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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Perfall, Karl von: Die Achenbach-Feier in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0032

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18

Die Achenbach-Feicr in Düssoldorf.

Andreas Achenbach laut nnd krästig betont, als man an eine koloristische Epoche noch nicht dachte. Allein
Lchirmers Schulc hatte doch so viel des Gesnndcn und Wertvollcn auch fur einc realistischere Anschauung und
die heißgeliebten Niederländer wiesen auch darauf hin, daß das Wesen der Landschaft in einer Gleichbercch-
tigung von Form und Farbe, nicht in dcm anderen Ertrcm der Alleinherrschaft der Letzteren zu finden ist. Sv
wnrde es Achenbachs besondere, namcntiich fttr scinc Stellung zur neuesten Zeit wichtige Charakteristik, daß er
trotz eines sich immer erweiternden, an Breite des Vortrages, Kraft der Lokaltöne gewinneudcn Farbcngedaukens
das Formcnwesen der Landschaft stcts lebhast betontc. Eben diese eigenartige und geuialc Abwägung der Wirk-
samkeit der beideu Faktoren dcr Landschaft hat Andreas Achenbach die Möglichkeit gcgeben, die von den
Romantikern vcrachtete niederdeutsche Landschast, wie sie z. B. nnsere Jllustration ciner Schleuse zeigt, sttr dic
Kunst zu gcwinnen, indem er den Bcwcis erbrachte, daß cine glücklichc Verbindung der beiden Elemente auch
einc angebliche Reizlosigkeit eines landschaftlichcn Motives in das Gegenteil zn wandcln vcrmag, wobei freilich
zu erwähnen ist, daß Achenbach gerade
bei seinen Binnenlandschaften sich an
ein gegebenes Motiv niemals sklavisch
gebunden hat, wie dies in der neuesten
Landschaftsmalerci so häufig gcschieht.
Für ihn ist die Wahrheit der Land-
schaft in den charakteristischen Gesamtein-
drücken, nicht in der detaillierten Natnr-
trene der Wirklichkeit gegeben. Aus
dieser Ursache hat er auch in seinen Land-
schaften immer das spczifisch „malerische"
Gcpräge bewahrt, das in dem Neichtum
fesselnder Gegenständlichkeit gclegen ist.
Für den subjektiven Geschmack des
Schreibers dieses Artikels tritt dcr Neich-
tnm der Anschauuug von Farbe und
Form, welcher der Achenbach'schcu Dar-
stcllungswcise zu eigen ist, am meisten
in jenen holländischen Strand- und Ka-
ualbildern zu Tagc, welche auch eine
rciche Snmmc architektonischcr Ni'otive
cuthaltcn. Nicht das bedeuteudstc, aber
vielleicht bekanntest gewordene Bild dieser
Art ist das vom Kunstvcrein sttr Rhein
land und Westfalen vor wcnigen Jahren
vervielfältigte Judenviertel in Amsterdam.
Hochbcdeutsam iii dcm geschilderten Siniie
wirkcn auch jcne Bilder Achcnbachs,
wclchc reiche Figurenstaffage cnthalten.
Die Staffagc ist für ihn nicht nur ein
allerdiugs sehr geschickt behandeltcsMittcl
koloristischer Wirkuug, sondcrn in der
Art, wie er sie gibt, wesentlich von
Bedeutung fttr die Charakteristik der
Landschaft, die so nicht nur „Gegcud"
darstellt, sondern das Bild von „Land und Leuten" wiedcrspicgelt. Eincn kleincn Begriff hiervon gibt das untcr
unsereii Jllustratioiicn befindliche Bild ausfahrender Häringsbootc. Wir haben eben dic lautc Betonung ermähnt,
welche Achenbach der Form zuweist und ein Keinizeichen gibt uns ein weitcres in unseren Jllustrationeii
befindlichcs Scebild, welches eigentlich nur Luft und Wasscr, von einer klcinen Staffage gehoben, darstellt
und seinen Wert im Lichtcffekte sucht. Dic Formcugewalt Achenbachs wird abcr crkcnntlich in dcr ktthnen
Darstellung der Wvlkenmasscn. Auch die weitcre Darstellung eines Strandes mit der scharfen Silhouettc
des aufstcigenden Landes ist nach dieser Richtung bezeichnend. Jn bcdeuteiidem Maße ist dcr Reichtum
Achenbach'schcr malerischer Phantasie erkenntlich in seinen vcrschiedcncn Gcbirgsmtthlen aus deni niederdeutschen
Waldgebirgc und in seinen ganz großen Kompositioueu, wic der Fischmarkt in Dstende, Morgen in Ostcnde n. s. w.
Uber Achenbachs Marineu ist noch ein besondcres Wort zu sagen. Ebcn die Formenbetonung, die cr auch
hicr znm Ausdrucke bringt, hat dcm Meister in neuerer Zeit zuwcilen den Vorwurf zu großcr Schwerc


Serküstr. von Andreas Achenbach.
Das Mriginal im Besitze von 6. L. Neumann in Müncken.
 
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