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Der Kunstfreund — Band 1.1874

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Literarische Rundschau
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Ehrenbezeugungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0082

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mirt, indem er etwas schön zu finden wagt. Da reservirt er sein Urtheil und sein
Geld und bestellt bei dem Künstler etwas, das er „beurtheilen“ kann —■ weil’s
schon im Voraus von den officiellen Richtern des guten Geschmacks patentirt ist.“
— Er holt sich also erst beim gestrengen Herrn Kritiker die Erlaubniss, bewundern
zu dürfen, eine Erlaubniss, die dieser sich wohl hütet, bei Lebzeiten des Künstlers
zu ertheilen, damit er seine eigene Autorität nicht compromittire — es müsste denn
sein, dass er eine Legion hinter sich hätte; das kann er aber nur bei guten Mittel-
mässigkeiten, welche allein auf augenblickliche ausgedehnte Anerkennung rechnen
können, nie bei Werken des wahren Genie’s.“ —
Nun Hand auf’s Herz, lieber Leser, wirken alle diese Citate nicht wie Ohr-
feigen, nein wie Keulenschläge auf einen Jeden, der es mit der Kunst ernst meint?
Wahrlich, der Verleger hat nicht Unrecht, „das Büchlein sollte in keinem Atelier
fehlen“, wir fügen hinzu: in keinem Studirstübchen eines Künstlers, mag er sein,
wer er wolle. Aber auch der Schriftsteller, namentlich der sehr ehrbare Herr
Kritiker, sollte ihm ein hervorragendes Plätzchen auf seinem Büchertisch einräumen.
Jede beliebige Seite liefert ihm zündende Schlagworte zu beliebigem Gebrauch in
ergiebigster Fülle, Schlagworte, die unantastbar sind und die einen entschiedenen
Werth besitzen, wenn auch im Ganzen ein pessimistischer Zug durch das Werk
geht, dem wir nicht immer beipflichten können. — Schliesslich noch ein Trost für
die Jünger der edlen Frau Musika. Spricht der ästhetische Ketzer auch der jetzi-
gen deutschen bildenden Kunst die eigentliche Berechtigung ab und harrt sehn-
süchtig auf den Messias, so scheint ihm doch in der tönenden Kunst der Erlöser
erstanden zu sein und zwar in Richard Wagner! Nun, Ihr Herren Musiker, ist das
kein Trost? Er sollte es sein, aber noch seid Ihr vom ungläubigen Saulus nicht
zum gläubigen Paulus geworden! — Noch fürchtet Ihr Euch, „Eure eigene Auto-
rität zu compromittiren, wenn Ihr den genialen Künstler bei seinen Lebzeiten an-
erkennt. Wie Vielen von Euch ist auch heute noch nur die gute Mittelmässigkeit,
nicht aber das Werk des wahren Genie’s verständlich?“
Darum lest die Briefe des ästhetischen Ketzers, (der von Euch eine so gute
Meinung hat und naiver Weise glaubt, dass Ihr Wagner schon nach dreissig Jahren
wegen „seines grossen Verdienstes unwillig anerkennt“) leset sie andächtig durch
und dann geht in Euch und thut Busse.

Ehrenbezeugungen.
Die Hofopernsänger Niemann und Betz in Berlin haben vom König von Preussen
das Prädicat „Kammersänger“ erhalten.
Bei dem Ordensfeste am 18. Januar wurden: Robert Franz in Halle der rothe
Adlerorden 4. Klasse, Musikdirector Kotzolt und Kammermusiker Vidal in Berlin der
K. Kronenorden 4. Klasse verliehen.
Der Cantor und Organist Neumann in Gollnow hat den Adler des K. Hausordens
von Hohenzollern erhalten.
Der Grossherzog von Meiningen verlieh Hans von Bülow das Comthurkreuz.
Der Kaiser von Oesterreich hat Dr. Franz Liszt das Comthurkreuz des Franz
Josephordens und Professor Dr. 0. Paul in Leipzig das Ritterkreuz desselben Ordens
verliehen.
Der Sänger C. Hill in Schwerin hat vom König von Dänemark die grosse goldene
Medaille „ingenio et arti“ am Bande des Danebrog-Ordens verliehen erhalten.
Der König Ludwig II. von Bayern hat Richard Wagner und Johannes Brahms
den Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft verliehen.
 
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