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der Buhne herab jubeln gemacht hat, würde ihn unsterblich gemacht haben.
Fort und fort werden seine Werke die Menschheit ergötzen und über die
Misere des alltäglichen Lebens hinwegheben, darum: Friede seiner Asche
und Segen seinem Andenken!
lieber vervielfältigende Kunst.
v.
Bei Betrachtung der verschiedenen Kunstgattungen, namentlich auf dem
Gebiete der bildenden Künste, fällt es in’s Auge, dass bedeutendere Meister
mit ihrer besonders vorzüglichen Begabung niemals allein gestanden haben.
Sie gingen immer aus Schulen hervor, deren Vortheile sie sich zu eigen
machten, denen sie die Grundlage ihres Könnens verdankten. 'Führte sie
dann ihr eigener Entwickelungsgang, sowie ihr Genie über das Können ihrer
Zeit hinaus, so wurden sie die Urheber neuer Schulen. Die Kunstgeschichte
theilte solche verschiedene Epochen in nationale Schulen ein, und grenzte die
jeweilige Dauer dieser Schulen, der besseren Uebersicht wegen, in bestimmte
Zeitabschnitte ab. Die Kupferstechkunst bietet uns dieselben Erscheinungen,
sie ist die einzige Gattung der vervielfältigenden Kunst, welche die Kunst-
geschichte auch in nationale Schulen eingetheilt hat. Den Alten war die
Kupferstechkunst nicht bekannt, doch hatte der Kupferstich bedeutende Vor-
gänger an jenen, in Metall gravirten Zeichnungen, die in den Zeiten des
Alterthums (besonders bei den Etruskern) und im Mittelalter häufig zur
Ausführung gelangten. Die ersten Spuren von Abdrücken von Motall-
platten finden sich in Oberitalien, wo schon sehr früh die Goldschmiede
von ihren Nielloarbeiten vor dem Einlassen des Niello in die ge-
stochene Arbeit Abdrücke in Schwefel, und später auch in Papier
machten, jedoch nur als Proben ihrer niellirten Arbeiten. Die Niellen sind
Gravirungen, in welchen die vertieften Striche mit einer dunklen Schmelz-
masse ausgefüllt wurden, und die in kleinem Massstabe ausgeführt, zur De-
coration verschiedenen Goräthes dienten. So häufig indess solche Arbeiten
waren, so scheint man doch nicht viel vor der Mitte des fünfzehnten Jahr-
hunderts den Gedanken, dass dieselben zum Abdrucke geeignet seien, auf-
gefasst zu haben. Der Holzschnitt gab ohne Zweifel hierzu den nächsten
Anlass, wie er denn auch die Aufmerksamkeit jener Zeit auf die Ausbildung
der vervielfältigenden Darstellungsmittel richtete. Ein solcher Abdruck, den
der Florentiner Goldschmied Thomas Einiguerra im Jahre 1452 machte,
findet sich noch im Kupferstich-Cabinet zu Paris, es ist der Abdruck einer
kleinen, künstlerisch geschmückten Metallplatte, für die Kirche S. Giovanni
in Florenz gefertigt, und die Krönung Mariä darstellend; er wurde dadurch ge-
wonnen, dass der Goldschmied, vor dem Einbrennen jener Schmelzmasse, die
Gravirung mit einer flüssigen Schwärze ausfüllte, auf einem Schwefelabguss
fixirte, dann auf Papier abdruckte. Es bleibt aber zweifelhaft, wem die
Kunstgeschichte die Erfindung zuschreiben darf, und ist wahrscheinlicher,
dass gleichzeitig in verschiedenen Ländern die ersten Versuche des Ab-
druckens zum Zwecke der Vervielfältigung gemacht wurden. In Deutschland
findet sich die grössere Mehrzahl älterer Kupferstiche die zum Theil noch
der Buhne herab jubeln gemacht hat, würde ihn unsterblich gemacht haben.
Fort und fort werden seine Werke die Menschheit ergötzen und über die
Misere des alltäglichen Lebens hinwegheben, darum: Friede seiner Asche
und Segen seinem Andenken!
lieber vervielfältigende Kunst.
v.
Bei Betrachtung der verschiedenen Kunstgattungen, namentlich auf dem
Gebiete der bildenden Künste, fällt es in’s Auge, dass bedeutendere Meister
mit ihrer besonders vorzüglichen Begabung niemals allein gestanden haben.
Sie gingen immer aus Schulen hervor, deren Vortheile sie sich zu eigen
machten, denen sie die Grundlage ihres Könnens verdankten. 'Führte sie
dann ihr eigener Entwickelungsgang, sowie ihr Genie über das Können ihrer
Zeit hinaus, so wurden sie die Urheber neuer Schulen. Die Kunstgeschichte
theilte solche verschiedene Epochen in nationale Schulen ein, und grenzte die
jeweilige Dauer dieser Schulen, der besseren Uebersicht wegen, in bestimmte
Zeitabschnitte ab. Die Kupferstechkunst bietet uns dieselben Erscheinungen,
sie ist die einzige Gattung der vervielfältigenden Kunst, welche die Kunst-
geschichte auch in nationale Schulen eingetheilt hat. Den Alten war die
Kupferstechkunst nicht bekannt, doch hatte der Kupferstich bedeutende Vor-
gänger an jenen, in Metall gravirten Zeichnungen, die in den Zeiten des
Alterthums (besonders bei den Etruskern) und im Mittelalter häufig zur
Ausführung gelangten. Die ersten Spuren von Abdrücken von Motall-
platten finden sich in Oberitalien, wo schon sehr früh die Goldschmiede
von ihren Nielloarbeiten vor dem Einlassen des Niello in die ge-
stochene Arbeit Abdrücke in Schwefel, und später auch in Papier
machten, jedoch nur als Proben ihrer niellirten Arbeiten. Die Niellen sind
Gravirungen, in welchen die vertieften Striche mit einer dunklen Schmelz-
masse ausgefüllt wurden, und die in kleinem Massstabe ausgeführt, zur De-
coration verschiedenen Goräthes dienten. So häufig indess solche Arbeiten
waren, so scheint man doch nicht viel vor der Mitte des fünfzehnten Jahr-
hunderts den Gedanken, dass dieselben zum Abdrucke geeignet seien, auf-
gefasst zu haben. Der Holzschnitt gab ohne Zweifel hierzu den nächsten
Anlass, wie er denn auch die Aufmerksamkeit jener Zeit auf die Ausbildung
der vervielfältigenden Darstellungsmittel richtete. Ein solcher Abdruck, den
der Florentiner Goldschmied Thomas Einiguerra im Jahre 1452 machte,
findet sich noch im Kupferstich-Cabinet zu Paris, es ist der Abdruck einer
kleinen, künstlerisch geschmückten Metallplatte, für die Kirche S. Giovanni
in Florenz gefertigt, und die Krönung Mariä darstellend; er wurde dadurch ge-
wonnen, dass der Goldschmied, vor dem Einbrennen jener Schmelzmasse, die
Gravirung mit einer flüssigen Schwärze ausfüllte, auf einem Schwefelabguss
fixirte, dann auf Papier abdruckte. Es bleibt aber zweifelhaft, wem die
Kunstgeschichte die Erfindung zuschreiben darf, und ist wahrscheinlicher,
dass gleichzeitig in verschiedenen Ländern die ersten Versuche des Ab-
druckens zum Zwecke der Vervielfältigung gemacht wurden. In Deutschland
findet sich die grössere Mehrzahl älterer Kupferstiche die zum Theil noch