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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Personalnachrichten - Denkmäler - Ausstellungen, Sammlungen, etc. - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Vom Kunstmarkt - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0376

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Ausstellunqen, Zammlungen rc. — Vermischte Nachrichten — l)om Aunstmarkt — Bciefkasten

2 Y4
die Landschaftsmalerei auch ohne die Rücksicht auf eine wirkungs-
volle Berteilung der Massen lediglich durch die Schilderung glän-
zender Farbeneffekte erzielen kann, tritt hier deutlich hervor. Keine
dieser Studien zeigt den, wenn auch schlichten, so doch namentlich
itets in der Gliederung der Farbenmassen streng gesetzmäffigen
Nufbau von Wengleins Gemälden. Der Künstler gibt hier ledig-
lich Ausschnitte aus der Natur an solchen Stellen des Waldes,
wo es ihm wünschenswert erscheinen mochte, eine seltene oder
besonders schöne Lichtwirkung festzuhalten. Diesem zwanglosen
Charakter entsprechend ist hier jegliche Staffage fortgeblieben.
llnd dennoch, welcher Reichtum an geheimnisvollem Leben der
Natur ist hier in den Blättern dieser Bäume und in dem Licht,
das durch die Zweige glitzert, auf die Leinwand gebannt. Die
einzelnen Stndien schildern: alte Bachweiden, Bäume an einem
Graben, Motive bei einer Wassermühle, einen Waldgraben im
Sonnenschein, alte Birkenstümme, eine Brücke im Sumpfföhren-
gehölz und ein Stauwehr mit Baumgruppe. Zu den beiden Ge-
inäldeu Wengleins, welche sich gleichzeitig hier in der Jubiläums-
Kunstausstellung befinden: „Kalkösen an der Jsar" und „Herbst-
landschaft", bilden diese Studien eine trfffliche Erganzung für
unsere Kenntnis seines künstlerischen Schaffens. Eine dieser
Studien ist „die Knnst für Alle" in der Lage auf Seite 293 ihren
Leseni in Reproduktion vorzuführen.
fis Bon den Gemäldeu der Berliner Ausstellung sind,
außer den sür die Verlosung angekauften, elwa jiir 200,000 M.
bereits verkauft worden. — Das griechische Künstlerfest in der
Aiisstellung bat ein Defizit vou 10,000 M. ergeben. Die Schuld
hieran soll die Verschiebuug des Festes tragen, insolge deren eine
Menge von Fremdcn ihre Billete wieder einlöseu mufften.
sff Nürnberg. Das im Austrage der Stadtgemeinde
von Professor Jäger gemalte vortresjliche Gemälde „Kaiser
Maximilian bei Albrecht Diirer" ist zur Zeit öffentlich aus.
gestellt. Die Stadt hat nämlich zur Ausschmückung der Stadt
und des Rathauses mit Kiliistwcrkeii vor mebreren Jahren eineu
FondS eiwichtet, dem die Erträgnisse des Adreffbuches und der
Berpachtung des Amtsblattes zugewendet werden. Aus dieiem
Fonds wurden die Kosten sür Errichtnng eines Briinnens mit
dem Denkmale des Volksdichlers Grübel, des das Stiegenhaus
des Rathauses zierenden llkilter'schen Bildes „Die Einbringung
der Reichskleinodien nach Nürnberg" und dann des obengenaiin-
ten Gemäldes bestritten. Die Koften deS jetzt projektietten Erz-
denkmals für den Secfahrer Martin Behaim werden gleichfalls
ihre Deckung durch diesen Fonds sinden.
* Das Dresdener Panorama, darstellend denSturm
der Sachsen auf St. Privat 1870, wird demnächst durch ein
Diorama erweitert, welches Prof. Louis Brann aus München,
der Schöpfer des Panoramas, in nächster Zeit aufstellt.
vm. Jn Chicngo fand am 15. Mai die Enthüllungs-
seier des Schiller-Denkmals im Lincoln-Park statt, einge-
leitet durch eine englische Festrede des Bürgermeistcrs Harrison,
welche siir die hohe Achtung, welche unsere Landsleute dort deiu
Deutschtum errungen, ein schönes Zeugnis ablegte. Das Mv-
nnnient ist nach der von Ernst Rau mit Beiiutzirng eines
Dannecker'schen Entwurses für Marbach geschaffenen Statuc
bei Pelargus in Stuttgart gegossen. — Jn Annapolis iMary-
landj wird am 16. August, dem 106. Jahrestage der Schlacht
bei Camden, in welcher General von Kalb zu Tode verivundet
wurde, eine Statue des letzteren, vom Bildhauer Kayser in
Ballimore geschaffen, enthüllt werden.

Vermischkr Nschrichkrn
vm. Die diesjährige Versammlung des Verbandes
dentscher Architektenvereine wird am 14. bis 18. August
in Franksurt a. M. abgehalten werden.
§ Der preuffische Staatspreis von 6000 Mark,
der in diesem Jahre wieder für Maler ausgesetzt war, für eine
Studienreise nach Jtalien bestimmt, ist ivie der letzte ebenfalls
nicht gewonnen worden, da von den vier eingelaufenen Konkurrenz-
arbeiten („der verlorene Sohn") keine einzige genügte. Man
nimint an, daß die Klausur, unter der die Konkurrenzarbeiten
gemacht werden müssen, auf dieses ungünstige Ergebnis von Ein-
fluß gewesen ist und will daher dieselbe aufheben.
vm. Prof. Bertini, der Direktor der Brera in Mailand,
und A. Melani ebendott, welche Prof. Nicole als Zeugen für
dieEchtheit seines neuentdeckten Mad onnenbildes von'Raffael
angesührt hatte, venvahren sich entschieden dagegen, ein Urteil zu
Gunsten des Werkes abgegeben zu haben.

vm. Auf der kürzlich unter dem Vorsitz W. Bouguereaus
abgehaltenen Generalversammlung der französischen ^ssociation
äes Lrtisies wurde die im Jahre 1885 an Künstlerpensionen und
Unterstützungen zur Verteilung gelangteSumme auf fast 81,500 Frs.
festgestellt, gegen 32,727 Frs. im Jahre 1869. Die wachsende
Notlage erforderte demnach in den letzten 16 Jahren eine Ber-
mehrung der Jahresausgabe um fasi 50,000 Frs.; eiu übles
Zeicheu der Zeit für die Situation der französischen Künstler.

Vom Runstmsrkk
vm. Die Versteigerung antiker Kunstgegenstände aus der
Sammlung Hoffmann bei Delestre, Paris, ergab gegen
122,000 Fr. Für die kgl. Museen zu Berlin wurden auf der-
selben 2 Terrakottagruppen aus Tanagra und Kleinasien zu 1300
und 2400 Fr. erstauden. Eine gröffere Anzahl der wertvollsten
Stücke ging in den Besitz eines Kopenhagener Brauereibesitzers
über, welcher bereitS durch eine Schenkiing von 100,000 Fr. sür
das Pasteur'sche Jnstitut in Paris von sich reden machte und
seine neuen Erwerbungen höchst liberaler Weise seiner Vaterstadt
zn überweisen gedenkt.
Jn Lepkes Kunstauktionen vom 11. Mai und 8. Juni

d. I. wurden u. a. folgende Preise erzielt: -K.
E. Hallatz, Bauernhof Öl.,. 440.—
A. Zwengauer, Bayrisches Hochland. Öl. 450.—
E. Hallatz, Die Begegnung. Öl.370.—
R. Beyschlag, Dame im Kostüm des Direktoriums. Öl 550.—
H. Rasch, Abend bei Benedig. Öl. 680.—
E. Berninger, Cairo. Öl.. 360.—
O. Achenbach, Landschaft niit Riiinen. Öl. , . . . 215.—
W. Camphausen, Brustbild eines Turco. Öl. . . 225.—
I. Scheurenberg, Ottilie. Öl. .,. 395.—
C. F. Lessing, Eifellandschaft. Öl. ...... 930.—
M. Michael Landschaft mit groffer Staffage Öl. . . 705.—
C. Wünnenberg, Mutterglück. Öl. ....... . 325.—
A. Holmberg, Junge Dame am Fenster Öl. . . . 76.—
Andr. Ach enba ch , Ansicht einer Miihle. Tuschzeichnung 91.—
R. Burnier, Holländische Landschaft. Ayuarell . . 70.—
L. Gallait, Ein Geistlicher tröstet eine Wittive. Aquarell 230. —
B. Cuyp, Landschatt mit Vieh. Öl. ........ 515.—
Ant. Pesne, Friedrich II. in ganzer Figur. Öl.. . . 100.—
Fr. Moucheron u. v. d. Felde, Parkansicht. Öl, 1650.—
Ant. Pesne, Hüstbild der Prinzessin Luise Amalie, Öl. 150.—
H. Nig aud, Brustbild einer vornehmen Dame. Öl. . 150.—
A. Braith, Schafe an der Tränke. Ol.130.—
E. Lüderitz, Sappho. Öl.. 1250.—
Salvator Rosa, Jtalienische Landschaft. Öl,. . . . 230.—
F. Dietz, Brustbild eines jungen Mädchens. Öl. . .105.—
F. Piloty, Ophelia. Öl. . . 600.—
Ribera, Maria Aegyptiaca. Öl. ..1010.—
Sebastian del Piombo, Pietä. Öl. 440.—

Briefkssten
F. 6., Miltendorf. Die betr. Versteigernngen sanden bei
Georges Petit, rue äe Lere, die des Neiiville'schen Nachlasses
bei dl.Ncs. Chevallier und Rousseau unter Assistenz von Mann
heini und Petit statt, für direkte Zuschriften genügen diese Namen
anch ohne nähere Adresse.
prager Abonnent. Für freundl. Zuschttst, welche Sic
bereits verwertet finden, besten Dank!
G. L- Leitmeritz. Nicht alles was glänzt ist Gold; aber
auch nicht alles Gold glänzt. Das Erhabene und Schöne will
ausgesucht, erkannt und erwvrben sein — es liegt nicht wie die
Kiesel an der Straße.
N. L. Helenenthal. Nein, Teuerster! Jn der Kunst nutzen
die besten Gedanken nichts, wenn man sie nicht — ob in Noten,
Wotten oder bildlicher Form ist ganz gleich bedeutend — auszu-
drücken vermag. Wie umgekehrt das größte Können völlig nutz-
los ist, wenn man es nicht zu gedanklichem Jnhalt zu verwen-
den versteht.
L. Tb. P. in Tricnt. Aus unserein Leserkreise geht uns
die freundliche Mitteilung für Sie zu, daß Frl. Marie Kirschner
in Lochkow bei Smichow (Prag) letzthin Gobelin-Jmitationen in
Prag ausstellte, welche von den Orginalen nur durch gettnge
Außerlichkeiten zu unterscheiden waren. Auf eine direkte Anfrage
bei der Künstlerin werden Sie somil gewiß authentische Auskunfl
über die beste Jmitationstechnik erhalten können.

Aedigicrt unter verantwortlichkeit der verlagsanstalt für Runsr und kvissenschast vorm. Fr. Bruckinann (vorstand: A. Bruckmann)
Druck der verlagsanstalt Bruckmann in München.
 
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