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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0020

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§. 2. Friedrich Ruysch.

§. 2. Friedrich Ruysch.

So sind wir auch mit Swammerdam der Entscheidung der Frage
über den Ursprung der Corrosions-Anatomie nicht näher gerückt. Es bleibt
nur Vermuthung, dass er diesen Zweig der anatomischen Technik gekannt
und geübt. Ist doch von der Wachsinjection zur Corrosion nur ein kleiner
Gedankenschritt.

Diesen Schritt hat unzweifelbar Friederich Euysch gemacht. Obwohl er
bei dem heimlichen Wesen, mit welchem er sein anatomisches Treiben umgab,
es nicht an die grosse Glocke hängen mochte, wie er sich den schönsten
Schmuck seiner sehr einträglichen anatomischen Arbeit zu verschaffen wusste,
sind doch die Tafeln seiner Thesauri anatomici sehr beredte stumme Zeugen,
dass er die Sache kannte und auszubeuten verstand, wenn auch das Geheimniss
des Wie nie über seine Lippen oder aus seiner Feder kam.

Wer die Tafeln zu den Thesauris anatomicis Ruyschii1) durchzublättern
sich die Mühe nimmt, begegnet auf mehreren derselben den unverkennbaren
Beweisen, dass dieser merkwürdige Mann, der sein ungewöhnlich langes Leben2)
mit Gefässinjectionen und mit der Einrichtung anatomischer Museen hinbrachte
(mirißca patientia ad ornatum et munditiem sua omnia comparabat), mit der
Corrosions-Anatomie nicht unvertraut gewesen sein konnte.3) Wir wollen
diese Tafeln etwas näher betrachten.

Tab. I. zu Thesaurus I. stellt eine aus Blasen-, Nieren- und Gallensteinen,
sowie aus Concrementen und Verkalkungen verschiedenen Ursprungs aufgebaute
künstliche Felsengruppe dar, auf und neben welcher drei Skelete menschlicher
Embryonen aus dem 4. Monat in verschiedenen Attitüden und mit verschiedenen

') Amstelodami, 1701 — 1714, 4°.

2) Zwischen dem Erscheinen seiner ersten Schrift: Dilucidatio valvularum in vasis lymphaticis
et lacteis, Haagae, 1665, und seiner letzten: Curae posteriores, seit thesaurus anat. post curas
posteriores novus, Amsterdam, 1728, 4°. liegt eine Reihe von 63 Jahren! Das letztgenannte Werk
schrieb er in seinem 91. Lebensjahre, und widmete es der Pariser Academie, welche ihn zu
ihrem auswärtigen Mitglied ernannt hatte.

3) Dass aber Ruysch die Kunst, die Geiasse mit erstarrenden Massen zu injiziren, von
Swammerdam überkommen habe, wird durch die Worte im Tractatus anafomicus de musculo, in
fundo uteri observato, pag. 2. widerlegt, welche lauten: „quamnam igitur materiam Vir piae memo-
„riae (Swammerdam) in infusione vascidorum adhibuerit, notum mihi non est, nec mihi quidquam
„dixerat."
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