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Der Kunstfreund — Band 1.1874

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Die Concurrenz-Entwürfe zum Schlesischen Provinzialmuseum in Breslau
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Ueber vervielfältigende Kunst [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0017

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den Raum der alten Festungswerke erstandenen Paläste des neuen Wien
auszeichnet und von der fruchtbaren Regsamkeit der jungen Wiener Archi-
tektenschule Zeugniss ablegt. Einer derselben scheint sich besonders des
Beifalls des sehr zahlreich die Ausstellung besuchenden Publikums zu er-
freuen. Ferner ist ein Breslauer Project sehr werth einer eingehenderen
Prüfung, und endlich traten mit einem nicht zu unterschätzenden Siegesbe-
wusstsein mehrere Berliner Arbeiten auf, die geistvoll durchdacht sind und
in ihrer sehr gefälligen, technischen Ausführung jenes erlaubte Raffinement
zur Schau tragen, das die Verbindung mehrerer, nach verschiedenen Rich-
tungen hin excellirender, künstlerischer Kräfte zu erzeugen pflegt. Die in
dem Concurrenz-Ausschreiben enthalten gewesene Andeutung, dass die Anwen-
dung einfacher, classischer Formen vorzugsweise erwünscht wäre, hat Erfolg ge-
habt, die meisten Arbeiten bewegen sich in den gewünschten Formen, doch haben
sich die Anhänger der Renaissance keinesweges, und mit Recht, für ausge-
schlossen gehalten, sondern gleichfalls eine Reihe höchst interessanter Ent-
würfe beigebracht, an denen Motive aus der besten Zeit dieses Kunststils
mit Geschick und Geschmack benutzt und die Klippe des Ueberlaclenen glück-
lich vermieden worden ist. Ein Entwurf reizt in eigenthümlicher Weise
durch die Kühnheit, mit welcher das projectirte Museum sich äusserlich
als ein in grandioser Einfachheit einstöckig gebildetes Gebäude präsentirt,
während es in Wirklichkeit zweistöckig ist, was dadurch verborgen bleibt,
dass das nur für Oberlicht berechnete, für die Gemäldesammlung bestimmte
zweite Stockwerk nach Aussen hin nicht angedeutet, man möchte sagen
„architektonisch todtgeschwiegen“ worden ist. — Indem wir uns Vorbehal-
ten seiner Zeit das Resultat der Jurybeschlüsse mitzutheilen und die preis-
gekrönten Arbeiten eingehender zu schildern, möge diese Notiz eine Auf-
reihung der ausgestellten Einsendungen beschliessen; 1) 9 Blätter bez. „Ar-
tibus“, 2) 10 Bl. bez.: „Der Völker Macht und Geist zeigt sich in ihren
Werken“, 3) 6 Bl. bez.: „Gott und Vaterland!“, 4) 13 Bl. bez.: „1763“,
5) 12 Bl. bez.: „Z.“, 6) 8 Bl. bez.: „Phidias“, 7) 3 Bl. bez.: „Gutta cavat
lapidem“, 8) 10 Bl. bez.: „Wratislaviae“, 9) 5 Bl. bez.: „Wie will man
aber von dem Ende der Kunst einen Begriff geben?“, 10) 10 Bl. bez.:
„Spero“, 11) 7 Bl. bez.: „Artis in honorem“, 12) 9 Bl. bez.: „Für Kunst
und Wissensmacht hab’ ich’s erdacht“, 13) 9 Bl. bez.: „In aller Eil’“,
14) 8 Bl. bez.: „Artibus“, 15) 4 Bl. bez.: „Spes“, 16) 12 Bl. bez.: „Silesia“,
17) 10 Bl. bez.: „Scizze“, 18) 10 Bl. bez.: „Der Mühe Lohn ist die Freude
am Schaffen“, 19) 13 Bl. bez.: „Zobten“, 20) 9 Bl. bez.: „Quid sit futurum
cras fuge quaerere“, 21) 9 Bl. bez.: „Dem Jugendspielplatze“, 22) 10 Bl.
bez.: „F. R.“, 23) 6 Bl. bez.: „Eigne Kunst ist eigen Leben“, 24) 9 Bl.
bez.: „Renaissance“, 25) 10 Bl. bez.: „Saxa loquuntur“, 26) 10 Bl. bez.:
„Der Kunst“, 27) 23 Bl. (Doppelproject) bez.: „Der Kunst das Beste“, in
Summa also 254 Blätter.

lieber vervielfältigende Kunst.
Richtiges Erkennen und Empfinden der Kunstwerke ist nicht Folge des
„guten Geschmacks“, wie eine viel verbreitete Ansicht lehrt, sondern Folge
der Erziehung. Beweiss dafür ist die Thatsache , dass man sehr häufig
Künstler findet, welche in ihrer Kunst bedeutendes leisten, auf dem Gebiete
einer andern Kunst aber an den trivialsten Erzeugnissen Gefallen finden.
Kinder, wie auch reifere Menschen, denen in Kunstsachen die Erziehung
 
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