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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0221

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§. 101. Corrosion ganzer Leichen.

209

erstaunliche Reichthum von Aesten, welche aus dieser Anastomose in die
Tastpulpa der Fingerspitzen abgehen. Diese starken, gewundenen und gedrehten
Arterien nehmen den ganzen Raum zwischen dem Periost der letzten
Phalanx und der Haut ein; — die Sehne des Flea;or digiti profundus hat
ja schon an der Basis dieser Phalanx ihr Ende gefunden. Man glaubt an
gut injizirten Fingerspitzen einen reichen, und keineswegs dünnstämmigen
arteriellen Plexus vor sich zu haben, überzeugt sich aber an abgebrochenen
Stämmchen desselben, dass sie mit ihren Nachbarn in keiner anastomo-
tischen Verbindung stehen, sondern jedes für sich, aber alle sehr dicht
zusammengedrängt, in schlangenförmiger oder spiraler Windung, zur Haut
der Fingerspitzen gehen, unter sehr spitzwinkeliger Abgabe von Seitenästen,
welche ebenso gewunden verlaufen. Ein so überraschender Reichthuni der
Fingerspitzen an arteriellen Blutgefässen kommt an keiner anderen Hautpartie,
ja an gar keinem anderen Organ vor, und erklärt das schwer zu stillende
reichliche Bluten einfacher Stich- und Schnittwunden der Fingerspitzen.

An der grossen Zehe findet sich auch eine dorsale Bogenanastomose
der beiden Rami digitales vor, deren jeder durch das am Seitenrande der
letzten Phalanx befindliche Loch, oder dessen stellvertretenden Ausschnitt,
einen Ast zum Rücken der Phalanx entsendet, welcher mit dem der entgegen-
gesetzten Seite am Grunde des Nagelbettes im Bogen zusammenkommt.

Die isolirte Injection einzelner Zweige der Arteria brachialis und cruralis
wandte ich nur für die Arteriae märitiae des Oberarms und des Schienbeins
an. Diese Gefässe sind spiral gedreht, besonders die Nutritia tibiae, so lange
sie im Canal der Rindensubstanz des Schienbeins verweilt. Die Nutritia tibiae
der Vögel bringt es selbst in der nicht pneumatischen, sondern spisses Fett
enthaltenden Markhöhle dieses Knochens, zu wahren Aufknäuelungen.

Ein corrodirter Fuss findet sich in Fig. 2. auf Tab. XII. abgebildet.

§. 101. Corrosion ganzer Leichen.

Und so komme ich denn zum Schlüsse dieses Capitels. Er besteht in
ein paar Worten über die Corrosion ganzer thierischer Körper. — Ich habe
mit kleinen Thieren begonnen, und mit Kindesleichen geendet. Schwieriger
als jede andere Arbeit auf diesem Gebiete, und deshalb häufig miss-
lingend, erfreut sich die Corrosion ganzer Leichen auch nicht des Vorzuges

Hyrtl. Die Corrosions-Anatomie.
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