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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0075

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§. 28. Abdrücke der Valvulae semilunare-?.

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bilden, und in der Mitte ihrer Länge eine gegen die Axe der Aorta zu
ausgeweitete Stelle zeigen. Je weiter die Trennung gegen das Herz herab
rückt, desto kürzer werden diese Spalten, bilden kein Dreieck mehr, und
entbehren der mittleren Ausweitung. Was können diese Spalten anders sein,
als die Modelirung der drei Valvulae semihmares, welche bei der durch die
Injection bedungenen Erweiterung des Aortenrohres, ebenso gerade ausgespannt
werden, wie es die mit der Herzsystole in die Aorta hineingepumpte Blut-
masse thun muss. Solche Bruchflächen des Aortengusses sind deshalb sehr
sprechende Belege für den von mir vertheidigten Satz, dass die Halbmond-
klappen die Ostien der Kranzschlagadern während der Kammersystole nicht
bedecken können. Ich hätte nicht daran gedacht, diese schon etwas alte
Geschichte wieder aufzuwärmen, wenn nicht eine Herausforderung ganz
besonderer Art, und vor dem Forum eines zum Eichteramte weniger geeigneten
Publicums, mich dazu bestimmt hätte.

Als in dem odiosen Streit über den Verschluss der Ostien der Coronar-
arterien durch die Halbmondklappen der Aorta, alle Anatomen auf meiner
Seite standen, und Heule die gewichtigen Worte schrieb:1) „Brücke's
„Behauptung, dass die Semilunarklappen den Eingang in die Coronararterien
„abzusperren bestimmt sind, wurde durch Hyrtl's Untersuchungen2) an Thier-
„und Menschenherzen gründlich widerlegt," glaubte ich fernerhin Euhe zu
haben. Diese war mir jedoch nicht beschieden. Wenn auch nicht mehr im
offenen Federkrieg, so doch in der Schule, vor dem Areopag der Studenten,
wird meine Sache von dem Professor der Physiologie durch zwei volle
Stunden hindurch gerichtet, widerlegt, und sofort abgethan. Die Allgem. Wiener
med. Zeitung hat einen Auszug dieser Vorlesungen gebracht, welchen ich
mit Heiterkeit gelesen. Ganz besonders bemüht sich mein College, die That-
sache zu entkräften, dass die Halbmondklappen bei der Systole der linken
Kammer gar nicht an die Wand der Sinus Valsalvae angedrückt, sondern
in ihren Ebenen so gespannt werden, dass die freien Ränder derselben ein
gleichseitiges Dreieck bilden, und zwischen Klappe und Sinuswand ein Eaum
bleibt, in welchen das Blut frei eindringt, und aus ihm in die Kranzschlag-
adern gelangt, welche synchronisch mit der Systole pulsiren müssen, wie

!) Gefässlehre, pag. 86.

2) Ueber die Selbststeuerung des Herzens. Wien, 1855.
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