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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Trautmann, Franz: König Ludwig I. und die Künstler, [1]
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von Franz
der Fenster für den „Dom zn Regensburg", derer für
die „Mariahilfkirche" in der Au und jener sür den
„Kolner Dom". Wie sehr die Plastiker Eberhard, dann
unvergleichlich mehr Schwanthalcr, Halbig, Widn-
mann und Brugger mit Auftrcigen und Zutranlichkeit
sich beglückt wußten, ist nicht erst zu betonen, am wenigsten
aber des Königs ganz intimer Verkchr mit den großen
Baumeistern Klenze, Zieblaud, Ohlmüller und
Gärtner.
Jn noch gegönnter Spanne des diesseitigeu Lebens
kann vieles mitgeteilt werden, was an schlagenden Aus-
sprüchen Ludwigs und dessen tiesem, so zu sagen fachlichem
Blick in das Wesen der Architektur Beweise lieferu dürtte,
wie er sich auch auf anderen Kunstgebieten beivies.
Was die „finanziellen" Euklohnungen in verschiedensten
^ächern betrifft, so kann man nicht sagen, daß sie immer
just überluxuriös gewesen seien, aber sicher immer wohl
entsprechend, und die Gelegenheit, sich beneidenswert in
großer Zabl „zusammengehöriger" Kunstwerke ausgeben
zu können — man nehme nur ini Hinblick auf Rottmann
dessen italienische und griechische Landschaften — war an
sich schon ein lohnendes Bewußtsein, abgesehen, daß er
dem Geuannten die Wiederholung des oder jenen Bildes
für weitere Verwertnng crlanbte.
Jch kehre aber rasch zur Angabe derer zurück, mit
ivelchen Ludwig vorzugsweise vertraulich war. Jch nenne
ais hoch begünstigt Stiglmaier, welcher sich durch den
Guß des „Denkmals König Maximilians I." nach Rauch,
die „Reiterstatue Kurfürst Max I." nach Thorwaldsen
und die Güsse der „14 bayrischen Fürstenstatuen" nach
Schwanthalers Modellen rühmlichst bcwährt hatte. Nun
wurde ihm der Guß des kolossalen Werkes Schwanthalers,
der „Bavaria", der großartigen Lieblingsidee Ludwigs,
übertragen. Der treffliche Stiglmaier schied leider früh,
und Ferd. M iller, des Dahingeschiedenen schon mehrfach
mitthätig gewesener Neffe, führte nun die erhabene Auf-
gabe von 1846—1850, begleitet vvn wahrhaft höchstem
Wohlwollen des Königs, durch, unter vielen, hie und da
großen Mut erheischenden Schwierigkeiten, auch elemeu-
taren Widerspenstigkeiten, welch alles aber Meister Miller

Trautmann 22z
auf genialmutige Weise überwand. Was sich da begab! —
Einmal fing die Bedachung des Gußhauses Feuer, ein anderes
Mal stcind die Vollheit der Form in Frage — ich sehe
noch den mutigen Sag, welchen Freund Miller iiber die
Rinne that, um sich zu überzengen. ficichtig und glück-
licherweise schante es ihm mit Glühangen entgegen, anf-
gespritzt hatte das Metall nicht, aber bis zum Rand der
oberen Kanäle war es gekvmmeii, die Form war voll. —
Derlei und gar viel mehr Vorgäuge, abgesehen von Ein-
zelbegegnungen nnd Anssprücheu Ludivigs zu erfahren,
würe wohl von hohem Jnteresse und Freuud Millcr
vielen Dankes sicher, wenn er seinem guten Gedächtnis
dies nnd das abzupfte, es mit seineu Aufschrcibnngen
verbünde nnd „vin Drnckerschwürze" zur weiteren Kemitnis
brächte, als Ausschmuck einer förmlicheii Chronik der
Turchsührung des riesigen Werkes. Er hat es mir srüher
einmal halbwegs versprochen, aber dabei blieb es, und ich
nehme mir bei dieser Gelegenheit die Freiheit, ihn zu
erinnern, man erführe gerne, wie sich Ludwig hie und da
ernst oder anders gegen ihn verlauten ließ, mittierweile er es
niit anderen, wenn sie ihm zu Wnrf kameii, in „Pvly-
chromer" Fürbung seiner Laune nnd bei nicht selten „ein
wenig abgekcippter Aussprache" in verschiedencn Betreffeu
gleichauf hielt.
Was sich in letzter Beziehung von Ausenthalten
.Ludwigs in Rom erinnerungsweise erhalten hat, dürfte
wieder ein selbständiges kleines Buch geben. Meine
eigenen nnd vieler anderweitige Notizen köunten eiu solches
wohl ermöglichen, nnd ich nahm es mir einmcil vor, aber
es scheint, ich halte es mit mir, wie Freund Miller gegen
mich! Kürzab, es fehlte da nicht an sonderlich mcirkierenden
Aussprüchen Ludwigs zu den edlen Lcindschaftern Koch,
Reinhardt u. a., so an die Schöpfer naturatmender
großer und weniger großer Genrebilder, wie der Meister
Riedel und Weller, anch nicht an Erinnerungen
des näheren Verkehrs auf „Villa Malta" oder an
den bekannten gewöhnlichen Znsammenkuiiftsorten der
Künstler und bei Festen an anderen Orten unter sich oder
dem König zu Ehren.
(Schluß im nächsten Heft)
 
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