Eisenbahnbetriebsbuüget
(Berichterstatter Abg. Dr .Wilckens) durchberaten und
säintliche Positionen angenommen. Ersichtlich hat auch
die Eisenbahnverwaltung mit Rüchsicht auf die Finanz-
lage sich sehr einschränken müssen und es rst hiernach
nrancher berechtigte Wunsch auf diesem Gebrete leider un-
erfüllt geblieben. Den Verhandlungen der Kommisfion,
die gestern zweimal tagte, wohnten Generaldirektor
Roth, sowie die Abteilungsvovstände der Generaldirek-
tion bei. Staatsminister v. Brauer ist noch krank. —
Heute begann die Budgetkommission mit ber Beratung des
Unterrrchtsbudgets (Berichterstatter Abg.
Obkircher), und genehmigte den ordentlichen Etat der
Hochschulen. Den Verhand'lungen wohnten Minister
Freiherr von Dusch, Gch. OberregieMngs-Rat B e-
cherer und Ministerialrat Böhm bei.

— Wie wir hören, hat die nattonalliberale Fraktion
einen Antrag eingebracht betr. alsbaldige Einrei-
hung der V o I k s s ch u I l eh r e r in den GehaIt s-
taris und Reform des !V o l k s s ch usl w e s e n s
stn Sinne des Parteiprogramms, was in Lehrerkreisen
nicht gerrnge Besriedigung hervorrusen wird.

Aus der Karlsruher Zeituna.

— Mt Entschlietzung der Oberdirektion des Wasser- und
Stratzenbaues sind ernannt worden : der Bezirksgeometer Lud-
wig Gärtner in TauberbischofIheint zutn Revisionsgeometer
bei der Oberdirektion des Wasser- u. Stratzenbaues, die Ver-
messungscissistenten Gustao Morlock in Wiesloch und
mann Bodenmüller in Bonndorf zu Bezirksgeometern
(Gehaltsklasse II), der Katastergeometer Robert Hönn in
Sackingen und die Geometer Ernst Brurein in Konstanz
und Wilhelm Ebner in Stockach zn etatmäßigen Vermes-
sungsassistenten; versetzt worden: dte Bezirksgeometer Georg
Fries in St. Blasien nach Tauberbischofsheim, Karl Hu -
b e r in Eberbach nach Adelsheim und Wilhelm Treusch in
Adelsheim nach Eberbach; ferner der Vermessungsassiftent
Ernst Brurein in Konstanz nach St. Blasien und mit der
Verwaltung der Bezirksgeometsrstelle daselbst betraut.

Karlsruhe, 18. Dez. Gestern, Donnerstag den
17., vormistags 10 llhr, nahm der Großherzog den Vor-
trag des Prästdrnten Dr. Nicolai cntgegen und enrpfing
um 11 llhr den Minister Dr. Schenkel zur Vortragser-
stattung bis nach 1 Uhr. Um diese Zeit kam Prinz Max
zur Frühstücksiaiel. Die Prinzessin Max ist vor einigen
Tagen mit ibrem Bruder, welcher an der Universität
Heidelberg den Studien obliegt, zu ihren Eltern nach
Gmunden gbgereist. Prinz Mix wird nächste Woche der
Prinzessin nach Gmunden folgen, aber nur wenige Tage
dort Anfenthalt nehmen. Nachmittags 6 Uhr hörte der
Grotzherzog den Vortrag des Geheimerats Dr. Frhrn.
von Babo und um 6 Uhr denjenigen des Legationsrats
Dr. Seyb. Heute Bormittcig nahm der Grotzherzog den
Vortrag des Oberhofmarschalls Grafen von Andlaw ent-
gegen und empfing dcmach mehrere Personen. Der Erb-
großherzog und die Erbgrotzherzogin erschienen zur Früh-
stückstasel. Hente Abend 6 Uhr folgt der Grotzherzog
einer Einladnng des Ofsizierkorps des 1. Badischen Leib--
grenadier-Rsgiments Nr. 109 zur Festtafel im Osfiziers-
kasino, wo die jährliche Gedenkfeier der Schlacht bei Nnits,
dieses Ehrentages der Tapferkeit und des großen Er-
solges des Regiments, stattfindet.

AuslE^.

Frankreich.

Paris, 17. Dez. Die Blätter berichten, datz man
im Kriegsministerinm schon wieder neuen Unregel-
mäßigkeiten anf die Spur gekommen sei. Zwei Be-
amte sollen falsckie Stempel des Ministeriums angesertigt
nnd damit Waren abgeflempelt haben. Aus diese Weise
gelang es ilmen, unbrauchbares Material, dessen Nn-
na-hme verweigert worden war, wieder an das Ministe-
rrum abzusetzen. Man glaubt, daß uoch andere Beamte
iu diese Asfäre mitverwickelt sind.

Aus Stadt und Land

- i ^ »lb " a. 18. 'Dezeinbee

Bürgerausschutz-Sitzunsi. Fn der gestrigen Bürgeraus-
schutzsitzung, welche unker dem Borsitz des Hcrrn Oberbürger-
»rcister Dr. Wilckens ffattsand, wurden sämtliche von uus be-
reits ausfü-hrlich behandelten 11 Punkte der Tagesordnung ein-
stimmig genchmigt. Es waren 9b Mitglieder anwesend. Vor
Eintritt in bie Tagesorbnung begrüßte der Vorsitzende di«

terisierungsgabe bot Herr v. Kellerin seinen drei Dämonen-
rollen, deren jede er so drastisch darstellte, datz wohl selbst der
selige Hofsmann seine Frende daran gehabt hätte. Von der
Besetzung dieser Rolle hängt die Wirkung der Oper in hohem
Grade ab. Jn den kleineren Rollen des Spalanzani, des Schle-
mil, des Krespel und der drei Diener, fügten sich die Herren
Stauffert, Plank, Lange nnd Hev dem Ensemble
gut ein, nnr dürfte dem letzteren im ersten Akte etwas weniger
Forcicren des Possenhasten cmzuraten sein. Die Chöre satzen
gut und erfreuten durch unverhältnismätzige Rcinheit. Die
Ausstattung war, nickit znm wenigsten die neue Dekoration im
zweiten Akt, sehr hübsch, mit Ausnahme des entsetzlich stillose«
Bildes von Antonias Mütter. Die allzu langen Ztvischenakte,
welche bei uns üblich sind, wirken bei dieser Oper ganz besonders
stimmung-zerstörend!

Die Novität, welche für diejcnigen, denen Hoffmanns Schrsf-
ten unbekcinnt sind — und deren gibt es ja leider sehr viele! —-
nicht ganz leicht vollkommen zu verstehen ist, wurde vom zahl-
reichen Publikum mit grotzer Wärme aufgenommen. Hoffen
wir, daß die bisherige Crfahrung, dieselbe sei „Caviar sürs
Bolk", in Heidelberg zu Schanden werde! O. 8.

Schüler-Auffi'thrung des Heidelberger
Conservatoriums.

Heidelberg, 19. Dez.

Die Aussührung nahm gestern (Freitag), nachmittags in
-den grotzcn Unterrichtssälen eineu höchst ersreulichen Verlaus.
Me Klavierschüler liehen in den verschiedenen- Altersstusen in

neuen Mitglicder des Kollegimns, die Herren Olinger und
Sternweiler, welche gestern zum ersteninal als Mitglieder einer
Sitzung anwohnten. Zu Ler Erlverbung des der Privatmann
Otto Krieger Witwe gehörigen Grundstückes, Obere Neckarstratze
Nr. 1, wurde von dem Obmann der Stadtverordneten unü
dem Oberbürgermeister Dr. Wilckens, besonders betont, datz,
wer für die -Erwerbung dieses Hauses stimme, nicht zugleich
die Erbauung und Fortsührung des Neckarstadens gutzuheitzen
brauche. Die Erbauung des oberen Neckarstadens liege noch
in weiter Ferne und müsse zu dem Zweck besonders auch der
Umbau des Bahnhofs am Karlstor abgewartet werden. Der
Stadtrar ist jedenfalls ber Ansicht, datz an die Fortsührung
des Neckar>tadens nur dann gedacht werdon kanu, loenn die-
selbe keine allzu grotze Opfer erfordere. Die Wichtigkeit des
Bahnhoss am Karlstor sieht man mit der Hinausverlegung des
Haupüiahnhoses als bedeutend steigend an. Uebrigens liege
von Oberbaurat Fieser ein schönes Projekt für
den oberen Neckarstaden vor, welches die Erwerbung
nur weniger Gebäullchkeiten vorsieht. Vor der Fort-
sührung des Neckarstadens sst zunächst aber an die Fortsetzung
des Neubaues des Rathauses zu deuken. Hier wevden die Ver-
hältnisse für die nächste Zeit immer mmusstehlicher. Anch wird
der Neckarstaden niemals einen absoluten Schutz gegen Hoch-
wasser gewähren.

Obcrbürgermeister Wilckens, der sehr sür Sparsamkeit
spricht, ist im übrigen der Ansicht, datz man das, was zur Ent-
wicklnng der Stadt unbedingt notwendig ist, rnhig aus An-
lehensmitteln bestreiten soll und so künstige Generationen
zwingt, an den Lasten der Borfahren zn tragen.

Die Errichtung eines Bors eminars für Kcmdidaten
des Volksschullehramtes gibt Herrn Obmann Leonhard zu klei-
nen Bemängelungen des projektierten Bertrages Anlatz, welche
der Vorsitzende aber zur Zufriedenhest abzuändern hofft.
Zur Entlastnng der anderen Schnlen stcllt er einen Neubau
im Bergheimer Viertel in Aussicht. Er bittet, der Regierung
keine Schwierigkeiten weiier bei dieser Vorlage bereiten zu
wollen, da sie sich sonst nach einer anderen Stadt umsehen
würde. Er hebt, ebenso wie Herr Professor Rohrhnrst, die
Vorteile hervor, die Heidelberg durch die Errichtung des Vor-
seminars empfängt. Hofrat Strübc hebt ebenso wie Prof.
Rohrhurst iden Mangel an evangelischen Lehrern in Baden
und die Notwendigkeit -der Errichtung eines n-euen Se-
minars hervor und macht besonders auf die ungleiche Vertei-
lung der Seminarieu sim Lande ausmerkscmi. Oberbürger-
meister Dr. Wilckens sucht die Bedenken des Herrn Hofrat
LossSn wegen der schlechten Berzinsung des Anlagekapitals zu
zerstreuen. Man solle den Bogen nicht zu strasf spannen, da sich
andere Städte sehr nm das Vorseminar bemühen würden. Herr
Ebert macht darauf cmfmerksam, datz die Stadt, die -bei Zeiten
wirtschaftlicher Dcprikssion grotze Bauten ausgefiihrt habe,
3—600 000 Wk. gespart hätte, und empfiehlt den Neubau des
östlichen Flügels auch aus dem Grunde, damit die Heidelberger
Handwerker für die nächste Zeit wieder Beschästigung hcrtten.

Bei Punkt VIII -der Tazesordnung, welcher die städtischen
Waldungen betrisft, äußert Herr Koch einige Wünsche in
Bezug auf Wege im Neuenheimer un-d Hanbsch-uhsheimer Wald.
Oberförster Krutina und Oberbür-gcrmeister Dr. Wil -
ckens sichern Berücksichtignng zu. Dem- Vorschlag, ca. 20 000
Mark zur Ausführung von Wegen aus Anlehensmitteln zu
decken, kann sich der Vorsitzende nicht anschlietzen.

Zum Mitglied des Stiftungsrats für die Kleinkinderanstal-
ten wird Herr Augiist Lang gewählt.

-i- Akademifcher Schutzverein. Gestern hat sich hier ein
Z we i g-ve r e>i n des a ka d em i s ch e n Schutzst cr-
eins definitiv konstituierr. Der Hauptverein hat seinen Sitz
in Leipzig; er, wie seine Zweigvereine versolgen den Zweck:
im Jntcresse dcr Wissenschaft, ihrer Arbeiter und des Publi-
kums auf den Verlag, Bertrieb und Absatz der wissenschastlichen
Literatur einzuwirken, der Verteuerung der Schriftwerke zu
steuern, den Absatz zu sördern und die Autoren gegen die
wirtschaftliche Uebermacht der Werleger beim Abschlutz von
Verlagsverträgen zu schützen. Der lSchutzbewegung haben sich
hicr sogleich 54 Herren angeschlosseni; als ihr Vertrcier wohnte
Geh. Rät Czernh der kürzlich in Leipzig crbgehaltenen Versamm-
lung bei. Derselbe leitete auch die gestrige konstituierende
Versammlnng des hiesigen Zweigvereins und erstattete, nach-
dem er die Anwesenden begrüßt hatte, Bericht über die Leip-
ziger Verhandlungen, bei denen zirka tausend Mitglieder durch
27 oder 28 Stimmen vertreten charen. Aus den Darlegungen
des Geh. Rat Czerny ging hervor, daß der Schutzverein ein
Gegentrust gegen den Börsenvcrein der Buchhändler sein will,
der im Buchhcmdel ein scharfes Regiment führt. Jn Leipzig
spielte die Räbattfrage eine wesentliche Rolle, hier trat die-
selbe gestern sehr zurück. Es wurde vielmehr in der recht leb-
haften Diskussion, an der sich autzer dem Vorsitzcnden die
Herren Rathgen, Erb, Weber, Wille, Lilienthal und Deitzmann
betciligten, von verschiedencn Seiten hervorgehobcn, datz man
den Sortimentcrn grotze Mühe mackie u. ihnen einen Verdienst
wohl gönnen dürse, also nicht aus hohen Rabatt drinzen wolle.
Das Beispiel des Freiburger Schutzverbandes, der seinen Sor-
timentcrn gekündich hat und direkt von Lcipzig bezieht, um
auf dicse Weise dic Freiburger Sortimenter gegen den Bör-
senverein mobil zu machen, der ihm verboten hat 10 Prozent
> Rabatt zu gcben, werde hier nicht nachgeahmt werden. Das
Hanptgewicht legt der hiesige Verein auf die günstige Ablas-
sung von Rerlagsverträgen. worüber insbesondere die Herren
Ratbgen und Weber sich auslictzen. Es zeigte sich, daß das von
Professor Bücher in Lcipzig im Anftrage des Schutzverbandes
beransgt-gebene Werk schon manche Folgen, gezeitigt hat. So
crzähltc der Borsitzende, daß cr erst kürzlich die Unterzeichnunq
eines Verlagsvertrags abgelehnt habe, nachdem er durch das
BüKerffche Werk auf die imgünstigen Sciten desselben auf-
merksam geworden sei. Bücher rät dem Autor nur für eine

Technik un-d Vortra-g die vertrefsliche Schulung ihreZ Meisters,
des Lwrrn Direktor SeeIig, durchtoeg wohl erkennen. Sebr
hübsch klappte im Zusammenspiel ein Sonatensatz D-dur für
zwei Klaviere von Mozart (Frl. Elsbeth Günther und Frl.
Mtnnie Gierlichs). Ferner kanien auf dem Klavier zum
Vortrag ein- Marsch von Jensen sFrl. Wilma Hohmeister>,
der 8- Satz aus der Sonate von Raff op. 99 Nr. 3 (Frl. Ma'-
hilde Wassmannsdorff), das herrliche Notturno G-dur
von Chopin, das ichon sehr hobe Anforderungen stellt (Frl.
Leslie Chittendin), und zum Schlutz das Klavierkonzert
D-moll mit Begleitung des Strcichorchesters von Bach, das
Frl. Anna Gröbe trefflich ausführte. — Die Violinvorträge
zeichneten sich durch reine Jntonation aus, an der Bogenfüh-
rung dürste freilich yoch zu bessern sein, namentlich in Bezug
auf das Handgelenk. Frl. Oriel Currie trug eine Sonate
von Händel, Hermann Fuchs zwei hübsche Stücke von Jnon
vor. Anf dem GeLlet des Gesanges leistete Frl. I-da Schrö -
der, die wir im letzten Soinmer als treffliche Klavier-
spielerin kennen lernten, mit bewun-dernswerter Vielseitiakeit
Borzügliches. Im Vortrag ztoeier Schubertschsr Lieder („Ave
Maria" un-d „Anfenthalt") erfrente sie durch eine schöne Alt-
ftimme, die aber auch den höhercn Lagen gewachsen ist, und
durch ausdrucksvollen Vortrag. Jm Duett aus Lohengrin:
„Du Aermste kannst wohl nicht ermeffen" hatte sie eine tüchtige
Partnerin an Frl. Emma S ch ü ck. — Datz auch das Ensemblc-
spiel sleitzig geübt wird, bewies die Begleitung des BaL-Kon-
zerts durch die Orchcsterklaff«. — Wir wünschen Lehrern und
Schülern nach den trefflichen Leistungen etn wohlverdientes
frohes Weihnachtsfest! f.

Auslage abzuschlietzen, ferner zu ocrlangen, Latz die Höhe dcr
Auflage genau bestimmt werde und cbenso der Preis. Dre
Uebersetzungsrechte solle sich der Autor vorbehalren. ALe diese
Punkte waren in dem vom Vorsitzenden erwähnten Bertrag zu
Ungunsten dcs Autors übergangen. Der Direklor der Univer-
sirätsbibliothek Prof. Wille, bemängelte den scharfen Ton rn
dem Bücher'schen Werk. Er, Redner sei dadurch vorsichrig ge-
worden. Die gegen die Sortimenter gerichtete Tendenz lnllige
er nicht, weshalb er auch nicht dem Schutzverein beitrete. Mit
den übrigen Bestrebungen des Vereins shmpathisiere er. Nach-
dem der Vorsitzende noch darauf hingewiesen, datz der Schutz-
verein das Zusammenarbeiten der verschiedenen Hochschulcn
befördere, was an sich schon eine gewiffe Bedeutung habe,
wurde zur Beratung der Statuten des hiestgen AweigvereimS
geschriüen. Nach Durchführung der Beratung nahm man die
Vorstandswahlen vor. Vorsitzender soll der jeweilig« Prorck-
tor sein, salls er Mitglied des Vereins ist und die Wochl an-
nimmt. Deshalb wurde auch der Beginn des Geschäftsjahres
des Zweigvereins auf den 15. März festgesetzt. Zum stell-
vertretenden Vorfitzenden wurde Professor Rathgen gewählt.
Ferner wnrden gewählt: als Schrtftführer D. Elsenhans,
als Schatzmeistcr Professor Landsberg, als Beisitzer die Herren
Prosessoren Jellinek imd Deitzmann. Es sind also alle fünis
Fakultäten in dem Vorstand vertreten.

X Von der Nniversität. Jn der nanzen gebildetcn Welt
hat man gestern des 100. Todestages I. G. Herde r's, des
Giganten an fruchtbaren Jbeen, des Predigers der Humanität
gedacht. Auch -ie Ruperto Carola hat Anlatz, sich
des grohen Toten zu erinnern. Edelshestn, der Reorganrsator
der zur Fesuitenschule herabgesunkenen, ältesten, Univerlität
des Reiches, erbat sich dessen Beirat zur Widerherstellung. Dec
Brief dastert vom 9. November 1803. Der totkranke Herder
konnte nicht m-ebr mit seinem Rate antworten. — Von Geh-
Rat Prosessor Dr. Wilhelm Windelband's „Geschichte
der neneren Philosophie in ihrcm Zusaminenhange mit der
allgemeinein> Kultur und den besonderen Wissenschaften", dercn
beide erstc Bände soeben in- 3. Auflage (bei Breitkopf und
Härtel in Leipzig) herausgekommen sind, wird demnächst der
dritic Band in mehrcren Abteilungen heftweise erscheinen und
die Entwicklung der europäischen Philosophie bis zur Schwcllc
der Gegenwart führen. Diesem literarischen Ereignis sieht
man allerseits mst grötzter Spamnmg entgegen. — Zahlreiche
in letzter Aeit zur Anzcige gebrachte „grobe Ausschreitungen"
haben das Akademische Diszipli-naramt, wie es
durch Anschlag am Schwarzen Brett bekannt gibt, veranlaßt,
polizeiliche Haftstrafen künftig nicht mehr str dem Karzer, son-
dern ln dem Amtsgefängnis vollstrecken zu laffen. Mit
der weltberiihmten Herrlichkeit Heidelberger Karzerlebens ist
es also vorläufig aus. Man hat wohl nicht salsch llilkuliert,
wenn man dämit glaubte, die Axt an die Wurzel burschikosei»
Jugendübermutes gelegt zu haben.

Ausstellung im Kunstverein. Außcr der Sonüerausstel-
lung Elsässer und Lothringer Künstler, die immer noch An-
ziehungskrasr ausübt, sind gegcnnärtig einige sehr gute Ar-
beiten «ingetroffen. Der bekannte DüMdorfer Liefegang
sandte einige Gemälde „vor dcr Stadt Cleve" von sehr fcincr
Tönung. Meisterhaft ist dem Kllnstler die Wicdergabe dcr
dunstigen ALendlust gcungen, in welche die auf einer Anhöhe
liegende Stadt gehüllt ist. Gut beobachtet und flott behandelt
ist der „Dorfbach" von Schlickhard-Stuttgart. Sin anziehendes
Stilleben „Grauben" bringt Franz Hutte-Heidelberg. Helga
von Cramm stellt eine ganze Reihe orientalischer Aquarelle
aus, die einen sehr großen Fleitz bekunden und von denen
einzelne Ausnahmen aus Kairo bejonders hevvorzuheben sind.
Bildhauer Comel-Heideberg zeigt uns in seiner bekannten DLa-
nier ein Relief und einen Studienkops. Aus das im letzten
Augenblick eingctroffene grötzere Bild „Mondnacht" von .Karf
Bartels-Heidclberg, sowie die drei Gemälde vo>n unserem b»-
kannöeu Maler HoffmanN-Heidelberg, kommen wir jiächste
Woche zu sprechen.

X Jm Kaiser-Panorama gelangen von Sonntag ab in-
tcrcssante Erinnerungen an- den- Feldzug von 1870—71 zur
Ausstellung.

X Nnfall. In der Hammschen Maschinenfabrik brachte
gestern ein Schlosser seine rechte Hand zwischen eine Bohr-
maschine und cin Stück Eisen, wobei ihm «drei Finger zer-
quetscht wur-den.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden eine Verkäuserii»
wegen Unzuch-t und ein Taglöhner wcg-en Bettelns. Zur A n -
zeige lämen 5 P-ersonen wegen Ruhcstörimg und eine Ver-
käuferin, welche sich unker falschem Namen einmietete und
von ihrcm- Mietsherrn 160 Mark erschwin-delte, wegen Be-
trugs.

Durlach, 18. Dez. (B ü r g c r m e i st e r w a h l.) Bei
dcr Mirgermeisterwahl in Aue erhielt der von der sozial-
demokratischen Partei aufgcstellte Kandidat August Wenuer,
Maurermeistcr, 162 Stimmen, der von den bürgerlichen Par-
teien aufgestellte Eienieinderat Lu'dwig Jock 143 Stimmen;
ersterer ist sonüt gewählt. Aue wird somit als zweite Gemeinde
in Baden einen sozialdemokratischcn Bürgermeistcr besitzen.

Karlsruhc, 18. Dez. (-Gemischte P r i v a t t r a n 1 i t-
lager für B a u- und Nutz h o l z) dürfcn nunmchr iw
Karlsruher Hafen errichtet werden, nachdem 'der Bundesrat
in seiner letzten Sitzung seine Genchmigung hierzu erteüt hat.

Karlsruhe, 18. Dez. (I a g d u n f a l l.) Dies-er Tag^
fand hier im Großh. Wildpark eine Hosjagd statt, die leide»
nicht ohne einen bedauernswerten Nnsall verlief. Oberforstrat
Schweickhard wurde durch eine Schrotladung aus dem Gciveho
des OLerst v. Rantzau (Borftan-d des Bekleidungsamtes), dio
einem Hasen zugedacht war, der sich in die Schützenlinic de»
Herren O-Lerforstrat Schweickhard, Finanzminister Buchen-
bcrger und Oberften v. Rantzau und Waizenegger verirrt hattt-
an den Beinen erheblich, glücklicherwcise aber nicht lebcusP'
fährlich verletzt.

IV Karlsruhe, 18. Dez. (Herderfeie r.) Aus Anlatz
der hun-dettsten Wiederkehr von Johann Gottfried Herders
Todestag veranstaltete die „Friedettciania" heute Mittag ein^
Mdächtnisfeier, zu dcr sich zahlreiche Profefforen, Beamte, eir«e
Anzahl Damen und viele Studierende in der Aula eingefundcr>
hatten. Professor Böhtlingk entwarf in klaren und trest
fenden Worten ein Lebensbild des Geisteshelden Herder.

Herbolzheiin, 18. Dez. (Aus der Unglücksstättci
wird noch immer rüstig gearbeitet. Gegenwärtig ist ein Glc'S
erstellt worden, auf welchem die entgleiften Wagen auf de"
Bahnkörper hinaufgezogen wcriden sollen. Täglich komn'.c"
noch Ncugiettge, um sich die Unglücksstätte zu Leschaucn.

Die Nachricht von der Jrchaftterung des diensttnenden Affistci'-
tcn hcst sich nicht -bestätigt. Er wurde von der Statton Herbolz-
heim nach Freiburz versetzt uttd war keine Stunde autzer Ticnst-
So viel man hött, hat die Untersuchung seine vollständig^
Schuldlosigkeit an dem Unglück ergeben. Auch der WeicheN-
wärter ist wieder auf freien Fuß gefetzt worden und wcff'
wieder bei seiner Familie. Wen irun die Schuld an dem
schweren Unglück trifft, darüber kann bis znr Stuirde isi-bettk
nicht gesagt tverden. Jn dem Befinden des schwerverletztt"
Zugführers Zangcr ist eine fortlaufende Befferung zu berichttt''
was man -dem pflichttreuen Manne von Herzen- wünscht.
angettchtete Matettalschaden dürfte fich anf mehrere Hundett-
tansend Mark belaufen.

Adelsheim, 18. Tez. (V e r u n g l ü ck t.) Jn Hagenba^
gcriet der Sohn des Maschinenbefitzers Rndolf mit dem rech^
Futz in die in vollem Gange befindliche Dreschmaschinc,

Futz wurde ihm abgettssen und das ganze Bein furchtbar
 
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