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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0159

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§. 69. Ductus Wirsungianus des Menschen und der Säugethiere.

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in die Mundhöhle einmündenden (schon von Rivinus gekannten, aber als
Ductus Waltheri benannten Ausführungsgänge der Glandula subungualis)
sind kein Object der Injeetion.1)

§. 69. Ductus Wirsungianus des Menschen und der Säugethiere.

Dieser Gang wird, nach Unterbindung des Oslium duodenale des Ductus
choledocJms, von letzterem Canal aus injizirt, um zugleich auch den Guss
der Nische des Diverticiilum Vateri zu erhalten. Seine Injeetion gelingt
leichter und vollständiger, als jene eines anderen Speicheldrüsen-Äusführungs-
ganges. Selbst sehr harte Massen dringen, bei gehöriger Erwärmung des
Objects, bis in die Acini des Pancreas vor, was eben nicht immer erwünscht
ist, da die Ramificationen des Cranges durch die Füllung der Drüsenläppchen
mehr weniger vollkommen verdeckt und maskirt werden. Die Drüse muss
während der Injeetion an ihren beiden Enden mittelst Nadeln auf ihrer
Unterlage fixirt werden, damit der durch die Injeetion strotzende Gang, nicht
aus seiner Ebene treten, sich aufbäumen und in weite Windungen krümmen
kann, was er immer thut, wenn man die Fixirung der Drüse unterlässt.

Der injizirte Ductus Wirsungianus*) ist entweder vollkommen geradelinig,
oder sehr mässig geschlängelt, und wird allseitig vom Drüsenparenchym
umschlossen, so dass er an keiner Strecke seines Verlaufes frei zu Tage tritt.

') Aug. Fried. Walther war Rivin's Nachfolger auf der anatomischen Lehrkanzel zu
Leipzig, und beschrieb die nach ihm benannten Ausführungsgänge in einer kleinen, nunmehr sehr
selten gewordenen Schrift: De lingua humana libellus. Lips. 1724.

-) Der eigentliche Entdecker des Ganges ist Mauritius Hofmann, welcher ihn 1641 in
Padua an einem Truthahn (Gallus indicus) auffand. So nach dem Zeugniss des Thom. Bartho-
lin us (Anat. reform. Leidae, 1651. pag. 113), und des Theod. Schenk (Exercit. anat. Jenae,
1657, pag. 343). Die Entdeckung wurde lange Zeit von den in Padua studierenden Deutschen
alljährlich durch ein Gastmahl gefeiert. Hof mann zeigte seinen Fund dem in Padua ansässigen
baierischen Arzte Georg Wirsung, welcher den Gang auch in der menschlichen Leiche darlegte,
und eine Abbildung desselben (ohne Text) mit der Aufschrift: Figura duetus cujnsdam, cum
mnltiplicibus suis ramulis noviter in pancreate inventi, in diversis corporibus humanis. Padua, 1642,
anfertigen Hess. Diese Abbildung schickte er nach Paris an Joh. Riol an (im Jahre 1643). In
demselben Jahre starb Wirsung durch die Kugel eines Banditen. An Rache von Seite Hofmann's
kann hier wohl nicht gedacht werden, da man einen Mann, an dessen Namen ein so schwerer
Verdacht sich knüpfte, nicht zum Professor der Anatomie in Altdorf gemacht haben würde, wo
Hofmann das anatomische Theater gründete, und bis 1674 als Lehrer thätig war.

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