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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0241

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§. 108. Labyrinth der Ferae.

229

die Kleinheit ihrer Ampullen, die schiefe Richtung des ovalen Fensters, die
nur 1 % Windungen beschreibende Schnecke, die Grösse des runden Fensters,
welche jene des ovalen um das Doppelte übertrifft, kommt bei den Seiuriden]
welchen man dieses Thier anreihte, nicht vor, findet sich aber am Labyrinth
der Prosimiae. Der opponirbare Daumen an den Hinterfüssen, die fünffingerige
Hand, der Bau des Schädels, die grossen nackten Ohren, das träge Naturell,
die nächtliche Lebensweise, und die ausschliesslich animalische Nahrung,
geben weitere Belege dafür ab, dass dieses sonderbare Thier den Halbaffen
(insbesondere dem Genus Galago) viel näher steht als den Nagern.

§. 108. Labyrinth der Ferae.

L Ursus spelaeus.

Der Guss der Labyrinthe vorzeitlicher Säugethiere erfordert eine sehr
umständliche und zeitraubende Vorbereitung. Yorhof, Bogengänge und Schnecke
sind nämlich mit erdigen, festzusammengebackenen Bestandtheilen (Sand und
Thon) so angefüllt, dass eine Reinigung dieser Cavitäten vor der Injection
vorgenommen werden muss. Ich koche deshalb die Schläfebeine in Essig
durch mehrere Stunden, röste sie hierauf, und suche den zerbröckelnden
Inhalt des Labyrinthes, durch wiederholtes Aufstossen des Felsenbeines auf
eine harte Unterlage herauszubeuteln. Das Verfahren muss 3 — 4mal wieder-
holt werden. Ich sondire dann das Labyrinth mit dünnen Schweinsborsten
vom ovalen und runden Fenster aus, suche die Borsten in die Canales semi-
eirculares einzubohren, und bringe auch an der Kuppel der Schnecke und an
den Mittelpunkten der Bögen der Ganales semieirculares künstliche Oeffnungen
an, indem ich vom Felsenbein so viel Knochensubstanz abrasple, bis ein
grauer Fleck an der Schlifffläche die Nähe des betreffenden Ganges erkennen
lässt. Dieser Fleck wird mit einem scharfen Pfriemen angestochen, um.eine
Oeffnung zu erhalten, gross genug, auch durch sie mit der Borste manipuliren
zu können, um das ganze Cavum des Labyrinthes rein auszufegen. Unter
vielen Versuchen dieser Art gelingen doch einige, besonders wenn man es
mit Felsenbeinen zu thun hat, bei welchen der Steigbügel noch im ovalen
Fenster haftet, und die erdigen Bestandtheile nur durch das runde Fenster
in die Schnecke eingedrungen waren. Zwei schöne Präparate, welche auf
diese Weise erhalten wurden, sind auf Tab. XVIII. Fig. 3 und 4, dargestellt.

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