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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Personalnachrichten - Denkmäler - Ausstellungen, Sammlungen, etc. - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Vom Kunstmarkt - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0375

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Denkmäler — Ausstellungeii, Sammlmigen rc.

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ganzen Kraft ansporneir Calandrelli hai denn auch in diesein
Denkinal sein Hauptwerk geschaffen, das wenigstens seinen nächsten
Borgänger unler den Reiterstandbildern der Hohenzollern, das
Denkmal Friedrich WilhelmS III, kiinstlerisch bei weitem iibertrifft,
Das jetzt vollendete Denkinal, in seiner Nusfnhriing ein treffliches
Beispiel des Berliner Bronzegusses, zeigt den König in groster
Illiiforni und mit dem wallenden Mantel iiber den Schultern,
Dagegen ist das Haupt des Kvnigs unbedeckt, Die Porträt-
wirkung des Kopses tritt dadurch allerdingS wesentlich deutlicher
hervor, als wenn der Helm seinen Schatien auf die Ziige des
Gesichts werfen wiirde. Auch die Silhouette des Kopfes kommt
dadurch von allen Seiten viel klarer zum Ausdruck, Doch auf
eine wirkungsvolle Bekrönung des ganzen Standbildes hat der
Kiinstler dnmit leider verzichtet, Gegen die mächtigen Falten-

massen des zurückgeschlagenen Mantels erscheint der entblößte
Kopf init seinem diinnen ipärlichen Haar zu winzig, Andreas
Schlüler hal seinen grohtii Kurfürsten allerdings ebensalls otzue
Helm dargestellt, dvch den Kopf bedecken die ivallenden Locken
der Allongeperücke. Zudem kann bei der durchaus idealen Kleiduiig
des Kurfürsteu das Fehlcn einer Kopfbedeckuug nichts Übei
raschendes haben, Friedrich Wilhclin I V. aber sitzt auf dem jetzt
volleudeten Denkmal in groster Generalsnniforin zu Pferde, und
einen König in dieser Uniform enlblöstten Hauptes reiten zu sehen,
ivird stets befremdlich bleibeu. Das Pferd ist dargestellt, wie es
von dem Reiter, der die Zügel mit beiden Händen gefastt hült,
plöplich zum Stillstand gebracht wird. Au deu vier Ecken des
mächtigen Granitsockels sitzen vier allegorische Frauengestaltcu,
vorn der Glaube und die Poesie, hinten die Geschichte nnd die


Philosophie. Auch diese in ihren reich^gegliederten Faltenmassen
sehr wirkungsvollen Gestalten sind in Bronze ausgeführt und geben
dem Denkmal von allen Seiten aus gesehen sehr schöne tlmritz-
linien. Die Aujstellung des Denkmals auf dem obersten Absatz
der grotzen Freitreppe der Nationalgalerie ist für eine Porträt-
statue, in welcher Lebenswahrheit uud Ausdruck der Züge des
Geseierten deu Hauptwert bilden sollen, entschieden zu hoch, Wer
über den freien Platz der Säulenhalle dem Portal der National-
galerie zuschreilet, sieht hauptsächlich den Bauch uud den Kopf
des Pferdes. Der architektonischen Wirkung der Nationalgalerie
kvmint indessen diese Aufstellung sehr zu stalten. Die zwecklose
Riesentreppe des Bauwerks hat erst jetzt durch dieses Denkmal
einiges Leben erhalten. Gerade für die monotone Säulen-
architektur des die Nationalgalerie umgebenden Platzes war ein
derartiger figürlicher Ichmuck dringend notwendig, Die Architektur
der hier nach der Lieblingsidee des hochseligen Königs entslandenen

Hallen und Mnseen hat erst jetzt durch die Anfstellung des Stand-
bildes ihres Schöpfers einen wirkungsvollen Ülbjchlutz gefundeu.

Nusstellungen, Sannnlungrn etr.
6. V. B erlin. Der Münchener Landschaftsmaler Joseph
Wenglein hat im Verein Berliner Künstler 1l große, zum
Teil sehr fein durchgefübrte Studien nach der Natur ausgestellt.
Wer auf Wengleins fertigen Gemälden die außerordentliche Krast
des Künstlers in der Darstellung mächtiger Bäume, besonders im
Vordergrunde seiner Bilder, schätzen gelernt hat, wird mit großem
Jnteresie den Maler hier in diesen Naturstudien an der Quelle
seines Schaffens belauschen. Die nieisteii dieser Studien stellen
den Blick in das Waldesdickicht dar, desien frisches Grün hier
und da durch streisendes Sonnenlicht erhellt wiro. Welche Reize
 
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