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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen, Sammlungen, etc. - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Vom Kunstmarkt - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0432

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Denkmäler - Ausstellungen, Sammlungen ic. — vermischte Nachrichten Z-^l

sterium für Kirchen- nnd Schulangelegenheiten einen Wettbewerb
zur Erlangung von Modellen ausschreibeu.
v. V. Wien. (Tegetthoff-Denkmal.) Wir besitzen
nun zwei Denkmäler, welche den Seehelden von Lissa verherr-
lichen, in Pola und in Wien. Beide haben Meister Carl
Kun dmann zum Schöpfer. Das erste wurde am 20. Juli 1877
am elften Jahrestage des denkwnrdigen Sieges, in Pola enthiilltz
das Wiener Tegetthosf-Denkmal steht fertig in emem Bretterhause
auf dem Praterstern, wv siebeu große Strasten zusammenmiinden
nnd harrt der Enthnllung, welche in den ersten Herbsttagen statt-
finden diirfte. Seit 1871 schon wurde das hiesige Moimment
für den. im 41. Lebensjahre heimgegangenen kühnen Flotten-
sührer Osterreichs geplant. Die Koiikurrenz brachte kein beftie-
digendes Ergebnis und man betraute Äundnianii, den Ruhnies-
genossen Znmbuschs in Wien, mit Entwurf und Ausführung.
Das Wiener Monument läßt das Pvlaner an Kühnheit und
Originalität des Entwuifs weit hinter sich. Die Hauptgestalt
hat zwar dasselbe Verhältnis ill F-ust hoch), ist jedoch noch
lebeusvoller aufgefastt. Der Ansban, welcher in Pola den üblichen
Monumentalsockel nnt den unvermeidlichen flankierenden allego-
lischen Kolossalgestalten, allerdings voll Ausdruck und Krast,
aufweist, ist heim Wiener Entwurfe nngleich grost- und eigenartiger.
Ans grainlenein Ilnterbau erhebt sich ein stilvoll profiiierter Sockel,
vou dem sich eiue mächtige, nach vben sich verjüngende, an die
Lrojanssäule — dieses kaum zu uuigehende Vvrbilö — gemah
nende Maimorsäule über 72 Futz hoch einporschwingt. Sie mistt
fünf Schuh im Durchmesser und ist hvchst malerisch geschmückt.
Am Fuste mit eineni breiten Lorbeerwulste uinwunden, zeigt sie
in entsprechenden dlbständen auf den beiden Seiten je drei niächtig
ausspriugende bronzene Schiffsschnäbel, die in nach oben sich ver-
jüngende Viktorien auslaufen und als Zierinotive den Pojeidon,
das Meerrost nnd drei Delphine aufweisen; Schisssembleme sind
in den Zwischenräumen angebrachl nnd aus dem rnnden Sockel
der Kapitnlplatte oben steht das Standbild des AdmiralS, ent-
blostten Hauptes, den Säbel in der Linken, leicht vvrtretend und
iiiit dem Fernrohr aus den Feind hindeutend. Die Bildnis-
ähnlichkeit ist frappant, der Ansdruck lebendig, die Gebärde aus-
drucksvoll. ja dramatisch. Ter kräftig betonte Sockel aus Ster-
zinger Marmor, welcher diese Prachtsäule trägt, ist mit Trophäen
geschmllckt und von zwei herrlich bewegten, kühn modellierten
Gruppen flankiert, welche Siegesgöltinnen auf von gebüumten
Meerrossen gezogenem Muschelwagcn darstellen, die eine mit gc-
zücktem Speer, die andere mit Lorbeer und Posaune, der Kampf
und Sieg. Adler mit Eichengewindeu, Muschelsestons u. s. w.
erhöhen die dekorative Wirkung des Sockels nnd des Süulcn-
postanientes. Vorn liesl man in Marinor auf dem Postameute:
OWilhelm von Tegetthoff" und rückwärts: „Dem heldeumütigeii
L-ieger seine dankbaren Mitbürger." Die zwei Kriegsdaten:
„Lissa^20. Juli 1866" und „Helgoland 9. Mai 1864" sind auf
mit Tritonen geschmückten Taseln unter den Trophäengruppen
vorn nnd rückwärts aufgezeichnet. Der schöne reine Gnst ist wie
vor neun Jahren jener des Polaner Tegetthost-Denkmals ans
der k. k. Erzgießerei nnter der Leitung Röhlichs und Pönningers
hervorgegangen.
8t. Nnrnberg. Das Denkmal für den Seefahrer und
Geographen Martin Behaim, welches ursprünglich für den
Stadtpark und in INarmvrausführung geplant war, wird uun
in Bronze hergestellt und soll seine dlufstellung innerhalb der
Ltadt sinden. Jn letzter Zeit hatte eine Komission niit der
ausgeschnitteneii Silhvuette nach dein Denknialsentwurs des Prof.
Nöstner Versnche genicicht, einen passenden Platz zu finden nnd
sich sür den Theresienplatz ausgesprochen. Die städtischen Behörden
haben diesen Vorschlag angenommen. Ein komischer Vorschlag
war, das Tenknial auf dem engen Fünferplatz aufzustellen, weil
dort der neue Anbau des Rathauses mit der gotischen Fassade
Essenweins einen passenden Hintergrnnd bilden solle. Die
Nürnberger Gotiker hatten denn auch sogleich herausgefunden,
dast das Denkmal alsdann einen gotischen Sockel bekoinmen inüsse
um mit der llmgebung zu harmouieren, und weil Behaim iu
Ritterrüstung dargestellt sei.
Bei der Frage, ob dieses Tenkmal in Mannor oder Bronze
auszusühren sei, hat auch die allgemein wichtige Angelegenheit
der Verschmutzung und Verderbnis der Bronzedenkmale durch den
Verkehr und der Verwendung von Iteinkohlen als Brennmaterial
in unseren grösteren Städten mitgesprochen. Der praktische Ver-
such, durch zeitweilige Reinigung diesem Berkümmern der Bronze-
denkmale entgegen zn wirken, wurde in Nürnberg gemacht und
zwar zuerst am Krauster'schen Denkmal des Hans Sachs. Leider

ist die Farbe sehr messingartig geworden, was seinen Grund
vielleicht in der Metallzusamniensetzuug hat; auch einige Gust-
schäden sind dadurch zum Vorschein gekomnien, die sich trotz der
Anwendung von Bronzepulver selbst dem Laieuauge zeigen. Ein
zweiter Versuch geschah am Albrecht Dürer von Rauch. Auch
hier war derselbe von Erfolg begleitet, wemi es auch nicht ge-
laug, überall allen Schmutz zu beseitigen. Die Metalloberfläche
zeigt jetzt den Begiun einer natürlichen Patüüerung. Die ge-
lungenen Versuche der Reinigung ohne Anwendung von ützenden
Chemikalien rechtfertigt die Annahme, dast durch zeitweilige Säub-
eimng der edle Charakter der Bronze auch an den Denkmalen
unserer Zeit sichtbar erhalten bleiben kanu. Jn Nürnberg svllen
jetzt allinonatlich die Bronzedeiikmale der Stadt mit Wasser tüchtig
abgespült werden.
Znr Zeit ist die iu Bronze hergestellte Audrvmeda von Hirt
in München, dieselbe, welche sich in Marmor gegenwärtig iu
der Jubiläumsausstellung in Berlin befindel, in der permauenten
Ausstelluiig des Bairischen Gewerbcniuseunis zu sehen. Der
Guß, in der Lehrwerkstätte dieses Jnstitutes ausgeführt, ist vor-
züglich gelungen. Auster der Wegnahine der Gustnühte und der
Montierungsarbeit ist keine Ciselierung angewendet. Die Gust-
wände dieser nahezu ein und dreiviertel Meter hohen Statue
sind sehr dünn, so daß beim Aufschlagen mit dem Fingerknöchel
das Metall hell tönt. Die Patinieruiig ist braun nnd schön
metallisch, uur an einzelnen Stellen erscheint die Farbe schwärzlich.

Ausstellungen, Suiumluugeu rtr.
o. e. Die „Soclete ckes arllstes trantzais" wird bezüglich
der Annahme und Klassisizierung der für den „Salon" ein-
gelieserten Gemälde eine Modifikatiou ihres Reglements vor-
uehmeii. Man hat leider zu spät in dieseni Jahre bemerkt, dast
verschiedeue Künstler ihren Einsendungen die Notiz: „Außerhalb
der Konkurrenz" beigefügt haben, ohne dast sie jemals vorher die
geringste 4luszeichnung erhalten hätten, eiu Uuistand, der alleiu
von der Vorprüfung für die ilufnahme in den Salon entbindet.
vm Jm Wiener Künstlerhaus wird von 1. Dezember dieses
bis zum 31. Jauuar nächsten Jahres die erste „Jnteruationale
Jahresausstellnng der Graphischen Künste", arrangiert
von der Gesellschaft für vervielfälligende Kunst, stattfinden.
Dieselben wird alle Zweige der graphischeu Künste unifassen und
sowohl Stiche, Radierungen, Lithographien, Holzschnitte als illu-
strierte oder kunstwisseuschaftliche Werke und mechauische (photo-
graphische, chemisch-techuische cc.) Reproduküonen zur Anschauung
bringeu. Eiiisendungeu werden bis zum 30. Semptember entgegen-
genommeii. Nähere Jnformationen erteilt die skanzlei der Gesell-
schaft, Magdalenenstraße 26.
O. L. Also doch! Wir entgehen ihr nicht, der während
des Salons verunglückten Ausstellung der Zurückgewiesenen. 4lm
18. August wird in zwei der auf deni Fleck, wo früher der
Tiülerieupalast sich befand, stehenden Schuppen, diese jurylose
Gesellschaft die Ausstellung eröffnen. Anineldungeii sind an Herrn
V. Sardey, den Delegierten der Ülusstellung: Tuileries, Bätiment B.
zu richten.
sst Zur Berichtigung der Notiz über die Hamburger
Kunsthalle auf Seite 308 (Heft 21) unseres Blattes bemerken
wir, daß Herr G. C. Schwabe behufs Herstellung zweckinäßiger
Räume zur Ausnahrne seiner der Vaterstadt geschenkten herrlichen
Gemäldesaininlung M. 120,000 zur Verfügung gestellt hat. Der
Senat und die Bürgerschaft Hamburgs haben für den Umbau
resp. Erweiterungsbau der Kunsthalle M. 300,000 bewilligt, so
dast die Bausunime im ganzen M. 420,000 beträgt.
Vrrmischte Nachrichtrn
O. L. Der französische Kriegsnünister General Boulanger
spielt nun auch seine Rolle auf dem Gebiete der Kunst. Er
scheint nämlich der Ansicht zu sein, daß, wie die Schüler au d:n
in den Klasseu herninhängenden Landkarten, an den historischen
Tabellen, an den naturgeschichtlichen Zeichnungen, Geographie,
Geschichte und Naturkunde lernen, der Soldat an Bildern aus
der ruhnireichen Nergangenheit des Armeekorps, dem er angehört,
wenn er sie täglich in der Kaserne vor Augen hat, Mut stuüieren
kann. General Boulanger hat die Ofstziere der historischen Ab-
teilung des Generalstabes beauflragt, zu illustrierende Kriegsfakta
aufzusuchen, die thatsächlichsten Episoden des Kainpfes genau zu
beschreiben und durchaus genaue Untersuchungen über die Unisorni
 
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