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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Voss, Georg: Die Eröffnung der Berliner Jubiläums-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0318

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Die Lreffiiuna ter Bcrliner Iubiläums-Aiisstelliing


vestibül und Lbrensaal

und mit der deutschen Kunstgenossenschaft unter Münchens Führung in der Fördernng des Berliner Unter-
nehmens gewetteifert.
Die Worte, mit denen der Äaiser die Rede seines Ministers erwiderte, hat der Telegraph bereits in
alle Welt hinausgernfen. Der Eindruck der Kraft und der Wärme, mit der diese Worte von den Lippen des
Herrschers klangen, dessen thatenreiche Regierung allen unseren idealen Bestrebungen erst den rechten nationalen
Boden im gemeinsamen Vaterlande bereitet hat, wird allen Teilnehmern der Feier unvergeßlich bleiben.
Der erste Umgang durch die Säle der Ausstellung, welcher dem Eröffnungsakt folgte, gestaltete fich
zu einem Schauspiel, bei welchem die Männer der Gegenwart in der farbenreichen Erscheinnng ihrer Uniformen
und Talare den Blick nnr zu oft von den gemalten nnd gemeißelten Helden an den Wänden ablenkten. Der
ernste Genuß dieser Werke verlangt ruhigere Stunden, als sie das Festgepränge eines Eröffnungstages zu
bieten vermag. Das, was indessen auch in diesem reichbewegten Treiben sofort verstanden und in seinem ganzen
Umfang genossen werden konnte, war die Architektur der Säle, welche die Festgesellschaft in ihren Räumen
aufnahm. Das nrsprünglich nach ganz anderen Gesichtspunkten für die Zwecke der Hygieine-Ausstellung errichtete
Gebäude stellte einer künstlerischen Gliederung der weiten Hallen in einzelne Säle von harmonischem Wechsel
der Raumwirkung nicht unerhebliche Schwierigkeiten entgegen. Die durch den Architekten Professor Fritz
Wolff in diesem Umbau erzielte Lösung hat zu einem sehr glücklichen Grundriß geführt. Der eigentliche
archilektonische Prunk mußte freilich auf wenige Hauptsälebeschränktbleiben. Desto glänzender ist die Dekoration dieser
Räume ausgefallen. Bezeichnend für den Umschwung, welcher fich in den künstlerischen Anschauungen Berlins
vollzogen hat, ift die Wahl des Stils, den der Senat der Akademie für die Ausschmückung dieser Räume
prämiiert hat. Berlin ist nicht mehr die Stadt Schinkels, sondern es ist in die Bahnen Andreas Schlüters
zurückgekehrt. Die Zeiten des Griechentnms sind in unserer Baukunst vorüber und das Prunkbedürfnis der
Hauptstadt hat die Lieblingssprache künstlerischer Pracht wiedergefundsn: den Barockstil. Dranßen im Park
haben zwar unsere altbewährten Hellenisten Adler und Spielberg in der Architektnr des Olympiatempels
die Herrlichkeit der Alten noch einmal mit dem Zauberstab der Forschung zu neuem reichem Leben erweckt —
drinnen aber in den Sälen des Landesausstellungspalastes hat das Barock desto üppiger seinen Einzug gehalten.
Der von den Architekten K a y s e r und von Großheim ausgeführte Kuppelbau des Eingangssaals entfaltet in dieser
 
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