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Der Kunstfreund — Band 1.1874

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Hoffmann von Fallersleben [2]
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Die Fortsetzung der "Ahnen"
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https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0088

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82

Und Du fielst! — Aus Deinen Händen
Sank des Liedes Feldherrnstab!
Uns’re letzten Grüsse senden
Trauernd wir dem Dichtergrab:
Aber dann! Wie Donner hall’ es!
Steig’ der Schwur zum Sternenzelt:
Deutschland, Deutschland über Alles,
Ueber Alles in der Welt!

Die Fortsetzung der „Ahnen“.
(„Die Ahnen“, Roman von Gustav Freytag; zweite Abtheilung: „Das Nest der Zaun-
könige“. Leipzig, Verlag von S. Hirzel.)
Der zweite Band von Gustav Freytag’s Romanwerk wird Vielen im
Deutschen Lande eine liebe Weihnachtsfreude gewesen sein, jedem Leser
aber des vorzüglichen Werkes wird mit uns der* lebhafte Wunsch immer
reger werden, dass das Wort der Vorrede zur Wahrheit werden möge: „Das
Werk soll, wenn dem Verfasser die Kraft und die Freude an der Arbeit
dauert, allmälig bis zu dem letzten Enkel fortgeführt werden.“ Schreiber
dieses weiss wenigstens kein Werk der neueren Romanliteratur, dem er so
gern und unbedingt den Namen eines deutschen National Werkes geben möchte,
als den „Ahnen“. Wenn wir nun im Nachfolgenden zunächst, um eine Grund-
lage für unsere Betrachtungen zu gewinnen, dem Leser eine Skizze der Hand-
lung des Romanes zu geben versuchen, so müssen wir hierbei allerdings die
Bekanntschaft mit der ersten Abtheilung „Ingo und Ingraban“ voraussetzen.
Es ist dies ein Anspruch, den man wohl selten mit solchem Vertrauen stellen
darf, als gerade hier, denn die bedeutende Verbreitung jenes ersten Bandes
im deutschen Publikum, die unter allen deutschen Romanen neuerer Zeit
wol einzig dasteht, berechtigt uns dazu.
Das „Nest der Zaunkönige“ führt uns in den Beginn des elften Jahr-
hunderts. Der letzte Sachsenkönig Heinrich II. hat seit einem Jahr den
Kaiserthron bestiegen. Gleich fast allen Herrschern Deutschlands ist ihm
die Besitzergreifung der Krone nur gelungen durch grosse Lehens- und
Begabungsversprechungen an die Mächtigen der einzelnen Gauen, und da er
diese Versprechungen zu halten nicht vermag oder gewillt ist, so brechen
kaum ein Jahr nach seiner Thronbesteigung gewaltige Empörungen im Lande
aus. Der mächtige Markgraf Hezilo, der Babenberger und mit ihm der
eigene Bruder des Königs, Bruno, Graf Ernst von Oesterreich und die sla-
wischen Herzöge führen ein Heer gegen ihn zu Felde, dem er kaum die
gleiche Macht entgegenzustellen im Stande ist. Mitten in diese Zeit des
Kampfes führt uns der Dichter und schildert uns in frischen Bildern die
Kulturstufe des damaligen Deutschlands; —- es sind, und dies sei hier gleich
betont, um meine Worte nicht missverstanden zu sehen, keineswegs Schil-
derungen, die auch nur einen Augenblick uns den Eindruck zu machen im
Stande wären, als käme es dem Schriftsteller darauf an, kulturgeschichtliche
Studien zur Wiedergabe zu bringen, sondern es ersteht vielmehr jene ganze
Zeit vor uns, belebt und erwärmt durch die Phantasie des Dichters; — die
Handlung leitet uns in das aus der ersten Abtheilung schon bekannte
Thüringer Gebiet. Im Kloster zu Heroldsfeld, das dem Heidenbekehrer
 
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