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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0094

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§. 41. Die Spirale der Lungenarterien,

Die wenigen Aeste ersten Ranges, in welche sich beide Lungenarterien
auflösen, stehen nämlich so, dass der erste (oberste) aus der hinteren
Peripherie des Stammes hervortritt, und jeder folgende sich zum vorher-
gehenden so stellt, dass der letzte wieder auf der hinteren Fläche
des Muttergefässes aufsitzt. Diese Gruppirung zu sehen, setzt eben keine
Vorliebe für Gefässspiralen voraus. Unbefangene Beschauer finden sie
heraus, ohne darauf aufmerksam gemacht zu werden. Zerbricht man den
Baum, und unterwirft längere Zweige desselben einer genauen Besichtigung,
kann man an vielen von ihnen die Spirallinie ihrer Astfolge gleichfalls
erkennen, wobei ich nicht verhehlen will, dass sie durch die Gegenwart
kleinerer Aestchen, welche nicht in diese Linie fallen, hie und da gestört wird.
Ich habe der Seltenheit wegen, die linke Lungenarterie eines Embryo von
Manatus amtralis, an deren primären und secundären Verzweigungen die
Spirale sich sehr deutlich ausprägt, zur Erläuterung des Gesagten in Abbildung
beigegeben. Tab. II. Fig. 8. Es wurden die feineren Ramificationen dieser
Zweige weggelassen, da sie das ins Auge zu Fassende zu viel gedeckt haben
würden. — Gegen die scharfen Ränder der Lunge zu, erfolgt die Verästlung
der Arterienzweige nur dichotomisch, so dass eine die Gabelzweige verbindende
Linie mit dem scharfen Lungenrand parallel liegt.

Ich dachte mir, dass bei jenen Säugethieren, deren Lungen sieh durch
ihre Länge auszeichnen, die Spirale deutlicher hervortreten müsse als bei
anderen, und injizirte deshalb die Lungen eines jungen Delphins. Was ich
erwartet hatte, stellte sich wirklich ein. Der sehr lange hintere Ast der Arteria
pnlmonalis, zeigt, namentlich für die erstabgehenden Zweige, die Spirale sehr
gut, besonders da der Zeichner etwas aus Eigenem hinzuthat. um die Sache
auffallender zu machen.1)

Nicht die Stämme und die stärkeren Zweige der Lungenarterien, wohl
aber die feineren Verzweigungen, zeigen an collabirten Lungen stark
geschlängelten Verlauf. An Lungen, welche vor ihrer Einspritzung strotzend
mit Wasser gefüllt wurden, sind alle arteriellen und venösen Gefässver-
zweigungen vollkommen geradelinig.

Kein einziges Corrosionspräparat zeigt Anastomosen zwischen den Zweigen
des Arterien- oder Venenbaumes; — eine Regel, welche übrigens für alle

i) Tab. II. Fig. 9.
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