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Der Kunstfreund — Band 1.1874

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Ueber vervielfältigende Kunst [1]
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Ueber Gesangsvereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0021

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gewiesen, bleibt uns noch zur vollen Werthschätzung dieser Kunst der
Hinweis auf ihre Bedeutung als Mittel ein Studium der bedeutendsten
Künstler und ihrer Werke zu ermöglichen. Nur der kleinen Minderzahl der
kunstliebenden Welt ist es durch ihre Verhältnisse gestattet die Original-
Werke der älteren Meister an Ort und Stelle zu studiren. Die Mehrzahl
der Künstler und Kunstfreunde muss es sich genügen lassen diese Werke
in der Nachbildung durch den Kupferstich kennen zu lernen. Auch hier
wieder ist es einzig die Linienmanier, welche im Stande ist die Originale zu
ersetzen und uns ein Bild in voller Bildwirkung wiederzugeben, alle anderen
Manieren konnten und können nur annähernd Aehnliches erreichen.
Die Blüthezeit der Kupferstechkunst ist das vorige Jahrhundert, sie
ragt in einzelnen Erscheinungen noch in unser Jahrhundert, ja selbst noch
in unsere Zeit hinein.
Die Technik der Kupferstechkunst hat in unserer Zeit keine weitere
Fortentwickelung erlebt, wie die Technik der Malerei, welche gewaltig fort-
geschritten ist. Im Gegentheil, Stiche, welche mit solcher Freiheit der
Technik und solcher Beherrschung der Mittel hervorgebracht sind,' wie die
Werke Gerhard Edelinck’s und Schmidt’s, haben wir in unserer Zeit nicht
mehr aufzuweisen. Nach einer andern Richtung hin hat aber die Kupfer-
stechkunst eine Stufe der Vollkommenheit erreicht, auf welcher sie die
Kunst des vorigen Jahrhunderts überstrahlt, das ist eine delikatere Behand-
lung der Platte und des Druckes, ein Verdienst der Mandel’sehen Schule.
Durch diese Vortheile sind wir heute doch im Stande dem Besten aller
Zeiten einzelne Werke gegenüberzustellen, welche noch eine fortschrittliche
Entwickelung deutlich zeigen. Die Kupferstechkunst wird aber heute nur
von sehr wenigen Künstlern gepflegt, welche noch den Muth haben sie auf-
recht zu erhalten, und an der Spitze dieser Wenigen arbeitet Mandel, der
grösste Meister unserer Zeit noch mit voller Kraft seiner grossen künst-
lerischen Begabung. Nur von Wenigen erkannt und geschützt scheint diese
edelste Gattung der vervielfältigenden Kunst bald dem Mangel an wahrer
Kunstbildung unserer Zeit unterliegen zu müssen, wenn nicht der Staat
sich ihrer annimmt, und ihr eine bleibende Stätte unter den Lebenden
anweist.
Von den verschiedenen Gattungen der Kupferstechkunst haben sich
äusser der Linienmanier nur zwei bis auf die heutige Zeit erhalten, es sind
dies: die schwarze Kunst oder Schabe-Manier, und die Radierung.
Die schwarze Knust ist diejenige Manier, welche sich am meisten im
Kunsthandel erhalten hat, während die Kunst des Radierens und Aetzens
jetzt nicht mehr die grosse Bedeutung findet, welche sie im vergangenen
Jahrhundert hatte. Sie diente als Mittel der Illustration und wurde ihrer
leicht zu handhabenden Technik wegen auch von Malern geübt, wie heute
das Zeichnen für den Holzschnitt.
(Fortsetzung folgt.)
lieber Gesangvereine.
I.
Eine oft wiederholte Behauptung sagt, dass nicht vier Deutsche irgendwo
in fremden Landen zusammen leben könnten, ohne einen Gesangverein zu
bilden. Die Thatsache, dass fast überall, wo deutsche Civilisation sich eine
Heimstätte zu begründen sucht, auch die deutsche Musik, speciell der
 
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