Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 281 - 305 (1. Dezember 1903 - 31. Dezember 1903)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11499#1314

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tage dazu benützt werden, um sich einmul tüchtig auszuschlafen.
Während hier ein reiches Quantum Ler Gesundhcit sehr zu-
träglich ist, gilt das Gleiche nicht >m seiorn Äiatze eoin ilisen
und Trinken Niemals werden mehr Tiätfehler oegangen.
wie in den Feiertagen. Man vermei zu reichluties Ejseii und
hchwei derdaulickc Speifen, namentlich gilt ries van serten Spei-
fen: fetten Gansbraten, Gansleber, Gänseleberpasteten, Maho-
naifen, fetten Fischen. Viel leichter verdaulich ist der Hase
wegen seines geringen Fettgehaltes. Kinder überfütteve inan
nicht mit Süßigkeiten und Konfitüren. Ganz besonders mätzig
fei man im Genusse alkoholischer Getränke. Daneben benütze
man die Festtage zu reichlichem Ergehen in frrscher Luft.

-p Weihnachtsfeier in der hiesigen Kleinkinderanftalt. Ge-
stern Nachmittag fand in der hiefizen KleinKnderanstalt, Kanz-
leigasse 1, für etwa 200 Kinder, welche zur Zeit diefe Anstalt
besuchcn, die Weihnachtsbescherung ftatt. Unter Lei-
tung der Anstaltsmutter, Frl. Regine Kögel, und der Anstalts-
fchwestern, Frl. Luife Breyer und Käthehen Fries, trugen die
Kinder zunächst ansprechende Wethnachtslieder vor, worauf
Herr Kaplan Schlitter warme, zu Herzen gehende Worte an
die Versammelten richtete und der Vorsitzende 'des Stiftungs-
rats, Herr OberLürgermeister Dr. Wilckens, dem Anstalts-
personal unter dankbarer Anerkennung der eifrigen Tätigkeit
der Hausmutter, der Schwestern und der übrigen Bediensteten,
Weihnachtsgaben überreichte. Jm Glanze lder Lichter von
zwei grohen, prächtig gefchmückten Christbäumen, welche in den
vereinigtcn Schulsälen der Anstalt Aufstellung gefunden hatten,
wurden dann den Kindern von der Vorsihenden dcs Damen-
Komitees der Anftalt, Frl. Koopmann, und von den Mitglie-
dern desselben die für sie bestimmten Weihnachtsgeschenke über-
geben. Reich bedacht traten die Kleinen in frohlichster Stim-
mung den Heimweg an, zum großen Teil gsleitet von ihren An-
gehörigen, die in stattlicher Zahl zu der Feier erschienen waren.

— Die Weihnachtsfeier der Rudergesellschaft Heidelberg E. B.
sand letzten Sonntag in den Gesellschastsräumen des nenen
Boothauses am Hausacker statt. Es war dies das erstemal,
datz das Fest im eigenen Heim abgehalten werden konnte, und
dementsprechend war die Stimmung eine sehr gehobene. Jns-
Lesondere war eine grotze Anzahl ältever Mitglieder und gern
gesehener Gäste erschienen, die dem Feste 'den Charakter einer
echten Familienfeier zu verleiheu vermochten. Unterm Klange
der Musik, bestrahlt von den Lichtern des mächtigen Weih-
nachtsbaumes, erfreute man sich an den von poetischer Widmung
begleiteten Geschenken des Weihnachtsmannes, an der Ver-
losung und besonders an einigen größeren Geschenken, die znr
weiteren Einrichtung und Schmückung des Boothauses äutzerst
willkomiinen waren. Bei dieser Gelegenheit wurde auch dem
Mitgliedc, .Herrn Bauführer Hagedorn, zum Zeichen der An-
erkennung sür feine verdienstvolle Leitung des Boothaus-
baMs cin Geschenk überrcicht. Nach äußerst animiertem Ver-
lauf schlotz die Feier zu später Stunde.

— Jungliberalcr Verein. Jn einer vom Jungliberalen
Verein auf nächsten Mittwoch Abend in den „Tannhäuser" an-
bcraumten Versammlung wird Dr. Münzinger aus Mün-
chen über das Thema: „Soldatenmißhandlungen,
ihre Voraussetzung' und ihre Bekämpfung" sprechen, Der Vor-
tvagende, -der einige Jahre hindurch akti'ver Offizier war, dann
hier in Heidelberg studierte, fpricht über sein Thema als war-
mer Freund der Armee, als Vaterlandsfveund, dem die äutzere
und inneve Unantastbarkeit unseres Heeres am Herzen liegt.
Setne Ausführungen sanden in einer jungliberalen Versamm-
lung in München große Aufmerksamkett und lebhaste Zustim-
muug. Es ist verdienstlich von dem Jungliberalen Verein,
datz er das leider zeitgemähe Thema der Soldatenmttzhandlnn-
igen hier in geeigneter Weife zur Besprechung bringt und man
darf wohl voraussagen, datz die Versamlung zahlretch befucht
sein wird.

-s- Jn der freireligiösen Gemeinde findet morgen, am ersten
iFeiertag, nachmittags 6 Uhr im Prüfungsfaale der Schulhauses
tncher Plöck Vortrag statt. Herr Predtger Schneider wird über
das Thema sprechen „Zurück zu Christus". Der Zutritt ist für
jedermann frei.

— Rodensteiner. Das für heute ALcnd in unserem zweiten
Matt angesagte Konzert fiitdet nicht statt, dagegen ist am
'Samstag und Sonntag Vovmittag großes Frühfchoppcnkonzcrt.

— Militärdienstnachrichten. Versetzt wurden: Lamey,
Hauptmann und Platzmajor in Karlsrühe, als Kompaniechef
in das 2. Bad. Gren.-Reg. Kaiser Wilhelm I. Nr. 110; ferner
v. Seebach, im 2. Bad. Gren.-Reg. Kaifer Wilhelin I. Nr.
>110, alS aggregiert zum Jn-f.-Reg. Graf Bülow von Dennewitz
(6. Westf.) Nr. 5ö.

-j- Besitzwechsel. Der Gutshof der Familte Moos Erben
in Grenzhos bei Friedrichsfeld, Eigentum des Herrn Fabrtkan-
ten Louis Wörns jr. in Neckarau, ist mit sämtlichen Oekono-
miegebäU'dcn in anderen Besitz übergeganzen. Der Abschlutz
erfolgte durch die Häuseragentur Dskar Bauer in Mannheim,
Kronprinzenstratze 4o.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden zwci Pcrfonen
wegen Bettelns. Zur Anzeige kamcn cin Ehepaar aus
Strümpfelbrunn wegen Betrugs und zwei Personen wegen
Ruhestörung.

Mannheim, 23. Dez. (Eine Diebstahlsgeschichte)
macht hier viel von fich reden. Eine Verkäuferin in einem
Restegeschäft auf den Planken wurde wegen fortgesetzter Ent-
wendung von Waren in Haft genomnien. Helfershelfcrin bei
diefem groben Vertraucnsbruch war eine von ihrem Manne
getrennt lebende Gattin eines Hauptmanns a. D. Auch die
Frau Hauptmann wurde nach vorgenommener Haussuchrung
verhaftet. Sie führte ein ziemlich grotzes Haus. Verfchiedene
Herven aus den -besten hiesigen Gefellschaftskreisen wvven bci
ihr ständ'ige Gäste, auch ein höherer auswärtiger Polizeibeamter
nahm dort zuwcilen Absteigequartier.

Karlsruhe, 23. Dez. (Die Bekämpfung der
Schuakenplage) wird gegenwärtig in mehreren Städben
in systeniatischer Weise durchgesthrt. Es wird zu diesem, Zweck
einpfohlen, die Wände in Kellern, Untergeschossen un-d Gruben
mit Watte- oder Werkbäufchchen, die mit Spiritus oder Erdöl
getränkt wurdcn, abzuflammen und- zwar am besten in den
Monaten Januar oder Februar. Zur Vornahme der Abflam-
mung der Kcllerwände werden wegen der dainit verknüpsten
Feucrsgcfahr Feuerwchrleute unentgeltlich zur Verfügung ge-
ftellt. Außerdcm wird empfohlen, Pfühen, Wassertümpel usw.
mit Petroleum zu übergietzen, uni hierdurch die Larven und
Puppen der Schnaken von der Luft abzufchlietzen und zu töten,
die Oelschicht braucht nur ganz dünn zu sein; erfahrungsgemätz
genügt etwa cin halber Liter Petroleum für cine Fläche von
16 Quadratmeter. Dieses Verfahren wird am, zweckmätzigsten
tnr Monat Mai angcwendet und im Juli wiederholt.

Offenburg, 23. Tez. (V e r u n g l ü ck t.) Auf 'der Sta-
tion Köndringen wollte der Bremser Wendelin Wagner von
Schutterwald untcr Beihilfe eines anideren Bremsers eine Kiste
vom Zuge auf einen anderen Wagen bringen. Er stolperte
an cinem Steine unb stürzte hin; die Kiste sicl au-f ihn und
Wagner war sofort tot. Um ihn trauern drei Kinber.

Freiburg, 23. Dez. (V o n d e r U n i v e r s i t ä t.) Prof.
Dr. Ulrich Stutz hat den an ihn ergangenen Ruf nach Bonn
angenommen, trotzdem er ungern Freiburg verläßt und trotz-
dem dte badische Regierun-z, wie die juristische Fakultät der
Hochschule alles getan haben, um die bewährte Kraft zu erhal-
ten. Abcr was überhaupt möglich war, den Gelehrten zu hal-

hervorzuheben ist ein Kopf „Michel Angelo" von Wolz, der
wohl das Gequälte und Atembeklemmende in M. Wefen zur
Geltung bringt, aber das Elementare, Kraftstrotzen-de und Ti-
tanische etwas zu kurz kommen läht.

ten, konnte doch gegenüber der grohen Stellung nicht den
Ausschlag geben, die die preutzische Unterrichtsverwaltung dem
Wetrieb für feine Hauptfächer bes Kirchenrechts un-d -der Rechts-
geschichte in Bonn zu schaffen vermocht hat. Die grotze Be-
deutung seiner Stellung in dieser Beziehung an der Bonner
Universttät hat Herrn Prof. Dr. Stutz bewogen, seinen hiesigen
Lehrstuhl aufzugeben.

Konstanz, 23. Dez. (Bei der Stadtverordneten-
wahl der 1. Klasse) siegte die Liste der Liberalen
mit 136 gegen 8ö Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 94
Prozent. Das GesamtergeLnis ist: 34 Liberale, 17 Oppo-
sitionelle, die dem Zentrum, 'den Demokraten und den Sozial-
demokraten angehören.

Theatev- mid Kunstnachrichten.

-si Heidclberg, 24. Dez. (Stadttheater.) Nächsten
Sonntag, den 27. Dez., geht im Stadttheater und zwar als
Vorstellung außer Abonnement die Operette „Bruder Strau-
binger" in der bekannten Besetzung wiederholt in Szene.
Montag gelangt nach mehrjähriger Pause das Lustspiel „Ma-
dame Sans Gene" von V. Sardou neu inszeuiert zur Auf-
führuag. Unser gesamtes Schauispielperson-al ist tn dem-
selbert mit hervorragenden wie dankbaren Rollen bedacht, die
Titelrolle spiel Frl. v. Bukovics, den Napoleon Herr Stein-
mann. Dienstag, den 29. Dezember gelangt die Opernnovität
„Hoffmanns Erzäh-lungen'" von Jaq. Osfenbach wiederholt zur
Aufführung.

Blannheim, 23. Dez. Jm Hoftheater zu Mannheim stn-den
wähvend der Weihnachtsfeierta-ge vier AuMhrungen statt und
zwar: Freitag, den 25. bei aufgehobenem A-bon-nement die
Oper „Tannhäuser" von Rich. Wagner. Samstag, den 26.
„Maria Stuart", Trauerspiel in 5 Aktcn von Schiller. Sonn-
tag, den 27., nachmittags halb 3 Uhr „Alt Hetdel'berg", wäh-
rend abends halb 7 Uhr „Dev Alpenkönig und Menschenseind"
Oper in 3 Akten von Leo Blech zum erstenmal aufgesührt wird.
Jm „Neuen Theater" im Rosengarten wird ebenfalls an allen
drei Feiertagen gespielt: Freitag, den 2ö. „Dorf und Stadt,
Schauspiel in ö Akten von Charlotte Birch-Pfeiser, Samstag.
den 26. „Der Waffenschmied", komische Oper in 3 Akten- von
A. Lortzing nnd Sonntag, den 27. „Der Raub der Sabinner-
innen", Schwank in 4 Akten von Franz nnd Paul v. Schön-th-an.
Jm „Neuen- Theater" bsginnen die Vorstellungen abends halb
,8 Uhr und sind stets noch Ptätze zu h-aben.

Handel und Verkehv.

Mannbeim- 23. Dezember. Oberrheintsche Bank —B.,
94.— G. Rhein. Crevitbank 140.30 G, B. Rhein. Hyp.-

Bank196.— G., —B„ Branerei Kteinlein, Heidelvera. —B.,
183.— G. Schroedl'sche Branerei Heioelberq 203.— G„ —.— B.
Portland-Zeinentwerk Heidelbera 115.— B„ —G.

Oberrheinische Bank Mannheim. Wie der „Mannh. Gen.-
Anz." hört, wird Herr Divektor Adolf Zahn aus dem Vor-
stan-d der Zentrale der Oberrheinischen Bank, Mannheim, aus-
schetden und als stellvertretender Direktor bei der Dresdener
Bank, Berlin, eintreten. Herr Zahn gehörte lanze Fahre
der Zentrale der Deutschen- Bank, Berlin, als Abteilungschef
und seit einigen Jahren dem Vorstand Ler Oberrheimjchen
Bank an.

N e ck a r.

Wasscrstnndsnachrichtcn.

Rbein

Heidelbcrg 24.1 52, qef.0.04 m
Heilbronn 23., 0,05 qef 0 05 m
Manubcim, 23,8.10, gef 0.18 m

Lauterburg 23. 3 43, qef. 0.06 m
Bi axau, 23,3.S6. gef. O.lö m
M-mnheim 23,3.03, ges. 0.11 m

KLeine ZeiLung.

— Bochum, 23. Dez. Jn der vergangenen Nacht
wurde hier ein starkesErdbeben verspürt, bei wel-
chem die Leute vor Schrecken aus den Betten sprangen.

— Oels, 23. Dez. Der Kronprinz 'hat der hiesigen
höheren Töchterschule die Erlaubnis verliehen, si-ch Kr o n-
prinz W i I h e l m - S ch n l e zu nennen.

— Trcsdcu, 23. Dez. Die Ehs bes Prinzen Friedrich
von Schönburg-Waldenburg und der Prin-
zessin Alice geb. Prinzessin von Bourbon ist heute g e -
schieden worden.

— Paris, 22. Dez. Die Gruppe der Freidenker
in der Kammer beauftragte mit der Vertretung bei der
Feier des hundertjährigen Todestages Kants in Kö-
nigsberg die Deputierten Dumast, Fonrnier, Hub-
bard, Laffere und Sembat.

Die Vovftänge in Ostasien.

London, 23. Dez. Die japanische Regie -
rung charterte hier, laut „Daily Mail", ' zehn
Dampfer ,mit insgesamt 30000 Tonnen Tragfähig-
keit. Dasselbe Blatt meldet ans Kobe, daß die Regie-
rung sieben Dampfer sür den Truppentransport und drei
Dampfer für den Provianttransport gechartert habe. Nach
einer Meldung der „Times" ist nichts Wahres an dem
Gerücht, daß Japan versuche, in Newyork eine Anlethe
aufzunehmen. Die finanzielle Lage Japans
gehöre zu denbesteü. Me Reservemittel auf der
Bank betragen 113 Millionen Iens. Außerdem besitze
die Bank 40 Millionen in London. Das Privilegium der
Bank zur Ausgabe von Banknoten wird am 1. Januar
um 35 Milliouen erweitert werden. Jm Schatzamt be-
finden sich 50 Millionen, außerdem einige Millionen in
London. Endlich sind in allen Banken des Landes be-
trächtliche, no-ch nicht verwendete Summen vorhanden.

London, 23. Dez. Gerade in dem Augenblick, wo
die hiesige Presse angesichts der Feiertage besonders ge-
neigt wäre, der russisch-japanischen Frage die beste Seite
abzugewinnen, erregt dis znm erstenmal während der
langwierigen Verhandlungen von der bisher hoffnungs-
vollen japanischen Gesandtschaft eingeräumte ernste
Aufsassung der Lage Sorge Md Unbehagen.
Bezüglich Englands HaItung bemerkt ein Artikel des
„Daily Telegraph", der bekanntlich dem Auswärtigen
Amt nahe steht, im engisch-japanischen Bündnisse liege
nichts, was die Regierung des Mikados zu Angriffs-
plänen ermutigen könnte, im Gegenteil habe es stets
einen mäßigenden Einsluß auf die Japaner geübt. Sollte
der Krieg ausbrechen, so falle Rußland die volle Verant-
wortlichkeit zu. Weder seine Würde noch sein Jnteresse
ersorderten die Anmaßung der Obergewalt in Korea;
und sollte der Versuch gemacht werden, Japans Unab-
hängigkeit zu bedrohen, so würde Rußland eine
Verbindung gegensichfinden, mächtiger als

irgend eine andere, die man in unseren Zeiten gejehen
habe.

P e k i n g, 24. Dez. (Reuter.) Jn gut unterrichteten
Kreisen werden die Aussichten auf eine friedliche Beilegung
Les Streites zwischen Rußland und Japan als weni-
ger hoffnungsvoll betrachtet. Es heißt, JapcM-
wolle keine weiteren Zugeständnisse hinsichtlich derjenigen
Punkte machen, die seine vitalen Jnteressen berühren.
Man glaubt, ein weiterer Notenaustausch werde, wenn
nicht Rußland Zugeständnisse mache, die Krisis beschleu-
nigen und man glaubt ferner, daß Japan es ablehneN
werde, einem Uebereinkommen zuzustimmen, wetches die
Frage der Räumung der Mantschurei in der Schwebe
lasse. Das war kürzlich von Petersburg üns als eine
der Bedingungen angegeben worden. Man vermutet jetzt,
daß diese Einräumung von der rusfischen Regierung als
Ballon d'Essai gegeben sei. Es würde darin eine Ver-
letzung der bündigen Bürgschaften liegen, welche Japair
deb chinesrschen Megierung gegeben hat. E-ingeweihte
chinesische Beamte sehen der WeiterentwickUmg der Dinge
mit g r ö ß t e r S o r g e entgegen und schauen viele Ge-
fahren voraus, welche China durch einen Krieg be-
drohen würden.

Shanghai, 23. Dez. Nachrichten aus Kirin be-
sagen: Der Tartarengeneral meldete eine unentschieden
gebliebene Schlacht zwischen 1600 Koreanern aus'
Kjöngheungim Nordosten von Korea, die auf chine-
sisches Gebiet übergegangen waren, und vier chinesischen
Bataillonen aus Zsuntschun.

Tokio, 23. Dez. Jn militärischen Zentrett
ist man unaufhörlich tätig. Me Vorkehrungen
für dieTruppentransporte sind vollkommen ab-
! > geschlossen. Telegramme aus Korea besagen, daß die Un-
ruhen in Mokpho fortdauern. llnter den Tonghaks in
der Provinz -Chollade ist ein Aufstand ausgebrochen. Me
Tonghaks sind eine unzufriedene Partei, deren Treiben
die unmittelbare Veranlassung zum chinesisch-japanischen
Kriege war. Man mißt dem Umstand, daß gerade jetzt
llnruhen ausbrechen, große Bedeutung bei.

Washington, 23. Dez. Die gespannten Bezie-
hnngen zwischen Rutzlandund Japan rufen heute
hier ernste Besorgnis hervor. Me Lage wird für kritisch
gchalten. Rußland, so meint nmn hier, sei entschlossen,
Japcm unverzüglich zum Beginn des Krieges zu zwingen.

Lbe krrlitr Zchoo ok Language;.

ttuupt8lrü88s 121, 2 rreppeu.

Jnstitut zum Zwecke deS Stu-
diums fremder Sprachen, für
Erwachsene, Herren u. Damen,
iinter Oberleitung des Herrn
ProfessorS

Zl. v. LsrUtr.

2vvi xolckeiie Ileilsilleu ruik L«r kariser IssItLii^stvttmax»
Französtsch. Enalisch, Jtalienisch, Russtsch. Spauisch,
Deutsch für AuSländer: nur Lehrer der betreffenden Natio«.
Konversation ^ Korrespondenz Literatur.
Ueber 180 Zweigschulen. -X- Prospette gratiS u. franko.

Literarisches.

—* Der moderne Geschästsbetrieb und seine Organisatiou.

Für Fabrikcmten, Kaufleute und Buchhalter, namentlich sür
größere Handels- und Jndnstrie-Unternehmun-gen dargestellt
von Wilhelm van den Daele, kaufmännischer Vorstand und
Fabrikdirektor. Mit zahlreichen Formularen. Muthsche Ver-
lagshandluug in Stuttgart. Preis Mk. 4.50, geb. Mk. 5.50.
Das vorliegende Buch ist, wie das vom gleichen Versasser kurz-
lich herausgegebene und sehr beifällig ausgenommene Werk:
„Die moderne Buchhaltung unter besonderer Berücksichtigung
der Gruppenb-uchh-altnng", eine zeitzemätze hochbedeutsanie Er--
scheinung auf dem Gebiete der handelswirtschastlichen Reform-
bewegung Es bietet eine übersichtliche Darstellung und Sr-
läuterung der Formen mufterhafter Organisation verschieden-
artiger Geschästsbetriebe und besonders praktische Geschästs-
ordnüngen nebst Arbeitsplan für Detailhandel, Grotzhandel
und Fabrikunternehmen, unter Beigabe von zahlreichen For-
mularen. Wir haben es hier mit der Arbeit ernes ersahrenen,
selbständig denkcndcn Prakiikers imd emes auf den komplizier--
testen Geschäftsgebieten heimischen, besonders talenticrten Or-
ganisators zu tun, der das Thema mit Geschick und vollem Vcr-
ständnis sür die Anforderuengen und Bedürfnisse unserer Zeit
behandelt. Es ist dringend notwendiq, datz geqen die Aus-
wüchse der unlauteren, sahrlässigen und unverftändigen Ge-
schästsführung Matzregeln getrossen Iverden, um langjährige
Täuschungeni u. betrügevische Manipul>ationen, wie solche in den
letzten Jahren! d-es öfteren zutage getrcten sind, unmöglich zU
machen. Wir zweifeln nicht, datz das Buch in den wcitesten
Kreisen der gesamten Handelswelt Eingang finden wird. Es ist
ein vortreffliches Handbuch für Geschastsvorständc und ein nie
versagender Ratgeber für alle Beteiligten der Großindustrie-
Namentlich auch jungen Kaufleuten, welche im Fnteresse ihrer
Znkunft ihre Kenntnisse erweitern wollen, ist das Werk ange-
legentlichst zu empfehlen.

Neuette MachnHten.

Strastburg, 23. Dez. Me Leichenfeier für die'
verstorbene Fürstin zu Hohenlohe-Langen-
b u r g. findet am Sonntag Vormittag llhr in eineM
zur Trauerkapelle umgewandelten Saal des Statchalter-
palastes statt. Hierauf -wird die Leiche der Fürstin nach
dem Bahnhof und von da um 11,50 Uhr nach Langen-
burg übergeführt.

Bcrlin, 23. Dez. Nach einem Telegramm des stellver-
tretenden Kommandeurs der Schutztruppe inWindhuk,
Techow, lieferten die Witbois unter dem Bezirksamt-
mami Burgsdorff am 10. Dezember den Eingeborenest
am Südrand der Karasberge ein siegreiches Gefecht. Dee
diesseitige Verlust an Eingeborenen beträgt drei Tote
und zwei Verwundete.

Rom, 23. Dez. Wie die „Agenzia Stefani" von Paris'
vom heutigen Tage meldet, wurde der französische Bot-
schafter beim Ouirinal, Barrdre, insolge einer Der-
ständigung zwischen der italienischen und der französischeü
Regierung beaustragt, dem Minister des Auswärtigerr
 
Annotationen