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Der Kunstfreund — Band 1.1874

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Hans Makart. Catharina Cornaro
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Theaterschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.56232#0061

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gelbe Stimmung zieht sich auch durch die meisten Köpfe, welche dadurch
etwas wächsernes, leichenhaftes erhalten. Das Haar der anwesenden weib-
lichen Personen ist prächtig gemalt, aber es ist — Flachs.
Von guter gesunder Wirkung sind die Köpfe zweier Patrizier im Mittel-
gründe des Bildes, welche sich gleichfalls zu dem Schauspiel eingefunden
haben. Es sind zwei hübsche werthvolle Studienköpfe, — eine Theilnahme an
der Handlung ist ihnen indess auch nicht anzumerken. Ebenfalls von guter
Wirkung, sind alle Nebensachen, welche mit bewundernswerther Technik ge-
malt sind, wie wir es ja von Makarts Pinsel gewohnt sind.
Es bleibt uns nur noch übrig, unser Bedauern zu äussern, dass es der
Besitzer des internationalen Kunst-Salons nicht vorgezogen hat, uns die Be-
kanntschaft eines edleren Kunstwerkes zu vermitteln. Von wie unendlich
höherem Werthe wäre es gewesen, wenn es seinen Bemühungen gelungen
wäre, uns Piloti’s „Thusnelda im Triumphzug des Germaniens“ auszustellen,
oder das grossartigste in neuerer Zeit geschaffene Work, Anton von Wer-
ners Siegesbild, dessen Genuss uns durch die ungünstige Aufstellung an dem
Siegesmonumente solrn verkümmert war.
Am Schluss dieser Besprechung noch ein geflügeltes Wort. Wie einst
ein berühmter Componist über die Musik schrieb, möchten wir ausrufen:
Hüten wir die Kunst vor dem
' „Makartthum in der Malerei!“

Theaterschau.
Die Narren sind die vernünftigsten Leute, denn sie haben die Freude
auf ihre Fahne geschrieben. Ich mag nicht Fürstondienor sein! ruft Marquis
Posa, der schon vor dreihundert Jahren für Gedankenfreiheit plaidirte, und
dei’ Kunstfreund spricht es ihm nach, aber wenn er durchaus dienen müsste,
so würde er am liebsten Sr. närrischen Hoheit, dem lustigen Prinzen Car-
neval huldigen und ihm das bischen Weisheit zu Füssen legen, das ihm auf
dieser Welt vielleicht ohne sein Verdienst zu Thoil geworden ist. Prinz
Carneval ist bereits mit Schellenkappe und Peitschen-Scepter nach Berlin
gekommen und hat hier zu seiner grossen Ueberraschung eine zahlreiche
Narrengemeinde vorgefunden. Nun blüht der Blödsinn, und es reift der
Humor; vor ihm rasselte der berühmte Thespiskarren heran, auf welchem da
,,wimmeln in grausem Gemisch“ Trauerspiele, Tragödien, Dramen und Melo-
dramen, dramatische Gedichte, Schauspiele, Lebensbilder und Volksstücke,
Zeit-, Sitten- und Charactergemälde, Lust- und Scherzspiele, dramatische
Scherze und Anecdoten, Proverbes, Causerien, Fastnachts- und Scherzspiele,
Vaudevilles, Blüetten, Possen und Possenspiele, Burlesken, Soloscherze,
Opern, Operetten und Singspiele, und wie sie sich sonst noch nennen
mögen die verschiedenen Geister und Irrlichter der Bühne.
Im Königlichen Schauspielhause, wo gerade die Zeit der sieben
mageren, aus dem Leben des Premierministers von Joseph bekannten Kühe
war, hielt besagter Thespiskarren und dramatischer Omnibus noch am Schluss
des alten Jahres an, und „Ein Afrikareisender“ logirte sich bei Apoll’s
Coulissen Hain am Sylvesterabend ein, wo er leidlich gut aufgenommen
wurde, was ihn zu öfterer Wiederholung seines Besuches veranlasste. Es
heimelte ihn eben dort an; es war dort, wie in Afrika, von Novitäten wüst
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