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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Pecht, Friedrich: Karl von Piloty
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0417

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Nekrolog von Fr. Pecht

Z2Y

angehören. Von Natur aus zu düsterer Weltanschauung geneigt, zog er bald die tragischen Stoffe allen anderen
vor, der Untergang des Edeln und Hohen im Kampf des Lebens und der Drang, ihm wenigstens im Kunst-
werk den verdienten Triumph zu sichern, bildet den Jnhalt fast aller seiner Bilder so weit er sich die Stoffe
derseben wählen konnte. Selbst seine Färbung hatte, besonders in seinen früheren Werken durchweg etwas
schwärzliches, den Spaniern entlehntes und erst Makarts Farbenpracht veranlaßte ihn, in dieser Richtung einige
Zugeständnisse zn machen. Sein großes Talent trat dann anch hier entschieden hervor. Allerdings ist das-
selbe mehr anf die schöne Gestaltung der äußeren Erscheinnng als auf die Darstellung des tiefsten Seelenlebens
gerichtet. Gerade dadurch aber ward er der Münchener Schnle so außerordentlich nützlich, daß er sie endlich von
dem rein gedanklichen Wege, anf den sie sich zn verlieren drohte, wieder auf den des Strebens nach Schönheit
der malerischen Erscheinung, zurückgeführt hat, den sie ganz aufgegeben und vergessen hatte, daß Knnst vor allem
jenes Vermögen ist, das uns lehrt, den Dingen eine schöne Form zu geben. Am glänzendsten hat er dies
nnstreitig in seinem berühmten Rathausbild bewiesen, welches allein ausreichen würde, seinem Namen die Un-
vergänglichkeit zu sichern, gerade weil das Verdienst desselben ein ausschließlich malerisches, nicht vom Gegen-
stand oder der aus demselben entspringenden Moral geborgtes ist. Dafür gibt er aber eine lange Reihe zum
Teil hochinteressanter Jndividuen mit voller Lebenswahrheit und in der ganzen Schönheit ihrer malerischen
Erscheinung nnd erfüllt uns dadnrch mit Achtung vor einer bisher nicht genug gewürdigten Vergangenheit.
Aber auch nach dieser Seite hin ist Pilotys Verdienst groß: daß er sich niemals in jener Verkehrung
der sittlichen Begriffe gefiel, welche die Liederlichkeit und Verderbtheit schön, die Tugend einfältig nnd häßlich
darzustellen liebt, sondern daß seiner gesunden Empfindung die schöne Form vor allem zum Ausdruck der
Seelenschönheit diente.
Je schwieriger es aber sein dürfte, einen Pilotys würdigen Nachfolger zu finden, um so mehr drängt
sich der Gedanke auf, daß es viel besser wäre, dies überhanpt ganz zu unterlassen und der Akademie nie mehr
einen Direktor ans Lebenszeit, sondern nur alljährlich wechselnde Vorstände, wie bei den Universitäten zu
geben, um sie vor jeder Einseitigkeit zu bewahren, die gerade bei den begabtesten nnd berühmtesten Leitern am
nächsten liegt. Man hat deshalb in Wien und Dresden, wie Düsseldorf oder Paris, die Einrichtung der
ständigen Direktoren längst anfgehoben und es wäre gerade jetzt die günstigste Gelegenheit, dies endlich auch
bei uns zu thun.


Larl von Piloly auf ürm crolrnbrllr.
 
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