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Der Kunstfreund — Band 1.1874

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Ueber vervielfältigende Kunst [5]
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Jerusalem, Drama von Hans Herrig
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https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0321

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schränken. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts machte sich eine lebhafte Thä-
tigkeit bemerklich, doch war es meist nur das Bestreben, eine brillante Tech-
nik zu zeigen, ohne geistige Durchdringung des Gegenstandes. Der Bedeu-
tendste unter den englischen Kupferstechern dieser Zeit war Ro bert Strange
(1723—1792), ein guter Nachbilder Tizianischer Compositionen. Äusser ihm
ist Francesco Bartolozzi zu nennen, (1730—1813), ein Ausländer der
aber in England vorzugsweise thätig war. Er führte die Punktir-Manier in
England ein, und übte dadurch auf die Kunst einen verderblichen Einfluss
aus, da in ihrer weiteren Entwickelung diese Manier zu den unnatürlichen
weichlichen Productionen führte, an denen der englische Markt so reich
ist. Ein vortrefflicher Meister im landschaftlichen Fache ist Will. Wo oll et
(geb. 1735).
Werfen wir noch einen Blick auf die Thätigkeit der neueren Zeit auf
dem Gebiete des Kupferstiches, so finden wir die französische Schule vom
fruchtbringendsten Einfluss auf die Fortentwickelung einer glänzenden Technik
und malerischen Wirkung. An französischen Meistern, wie Lignon, Massard,
Richomme, Girodet, Audoin, namentlich aber Desnoy er und Henrique!
Dupont, haben sich die besten unserer Zeit gebildet. In Deutschland finden
wir die Berliner, Düsseldorfer und Münchener Schulen in würdigster Weise
thätig, und Arbeiten wie Keller’s Stich der Raphael’sehen Disputa, sowie
E. Mandel’s zahlreiche und glänzende Reproductionen Raphael’scher und
Tizian’scher Meisterwerke bekunden eine immer noch blühende Epoche neuerer
Kunst. Die englischen Kupferstecher verfielen in unserer Zeit fast gänzlich
in manieristische Ausartung; soviel Bewunderung auch ihre Blätter durch
äussere Eleganz beim grossen Publicum finden, bleibt es doch zu bedauern,
dass sie an den edlen Bestrebungen der besten Meister spurlos vorübergehen.
Mit diesem, im Allgemeinen gegebenen, historischen Ueberblick be-
schliessen wir unsere Betrachtung der Kupferstechkunst, und wünschen, dass
dieselbe dem Liebhaber beim Durchblättern der Mappen grösserer Sammlun-
gen von einigem Nutzen sein möchte.

Jerusalem, Drama von Hans Herrig.
Ein neues Drama, dem Publicum im Druck vorgelegt, heisst, wie unser Dichter es
selbst eingesteht, es in einer Form darbieten, welche für das, was er will, erst an zweiter
Stelle in Betracht kommen sollte. Doch auch unserem Dramatiker ist der Kampf nicht
versagt geblieben mit Direction und Intendantur, und diese „verlorene Liebesmüh“ lässt
ihn für den Augenblick daran verzagen, sein Geisteswerk dem Publicum so wieder vor
Augen führen zu können, wie es ihm beim Schaffen als volles, anschauliches Geschehen
vorschwebte, d. h. von der Bühne herab sich an jenes zu wenden, um die Lectüre seines
Werkes nur gleichsam als Wiederauffrischung des Miterlebten hinzutreten zu lassen.
Herrig’s „Alexander“, sein „Kaiser Friedrich der Rothbart“ haben ja bei ihrem Erscheinen
die vielfachste Anerkennung gefunden ausgenommen einige Intendanten, die sich
„ihre Vornehmheit durch einen steifen Doctrinarismus bequem machen und nach einem ab-
stracten Begriff des Dramas urtheilen“, wofür sie denn auch einer souveränen Ironie des
dramatischen Dichters erliegen, und letzerer ist wold auch überzeugt, dass man wenigstens an
einigen massgebenden Stellen von den freundlichsten Intentionen gegen ihn beseelt ist und
das ihm oft gegebene Versprechen einst halten wird: „aber wer kann fünf Jahre warten
ohne wenigstens etwas mit seinen Productionen anzufangen? Da bleibt eben nur der
Druck — dies zu seiner Entschuldigung.“ (Und das folgende zum Dank dafür!)
 
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